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Channel: Neurofeedback: Der Blog über Neurofeedbacktherapie
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Kleine Fortsetzung des Netzwerk Kapitels

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Wenn zusätzlicher exzitatorischer Einfluss auf die GPi/SNr Neuronen dazu kommt, steht dem eine hohe STN Aktivität entgegen, die zeitweise die Inhibition des GPi/SNr über den direkten Pfad übertrifft. Auf diese Art und Weise ist die STN Aktivität dazu in der Lage, Prozesse zu verlangsamen und eventuell auch die Disinhibition des Thalamus durch den direkten Pfad zu verhindern, was zu einer Unterbrechung der Weiterleitung eines „Go“ Signals zurück zum Cortex führt.  

Tatsächlich wird eine annormal hohe Aktivität des STN bei der Parkinson Erkrankung beobachtet, die mit den verlangsamten Bewegungen des Patienten bei dieser Erkrankung zusammenhängt. Das Wissen um diesen Kreislauf führte zur Entwicklung von neurochirurgischen Techniken, inkusive der Tiefenhirnstimulation (DBS) des STN um spzeiell die pathologisch starken "No Go” Signale im PD zu unterbrechen. 
Normalerweise sind “No-Go” Signale wichtig, um ein Verhalten zu unterbrechen, wenn neue Informationen, etwa neue Ziele oder Aufgaben, zur Verfügung stehen. Um auf das Beispiel des Torwarts zurück zu kommen, der einen Abstoß zur Mittellinie machen wollte, und dessen motorische Programme zur Ausführung bereits anliefen. Das bedeutete, dass das Programm zu diesem Schuss im direkten Pfad des Striatum „siegreich“ gewesen ist. Als er aber im letzten Augenblick den Stürmer mit der exzellenten Anspielposition erkannte, traten „No-Go“ Mechanismen in Kraft, die in der Lage waren, das laufende motorische Programm zu unterbrechen.
  
Eine der “No-Go” Mechanismen der wahrscheinlich wichtig für die Verhaltensunterbrechung und bedeutsam zum Switchen zu einer neuen Aufgabe ist, verlangt starke Projektionen vom Thalamus zum Streifenkörper oder Striatum. Neuronen des centromedian-parafascikulären Komplex (CM/Pf) des Thalamus werden bei unerwarteten ausgeprägten Stimulie aktiviert und projezieren zu striatalen cholinergen Interneuronen. Die Aktivierung diese striatalen cholinergen Interneuronen (bekannt als tonisch aktive Neuronen oder TANS) produziert vorübergehend angehobene Aktivität des indirekten Pfades und abnehmende Aktivität des direkten Pfades. Dieser Schwenk des Prozesses zugunsten der Aktivität des indirekten Pfades führt zur Unterbrechung des laufenden motorischen Programms und zur vorübergehenden Unterbrechung der Bewegung. (Minamimoto, 2008;  Ding, 2010; Tan and Bullock,  2008, Smith, 2011). Als Folge kann eine neue Aktivierung des direkten Pfades des Striatums in Gang gesetzt werden. In diesem neuen striatalen Wettbewerb der Aktionen kann die höhere Möglichkeit des Erfolgs des langen Passes zum frei stehenden Stürmer gegen die motorische Routine des gewohnten Abschlags gewinnen und der lange Pass wird ausgeführt.

Zusätzlich zum Schwenk zwischen Möglichkeiten und der Unterbrechung laufender Verhalten spielen inidrekte und hyperdirekte Pfade wahrscheinlich eine wichtige Rolle in der Verzögerung gewollter Handlungen, in der Verhinderung der Durchführung von bereits ausgewählten Handlungsmustern, in der Verhinderung von begonnenen motorischen Handlungen um Perservation zu vermeiden sowie dabei, das passende motorische Programm einzuleiten in einer flüssigen Handlungsabfolge. Die letzten beiden Aufgaben wurden in ein Computermodell der Sprachproduktion aufgenommen, in dem Läsionen (bei anormal hohen Dopamin Leveln im Striatum oder bei spezifischen und lokalisierbaren Anormalitäten der weißen Substanz) für mehrere Formen des Stotterns sorgen. (Civier et. al, 2013).

Shifts in der relative Aktivierung von direkten, indirekten und hyperdirekten Pfaden verursachen vermutlich auch die Entscheidung zwischen Geschwindigkeit und Genauigkeit, ein lange beobachtetes Verhaltensphänomen bei dem die Forcierung schneller Entscheidungen zu einem Verlust an Genauigkeit der Ausführung einer Handlung führt, während die Betonung der Genauigkeit Entscheidungsfindungen verlangsam. (Bogacz, 2010, zum Nachschlagen).

Man muss anmerken, dass eine Dopaminerhöhung die Aktivität im direkten Pfad erhöht (über exzitatorische D1 Rezeptoren auf striatalen Neuronen) und gleichzeitig im indirekten Pfad (über inhibitorische D2 Rezeptoren auf striatalen Neuronen) senkt. Netzwerke bevorteilen direkte gegenüber indirekten Pfaden. Auf diese Art und Weise ist Dopamin im Striatum in der Lage, die Leistungsfähigkeit bei einer Herausforderung zu erhöhen. Zu viel Dopamin hingegen kann anormale Leistungen verursachen. (Civier, 2013.)  

Mechanismen, die den indirekten Pfad und den hyperdirekten Pfad bevorzugen, haben den gegenteiligen Effekt und können zum Absenken der Leistungsfähigkeit führen. Erinnern sie sich an das Beispiel der abgesenkten Aktivierung von GPi/SNr durch das STN. Je aktiver GPi/SNr Neuronen werden, desto mehr werden Outputs vom direkten Pfad, die stärker als gewöhnlich sind, inhibitiert (um den Thalamus zu disinhibitieren und ein “Go” Signal zurück zum Kortex zu generieren.) Die größere Zeitspanne, die es dauert, diesen Output des direkten Pfades, der stärker als gewöhnlich ist zu erzeugen, führt zu nachlassender und verlangsamter Leistung. Zur gleichen Zeit gibt diese Verzögerung Mechanismen im Striatum einen größeren zeitlichen Spielraum um zu agieren und erlaubt dadurch später ankommenden oder schwächeren Inputs wettbewerbsfähiger zu sein und in der Aktivität stärker zuzunehmen, als es ihnen möglich wäre, wenn schnellere Reaktionen abliefen.

Denken sie noch einmal an den Stroop Test, bei dem das rasche Lesen von Wörtern in Konkurrenz zum langsameren Prozess des Benennens der Farbe, in der das Wort geschrieben steht, gelangen, speziell wenn ein Unterschied zwischen der Bezeichnung einer Farbe durch ein Wort und der Druckfarbe des Wortes besteht. Wenn wir das Wort „ROT“ beispielsweise in großen, blauen Buchstaben geschrieben sehen, werden zwei mögliche verbale Reaktionen im Kortex vorbereitet und in zwei miteinander konkurrierenden Befehlen zum Striatum geschickt. Weil der Pfad des Lesens von Wörtern automatisierter ist, ist er der schnellere und deshalb wird der verbale Plan für das Lesen von “ROT” schneller generiert und beginnt rasch die Ausgangsneuronen des direkten Pfades im Striatum zu aktivieren. Wenn an diesem Punkt des Reaktionsablaufs die striatalen Neuronen genügend aktiviert sind, um die GPi/SNr Aktivität zu mindern (inhibitieren), wird ein „Go“ (Start) Signal zurück zum Kortex gesendet, und die Person wird eine unerwünschte Reaktion zeigen, indem sie das gelesene „Rot“ sagt und die Farbe, in der das Wort geschrieben ist, übersieht. 
Wenn hingegen der exzitatorische (erregende) Antrieb des STN (Striatum) die GPi/SNr Aktivität steigert, wird ein höheres Aktivierungsniveau der striatalen Neuronen benötigt, um ein “Start” Signal zu generieren, das auslösende Aktivitätsniveau der striatalen Neuronen der direkten „ROT“ Pfade wäre nicht mehr ausreichend. Auf diese Art und Weise hat das höhere GPi/SNr Aktivitätslevel eine höhere Reaktionsschwelle gesetzt, die die spontane Reaktion: “ROT” zu sagen unterdrückt und dem später ankommenden striatalen Befehl mit der Farbe des Wortes: Blau zu antworten eine Möglichkeit gibt, ausgeführt zu werden.
Beachten wir, dass die Schwierigkeit der Aufgabe – in diesem Falle die Anweisung die Farbe des Wortes zu sagen – höchstwahrscheinlich im lateralen präfrontalen Kortex enkodiert wird. Solange die Anforderung, die eine Aufgabe stellt, im Gedächtnis ist, und dieses die Aktivität bestimmt, werden kontextbezogene Signale generiert und kortikale und striatale Wettbewerber zu korrekten verbalen Ausformulierung: „Blau“ verhindert. Zusammenfassend kann man festhalten, das seine gute Leistung im Stroop Test am Ende drei Fähigkeiten erfordert:  eine ausreichend hohe Reizschwelle, die schnelle, aber falsche Antworten verhindert, die Fähigkeit Aufgabenstellungen im Gedächtnis zu behalten und genügend Zeit zum Lösen der Aufgabenstellung, die dabei hilft, die langsamere, aber korrekte Reaktion auf ein genügend hohes Aktivitätslevel zu bringen, um den kortikalen und striatalen Wettbewerb zu gewinnen. 

Erinnern sie sich an die vorhergehende Beschreibung des anterioren cingulären Kortex (ACC) der an der Beobachtung von eigenen Handlungen und der Fehlerkorrektur beteiligt ist. Diese Aufgaben veranlassten Frank (2006) zu der Vermutung, dass ACC Inputs zum STN der Mechanismus sein könnte, der die Anhebung der Reizschwellen für Antworten erhöht, wenn Fehler wahrscheinlicher werden und langsamere, aber genauere Antworten sinnvoller sind. Während die Hypothese über die hyperdirekten Pfade momentan ein allgemein akzeptiertes Modell ist,  müssen andere “No Go” Mechanismen wie die vorhin beschriebenen centromedian-parafaszikularen Komplexe (CM/Pf) erst noch beweisen, ob sie ähnlich oder sogar noch wichtiger sind

Exzellenzinstitute EEG Neurofeedback, Nummer 1 I.F.E.N. Institut Thomas Feiner

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Lehrinstitut, Klinisches Neurofeedback, Forschung, Therapie
Das Institut für EEG-Neurofeedback I.F.E.N.
Das Institut für EEG-Neurofeedback wurde 2008 gegründet und ist heute eine der führenden Ausbildungsstätten für Neurofeedback in Deutschland. Es hat sich einen guten Namen u. a. dadurch gemacht, dass es das Konzept des "Z-Werte-Trainings" konsequent in seinen Lehrplan übernommen hat.
Heute ist das Verfahren in vielen Einrichtungen weltweit als Standard fest etabliert. Unsere Kompetenz in dieser Richtung verdanken wir u.a. auch der engen Kooperation mit unseren USA-Partnern, deren Wissenschaftler seit Jahren unermüdlich an der Erforschung und Umsetzung dieser bahnbrechenden Methode gearbeitet haben.Wir sind auch das erste Institut in Deutschland, welches eine internationale Zertifizierung im Sinne der BCIA (Biofeedback Certification International Alliance) in vollem Umfange anbieten kann. Daneben besteht nach wie vor die Möglichkeit das institutseigene Zertifikat zu erwerben. Unsere Teilnehmer kommen aus den verschiedensten Bereichen: Ergotherapeuten, Kinderärzte, Psychiater, Neurologen, HNO-Ärzte Heilpraktiker und Pädagogen.
Praktika und Mentoring sind wesentliche Elemente im Rahmen der Ausbildung! 
Zudem werden unsere Teilnehmer über unsere Mailingliste auch nach der Ausbildung dauerhaft weiter betreut und können so ihre Kenntnisse durch Mentoring und gegenseitigem Austausch ständig erweitern.
Neurofeedback ist keine für sich stehende Therapieform
Sie ist Ergänzung, Erweiterung, Bindeglied, wie auch immer. Ob Sie als Psychotherpeut mit Hypnose oder Verhaltenstherapie arbeiten, ob Sie als Physiotherapeut mit Schlaganfallpatienten zu tun haben, als Ergotherapeut mit entwicklungsauffälligen Kindern, als Logopäde mit orofacialer Stimulation arbeiten, als Heilpraktiker Akupunktur anwenden. Wie auch immer: Mit Neurofeedback wenden Sie ein weiteres Verfahren an, welches Ihre bisherigen Bemühungen um eine bedeutsame Komponente bereichert. Sie arbeiten mit dem Gehirn selbst.
Verantwortung für möglichst hohe Qualität
Wir bereiten Sie auf eine interessante, spannende und äußerst befriedigende Tätigkeit vor. Ihre Aufgabe ist es, Ihre Kenntnisse ständig zu erweitern und auf einem hohen Niveau zu halten. Dazu bieten wir auch Workshops mit international anerkannten Experten auf dem Gebiet der Neurotherapie an. Außerdem bemühen wir uns ständig um Zusammenarbeit mit Universitäten und Krankenhäusern, um Forschungsaktivitäten zu unterstützen.
Neurofeedback ist keine "One-Size-Fits-All" - Therapie
Es gibt leider Anbieter, die behaupten Neurofeedback wäre leicht in der Anwendung. Das stimmt aber nur so lange, solange man mit Einheitsprotokollen arbeitet. Menschliche Gehirne unterscheiden sich jedoch hochgradig voneinander, weswegen wir eine Untersuchung der EEG-Daten für unerlässlich halten. Vertrauen Sie einem Arzt, der sich weigert Ihren Puls zu Messen, Ihnen aber ein Herzmedikament verabreicht? Das Institut für EEG-Neurofeedback sieht sich auch als eine Anlaufstelle für Hilfe suchende Patienten, die dringend einen Anbieter von Neurofeedback benötigen. Wir können hier auf seriöse Therapeuten verweisen, welche die Kriterien unserer klinischen Qualitätsstandards erfüllen.

Thomas Feiner
·         Ergotherapeut, Neurofeedback-Lehrtherapeut
·         Fachlicher Leiter und Geschäftsführer des Instituts für EEG-Neurofeedback (München)
·         Ausbildungen u.a. bei Dr. Joel Lubar, Dr. Thomas Collura, Dr. Robert Thatcher
o    ISNR - International Society for Neurofeedback and Research
o    BCIA - Biofeedback Certification International Alliance
o    SAN - Society for Applied Neurosciences
o    DGBfb - Deutsche Gesellschaft für Biofeedback
Dr. Georg Handwerker
·         Dr. Handwerker ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin in Passau.
·         Er studierte in Würzburg und arbeitete an der Univ.-Kinderklinik Würzburg unter Prof. Dr. Bartels und Prof. Dr. Speer, an der Kinderklinik Dritter Orden in Passau unter Prof. Dr. Staudt sowie kurz an der Univ.-Kinderklinik Erlangen unter Prof. Dr. Rascher.
·         In Würzburg und Passau baute er das Kinderschlaflabor an der Klinik mit auf.
·         Seine Tätigkeit liegt schwerpunktmäßig in den Bereichen Neuropädiatrie, Neurofeedback, Schlafmedizin, Endokrinologie und Diabetes.
·         Betreuung der lokalen Behindertenschulen (G- und K-Schule).
·         Seit 2003 ist er zusammen mit Prof. Dr. Staudt und Anderen Dozent der Kinder-EEG-Kurse der Deutschen Akademie für Entwicklungsrehabilitation (DAER).
·         Er leitet seit über 12 Jahren Schulungen von Ärzten im Passauer EEG-Kurs (Deutsche Akademie für Entwicklungs-Rehabilitation) und ist Wissenschaftlicher Beirat der Dt. Narkolepsiegesellschaft.
·         Er hält seit 2004 das EEG-Zertifikat der Dt. Gesellschaft für klinische Neurophysiologie.
·         Beratender ärztlicher Leiter des Instituts für EEG-Neurofeedback IFEN

Dr. med. Heinz-Dieter Göhmann
Ärztlicher Leiter des Instituts für Neurofeedback Dr. Göhmann ist oberärztlicher Leiter der Schmerztagesklinik Traunstein und wendet Bio- und Neurofeedback u. a. für Schmerzpatienten an. Sein Tätigkeitsbereich umfasst die curriculare Gestaltung der Ausbildung, Qualitätssicherung, sowie die wissenschaftliche Unterstützung bei Forschungsarbeiten mit unseren Kooperationspartnern.Klinikum Traunstein
Dr. med. Heinz-Dieter Göhmann
Klinikum Traunstein
Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie
Cuno-Niggl-Str. 3
83278 Traunstein

Dr. Dr. Manolo Beelke
·         Ausbildung als Neurologe mit Schwerpunkt in klinischer Neurophysiologie
o    Universität Genua und Universität Bologna
Zertifizierter Experte in Schlafmedizin
·         17 Jahre Erfahrung in klinischer Forschung
o    mehr als 30 Publikationen
o    mehr als 40 Studien designed und durchgeführt
o    Review und Mentoring in mehr als 300 Studien
o    Forschungsschwerpunkte: Epilepsie, Schlafmedizin, Multiple Sklerose
·         Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für EEG-Neurofeedback IFEN



Ruth Kreider, BCIA BCN-EEG
·         
zertifiziert durch die Biofeedback Certification International Alliance BCIA für Neurofeedback
·         Ausbildungen bei Dr. Robert Thatcher,  Dr. Thomas Collura, Dr. Joel Lubar, John Demos, Dr. Wolfgang Keeser, Dr. Mark L. Smith u.v.a.
·         Mitglied bei:
o    ISNR - International Society for Neurofeedback and Research
o    BCIA - Biofeedback Certification International Alliance
o    Sigma Theta Tau, International Honors Society for Nursing
·         1980-1985 Bethel College, KS, USA, Bachelor of Science in Nursing
·         1986-1989 Neuro- und Chirurgische Intensivkrankenschwester, University Hospital of Minnesota, USA
·         1989-1991 Grafik Design Studium, Basel, Schweiz
·         Seit 1991 Selbständige Grafikdesignerin, Autorin
·         2009 Beginn mit Neurofeedback - Ausbildung bei Akademie für Neurofeedback
·         Seit 2011 tätig als Neurofeedbacktrainerin in der Pediatrischen Praxis Dr. Stöckl-Drax, Gauting
·         Seit 2013 tätig als Neurofeedbacktrainerin in der Praxis für Ergotherapie, Thomas Feiner
·         Seit 2013 tätig in der praktischen Ausbildung und Dozentin für Neurofeedback-Seminare beim Institut für EEG-Neurofeedback (IFEN), München



Immer noch, Handbuch für Neurofeedbacktherapeuten Zwei, Netzwerke.

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Teil 2

Lynda und Michael Thompson


Funktionale Neuroanatomie: Netzwerke und  Brodmann Areale












Die laterale Ansicht zeigt die Hirnlappen, Brodmann Areale und Elektrodenpositionen im 10-20 System (Gezeichnet von Amanda Reeves und  Bojana Knezevic)
Die Nummerierungen der Brodmann Areale gehen von 1-52, aber man sollte nicht verzweifelt nach jeder Zahl suchen, weil es Sprünge gibt, von der 12 zur 17 und von der 47 zur 52. Und zwar deshalb, weil die BAs 14, 15 und 16 Zellregionen in insulären Hirnregionen von Primaten bezeichnen, die beim Menschen nicht vorkommen. Es fehlen also die betreffenden BAs. Ba 13 hingegen wurde von Neuroanatomen auch im menschlichen Cortex gefunden, wo diese Region als Brücke zwischen lateralen und medialen Arealen der Insula fungiert. Weil die Insula eine Einbuchtung des Cortex ist, ist sie weder lateral noch midsaggital sichtbar. BA 13 wurde im Handbuch Teil 1 in die Erläuterungen eingefügt, weil sie eine der Quellen in den LORETA Messungen ist und aus diesem Grunde den Neurofeedbacktherapeuten interessieren muss. Die BAs 49 bis 51 sind beim Menschen nicht vorhanden. BA 48 befindet sich hingegen im Subiculum, einem schmalen Teil der Oberfläche des Temporallappens der zur hippocampalen Region gehört, deshalb ist diese Region im Diagramm nicht sichtbar. BA 49 wird bei Nagetieren gefunden, die BAs 50 und 51 nur bei Affen. Die letzte Region, BA 52, wird dann wieder beim Menschen gefunden. Sie werden diese Region im superioren Temporallappen in der Nähe der Verbindung zwischen Frontal-Temporal und Parietallappen finden.



Medianschnitt zur Verdeutlichung der Hirnlappen, der Brodmann Areale und der Positionen des 10/20 Systems
(Gezeichnet von Amanda Reeves,  Bojana Knezevic)




Anmerkung:  Beide Diagrammen mit kurzen Anmerkungen zur Funktion der Brodmann Areale wurden zuerst als vierseitige Broschüre durch die International Society for Neurofeedback and Research (see www.isnr.org), 2007, veröffentlicht. Diese Broschüre ist über die ISNR Webseite weiterhin erwerbbar. Die Gewinne aus den Verkäuifen kommen der ISNR Research Foundation zugute.

Das Ursprungsdokument war eine Gemeinschaftsarbeit von Michael Thompson, M.D. (ADD Centre & Biofeedback Institute of Toronto, Canada), Dr. Wu Wenqing (Friendship Hospital & Capital Medical University of Beijing, China) und James Thompson, Ph.D. (Evoke Neuroscience, New York, NY). Die Autoren erarbeiteten diesees Dokument als Zusammenfassung der Arbeiten von Korbinian Brodmann, die dieser in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts fertig gestellt hat. Sie verbanden die Originalkartierung des menschlichen Cortex durch Brdomann mit den neueren Erkenntnissen über funktionale Beziehungen der inzwischen allgemein üblich Brodmann Areale genannten Hirnregionen, die von unzähligen anderen Forschern erarbeitet wurden. Das Booklet war geschrieben worden, um die Mitarbeiter des ADD Centers Missisauga zu schulen, es wurde aber vom Sohn der Thompsons während seiner Zeit als Doktorrand an der Peensylvania State University, erweitert und vertieft, als er die Auswirkungen von Gehirnerschütterungen auf Sportlern erforschte. Das Manuskript wurde in der Absicht immer weiter ausgearbeitet, Neurofeedbacktherapeuten zu unterstützen, die nach den neuroanatomischen Ursachen bestimmter Phänomene suchten. Es gab allgemein ein starkes Bedürfnis unter Neurofeedbacktherapeuten nach weiterer Information, die in diesen Handbüchern, Teil 1 und Teil 2 an deutsche Therapeuten weiter gegeben werden sollen.

Dabei wird jedes Brodmann Areal mit seinen Verbindungen zwischen lokalen Funktionen und dem dazugehörigen Netzwerk erläutert

Man sollte im Gedächtnis behalten, dass jede Hirnregion mit mehreren Netzwerken und Brodmann Arealen verbunden ist. Kein Brodmann Areal hat eine unabhängige Funktion. Die meisten haben überlappende Beziehungen mit angrenzenden oder entfernten Brodmann Arealen. Tatsächlich sind ja alle von Brodmann gefunden Areale über verschiedene Netzwerke miteiander verbunden.
Der Zusammenhang zwischen menschlichem Verhalten und intrinischer Konnektivität von Netzwerken wurde dteailiert von Laird et. Al. 2011. detailliert beschrieben. Diese Publikation basierte auf 30000 MRI und PET Scans. Wer daran interessiert ist sollte Dr. Thatchers Zusammenfassung der Arbeiten von Laird et.al. lesen (Thatcher, Biver, & North, 2015) Lairds Arbeit definiert 18 spezifische Zusammenhänge von Lokalisationen und Funktionen. Die Erkenntnisse, die dort beschrieben werden,  weichen nur selten von den Funktionen und Netzwerken, die in diesem Buch beschrieben werden, ab, es ist aber nützlich, eine ergänzende Perspektive zu haben, wenn man LORETA Z Score Training praktizieren will.




Primary Functions Related to General Areas of the Cortex






Drawing by Amanda Reeves, Bojana Knezevic, Maya Berenkey;
Functional Areas by Michael Thompson


Gezeichnet von Amanda Reeves, Bojana Knezevic, Maya Berenkey;
Funktional Areale von Michael Thompson
Anmerkung zu den Illjstrationen:
  1. Attention, Salience, Default, und Memory Netzwerke sind zu weit gestreut, um sinnvoll dargestellt zu werden.
  2. Brodmann Areal 32 ist eher exekutiv als affektiv, aber violett dient dem besseren Farbkontrast.






Diese zwei Diagramme geben einen Überblick darüber wie die Brodmann Areale zu bestimmten funktionalen Netzwerken in Beziehung stehen. Dieser Überblick ist sehr generalisiert und deshalb sicher etwas ungenau oder sogar fehlerhaft. Beispielsweise müsste die Regulation von Erinnerungen oder Emotionen sehr viel mehr Areale umfassen, als hier aufgeführt. Wir haben auch nicht jedes Areal mit der Aufmerksamkeit in Verbindung gesetzt, weil das fast alle genannten Areale umfasst hätte. Wir entschieden uns außerdem gegen Diagramme, um die linke und die rechte Hemisphäre zu zeigen, obwohl es einige Unterschiede in den Funktionen der dominanten und der nichtdominanten Hemisphäre gibt, die im Text ausführlicher dargestellt werden. Solche Details schienen uns unangemessen für einen generalisierten Überblick. Wir entschieden uns, gebräuchliche Bezeichnungen zu benutzen.
Die Funktionen von Brodmann Areal 40 können beispielsweise erst nach dem Lesen des Textes als unterschiedlich in der dominanten Hemisphäre  (in erster Linie die Sprache betreffend – als Wernicke Areal, aber auch andere das Lernen umfassende Aspekte) und der nichtdominanten Hemisphäre (Intonation, Betonung, emotionale und nonverbale, aber auch räumliche Begründungen) verstanden werden. Viele Details werden erst verständlich, wenn man sich tiefer in den Text hinein arbeitet, die ersten Diagramme sollen dem Leser nur einen ersten Überblick ermöglichen.

Man sollte während des Lesens im Gedächtnis behalten, dass ein Brodmann Areal (BA) nicht notwendigerweise genau zu einem bestimmten Gyrus des Cortexes passt. Wie im ersten Handbuch haben wir auch diesesmal versucht Elektrodenpositionen des 10/20 Systems auf der Kopfoberfläche mit den Brodmann Arealen in Verbindung zu bringen. Dabei sollte klar sein, dass er individuelle Unterschiede und Variationen in der Topographie des Gehirns unterschiedlicher Menschen gibt. Es gibt auch entwicklungsbedingte Veränderungen der Hirnstruktur, vor allem im Hinblick auf die Maturation der Frontallappen, die bis zum Alter von 25 Jahren noch nicht abgeschlossen ist. In dem Augenblick, in dem die Anzahl myeliniserter Fasern zunimmt und die Frontallappen größer werden, gibt es eine deutliche Veränderung in der Lokalisation. Deshalb kann man oft das, was man beim Kind an Cz misst, beim Erwachsenen besser an FCz (liegt auf der Hälfte der Differenz zwischen Cz und Fz) messen. Brodmann sezierte die Gehirne von Erwachsenen, deshalb ist seine Kartographie an erwachsene Gehirne angepasst. Das muss man bei der Arbeit mit Kindern bedenken.. Außerdem wies Brodmann auf die Grenzen seiner Kartierung hin, die der Tatsache geschuldet ist, dass die Nummerierung der Oberflächen Gyri nicht die großen Areale der Hirnoberfläche, die sich in den Hirnfurchen- und Einbuchtungen finden, umfasst.
 





Lateraler Blick auf die linke Hirnhälfte.

Diese Zeichnung gewährt uns einen lateralen Blick auf die linke Hemisphäre. Sie stammt von Henry Gray.( Gray’s Anatomy of the Human Body, 1918). Dieser laterale Blick und der mediale unten sollen Sulci und Gyri zeigen, die in den anderen Diagrammen nicht benannt wurden.
Gray726.” Licensed under Public Domain via Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gray726.png#mediaviewer/File:Gray726.png





Midsagittaler Blick auf die linke Hemisphäre






Gezeichnet von David Kaiser (Brodmannarea.info)mit Erlaubnis.
Die 19 Positionen, die im Folgenden eine Rolle spielen, sind blau eingezeichnet.




 Cytoarchitektonik des menschlichen Gehirns, angelehnt an Brodmann (1909), (public domain)
Korbinian Brodmann sagte, “Eine Tatsache muss immer wieder deutlich betont werden: die funktionale Lokalisation und Kartierung des cerebralen Cortex ist ohne die ERrgebnisse der Anatomie, sowohl beim Menschen als auch beim Tier, unmöglich. In jedem Bereich stützt sich die Physiologie auf die Anatomie.”




Dr Korbinian Brodmann, Deutscher Neurologe (17 November , 1868 – 22 August, 1918)


 




Die Brodmann Areale (BAs) werden, wie im Handbuch Teil 1, in der Reihenfolge der Hirnlappen und der dazu gehörenden Position im 10/20 System aufgeführt. Das liegt daran, dass die Brodmann Areale funktional mit anderen Brodmann Arealen Überlappungen haben oder Funktionen teilen, manchmal auch mit Brodmann Arealen, die in größerer räumlicher Distanz liegen. Jedes Brodmann Areal ist meistens nur Teil eines komplexeren Netzwerks. Unsere Handbücher sind in der Absicht geschrieben worden, einige Funktionen bestimmter Netzwerke zusammenzufassen, bei denen man erwarten kann, dass sie auf Techniken des operanten Konditionierens durch Neurofeedback oder Biofeedback ansprechen. Wir entschieden uns dafür, die Funktionen der jeweiligen Brodmann Areale nicht aufzulisten sondern, wie im Handbuch Teil 1 in einer Tabelle am Ende des Buches darzustellen.

Es handelt sich bei den Handbüchern nicht um Lehrbücher der Anatomie. Der Text wurde geschrieben, um Menschen zu unterstützen, die Neurofeedback und Biofeedback praktizieren. Die Reihenfolge beginnt im Ursprungsmanuskript bei den Frontallappen und den Elektrodenpositionen Fz, F3 und F4. Die deutsche Übersetzung hingegen beginnt bei der Insula, dem Cingulum, den parietalen Regionen und den occipitalen Gebieten. Ursache war eine Kommunikationslücke zwischen Übersetzer und Autor. Somit ist unsere deutsche Reihenfolge: Insula, ACC, parietale Bereiche, occipitale Bereiche und erst dann folgen die in diesem Handbuch nachgereichten Frontallappen, dann zentrale Bereiche (Cz,Pz) undschließlich die Temporallappen.

Bitte behalten sie im Gedächtnis, dass sie, wenn sie diese Kapitel über funktionale Neuroanatomie mit ihrer Betonung auf Brodmann Areale lesen, dass jedes Brodmann Areal (BA) wiederum aus unterschiedlichen Zellgruppen besteht und dass hypothetisch jedes Areal zusätzlich zu seinen primären Funktionen viele andere assoziierte Funktionen umfasst. Dieses Handbuch Teil 2 und das Handbuch Teil 1 verbinden Informationen über die Brodmann Areale mit Elektrodenpositionen des 10/20 Systems. Die neueren Positionsbezeichnungen werden für temporale und parietale Areale benutzt, beispielsweise benannte man bisher die longitudinal Achse auf der linken Hemisphäre  F7 – T3 – T5. Im Buch wird daraus F7 – T7 – P7. In der rechten Hemisphäre wurden die sequentiellen longitudinal Platzierungen F8 – T4 – T6 zu F8 – T8 – P8. Weil die meisten Datenbanken, die im Feld des Neurofeedback gebräuchlich sind, entwickelt wurden, bevor die Neurologen die Nomenklatur änderten, finden sich in den Handbüchern die alten und die neuen Bezeichnungen parallell: T3/T7, T4/T8, T5/P7, und T6/P8.

Die Beschreibung der Brodmann Areale und ihrer Funktionen führt uns zu neuronalen Netzwerken, die wir möglicherweise mit einer Kombination ausn Neurofeedback (NFB) plus Biofeedback (BFB) beeinflussen können.









Funktionale Überlappungen der Brodmann Areale

Die primären Funktionen der einzelnen Brodmann Areale (BA) werden im nächsten Abschnitt des Buches erläutert. Die beschriebenen Funktionen basieren auf klinischen Beobachtungen und sowohl publizierten als auch nicht publizierten Arbeiten anderer. Von Vorneherein ist klar, dass eine Funktionszuweisung zu einem einzelnen Brodmann Areal notwendigerweise falsch sein muss, weil alle Funktionen von der Interaktion mehrerer Areale abhängen und niemals einer einzeln agierenden Region zukommen. Es handelt sich nicht um eine moderne Form der Phrenologie (Lehre, die aus der Kopfform auf Persönlichkeitsmerkmale schloss). Dan Lloyd vom Trinity College, Hartford, CT, ist ein Experte für die Bordmann Areale. Er schreibt: “Das typische BA (Brodmann Areal) ist auf verschiedene Art und Weise an 40% des Verhaltens (kognitiv, perzeptiv, emotiv) beteiligt(Lloyd, 2007, personal communication). Hinter dieser Beobachtung steht die Tatsache, dass jedes Brodmann Areal nur ein Areal von vielen repräsentiert, die an einem oder mehreren Netzwerken beteiligt sind, die cortikale-subcortikale Verbindungen aufweisen; deshalb wird jedes BA in die koordinierte Aktivität mit vielen anderen funktional verbundenen Arealen eingebunden, abhängig von der vom Gehirn zu bewältigenden Aufgabe.

Das könnte einer der Gründe sein, warum Neurofeedbacktherapeuten, die ein simples ein Kanal Training an einer Elektrodenposition wie Cz durchführten, gute Ergebnisse erzielen konnten. Cz liegt beispielsweise oberhalb von BA 4 (primärer motorischer Cortex), BA 4 liegt aber oberhalb von BA 24, dem anterioren Cingulum, das in mehreren Netzwerken von Bedeutung ist.

Wann sollte man ein ein Kanal Training durchführen?

Training an Central Midline Structures
Annähernd 50% der EEG Amplitude unterhalb jeder einzelnen Ableitungsposition, wie etwa Cz, stammt von Neuronen, die unmittelbar unter der Elektrode liegen, 95% der gemessenen EEG Aktivität gehört zu Neuronen im Umkreis von 6 cm Entfernung von der Elektrode (Thatcher, 2012, Nunez et al., 1981, 1995, 2006). Training  an „Central Midline“ Ableitungspunkten wie Cz, Fz und Pz beeinflusst höchstwahrscheinlich Schlüsselareale wie den Gyrus Cingularis, die an verschiedenen Netzwerken, wie z.B. dem Exekutiven-, dem Affektiven-, dem Salience- und dem Default Netzwerk, aber auch anderen, beteiligt sind.
Netzwerke synchronisieren die Funktion von  Neuronengruppen in mehreren unterschiedlichen, aber miteinander verbundenen Abschnitten des zerebralen Cortex. Das Aufmerksamkeitsnetzwerk, beispielsweise, das ein Netzwerk des übergeordneten Exekutiven Netzwerks ist, wird wahrscheinlich vom Training an Cz beeinflusst. Dieses Netzwerk synchronisert aber die Funktionen von Neuronen im Frontal- und Parietallappen, dem anterioren Gyrus Cingularis, dem Hippocampus, den frontalen Augenfeldern und dem Sulcus Intraparietalis (Coul and Nobre, 1998). Zusätzlich scheinen Areale zu existieren, die die Aufgabe haben, das Gehirn von einem Netzwerk zum anderen umzuschalten. Beispielsweise ist das Default-Netzwerk ohne Aktivität, wenn das Aufmerksamkeitsnetzwerk arbeitet (Sridharan et al., 2008; Fox et al., 2005). Man vermutet, dass die Insula eine Schalterfunktion besitzt, die das Default-Netzwerk und das Aufmerksamkeitsnetzwerk im Wechsel an oder abschalten kann. (Sridharan, 2008).

Sowohl das Aufmerksamkeits- als auch das Default Netzwerk zeigen merklich schwächere Aktivität während des Schlafes. Der posteriore Gyrus Cingularis zeigt sowohl im Schlaf, als auch in der Narkose eine signifikante Deaktivierung. Diese Beispiele zeigen, wie komplex die Interaktionen der Hirnregionen sind, aber auch, wie es möglich ist, dass ein einzelnes Brodmann Areal zu unterschiedlichen Zeitpunkten an mehreren Netzwerken beteiligt sein kann.
Neurofeedback mit einer referentiellen Ableitung -  aktive Elektrode an Cz, Referenz an einem Ohrläppchen – führte, unserer Erfahrung nach, in vielen Fällen zur Beeinflussung verschiedener Netzwerke. Das war möglich, weil Neurofeedback mehrere Areale beeinflusst, die im Anterioren Cingulären Cortex (ACC) liegen. Wie bereits erwähnt ist der ACC eine zentrale Struktur, die an vielen Netzwerken beteiligt ist, inklusive dem Exekutiven (auch Aufmerksamkeits-) Netzwerk, dem Affektiven (inklusive Gefahrerkennung) und dem Salience Netzwerk. Wir haben es uns angewöhnt von Netzwerken im Singular zu reden, aber tatsächlich ist jedes Netzwerk auch eine Gruppe von Netzwerken.
Wenn der Therapeut Neurofeedback zur Verbesserung der Aufmerksamkeit mit Biofeedback zur Entspannung kombiniert und das Herz Raten Variabitätstraining in sein Training einführt, werden Symptome, die eine Beziehung zu Ängsten haben, wahrscheinlich abnehmen. Wenn der Therapeut das Neurofeedbacktraining mit der Schulung von metakognitiven Strategien (lernen zu lernen) kombiniert, und so Aufgaben bezogen trainiert, wird eine Verbesserung der intellektuellen Leistungsfähigkeit und der im Intelligenztest erreichten IQ Werte zu beobachten sein, die einghergehen mit einem Anstieg der Aufmerksamkeitsspanne und der Konzentration. (Lubar et al., 1995; Thompson & Thompson, 1998; Thompson & Thompson, 2010).

Wir vermuten, dass man komplexe Netzwerke, die die unterschiedlichsten kortikalen und subkortikalen Areale umfassen, ansprechen muss, um solche weitreichenden Veränderungen der kognitiven und affektiven Funktionen mittels eines relativ simplen ein Kanal Training zu erzielen. Tatsächlich ist es möglich, dass ein Kanal Neurofeedbacktraining bei manchen Patienten einen theoretischen Vorteil gegenüber einem Training an mehreren Ableitungspunkten bietet. Durch den Einfluss auf ein Netzwerk von einem singulären Punkt könnte dieser eine Punkt es dem Gehirn erlauben die Abweichungen anderer Netzwerke zu kalibrieren.
Zusätzlich verhindert das Neurofeedbacktraining an einer Position, dass wir falsche Entscheidungen darüber treffen, welche Hirnbereiche beim Klienten „normalisiert“ werden sollen durch ein Z-Score gelenktes LORETA Neurofeedbacktraining. Man könnte argumentieren, dass ein Kanal Neurofeedbacktraining eine ausbalanciertere Methode ist, um das Hirn und seine Aktivität zu verändern. Es vermindert das Risiko, dass man Werte  aus der Datenbank “verbessert”, die als kompensatorische Hirntätigkeit dienten oder gar als Zeichen einer besonderen Begabung. Dieses theoretische Dilemma kann nur durch jahrelanges Sammeln von Daten und zusätzliche Forschung ausgeschlossen werden.

Warum sollte man LORETA Z-Score NFB benutzen?

Trotz alledem will der Anwender in komplexen Fällen präziser arbeiten und versuchen, Regionen des Gehirns zu beeinflussen, die tiefer im Gehirn liegen. Er möchte eventuell gleichzeitig mehrere unterschiedliche Parameter wie Amplitude, Phase und Kohärenz trainieren. In solchen Fällen benutzen wir LORETA Z-score Neurofeedback (LNFB).

Bedeutung von Netzwerken

Mittels Neurofeedback sind wir eigentlich immer damit beschäftigt, die Leistungsfähigkeit von neuronalen Netzwerken zu verbessern. Netzwerke sind Ketten von miteinander verbundenen Neuronengruppen, die Zusammenarbeiten um Ziele zu erreichen.  In diesem Zusammenhang sollte man an den alten Spruch denken: Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Bei kortikaler Dysfunktion muss Neurofeedback entweder die Leistung der Verbindung verbessern oder dem Netzwerk dabei helfen, sich neu zu kalibrieren, um die Dysfunktion zu kompensieren. Das Gehirn besitzt Plastizität, die ihm eine solche Veränderung möglich macht, das wurde auch durch andere Verfahren bewiesen, die solche Verbesserungen erzielten. (Ein exzellentes Beispiel für die Spannweite neuoplastischer Veränderungen findet man in Norman Doidge’s 2010 Buch: The Brain that Changes Itself und der Fortsetzung 2015: The Brain’s Way of Healing.

Cortex-Basal Ganglien-Thalamus: Wie man das eine Netzwerk aktiviert das andere hemmt

Um solche weitreichenden Effekte zu erzielen, muss das kortikale Areal, an dem wir mit  Neurofeedback trainieren, die Fähigkeit besitzen, mit anderen funktional verbundenen Regionen, auch wenn diese räumlich entfernt sind, zusammen zu arbeiten. Gleichzeitig müssen funktional unerhebliche Areale des Cortex inhibitiert werden. Auf diese Art und Weise werden mehrere funktional verbundene kortikale Regionen synchronisiert und dazu gebracht als ein Netzwerk zusammen zu arbeiten, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen.
Das Gehirn versucht immer, Unsicherheit zu beseitigen und das Environment sowohl verlässlich als auch vorhersagbar zu machen. Es sucht nach Bedeutungen von Informationen und nach Mustern und geeigneten Assoziationen. Es analysiert unablässig Informationen auf ihre Bedeutung. Selbst wärend eines Assessment, sei es bei geschlossenen Augen, offenen Augen oder während einer Aufgabe, arbeitet das Gehirn des Klienten. Auch wenn wir von einem „resting“ state sprechen, gibt es in Wahrheit keinen Ruhezustand.  Das Gehirn aktiviert unablässig spezifische Netzwerke. Sobald eine Person wach ist, aber noch kein Problem zu lösen hat, arbeitet das Default Netzwerk. Wie kommt es nun zur Abschaltung nicht benötigter Netzwerke, wenn die Aktivierung relevanter Netzwerke der Situation angemessen statt gefunden hat?
Inhibition
Lokale Inhibition spezifischer Pyramidenzellen findet unmittelbar nach dem Feuern einer Pyramidenzelle durch in der Nähe der Pyramidenzelle befindliche Korbzellen statt. Was ist also der zur Richtung der Aufmerksamkeit oder dem Auslösen einer spontanen Handlung, also für die Aktivierung eines Netzwerks bei gleichzeitiger Hemmung anderer, für diese Funktionen nicht benötigten Netzwerken, verantwortlicher Mechanismus? Ein verfügbarer inhibitorischer oder hemmender Mechanismus, der in der Lage ist, weit voneinander entfernte kortikale Areale zu aktivieren, sollte Verbindungen vom Cortex zu subkortikalen Strukturen besitzen, die allgemein Basalganglien genannt warden. Diese Verbindungen vom Cortex zu den Basalganglien und dann wieder zurück zum Cortex über den Thalamus, sind in der Lage aktiv zu sein, während sie gleichzeitig Areale, die für eine spezifische Aufgabe nicht benötigt werden, zu hemmen.

Die Basalganglien

Die Strukturen, die als Basalganglien bezeichnet warden zumfassen das dorsale Striatum, (Putamen und Caudate), den Nukleus Subthalamicus, die Substantia Nigra (pars compacta (SNc) der Dopamin produziert und den Pars reticulate (SNr), der ähnliche Funktionen wie das Palladium erfüllt) sowie einen limbischen Abschnitt, der den Nukleus accumbens (ventrales Striatum), das ventrale Pallidum und das ventral tegmentale Areal (VTA) umfasst. VTA transportiert  Dopamin auf die gleiche Art und Weise zum Nukleus Accumbens (ventralen Striatum) auf dem die Substantia Nigra Dopamin dem dorsalen Striatum und dem Globus Pallidus zur Verfügung stellt.Man hört gelegentlich auch den Begriff: Nukleus lentiformis, was soviel bedeutet, wie: geformt wie eine Linse. Der Nukleus lentiformis umfasst das Putamen lateral und den Globus pallidus medial und die unbenannte Substanz, die die anterior perforierten Areale beinhalten, inferior.

Darstellungen, die dabei helfen, diese Formationen zu visualisieren.
Weiter unten werden mehrere Grafiken gezeigt, die dem Leser die Lage dieser Strukturen vor Augen führen. Vier dieser Grafiken wurden einem anderen Teil des Neurofeedback Book entliehen um dem Leser noch einmal die Beziehung zwischen den Basal Ganglien, dem Thalamus und dem Cortex zu verdeutlichen. Man sollte im Gedächtnis behalten, dass auf den Darstellungen dorsal zur Spitze des Kopfes hin bedeutet, aber im Hirnstamm und dem spinalen Bereich hinten. Ventral ist zur Schädelbasis hin, aber spinal würde es zur Vorderseite des Körpers gerichtet bedeuten. Lateral meint zu den Seiten und medial zur Kopfmitte. Dementsprechend ist ein medialer oder midsagittaler Blick ein Schnittbild durch die vertikale Ebene in der Kopfmitte von angterior (vorne) nach posterior (hinten)

Die obere darstellung ist eine L;ORETA Darstellung: Horizontal, Sagittal und Coronal. In der unteren Darstellung sind drei Dimensionen eines sagitttalen Schnittes aus dem LORETA Programm.

Diese Darstellung wurde einer NeuroGuide Analyse entnommen und zeigt die Schnittbilder, die man gezeigt bekommt, wenn man LORETA benutzt. Zu sehen ist eine LORETA Quellen Darstellung in Brodmann Areal (BA) 23, Cingulate Gyrus. Die Aktivität lag 2,5 Standardabweichungen über den Durchschnittswerten aus der Datenbank des neuroGuide Programms. Diese Aktivität zeigt eine exzessive Amplitude der 20 Hz Aktivität bei einer 42 jährigen frau, die unter Angstsymptomen litt (affektives Netzwerk)
Man sollte aber im Gedächtnis behalten, dass LORETA Bilder MRI Scans ähneln, aber mathematische berechnungen au seiner Oberflächenmessung sind. Für kortikale Ableitungspositionen besteht eine Verbindung zwoischen LORETA Quellen Lokalisation und MRT Scans. LORETA gibt aber keine Auskunft über subkortikale Orte.


Die obige Darstellung ist ein midsagittaler Schnitt, der die Position des Thalamus unterhalb des Gyrus Cingularis und des Corpus Callosum zeigt.
Die Darstellung weiter unten ist coronal, also ein tranversaler Schnitt, der die Beziehung zwischen Putamen, dem Globus Pallidus und dem Thalamus zeigt, wenn man vom rechtslateralen Aspekt des Cortex (einer Einfaltung, die Insula genannte wird), zum Zentrum des Gehirns schauen, wo wir das dritte Ventrikel erkennen. Dieselben Strukturen befinden sich spiegelbildlich in der linken Hemisphäre.
Schematisches Diagramm eines transversalen Schnitts durch die rechte zerebrale Hemisphäre (Amanda Reeves, after Smith 1962).

Die Darstellung unten zeigt die gleichen Strukturen und zusätzlich die Nuclei, die sie beeinflussen. Die Basalganglien und der Cortex werden direkt beeinflusst von der Substantia Nigra, die Dopamin produziert. Das folgende Diagramm beinhaltet die Basalganglien, den Thalamus und die Substantia Nigra.


Gray’s Anatomy (öffentliche Ausgabe). Schematisches  Diagramm, eines transversalen Schnittes durch die rechte zerebrale Hemisphäre und die „midline structures“ (gemäß Smith 1962) , die den roten Nukleus, die Basal Ganglien und die Susbtantia Nigra zeigen (oft Subthalamus genannt).

Die nächste Grafik zeigt den Thalamus und gibt einen Überblick über dessen Projektionen zu unterschiedlichen cortikalen Arealen. Alle Sinneseindrücke, mit Ausnahme denen des Geruchs, passieren den Thalamus, ehe sie zum Cortex gelangen. Der Thalamus besteht aus zwei Lappen (dem linken Thalamus und dem rechten Thalamus , die bei 85% der Menschen verbunden sind durch die massa intermedia (gezeigt in den bisherigen Darstellungen) Diese gehen durch den dritten Ventrikel. Die Nuklei innerhalb des Thalamus projezieren zu spezifischen Arealen des cerebralen Cortex, wie im nächsten Diagramm gezeigt wird.
Anmerkung: Der Temporallappen (auf dieser Darstellung oben) wurde “aufgefaltet”, um das rot gezeichnete auditive Areal kenntlich zu machen.



Die Thalamischen Nuklei und ihre funktional bezogenen kortikalen Areale (adapiert von Smith, 1962)

Die obigen Darstellungen wurden angefügt, um den Leser auf die Besprechung der Ganglia-Thalamus-Cortex Schleifen vorzubereiten und um bildlich darzustellen wie einflussreich ein einzelnes kortikales Areal auf die Aktivierung eines neuronalen Netzwerkes sein kann,während sie gleichzeitig andere Areale hemmt. Um ein Beispiel zu geben: Feedback an Cz wird vielleicht BA 24 anregen und damit einen  Teil des anterioren Cingulum, und LORETA NFB könnte dieses Areal vielleicht noch intensiver aktivieren. Wie wir weiter unten sehen werden, ist dieses Areal aber auch mit dem ventralen Striatum innerhalb der Basalganglien verbunden. Laterale Inhibition innerhalb des Striatum wird nun während des Neurofeedback dafür sorgen, dass ein spezifisches Netzwerk aktiviert wird, während andere Netzwerke, und damit Hirnregionen, die für diese spezielle Aufgabe unnötig sind, inhibitiert warden.
Stark vereinfacht könnte man sagen: das Putamen inhibitiert den Globus Pallidus (GP) (Pallidum). Der GP feuert nun in hoher Frequenz und inhibitiert seinerseits den Thalamus. Jede dieser drei Strukturen kann als funktionale Regelkreis des Gehirns verstanden warden. Somit, wenn beispielsweise ein motorisches Areal des Cortex ein spezifisch funktionales Areal des Putamen aktiviert, wird dieses Areal ein funktional darauf bezogenes Areal des Globus Pallidus inhibitieren. Diese Inhibitierung beendet nun das in hoher Frequenz den Thalamus inhibitierende Feuern des GP. Weil der Thalamus mit allen Regionen des Cortex verbunden ist, ist plötzlich nur noch der eine Aktivierungspfad offen, während alle anderen inhibitiert bleiben oder werden. Das Resultat ist, dass alle funktional mit dem offenen Pfad verbundenen Regionen (Netzwerk) aktiviert werden, während andere Netzwerke inhibitiert bleiben oder werden.











Nuclei des Thalamus
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Weitere Diagramme können im Internet unter Human Neuroanatomy: An Introduction.James R. Augustine. (2008) Elsevier gefunden werden.




SECTION VII
Funktionale Netzwerke und Verhalten

Frontal-subkortikale Verbindungen

(Speziellen Dan an Tammy Binder, M.D.für die komplette Revision dieses Abschnitts)
Fünf Beispiele für kortikal-Basalganglienverbindungen



Netzwerkbeschreibungen wurden übernommen von Alexander et. al. (1986). Die farbigen Vierecke an der Spitze jeder Reihe repräsentieren kortikale Areale von links nach rechts: SMA (supplementary motor area); FEF (frontal eye field); DLPFC (dorsolateral prefrontal cortex); OFC (orbitofrontal cortex); ACC (anterior cingulate cortex).  Die farblich nicht hervorgehobenen Kästchen repräsentieren subkortikale Strukturen:: GPi (internal segment of globus pallidus); MD (medial dorsal nucleus of thalamus); SNr (substantia nigra, pars reticulata); VA (ventral anterior nucleus of thalamus); VL (ventral lateral nucleus of thalamus).  Bezeichnungen außerhalb der Kästchen repräsentieren “offene Loops” in Verbindung zum Netzwerk, die eventuell Verbindungen zum Striatum haben: APA (arcuate premotor area), EC (entorhinal cortex), HC (hippocampal cortex), ITG (inferior temporal gyrus), PPC (posterior parietal cortex), PMC (primary motor cortex), PSC (primary somatosensory cortex), und STG (superior temporal gyrus). Die Diagramme der Brodmann Areale wurden modifiziert, gemäß der 20th U.S. Edition von Gray`s Anatomie der menschlichen Körpers, verfügbar auf Wikipedia.
Das Striatum ist eine relative inaktive Struktur. Im Gegensat zum Segment des Globus Pallidus (GPi) und der Substantia Nigra Parts Reticulata (SNr) die in hoher Aktivität verharren, um tonische Inhibition spezifischer thalamischer Nuclei zu verhindern. Die Fünf Schleifen, die das Diagramm zeigt sind anatomisch auffällig, weil sie subkortikale Strukturen durchqueren. Sie werden gemäß ihrer Funktion oder des kortikalen Areals benannt.



Lange wurden die Frontallappen als das Zentrum exekutiver Funktionen angesehen, die Kropotov (2009) als Koordinatoren und Kontrollorgane motorischer und kognitiver Aktionen beschrieb, die die Aufgabe hätten, spezifische Ziele anzusteuern. Andere Komponenten exekutiver Funktionen inklusive der willentlichen Steuerung der Aufmerksamkeit, der Unterdrückung unangepassten oder unerwünschten Verhaltens, Planung, Entscheidungsfindung, Arbeitsgedächtnis, Beobachtung sowie das Rückmelden von Fehlern, um diese zu vermeiden, gehörten auch zu den Funktionen des Frontal Lappens.
Wie weiter oben dargestellt auf der Basis von Alexander et. Al. (1986) (Neuoroanatomie und Funktion) existieren fünf parallele frontal-subkortikale Schleifen. Jede Schleife besteht aus der gleichen Struktur: einem spezifischen Areal des frontalen Kortex, der zu spezifischen Arealen der Basalganglien projeziert, dann zum Thalamus, bevor der zur ursprümglichen Region des frontalen Kortex zurückkehrt und zu dessen functional bezogenen Regionen.

In seinem Buch: The Frontal Lobes and Voluntary Action, (Die Frontallappen und willentliche handlungen) von Richard Passingham (p. 220) vermutet der Autor, das das frontal-Basalganglien System an den Prozessen der Entscheidung “was zu tun ist…oder, welche Reaktion ist angemessen…) als Ganzes beteiligt ist.
‘Angemessenes’ Verhalten erfordert manchmal, dass abwägende, geplante Handlungen reaktiven, automatiserten oder einstudierten Handlungen, die rasch auszuführen wären, vorzuziehen sind. Stellen wir uns vor, ein Torwart beim Fussball beobachtet vor dem Abstoß, dass der gewohnte Anspielpartner gut abgeschirmt ist, dass aber einer der Stürmer relkativ nah am gegnerischen Tor steht, ohne im Abseits zu sein. In dieser Situation ist der Torwart gezwungebn, die automatisierte und gewohnte Handlung zu unterbrechen und einen weiten Abschlag zu planen und durchzuführen. Wie aber macht sein Gehirn das?

Unser Gehirn bereitet oftmals parallel mögliche, sinnvolle Handlungspläne vor. Im oben beschriebenen Fall muss der weite Abschlag zum gut positionierten Stürmer dem gewohnten und automatiserten Abschlag zur Mittellinie vorgezogen warden. Um das zu schaffen, muss das gehirn dazu in der Lage sein, alle möglichen handlungsplne zu verwerfen, bis der in dieser Situation beste Handlungsplan gefunden ist. Das Gehirn schafft das, indem es flexible Bewegungspläne generiert. Diese bereitgestellten Handlungsmöglichkeiten oder Handlungspläne helfen dabei, zu verhindern, dass immer der automatiserteste Handlungsplan durchgeführt wird. Das Takten von Bewegungsplänen bis der für den Erfolg wahrscheinlichste Plan gefunden ist, ikst ebenfalls wikchtig, um vermengte Handlungsmuster zu vermeiden, bei denen zweoi oder noch mehr motorische handlungspläne zur gleichen Zeit bereit getsellt warden. Im Falle des Torwarts würde das dazu geführt haben, das ser unentschlossen den Ball irgendwo zwischen Mittellinie und Stürmer ins Nirgendwo geschossen hätte, was sicher kein gewünschtes Ergebnis gewesen ware.
Die Organisation von multiplen parallelen Schleifen durch die Basalganglien, zusammen mit von den Basalganglien ausgehenden Inhibitierungen des Thalamus, dienen dazu, eine möglichst große Zahl von möglichen Handlungen voir zu programmieren. Denken sie daran, dass die Feuerrate des GPi (dem internen Segment des Globus Pallidus) und dem SNr (Substantia Nigra, Pars reticulata) hoch ist und zur tonischen Inhibition thalamischer Neuronen führt. Mit anderen Worten, in der Baseline sind die Tore geschlossen. 

Stellen wir uns nun kortikale Plämne vor, die exzitatorische Projektionen zum Striatum senden. Jeder handlungsplan aktiviert striatale Neurone in ihrem jeweiligen abgegrenzten Kreis.  Diese feuerbereiten striatalen Neuronen inhibitieren striatale Neuronen in anderen Kreisen oder Loops, (die aktiviert würden von alternative Handlungsplanungen), durch laterale Inhibition, auf diese Art und Weise können verschiedene Handlungspläne im Wettbewerb stehen. Zur gleichen Zeit inhibitieren die striatalen Neuronen des „Weges zum Erfolg“ auch die tonisch aktiven GPi Neuronen ihres eigenen Loops, was ein Aussetzen ihrer Aktivität bewirkt. Diese Pause in der Aktivität der GPi Neuronen verhindert die Inhibition der thalamischen Zellen des gleichen LOOPS. Die folgende Erregung (Aufhebung der Inhibition) der thalamischen Zellen, verursacht ein exzitatorisches Signal zurück zu den Arealen des Frontallappen, die den erfolghversprechenden Handlungsplan generiert haben – ein Go Signal – das nun dazu führt, das die entsprechende handlung auch ausgeführt wird. 

Ich möchte Sie aber daran erinnern, dass die obige Darstellung eine starke Vereinfachung ist. Tatsächlich sind beisopielsweise Neuronen, die ein Go Signal vom Thalamus zur Ausführung eines Handlungsplans erhalten im gleichen kortikalen Areal, aber in anderen Layern oder Lagen als die Neuronen, die den Plan generierten. (Halten sie im Gedächtnis, dass der Kortex aus sechs Lagen besteht) Mehr Details finden sie bei  Brown et al. (2004).

Kommen wir nun zur näheren Betrachtung der Circuits oder Loops

Motorische Schaltung
Der Motor Circuit (motorische Schaltung?) ist an der Planung, Ausführung und Inhibition willentlicher Körperbewegungen beteiligt. Unterbrechungen dieses Circuits (dieser Schleife) führen, egal in welchem Bereich sie stattfinden, zum Verlust motorischer Kontrolle, wie man sie bei klinischen Krankheitsbildern wie Parkinson beobachten kann, einer Krankheit, bei der Dysfunktionen des Basalganglien in exzessiver Inhibitierung der Willkürbewegungen führen, der so genannten Bradikinäsie (verlangsamte Bewegung) die als ein Problem beim Öffnen der Bewegungsgates verstanden werden kann oder ebenso als unangemessenes Öffnen von Bewegungsgates, was zu Tremor führt. 


Okulomotorische Schaltung
Die oklulomotorische Schaltung ist an der Planung und Durchführung von willentlich gesteuerten Augenbewegungen beteiligt.  Unterbrechungen an irgendeinem Punkt dieser Schaltung hat Einfluss auf die Fähigkeit bewusst ein bestimmtes Objekt oder einen Ort zu fixieren, während man der natürlichen Neigung den Blick zu anderen Objekten oder Bewegungen zu schwenken widersteht. Diese Schaltung ist außerdem notwendig, um den Blick zu erinnerten Orten oder gegenständen zu steuern.

Dorsolateral er Präfrontaler Kortex (Exekutive) Schaltung
Der dorsolaterale präfrontale Kortex ist an vielen Aspekten exekutiver Funktionen beteiligt, inclusive der Fähigkeit komplexe Probleme zu lösen, voraus zu planen, Aufmerksamkeit zu fokussieren und zu halten, Aktionen zu steuern um Anforderungen zu leistern, und die Leistungsfähigkeit zu erhöhen, wenn die Schwierigkeit der Anforderungen sich verändert. Er spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle beim Arbeitsgedächtnis: der Fähigkeit Dinge lange genug im Gedächtnis zu behalten, um eine Handlung danach auszurichten, etwa eine Telefonnummer lange genug im Gedächtnis zu behalten, um sie wählen zu können. Patienten, die an einer Unterbrechung irgendeines Punktes der dorsolateralen präfrontalen Schaltung leiden, zeigen das klassische dyspraktische Syndrom, das charakterisiert wird durch Starre, Perservation, Unaufmerksamkeit und Desorganisertheit, mit schlechten Erinnerungsfähigkeiten, schwacher Argumentationsfähigkeit und reduzierter geistiger flexibilität. (Tekin and Cummings, 2002). Oft sind sie beeinträchtigt bei den Aufgaben des Stroop Tests, die erfodern, dass automatiserte Lesen von Wörtern unterdrücken muss, um die Farbe zu benennen, in denen das Wort geschrieben steht. Das wird für solche patienten zu einer Herausforderung, weil es einen Konflikt zwischen Wortbedeujtung und der Farbe in der das Wort geschrieben wurde gibt. Wenn eine Person beispielsweise das Wort ROT in großen Druckbuchstaben sieht, dieses aber in blau geschrieben ist, wäre die korrekte Antwort eben: blau. Das erfordert die Fähigkeit die starke Tendenz das Wort einfach nur zu lesen zu unterdrücken – oder zu kanaliseren- die dazu führen würde, als Antwort. rot zu sagen.

Orbitofrontaler Kortex (Social) Circuit
Der orbitofrontale Kortex“ist die neokortikale Repräsentation des limbischen Systems” (Bonelli and Cummings, 2007). Der orbitofrontale Circuitleitet das empathisch und sozial angemessene Verhalten (Chow and Cummings, 1999) und vdie unterschiedlichsten Objekte und Handlungen unterliegen dieser subjkektiven Bewertung (Dranias, 2008).  Bschädigungen dieser Schaltung führt zu Verhaltensänderungen, emotionaler Labilitätz, Enthemmung, schwacher Urteilskraft und Unzuverlässigkeit gegenüber der Familie und den sozialen Verpflichtungen (Bonelli and Cummings, 2007).  Ein Patient mit einer Beschädigung dieses Areals ist eventuell nicht mehr in der Lage soziale Normen zu akzeptieren, die einen hungrigen Menschen davon abhalten ohne zu fragen vom Teller seines Gegenüber zu essen, wenn ihm danach zumute ist. Und hzwar deshalb, weil der Wert eines angepassten sozialen Verhaltens sein eigenes Verhalten nicht mehr bestimmt, so dass der Impuls zu essen, wenn man hungrig ist, nicht mehr durch Reflexion oder internaliserte soziale Norm gebremst wird.   

Anteriorer Cingulärer Kortex
(Affektiver) Circuit
De anteriore cinguläre Kortex (ACC) besteht aus verschiedenen funktionalen Bereichen (Nee et al., 2011) wie man auf dem Diagramm der Central Midline Structures das am Anfang des nächsten Kapitels zu finden sein wird, erkennt.

i)Der Prä- und subgenuale ACC(PACC) istvermutlich mit emotikonalen Netzwerken verbunden, die aktiviert werden, wenn ein Fehler bei einer erbrachten Leistung auftritt. Brodmann Areal 25 ist Teil des PACC, ein Areal, dass besonderes Interesse erweckt hat, weil es fast immer Überaktiviert ist bei depressiven Patienten.  Bemerkenswerte Zurückbilduing von schweren, behandlungsresistenten Depressionen erfolgten, wenn diese abnormal hohe Aktivität unterbrochen wurde durch Tifenhirnstimulation (DBS) (Mayberg et al., 2005; Holtzheimer and Mayberg, 2011).  Es scheint so, als ob DBS also Tiefenhirnstimulation das Gate in BA 25 schließt, das die Überflutung mit negativen Emotionen und Zuständen steuert. (Siehe Dobbs, 2006, um eine lesbare Historie diese Behandlungsform zu nennen.) Neurofeedback in Verbindung mit Psychotherapie war nachweislich abenfalls in der Lage BA 25 und damit andere mit der Dewpression verbundene Areale zu beeinflussen. (Paquette, 2009).

ii) Ein eher dorsales Areal des ACC, auch rostrale cinguläre Zone genannt (RCZ) oder supragenualer ACC (SACC) besitzt einen anterioren Teil der an der Steuerung des Bewusstseins voraussichtlicher Fehler beteiligt ist, wenn erhöhte kognitive Kontrolle erforderlich ist. (Brown and Braver, 2005). Eine solcherart initialisierte erhöhte Vigilianz oder ein erhöhtes Arousel erreicht dann über ACC Projektionen den Locus Coreruleus (LC) des Hirnstamms, (Aston-Jones and Cohen, 2005) Veränderung der Reaktionsbereitschaft vieler Neuronen die kognitive Performanz ermöglicht. Es besteht eine umgedreht U förmige Beziehung zwischen der tonischen Locus Coeroleus (LC) Aktivität und der Leistungsfähigkeit bei der Lösung von Aufgaben die eine erhöhte fokussierte Aufmerksamkeit erfodern. Das bedeutet, das schlechte Leistungsfähigkeit sowohl bei niedrigem (underarousal) als auch bei hohem (Angst) Tonus der LC Aktivität entsteht. Optimale Leistungsfähigkeit entsteht bvei moderater tonischer LC Aktivität, die langanhaltende phasische LC Aktivierung als Antwort auf Ziel relevante Stimuli ermöglicht. (Aston-Jones and Cohen, 2005; Sara and Bouret, 2012, LC effects on cognition). Es gibt also viele Hinweise, die nahelegen begründeterweise zu vermuten, dass ACC/LC Interaktionen eine bedeutende Rolle dabei spielen, das eigene Arousal und die eigene Aufmerksamkeit selbst zu regulieren, um Herausforderungen angemessen zu begegnen.
Große bilateral Läsionen des ACC führen zu akinetischem Mutismus, der als ein Zustand der Wachheit bei bestehendem geminderten Arousal und einer tiefgreifenden Apathie betrachtet wird. (Bonelli and Cummings, 2007). Solche Patienten sprechen und bewegen sich selten spontan und zeigen nur geringe Reaktionen auf direkte Fragen und Nachfragen. Sie sind unempfindlich gegenüber Schmerz, Durst oder Hunger. Deshalb wurden neurochirurgisch absichtlich Läsionen im ACC von Patienten verursacht, die an andauernden und untherapierbaren Schmerzen litten. Menschen mit Beschädigungewn des ACC Circuit sollen, wie berichtet wird, oft eine deutlich verminderte Fähigkeit zeigen, neue Gedanken aufzunehmen oder weiterhin an kreativen Denkprozessen teil zu haben. (Chow and Cummings, 1999). 

iii) Der posteriore Teil des SACC ist eher mit den Netzwerken für die Motorik verbunden und könnte in Funktion treten, wenn Ungewissheit oder ein Konflikt eine angemessene Antwort auf eine Herausfoderung notwendig machen. (Nee et al., 2011). Das wäre zuim Beispiel mein Go/No-Go task, be idem der Proband einen Knopf immer nur drücken soll, wenn er auf einem Bildschirm beispielsweise ein A erkennt, er muss aber seine Reaktion bremsen, wenn ein B erscheint. Indiesem Falle darf er NICHT den Knopf drücken. Normalerweise wird den Probanden sehr oft das A präsentiert, um eine Prädisposition zum XDrücken des Knopfes zu erzeugen, die dann unterdrückt warden muss, wenn ein No Go Durchlauif erfolgt, also ein B erscheint. Menschen mit Läsionen im ACC zeigen neben der Apathie auch Probleme beim Durchführen dieser Tests.



 

 

Go vs. No-Go: Direkte, Indirekteund HyperdirekteVerbindungen




Angemerkt werden muss, dass die bisherigen Schaltungsdiagramme sich immer auf direkte Verbindungen zu den Basalganglien bezogen und speziell darauf, wie diese Go Signale generieren. Es gibt aber auch inidrekte oder NO GO Verbindungen deren Neuronen die Neuronen der direkten Verbindungen (innerhalb des Streifenkörpers oder Striatum) und die ebenso tonisch aktive Neuronen des externen Segments des Globus Pallidus (GPe) inhibitieren.  Der GPe inhibitiert verschiedene Strukturen tonisch, aber nur sein Output zum Nukleus (STN) wird unten dargestellt. Aktivierung des indirekten Pfades kann somit zu angehobener Aktivität im STN (durch Disinhibition) führen, während der hyperdirekte Pfad den STN unmittelbar aktiviert.

Angehobene STN Aktivität ist in der Lage, No Go Signale zu generieren, indem sie glutaminerge exitatorische Inputs zu den Neuronen des GPi/SNr sendet und sozusagen nebenbei die thalamische Inhibition verstärkt. Erinnern wir uns: der „direkte“ Pfad hat den gegenteiligen Einfluss auf das GPi/SNr: kortikale Signale wandern durch das Striatum um vorübergehend Zellen des GPi/SBr zu inhibitieren, was zur vorübergehenden Disinhibition des Thalamus führt. Den einander zuwiderlaufenden Effekte direkter „Go“ und indirekter sowie hyperdirekter „No-Go“ Verbindungen auf den GPi/SNr warden unten gezeigt.

Vereinfachte frontal-subcortikale Schaltungen die ausgewählte Aspekte direkter, indirekter und hyperdirekter Pfade darstellen. DSimplified frontal-subcortical circuits illustrating selected aspects of the direct, indirect, and hyperdirect paths.  Die Aktivierung von striatalen Neuronen in den direkten Verbidnungen führen zur Inhibition von Neuronen von internen Segmenten des Globus Pallidus (GPi) sowie der Substantia Nigra Pars Reticulata (SNr). Aktivierung von striatalen Neuronen des indirekkten Pfades führen zur Inhibition von tonischer Aktivität in externen Segmenten des Globus Pallidus (GPe). Diese Inhibition des GPe  disinhibitiert den subthalamischen Nukelus (STN), der dann einen exzitatorischen Impuls an den GPi/SNr leitet.  Der frontale Cortex kann zudem STN Zellen direkt exzitatorisch anregen über den hyperdirekten Pfad.



Wenn zusätzlicher exzitatorischer Einfluss auf die GPi/SNr Neuronen dazu kommt, steht dem eine hohe STN Aktivität entgegen die zeitweise die Inhibition des GPi/SNr über den direkten Pfad übertrifft. Auf diese Art und Weise ist die STN Aktivität dazu in der Lage, Prozesse zu verlangsamen und eventuell auch die Disinhibition des Thalamus durch den direkten Pfad verhindern, was zu einer Unterbrechung der Weiterleitung eines „Go“ Signals zurück zum Cortex unterbricht.  

Tatsächlich wird eine abnormal hohe Aktivität des STN bei der Parkinson Erkrankung beobachtet, die mit den verlangsamten Bewegungen des Patienten bei dieser erkrankung zusammenhängt. Das Wissen um diesen Kreislauf führte zur Entwicklung von neurochirurgischen Techniken, inkusive der Tiefenhirnstimulation (DBS) des STN um spzeiell die pathologisch starken 2No Go” Signale im PD zu untzerbrechen. 
Normalerweise sind “No-Go” Signale wichtig, um ein Verhalten zu unterbrechen, wenn neue Informationen, etwa neue Ziele oder Aufgaben, zur Verfügung stehen. Um auf das Beispiel des Torwarts zurück zu kommen, der einen Abstoß zur Mittellinie machen wollte, und dessen motorische Programme zur Ausführung bereits anliefen. Das bedeutete, dass das Programm zu diesem Schuss im direkten Pfad des Striatum „siegreich“ gewesen ist. Als er aber im letzten Augenblick den Stürmer mit der exzellenten Anspielposition erkannte, traten „No-Go“ Mechanismen in Kraft, die in der Lage waren, das laufende motorische Programm zu unterbrechen.
  
Eine der “No-Go” Mechanismen der wahrscheinlich wichtig für die Verhaltensunterbrechung und zum Switchen zu einer neuen Aufgabe bedeutsam ist umfasst starke Projektionen vom Thalamus zum Streifenkörper oder Striatum. Neuronen des centromedian-parafascicula Komplex (CM/Pf) des Thalamus werden bei unerwarteten ausgeprägten Stimulie aktiviert und projezieren zu striatalen cholinergen Interneuronen. Die Aktivierung diese striatalen cholinergen Interneuronen (bekannt als tonisch active Neuronen oder TANS) produziert vorübergehend angehobene Aktivität des indirekten Pfades und abnehmende Aktivität des direkten Pfades. Dieser Schwenk des Prozesses zugunsten der Aktivität des indirekten Pfades führt zur Unterbrechung des laufenden motorischen Programms und zur vorübergehenden Unterbrechung der Bewegung. (Minamimoto, 2008;  Ding, 2010; Tan and Bullock,  2008, Smith, 2011). Als Folge kann eine neue Aktivierung des direkten Pfades des Striatums in Gang gesetzt werden. In dieser neuen striatalen Wettbewerb der Aktionen kann die höhere Möglichkeit des Erfolgs eines langen Passes zum frei stehenden Stürmer gegen die motorische Routine des gewohnten Abschlags gewinnen und der lange Pass wird ausgeführt.

Zusätzlich zum Schwenk zwischen Möglichkeiten und der Unterbrechung laufender Verhalten spielen inidrekte und hyperdirekte Pfade wahrscheinlich eine wichtige Rolle in der Verzögerung gewollter Handlungen, in der Verhiinderung von siegreich ausgewählten Handlungsmsuern vollends durchgeführt zuwerden, die verhinderung von begonnenen motorischen handlungen um Perservation zu verhindern sowei das anschließende motorische Programm einzuleiten in einer flüssigen handlungsabfolge. Die letzten beiden Aufgaben wurden in ein Computermodell der Sprachproduktion aufgenommen, wenn Läsionen ( bei abnormal hohen Dopamin Leveln im Striatum oder bei spezifischen und lokalisierbaren Abnormalitäten der weißen Substanz) für mehrere Formen des Stotterns sorgen. (Civier et. al, 2013).

Shifts in der relative Aktivierung von direkten, indirekten und hyperdirekten Pfaden verursachen vermutlich auch die Abwägung zwischen Geschwindigkeit und Genauigkeit, ein lange beobachtetes Verhaltensphänomen be idem die Forcierung schneller Entscheidungen zu einem Verlust an Genauigkeit führt, während die Betonung der Genauigkeit bei Entscheidungsfindungen zu langsameren Reaktionen führt. (Bogacz, 2010, zum nachschlagen).

Man muss anmerken, dass eine Dopaminerhöhung  Aktivität im direkten Pfad erhöht (über exzitatorische D1 Rezeptoren auf striatalen Neuronen im direkten Pfad) und gleichzeitig im indirekten Pfad (über inhibitorische D2 Rezeptoren auf striatalen Neuronen im indirekten Pfad) senkt. Der Netzeffekt bevorteilt direkte gegenüber indirekten Pfaden. Auf diese Art und Weise ist Dopamin im Striatum in der Lage, Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Zu viel Dopamin hingegen kann anormale Leistung verursachen. (Civier, 2013.)  

Mechanismen, die den indirekten Pfad und den hyperdirekten Pfad bevorzugen haben den gegenteiligen Effekt und können zum Absinken der leistungsfähigkeit führen. Erinnern sie sich an das Beispiel der abgesenkten Aktivierung von GPi/SNr durch das STN. Je aktiver GPi/SNr Neuronen werden, desto mehr werden Outputs vom direkten Pfad, die starker als gewöhnlich sind, inhibitiert (um den Thalamus zu disinhibitieren und ein “Go” Signal zurück zum Kortex zu generieren. Die größere Zeitspanne, die es dauert, dieses Output, das starker als gewöhnlich ist des direkten Pfades  zu erzeugen, führt zu nachlassender und verlangsamter Leistung. Zur gleichen Zeit gibt diese Verzögerung Mechanismen im Striatum einen größeren zeitlichen Spielraum zu agieren und erlaubt dadurch später ankommenden oder zeitweise schwächeren Inputs eine bessere Chance wettbewerbsfähiger zu sein und in der Aktivität stärker zuzunehmen als es ihnen ansonsten möglich wäre, wenn schnelleere Reaktionen erforderlich wären.

Denken sie noch einmal an den Stroop Test, be idem das rasche lessen von Wörtern in Konkurrenz zum langsameren Prozess des Benennens der Farbe in der das Wort geschrieben ist stehen, speziell wenn ein Unterschied zwischen der Bezeichnung einer Farbe durch ein Wort und der Druckfarbe des Wortes besteht. Wenn wir das Wort „ROT“ beispielsweise in großen, blauen Buchstaben geschrieben sehen werden zwei mögliche verbale Reaktionen im Kortex vorbereitet und in zwei miteiander konkurrierenden Befehlen zum Striatum geschickt. Weil der Pfad des Lesens von Wörtern automatisierter ist, ist er der schnellere und deshalb wird der verbale Plan für das Lesen von “ROT” schneller generiert und beginnt rasch die Ausgangsneuronen des direkten Pfades im Striatum zu aktivieren. Wenn an diesem Punkt des Reaktionsablaufs die striatalen Neuronen genügend aktiviert sind, um die GPi/SNr Aktivität zu mindern (inhibitieren), wird ein „Go“ (Start) Signal zurück zum Kortex gesendet, und die Person wird eine unerwünschte Reaktion zeigen, indem sie das gelesene „Rot“ sagt und die Farbe des Wortes übersieht. 
Andererseits, wenn der exzitatorische (erregende) Antrieb des STN (Striatum) die GPi/SNr Aktivität steigert, wird ein höheres Aktivierungsniveau der striatalen Neuronen benötigt, um ein “Start” Signal zu generieren, das auslösende Aktivitätsniveau der striatalen Neuronen der direkten „ROT“ Pfade wäre nicht mehr ausreichend. Auf diese Art und Weise hat das höhere GPi/SNr Aktivitätslevel eine höhere Reaktionsschwelle gesetzt, die die spontane Reaktion: “ROT” zu sagen unterdrückt und dem später ankommenden striatalen Befehl mit der Farbe des Wortes: Blau zu antorten eine Möglichkeit gibt, ausgeführt zu werden.
Beachten wir, dass die Schwierigkeit der Aufgabe – in diesem Falle die Anweisung die Farbe des Wortes zu sagen – höchstwahrscheinlich im lateralen präfrontalen Kortex enkodiert wird. Solange die Anforderung, die eine Aufgabe stellt, im Gedächtnis ist und dieses die Aktivität bestimmt, werden kontextbezogene Signale generiert und kortikale und striatale Wettbewerber zu korrekten verbalen Ausformulierung: „Blau“ verhindert. Zusammenfassend kann man festhalten, das seine gute Leistung im Stroop Test am Ende drei Fähigkeiten erfordert:  eine ausreichend hohe Reizschwelle, die schnelle, aber falsche Antworten verhindert, die Fähigkeit Aufgabenstellungen im Gedächtnis zu behalten und genügend Zeit zum Lösen der Aufgabenstellung, die dabei hilft, die langsamere, aber korrekte Reaktion auf ein genügend hohes Aktivitätslevel zu bringen, um den kortikalen und striatalen Wettbewerb zu gewinnen. 

Erinnern sie sich an die vorhergehende Beschreibung des anterioren cingulären Kortex (ACC) der an der Beobachtung von eigenen Handlungen und der Fehlerkorrektur beteiligt ist. Diese Aufgaben veranlassten Frank (2006) zu der Vermutung, dass ACC Inputs zum STN der Mechanismus sein könnte, der die Anhebung der Reizschwellen für Antworten erhöht, wenn Fehler wahrscheinlicher werden und langsamere, aber genauere Antworten sinnvoller sind. Während die Hypothese über die hyperdirekten Pfade momentan ein allgemein akzeptiertes Modell ist,  müssen andere “No Go” Mechanismen wie die vorhin beschriebenen centromedian-parafaszikularen Komplexe (CM/Pf) erst noch beweisen ob sie ähnlich oder sogar noch wichtiger sind.

Bedeutung dieser Pfade zur Produktion des SMR

An diesem Punkt ist es von Interesse, auf die Wahrscheinlichkeit hinzuiweisen, dass der senso-motorische Rhythmus (SMR) von No-Go Zuständen der Basal Ganglien stammt und dass das SMR Training die Fähigkeit steigert, willentlich diese NoGo Zustände zu erzeugen. Das stimmt mit der Feststellung (siehe Sterman and Thompson, 2014) überein, dass SMR mit Unbeweglichkeit zusammen hängt und anfänglich beobachtet wurde, wenn Katzen eine vorher erwünschte Reaktion unterdücken mussten. Die Feststellung (Boulay et al. (2011)), dass die Reaktionszeit SMR Produktion bei Go/NoGo Aufgaben erhöht (i.e. verlangsamte Reaktionszeit während hoher SMR Produktion und kürzere Reaktionszeit bei niedriger SMR Produktion.) sind genau das erwartete Ergebnis, das man bei bei den Reaktionen der Basalganglien bei Go/NoGo Tests auch erwarten würde. Die Behauptung, dass SMR während NO-Go Zuständen produziert wird, stimmt mit der Beobachtung überein, dass die fMRI Aktivität im Striatum angehoben ist, während der Produktion von SMR (Birbaumer, nicht publizierte Resultate, berichtet von Sterman und Thompson, 2014), und nach erfolgreichem SMR Training, in der Leistung beim Stroop task (Levesque et al., 2005). Weil das Striatum als “leise” Struktur bekannt ist, weil zu jeder Zeit nur geringe Anteile der Neuronen aktiv sind, ist es wahrscheinlich, dass diese fMRI Ergebnisse inhibitorische No-Go Prozesse reflektieren, die im Vergleich zu eher fokalen „Go“ Pfaden, eher synchron und über weiten Arealen ausgedehnt sind. (Bullock et al., 2009).

Die Beobachteung, dass das SMR Training im Grunde striatles No-Go training ist, stimmt mit allem überein, was man über die der SMR Produktion zugrunde liegenden Mechanismen weiß. Der Rhythmus selbst entsteht durch Interaktionen zwischen zwei Neuronenpopulationen innerhalb des Thalamus: inhibitorischen Neuronen im retikularen thalamischen Nukleus (thalamic reticular nucleus (nRT) ) und excitatorischen thalamocortikalen Neuronen im verntrobasalen Komplex (ventrobasal (VB) complex). 

Eine bedeutende Eigenschaft thalamischer Neuronen, deren Funktion einer großen Bandbreite kortikaler Ryhthmen zugrunde liegt, ist die, dass sie, wenn sie stark genug inhibitiert warden, von tonischer Aktivität zum aktiven Feuern übergehen. Im Falle des SMR Rhythmus bedeutet das, dass die erzeugenden Neuronen wenn sie im verntrobasalen Komplex  ausreichend inhibitiert werden, hyperpolarisieren. Sie verlassen den zustand der Hyperpolariserung mit einem Burst an Aktivität, der nahegelegene nRT Neuronen erregt. Das führt dazu, dass die VB Neuronen erneut hyperpolarisieren und dass der Zyklus von vorne beginnt. Auf diese Art und Weise wird eine alternierende Aktivität zwischen beiden thalamischen Nuklei in Gang gehalten. Weil VB ebenfalls exzitatorische Projektionen zum primären somatosensorischen Cortex (S1) sendet, führt die oszillatorische Aktivität im VB zu oszillatorischer Aktivität an S1, die mittels des EEG gemessen werden kann. Die thalamocortikalen Osziallationen, die dem SMR Rhythmus zugrunde liegen, sind schon lange bekannt. Weniger klar ist, was den Prozess auslöst, bei willentlich herbeigeführter SMR Produktion. Das zur Erzeugung von SMR notwendige Verhalten wird begleitet von „no go“ Aktivität in den Basalganglien. Interessant ist die tatsache,  des “no go” indirekten Pfades zum nRT projeziert (Bullock, 2009). An der Baseline sorgt GPe für tonische Inhibition zum nRT. (At baseline, GPe provides tonic inhibition to nRT.) Tatsächlich würde im “no go” Status, der Output des indirekten Pfades GPe Neuronen inhibitieren, und gleichzeitig Neuronen im nRT disinhibitieren. Die deshalb ansteigende Aktivität im nRT kann dann des oben beschriebenen oszillatorischen Prozess initiieren. (also dadurch, dass VB Neuronen ausriechend inhibitiert warden um sie zu Bursts zu bringen.)

Die gleichen frontal-subkortikalen Schleifen im Hinblick auf Open-Loop Integration

Das Wissen wie das Gehirn in der Lage ist, den am besten passenden Plan für das Verhalten auszuwählend und zu aktivieren, wird zweifellos das Wissen und das Verstehen der Aktivitätsflusses in frontal-subkortikalen Schleifen umfassen.Mögliche kognitive und andere Aktionspläne werden in den frontalen Arealen generiert, die ein Element geschlossener Loops sind, die in den vorhergehenden Diagrammen über Schaltungen des Gehirns bereits dargestellt wurden. Die Schleife (Loop) ist geschlossen, wennProjektionen vom Thalamus das “go” Signal zurück zu den frontalen Regionen befördert hat, die es ursprünglich erzeugten.  Die offenen  Schleifenergänzungen zu jeder Schaltung können als Träger contextualer Information betrachtet werden. Diese Schaltungen sind manchmal begleitet von “go“ Signalen mit gleichem Einfluss aus offene und geschlossene Schleifen um Wege zu ermöglichen auf denen die Basalganglien weite Areale des Cortex koordinieren können eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen.

Ein motorisches Netzwerk

Motorische Pläne vom suplementären motorischen Kortex, die mit Statusinformationen zur Motorik vom primären motorischen und somatosensorischen Kortex im Putamen stammen, siegreichen „Go“ Signalen, die zum ventrolateralen und ventroanteriorem Thalamus gelangen und wieder zurück zum suplementären motorischen Kortex.

Um ein Beispiel zu geben: im motorischen Netzwerk warden supplementäre motorisch kortikale Pläne (BAs 6,8) Informationen zum momentanen Status des motorischen Systems zusammenkommen, die vom arcuate pörämotorischen Kortex (BA 8), dem primären motorischen Areal (BA 4) und sensomotorischen Kortices (BAs 3,1,2) stammen, um die bestmögliche Aktion einzuleiten, unter Berücksichtigung des momentanen motorischen Zustandes. Neuronen von all diesen funktional bezogenen kortikalen Arealen werden zu den teilweise überlappenden Populationen der striatalen medium spiny Neuronen (MSNs) im Putamen projezieren.  Hierbei ist es von Bedeutung, dass man sich klar macht, dass eine Bündelung von Inputs, die von einer großen Zahl Cortikaler Neuronen stamen erfolgt, zu einer erheblich kleineren Anzahl von MSNs. Tatsächlich ist jedes MSN dazu bestimmt, 10000 afferente Inputs von unterschiedlichen kortikalen Arealen gleichzeitig aufzunehmen. (Lawrence, 1998).  

Die erzwungene Vermischung der Inputs aus den unterschiedlichsten kortikalen Arealen auf dieselben MSN (Medium spiny Neuronen) macht die MSNs zu den geeigneten Regionen, Muster, die von Lernprozessen – durch zuvor erfolgtes verstärkendes Lernen- darüber, welcher Plan, der den gesammelten Informationen über den laufenden Prozess (sowohl von closed- und open looped Arealen stammend) der zum erfolgreichen Abschluss geeignetste ist, der dann auch zur Belohnung führt. Die MSN die die beste Kombination von Plan, Kontext und Zielen erhalten warden die aktivsten Regionen sein, die zur Ausführung des Handlungsplanes, der die Handlung aktiviert führt ( durch den Durchfluss des Circuits durch den GPi und den Thalamus, wie oben bereits beschrieben. Zur gleichen Zeit führt seine hohe AKTIVIERUNG ZUR Inhibition anderer MSNs (durch laterale Inhibition), was dazu führt, dass weniger geeignete Handlungspöläne für die anligende Situation nicht ausgeführt werden.. 

Ein räumliches Netzwerk

Spatial (räumliche) Information bewegt sich von posterioren  parietalen und dorsolateralen präfrontalen Regionen  zum Kopf des Caudate, zur internen GP/Substantia Nigra, Pars Reticulata, dann zum ventroanterioren und mediodorsalen Thalamus und zurück zum Kortex

Lawrence et al. (1998) beschrieben die originalen Circuits so, dass verschiedene Teile des lateralen präfrontalen Kortex hervorgehoben wurden. Der eher dorsale Teil, der als dorsolateraler präfrontaler Kortex beschrieben wird (DLPFC) besteht aus BA 9 und den dorsalen Aspekten der Bas 10 und 46. Der DLPFC Circuit erhält räumliche Informationen vom posterioren parietalen Kortex (PPC BA 7) und ist bekannterweise beteiligt am räumlichen Arbeitsgedächtnis, etwa der Fähigkeit, einen bestimmten Ort im Gedächtnis zu behalten, wenn der Hinweisreiz für diesen Ort verschwindet. Angemerkt werden muss, dass der PPC Teil des visuellen “Wo” Streams ist. (Der „Was“Stream liegt mehr ventral und beinhaltet den ventro-lateralen prestraaiate Kortex (Teile der Bas 18,19) und des inferioren temporal Kortex.
Eher ventral Teile der BAs 10 und 46 werden ventrolateraler prefrontal Kortex (VLPFC) genannt. Dieser Circuit erhält Objekt Informationen von inferioren und superioren temporal Gyri(IT BA20 und ST BA22) und ist beteiligt am Arbeiktsgedächtnis für Objekte. Anmerkung: dieser Tail des „Was“ visuellen Streams (Pfads) ist beteiligt am Erkennen von Objekten.

Ein visuelles Netzwerk

Visuelle Information von inferioren und superioren temporalen Regionen  begegnen ventrolateralen präfrontalen Inputs am Schwanz des Caudate, dann folgen siegreichen Outputs zur internen GP/Substantia Nigra, Pars Reticulata, dann zum ventro-anterioren und mediodorsalen Thalamus, dann zurück zum VLPC

Lawrence et al. (1998) modifizierten die Vorstellung über die originalen Circuits indem sie den lateralen präfrontalen Kortex aufteilten in den eben beschriebenen VLPFC und den orbitofrontalen Kortex (OFC). Sie fügten orbitofrontale und anterior cinguläre Cortices zu einem affektiven Netzwerk zusammen, dem sie bekannte und wichtige Inputs aus der Amygdala, des Hippocampus und entorhinalen Regionen hinzugesellten.

Affektives Netzwerk

Affektive Informationen von orbitofrontalen und anterioren cingulären Regionen treffen auf Informationen vom Hippocampus, entorhinalen Regionen und der Amygdala im Nukleus Accumbens, dann folgen siegreiche Outputs zum ventralen Pallidum, zum medialen dorsalen Thalamus, dann zurück zu orbitofronateln und anterior cingulären Regionen, um Stimmung und emotionale Regionen zu kontrollieren.

Zeichnungen von Amanda Reeves, ergänzt von Kropotov, 2009 und Lawrence et al., 1998. 







Affekt Netzwerk: Affektiver Informationsfluss
Einfach ausgedrückt wandern Informationen mit Bezug zum Affekt und den Emotionen vom orbitalen frontalen Kortex (OFC), über den medialen frontalen Kortex, den anterioren cingulären Kortex(ACG), den Hippocampus (HC), die Amygdala und den entorhinal Kortex (ERC), sowie das Uncus Areal zu den Basal Ganglien, inklusive des Nukleus Accumbens und des ventralen Pallidum. Von dort wandern Signale zu spezifischen, funktionell bezogenen Arealen des Thalamus, etwa den medial-dorsalen und anterioren Nuklei des Thalamus. Der Thalamus projeziert dann wieder zurück zu Arealen inklusive dem anterioren Cingulum, der Kontrollfunktionen bezüglich des affektiven Netzwerks inne hat. Das Resultat dieses Prozesses ist die Regulation von Stimmung und emotionaler Reaktion. (nach Kropotov, 2009).

Die orbitalen und medialen präfrontalen Cortices, aber auch die Amygdala sind Schlüsselareale zum Verständnis der Angst. (Davidson, 2002; Thayer, 2012), ebenso aber auch der anterior cinguläre Kortex (Matthews et al., 2004).  Die Beteiligung des anterioren Cingulum an der Depression wurde bereits beschrieben.

Ebenfalls beschrieben wurden bereits andere Funktionen dieses Netzwerks: 1) die Auswahl von Zielen (Objekte und Aktionen) auf der Basis ihres subjektiven Werts und 2) die Fehlerkontrolle  zugunsten eines besseren Arousal und einer erhöhten Vigilianz anzuheben, um Herausforderungen besser zu begegnen.

Anmerkungen:
Zusammenfassend: wenn kortikal-basale und ganglia-thalamocorticale gut funktionieren, wird der beste kognitive oder verhaltensrelevante Plan passend zum gegebenen Kontext, unter Einbeziehung des Gelernten und der aktuellen Ziele mit Hilfe der Basal Ganglien ausgewählt werden. Wie wir gesehen haben koordinieren die Basal Ganglien weite Areale des Kortex zu funktionalen Netzwerken. Wenn dieses System nicht optimal funktioniert, haben weder der situative Kontext noch die gewünschten Ziele den entscheidenden Einfluss sondern alte einstudierte Muster werden spontan abgerufen und dominieren. ‘Gating’ Mechanismen verlangsamen überspontane Reaktionen und erlauben potentiell geeigneteren Plänen zur Durchführung zu kommen. Komplexe Interaktionen der Basal Ganglien und der Strukturen des „Go“ und „No Go“ Pfade ermöglichen es aus vielen Handlungsmöglichkeiten die geeignete auszuwählen, fehlerhafte Handlungen zu unterbrechen und Verhaltenskontrolle im Augenblick zu üben.



Neuronale Netzwerke, Default Netzwerk

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Central midline structures sind fett gedruckt (nach Northoff, 2006).Wir bevorzugten Fettschrift in der oben abgebildeten Grafik, um auf besonders bedeutsame Regionen der Central Midline Structures hinzuweisen. Wir legen nahe, dass man in die Dikussion der Central Midline Struchtures beider Hemisphären den Hippocampus und die entorhinalen Uncus Areale sowie die Insula einbeziehen sollte.
SACC = Supragenualer anteriorer cingulärer  Cortex (BAs 24, 32) DMPFC =  dorsomedialer  präfrontaler Cortex (BA 9)
MPC = medial parietaler Cortex (BAs 7, 31)                             PCC = posterior cingulärer Cortex (BAs 23, 31)
RSC = retrosplenale  Cortex (BAs 26, 29, 30)                        
MOPFC = medial orbitaler  präfrontaler Cortex (BAs 11, 12);
VMPFC = ventromedialer  präfrontal Cortex (BAs 10, 11);
PACC = pre- and subgenualer anteriorer cingulärer Cortex (BAs 24, 25, 32);



CMS Areale sind zu unterschiedlichen Anteilen an allen größeren neuronalen Netzwerksystemen beteiligt: affektiven, exekutiven, salience und default Netzwerken. Es handelt sich um entscheidende Strukturen, um den größten Teil des menschlichen Verhaltens zu verstehen.
Die neuronale Begründung eines Sinnes für das eigene “Selbst”.
Central Midline Structures sind an allen Vorstellungen davon beteilgt, wer wird sind und wo wir uns befinden, beides in Anbetracht sowohl unserer Beziehungen zu anderen als auch unter Einbeziehung der Wahrnehmung wie sich unser Körper zum umgebenden Raum abgrenzt. Man hat oft beobachtet, dass Patienten mit Läsionen in ventralen CMS nicht mehr in der Lage dazu sind, ein kohärentes Modell ihrer Selbst zu erstellen oder gar zu halten. (Damasio, 1999). Damasio bemerkte, dass Läsionen die emotionale Erfahrungen beeinträchtigen, und die die Körperwahrnehmung betreffen, oft auf der rechten Seite des somatosensorischen Komplexes liegen und teilweise die rechte Insula einbeziehen. Diese Patienten haben eine eingeschränkte Selbstwahrnehmung. Er erkannte, dass Aktivität im parabrachial Nukleus (PBN), dem Nukleus tractus solitarius (NTS) und dem Hypothalamus eine grüße Bedeutung für die Erzeugung der Selbstwahrnehmung haben könnten. (Die PBN und NTS Strukturen werden weiter unten im Kapitel über HRV Training diskutiert.) NTS und PBN vermitteln Informationen zur rechten Insula durch den ventral-medialen Nukleus des Thalamus und ein großer Teil der Selbstwahrnehmung könnte bereits auf diesem Level entstehen. Die Insula verbindet den anterioren cingulären Cortex mit dem medialen Frontalcortex. Diese Areale sind allesamt Schlüsselstrukturen des affektiven Netzwerks. Damasio  kommt zu dem Schluss, dass alle diese Strukturen und Verbindungen die neuronale Basis des SELBST darstellen, die Grundlage des „Ich“- Bewusstseins. (Damasio, 2003).


Default und Salience Netzwerke




Die exekutiv, aufmerksamkeits und affektiven (emotionalen) Netzwerke sind gut bekannt und erforscht und damit zusammenhängende Funktionen werden noch näher beschrieben, wenn wir uns den Brodmann Arealen und deren Bezug zu funktionalen Prozessen zuwenden. Zwei erst seit Kurzem näher abgegrenzte Netzwerke, das Default- und das Salience Netzwerk verdienen es, dass man sie näher betrachtet.

Default Netzwerk

Wenn keine bewusst zu vollbringenden Handlungen anliegen, ist unser Gehirn trotzdem aktiv. Unsere Gedanken können dann Selbstbetrachtungen, Vorstellungskraft, Urteile, Gedanken über sich selbst oder sich selbst in Bezug zu anderen umfassen, oder auch autobiographische Erinnerungen generieren. Das Default Netzwerk spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung eines Gefühls von Identität, der Erstellung eines Selbstkonzeptes, der Selbstwahrnehmung und, breiter geschaut, dem eigenen sozialen oder familiären Beziehungskonzept. Diese Selbstreflexion ist ein bedeutender Aspekt der Homöostase innerhalb des Gehirns – der Fixpunkt zu dem die Hirnfunktionen zurückkehren, nachdem sie an anderen mentalen Aktivitäten beteiligt waren.
Aspekte des Default Netzwerkes werden in früher Kindheit gelegt und können deshalb durch negative oder traumatiserende frühkindliche Erfahrungen beschädigt werden. Die Verbindungen des Default Netzwerkes mit Schlüsselarealen des affektiven Netzwerks bedeutet, dass negative oder traumatiserende frühkindliche Erfahrungen einen gewichtigen Einfluss auf das Selbst Konzept und alle Emotionen im späteren Leben eines Menschen haben können. Das gilt vor allen Dingen, weil die Mutter oder besser die Mutterimago, das ganze Universum für den Säugling und das Kleinkind bildet (Thompson & Patterson, 1986). Jede Unterbrechung dieser Beziehung wird die psychosoziale Entwicklung des Kindes negativ beeinflussen. (McCrone, 2002).
Anatomie des Default Netzwerks
Das Default Netzwerk umfasst eine Anzahl von Central Midline Structures inclusive des ventral-medialen Präfrontalcortex, den anterioren cingulären Cortex und - für räumliche Selbstrepräsentationen- , den lateralen parietal Cortex, den Cuneus und den Precuneus, sowie das posteriore Cingulum. Alle diese Areale sind mit Prozessen des Verstehend und der konstanten Beobachtung des Selbst und des „Selbst in Beziehung zu anderen“, beschäftigt (Supekar et al., 2010). Festgehalten werden sollte also, dass das Default Netzwerk an allen selbstreflektorischen Prozessen sowie am Einschätzen der Intentionen anderer Menschen beteiligt ist. Diese Funktionen sind wichtig für unsere Arbeit mit Autisten und Menschen aus dem autistischen Spektrum. Erinnern wir uns bei dieser Arbeit daran, dass das Default Netzwerk immer in Tätigkeit tritt, wenn das Gehirn nicht mit anderen motorischen oder kognitiven Aufgaben beschäftigt ist.
Das Default-mode Netzwerk (DMN) umfasst den dorsalen und medialen präfrontalen Kortex (dMPFC und vMPFC; Brodmann Areale (BAs) 10, 9, 32, und 24), den posterioren cingulären Cortex (PCC, BAs 23/31), den retrosplenialen Cortex (RSC, BAs 29/30), sowie den lateral posterioren Cortex (LP, BAs 39/40) (Buckner et al., 2008; Fox et al., 2005; Greicius et al., 2003; Gusnard and Raichle, 2001; Raichle et al., 2001).
Das Default Netzwerk besitzt ebenfalls Verbindungen zu Arealen voller Spiegelneurone und diese sind entscheidend zur Formung eines Selbstkonzepts und eines Konzepts vom „Selbst in der Welt“. In fMRI Aufnahmen kann man beobachten, dass Regionen im medial orbitalen und medial präfrontalen sowie in medial parietalen Arealen aktiv werden, wenn Aktivitäten des Default Netzwerkes ablaufen. Deshalb werden diese Areale und ihre Funktionen ebenfalls zum Default Netzwerk gezählt (Raichle, 2010). Das posteriore Cingulum und subgenuale cinguläre Areale könnten am depressiven Gedankenkreisen beteiligt sein. (Berman et al., 2011).
Das Default Netzwerk wird gewöhnlich in dorsale und ventrale Areale eingeteilt, aber hier werden beide Teile als funktionale Einheit betrachtet. Generalisiert kann man sagen, dass  das Default Netzwerk immer dann abgeschaltet wird, wenn das exekutive Netzwerk oder eines der  motorischen Netzwerke aktiv werden. Andersherum gilt, immer wenn exekutive und motorische Aktivitäten abgeschaltet werden, wird das Default Netzwerk aktiv.

Man vermutet, dass das Default Netzwerk bei autistischen Menschen nicht normal funktioniert. 

Salience Netzwerk, Michael Thompson und Lynda Thompson

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Das Salience Netzwerk

 Salienz (Auffälligkeit) bedeutet in der Psychologie, dass ein Reiz (z. B. ein Objekt oder eine Person) aus seinem Kontext hervorgehoben und dadurch dem Bewusstsein leichter zugänglich ist als ein nicht-salienter Reiz.


Die Frontallappen sind von Bedeutung, um die Hervorgehobenheit einer Information zu bestimmen: also, welche der einkommenden Indormationen von Bedeutung ist und welche nicht. Das Salience Netzwerk(Seeley, 2007) umfasst den dorsalen und anterioren cingulären Gyrus (BAs 24 und 25), die Insula, das mittlere superior frontale, und das para centrale Areal (BAs 4, 5, 6), die Area subcallosis( BA 25), das entorhinale Areal (BA 28), den Uncus (BA 34), den Gyrus (BA 27), Hippocampus (BA 35) sowie den Gyrus fusiformis und den Gyrus parahippocampalis (BA 36). Wie bei anderen Netzwerken, ist es seine Tatsache, dass wir keine Funktion nur einem isolierbaren Areal oder Hirnlappen zusprechen können. Wir müssen uns eher verschiedene Areale denken, die in einem Netzwerk miteinander kommunizieren, um eine bestimmte Aufgabe durchzuführen. Man kann sicher davon ausgehen, dass es zu Überlappungen von Gedächtnisarealen und Arealen die an Emotionen und an der Selbstwahrnehmung beteiligt sind, kommen muss, wenn Informationen als bedeutsam wahrgenommen werden sollen.
Der rechte anteriore Kortex Cingularis (dACC) und die rechte Insula könnten eine Schalterfunktion zwischen dem frontal-parietalen exekutiv Netzwerk und dem Default Netzwerk innehaben, die immer dann aktiv wird, wenn ein Reiz hervorgehoben werden soll. (Sridharan et al., 2008). Es ist ebenfalls auffällig, dass der ACC zwischen affektivem Netzwerk und exekutivem Netzwerk schalten kann, wenn exekutive Herausforderungen zu bewältigen sind, beispielsweise, wenn exekutive Aufgaben nach geteilter Aufmerksamkeit verlangen (Devinsky et al., 1995).
Tatsächlich sind es immer verschiedene Netzwerke, die ähnliche Funktionen bewältigen, aber jeweils in einem anderen Kontext. Das ist sicher auch notwendig, um Herausgehobenheit oder Salience zu erzeugen. Ein Beispiel ist die Salience „Karte“ (oder das Salience Netzwerk), die Rangordnungen über Objekte im visuellen Feld herstellt, um den Ort der größten Aufmerksamkeit zu bestimmen. (Bisley, 2006). In einem solchen Salience Netzwerk ist das lateral-intraparietale Areal (LIP) mit den frontalen Augenfeldern 8FEF) verbunden. Ebens der obere auditorische Cortex, der Colliculus superiores, der Nulkeus des Pulvinars und das inferior temporale Areal (BA 20) (visuelle Mustererkennung)). Dieses Netzwerk legt die Bedeutung (Salience) von neuen visuellen Informationen fest.
Das Salience Netzwerk in genauerer Betrachtung
Die folgende Diskussion später in diesem Buch noch einmal wiederholt, im Kapitel über das Aufmerksamkeitsnetzwerk. Salience Funktionen kombiniert mir parietalen, cingulären und frontalen Funktionen, hauptsächlich in der rechten Hemissphäre sind wichtige Komponenten des Aufmerksamkeitsnetzwerks.
Wenn wird über die Bedeutung neuer Informationen diskutieren, egal ob diese von inneren oder äußeren Quellen stammen, sollte unser Augenmerk auf die Rolle des anterioren Teils der Insula und auf den anterioren Gyrus Cingularis fallen, wie es in Bisley´s Beschreibung der Festlegung der visuellen Bedeutungswertigkeit geschehen ist. Menon & Uddin (2010) betonten diese Tasache in ihrem Review Artikel “Bedeutung, Switchen, Aufmerksamkeit und Kontrolle: ein Netzwerkmodell der insulären Funktionen” (Brain Struct Funct, 214, 655–667): “Die anteriore Insula ist ein integraler HUB in der Vermittlung dynamischer Interaktionen zwischen anderen weitreichenden Netzwerken des Gehirns die beteiligt sind an der nach außen gerichteten Aufmerksamkeit sowie der nach innen gerichteten oder selbstbezogenen Kognition.” Diese Autoren betonten, dass die Insula sensibel auf hervorgehobene Ereignisse reagiert und dass: „Ihre Kernfunktion darin besteht, diese Ereignisse für eine weitergehenden Verarbeitung auszuwählen und geeignete Kontrollmechanismen zu aktivieren.“ Diese Autoren bestätigten die inzwischen akzeptierte Sichtweise, dass die anteriore Insula und der anteriore Kortex Cingularis die Hauptelemente im Salience Netzwerk sind. Dieses Netzwerk hat scheinbar die Aufgabe die relevantesten internen und extrapersonalen Stimuli auszuwählen, um das Verhalten zu lenken. Sie erklären die anteriore Insula (AI) zum HUB des Salience Netzwerks. Diese Tatsache ist wichtig für unsere Arbeit, wenn wir Neurofeedback mit HRV Training kombinieren, Wir haben beobachtet, dass viele unserer Patienten, die an eine, leichten Schädel-Hirn Trauma leiden (TBI) eine Angststörung haben oder eine Diagnose über eine autistische Spektrumsstörung (ASD). Wir finden bei diesen Patienten oft die linke und/oder die rechte Insula außerhalb der Normen der Database. Wahrscheinlich hängt Hyperaktivität der rechten Insula oft mit Missinterpretationen der Bedeutung in der Welt sich vollziehender Ereignisse  zusammen, die zu Ängsten führen. Umgekehrt führt Hypoaktivität zu einem Mangel an Aufmerksamkeit für soziale Kommunikation, die wir bei Menschen des autistischen Septrums beobachten.
In der folgenden Grafi ist dargestellt, wie ein Bottom-Up Prozess von Salience Ereignissen von der anterioren Insula und dem ACC  entdeckt wird. Die Insula ist teilweise sensibel für herausgehobene Ereignisse. Die Insula ist in der Lage, wichtige Ereignisse mit anderen Netzwerken zu kommunizieren, Inklusive der für Daueraufmerksamkeit, exekutive Kognition, dem für Funktionen des Arbeitsgedächtnisses und des affektiven Netzwerks. Über die posteriore Insula wird das autonome Nervensystem reguliert und das wird zu einem Einfluss auf die HRV führen und auf andere Funktionen des autonomen Nervensystems (ANS)durch Verbindungen zur Amygdala, dem Lokus Coeruleus und den Hypothalamus. Damit ist die INSULA eine Schlüsselverbindung zwischen eingehenden Bottom-Up Stimuli und Hirnregionen wie dem ACC, die an der Überwachung dieser Informationen beteiligt sind. Geistig herausfordernde Tätigkeiten führen zu abnehmender Aktivität in Arealen, die wir vorhin als Teile des Default Netzwerks beschrieben haben, während ansteigende Aktivität in exekutiven Netzwerken zu beobachten ist. Das zentrale exekutive Netzwerk (CEN) umfasst den dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLPFC), und den posterioren Parietalkortex (PPC). Das Default Mode Netzwerk (DMN) umfasst den ventromedialen Präfrontalkortex (VMPFC), den posterioren cingulären Kortex (PCC), medial temporale Regionen sowie den Gyrus angularis. Das CEN (zentrale exekutive Netzwerk) ist wichtig für das Arbeitsgedächtnis sowie für Urteilskraft und die Entscheidungsfähigkeit, die zu zielgerichtetem handeln führt.
Der PCC (postertiore Parietalkortex) ist am selbstbezogenen Denken beteiligt und am autobiographischen Gedächtnis (Buchner et al., 2008), und der ventromediale Präfrontalkortex  (VMPC) hat Bedeutung für das Denken über Sich selbst und andere (Amodo & Frith, 2006).
Das folgende Diagramm kann dem Leser helfen, sich die Hauptfunktionen des Salience Netzwerks bildlich vorzustellen.
Dieses Diagramm betont die zentrale Bedeutung des Salience Netzwerks für das dynamische Umschalten zwischen Aktivitäten, des zentralen Exekutivnetzwerk (CEN) und den internen selbstbezogenen Aktivitäten des Default Netzwerks (DMN). Menon und Uddin legen nahe, dass das Salience Netzwerk so dargestellt warden kann, als bestünde es aus einer Hierarchie von Bedeutsamkeitsfiltern, die Inputs in verschiedenem Grade verstärken können. Es bestehen direkte Verbindungen zwischen dem intraperientalen Sulcus und der Insula. Das ist eine wichtige Verbindung, um die Bedeutsamkeit eines einkommeneden sensorischen Inputs zu bewerten.




Training an central midline Strukturen, Michael und Lynda Thompson

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Illustrationen wichtiger Salience Netzwerkverbindungen VMPC = Ventral Medialer Präfrontalkortex; PCC = Posteriorer Cingulärer Kortex; ACC = Anteriorer Cingulärer Kortex; A. Insula = Anteriore Insula; DLPC = Dorsolateraler Präfrontaler Kortex; PPC = Posteriorer Parietal Kortex




 

Warum trainieren wir an zentralen Ableitungspunkten das affektive Netzwerk

Oberflächenpositionen Fz, Cz, Pz, und/oder an tieferen Central Midline Structures




Die Verhaltensänderung unserer Klienten scheinen mit den mentalen Zuständen während des Neurofeedbacktrainings an zentralen Positionen zusammen zu hängen; also an oder zwischen Fz-Cz-Pz. (Cz ist die meist genutzte Ableitungsposition beim Einkanal Training mit Erwachsenen.)  Wenn der Klient beispielsweise einen Teil seines Trainings unter Bewältigung zusätzlicher Aufgaben absolviert, und, zum Beispiel, mehrere Sitzungen hintereinander metakognitive Strategien benutzt, um diese Herausforderungen zu bewältigen, dann werden die bei ihm verstärkten Fähigkeiten Funktionen umfassen, die mit dem exekutiven Netzwerk korrelieren, das an dieser Art von  Bewältigungsstrategien beteiligt ist. Tatsächlich messen wir anhaltende Veränderungen des EEG nach einer Neurofeedbacktherapie in akademischen, Aufmerksamkeits- oder IQ Tests. Veränderungen exekutiver Funktionen wurden in breit angelegten Fallstudien nach objektiven Tests vor und nach den absolvierten 40 Neurofeedbacksitzungen bestätigt. Diese Ergebnisse findet man in den Publikationen vieler Forscher und Kliniker. Anstiege der Grundintelligenz um 10 Standardpunkte wurden beispielsweise in vier verschiedenen Studien nachgewiesen. (Linden, 1996; Lubar, 1995; Thompson & Thompson, 1998, 2010).

Mehr Informationen über Netzwerke

Die Thalamo-kortikal-basalen Ganglienschleifen und Verbindungen, die weiter oben dargestellt wurden, unterstützen unsere Hypothese, dass Training über den CMS (central midline structures), besonders wenn es mit Herz-Raten Variabilitäts Training kombiniert wird, einen enormen Einfluss auf komplexe Netzwerke ausübt, die Funktionen umfassen, die mit den Affektiven-, den Exekutiven-, den Motorischen-, den Salience- und den Default Netzwerken zusammen hängen. Wenn wir diese Schleifen in ihrer Aktivität trainieren, ist es, als würden wir den Taktgeber des Gehirns resetten. Jim Robbin’s fasste diese Analogie ins Auge, als er A Symphony in the Brain schrieb. Der Thalamus ist der Dirigent, der entscheidet, welche Hirnregionen zur Bewältigung einer Aufgabe benötigt werden, wie laut jede dieser Regionen spielen soll und wie sie im Zusammenspiel funktionieren. Das mag auch der Grund dafür sein, warum Kohärenz und Phase Training, die die Outputs des Thalamus und der kortikalen Kommunikation beeinflussen, zunehmend größere Bedeutung für das EEG Biofeedback bekommen. 

HRV plus NFB Michael und Lynda Thompson

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Die Bedeutung des Herz Raten Variabilitätstrainings (HRV)
Training –
Verbindungen zum Nucleus tractus solitarii im Hirnstamm




Das affective Netzwerk, das wir besprochen haben ist auch mit wichtigen Strukturen des Hirnstamms verbunden, wie dem Locus Coeroleus im Pons und dem Nucleus tractus solitarii (NTS) der Medulla oblongata. Der NTS erhält direkte Afferenzen der Barorezeptoren. Das ist einer der Gründe, warum Herz Raten Variabilitäs Training (HRV) solch einen profunden Effekt auf das affektive Netzwerk und teilweise bei der Angstkontrolle ausübt. HRV wird detailliert in einem eigenen Kapitel behandelt und wird deswegen an dieser Stelle nicht weiter erklärt. Wir erwähnen es hier, um die große Bedeutung der Kombination von HRV Training und Neurofeedback zu unterstreichen. Die Kombination erlaubt es uns, die gleichen Strukturen von zwei Seiten zu beeinflussen, indem wir afferente und efferente Verbindungen aktivieren. Erinnern wir uns daran, dass Afferenzen zum ZNS und Efferenzen vom ZNS kommen.
Die nächsten beiden Grafiken sollen dem Leser dabei helfen, eine Orientierung zu erhalten über die beteiligten Strukturen, um ihm zu verdeutlichen, warum NFB und HRV Training synergetisch funktionieren zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Klienten.
Der Leser kann eine Beschreibung dieser wichtigen Verbindungen im Kapitel des NFB Book über Herz raten Variabilitätstraining finden.



 

 

Im zeitlichen Verlauf der Herzfrequenz finden sich komplexe Muster der Schlag-zu-Schlag-Variabilität, die auch Herzratenvariabilität (HRV) genannt wird und u.a. autonome und humorale Prozesse im Rahmen der Homöostaseregulation widerspiegelt. In Ruhe- bzw. Entspannungszuständen ist die HRV charakterisiert durch stark ausgeprägte multifrequente Oszillationen. Meist dominiert im Tachogramm (x-y-Diagramm des Herzfrequenz-Zeit-Verlaufs) die so genannte Respiratorische Sinusarrhythmie (RSA). Daneben findet sich um 0,1 Hz (6/min) ein relative stabiler Rhythmus, der die Aktivität der Baroreflexschleife und somit Prozesse der Blutdruckregulation repräsentiert. Beim RSA- bzw. HRV-Biofeedback-Training wird der Patient instruiert, möglichst im Baroreflexrhythmus zu atmen, was zu einer Harmonisierung von 1) Herzfrequenz-, 2) Blutdruck- und 3) Atemfrequenz führen soll. Auch spontan kommt es oft bei Entspannungsübungen, Meditation etc. zu einer vertieften und langsameren Atmung, die eben diese Harmonisierung der drei o.g. Rhythmen nach sich zieht. Es gibt Hinweise, dass diese Überlagerung verschiedener autonomer Rhythmen zu einer größeren Effizienz von Regelprozessen im Sinne einer erleichterten Homöostasefindung beitragen kann. Mit dieser Technik kann auch die Vagusbremse trainiert werden, was in Kombination mit speziellen Atemtechniken auch in Alltagssituationen zur Stressbewältigung (ohne Biofeedbackgerät) eingesetzt werden kann. Die relativ junge Biofeedback-Technik auf Basis von Messungen der Herzratenvariabilität (HRV) wurde in den vergangenen Jahren als hilfreiches Tool u.a. in der Behandlung von Stresssymptomen, Asthma, Bluthochdruck, Depression und Angststörungen propagiert. Im Kurs werden psychophysiologische und technische Grundlagen sowie klinische Möglichkeiten und Grenzen von HRV-Diagnostik und HRV-Biofeedback in Theorie und Praxis erarbeitet. 
kopiert aus einer Anzeige der Deutschen Gesellschaft für Biofeedback.





Hirnstamm, Pons(Brücke), Mittelhirn, und Basalganglien-Thalamische Regionen.



Gezeichnet nach Smith 1962 (leicht modifiziert von Rasmussen 1932).Die obige Grafik soll dem Lesewr helfen, sich in Bezug auf Hirnstamm, Brücke, Mittelhirn und die Basalganglien-Thalamus Region zu orientieren.






Herz Hirn Verbindungen



Grafik: Diese Darstellung illustriert, wie Neurofeedback als  top-down und HRV als Bottom Up Training funktionieren, wobei beide Methoden dieselben zentralen Strukturen affizieren. (Anmerkung: Hier benutzen wir die Begriffe top-down und bottom-up etwas anders als aus anderen Fachgebieten gewohnt.)

HUBs, Nodes, Modules, Netzwerke und wieder BAs

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Brodmann Areale und Netzwerke



Brodmann Areale und Netzwerke
Unsere Arbeitshypothese über Netzwerke ist, im Hinblick auf Neurofeedback (NFB) und Biofeedback (BFB), die eines Netzes von miteinander verbundenen, funktionell aufeinander bezogenen Gruppen von Neuronen. Im Kortex stellen wir uns diese Gruppe aus Neuronen in Bezug auf ihre kortikalen Funktionen als korrespondierend mit einzelnen Brodmann Arealen vor. Brodmann stellte die Behauptung auf, dass Zellen mit gleicher Zytoarchitektur auch die gleiche Funktion ausüben müssten. Das war ein struktureller Standpunkt, der zusammengefasst besagt, dass eine Struktur auch die Funktion bestimmt.
Wie bereits angemerkt, meinen die in diesem Buch aufgelisteten Funktionen der einzelnen Brodmann Areale nur die prinzipielle Funktion jedes Areals, man sollte aber immer im Gedächtnis behalten, dass jede Funktion eines einzelnen Areals auch die Beteiligung vieler anderer Areale beinhaltet. Der Leser wird gesehen haben, dass unser Augenmerk beim Neurofeedbacktraining nach und nach von der Konzentrierung auf die Verbesserung der Funktionen einzelner Brodmann Areale zu einem Training größerer neuronaler Netzwerke erweitert wurde, die immer eine Anzahl von Brodmann Arealen und kortikalen Verbindungen zu subkortikalen Strukturen umfassen.

Phase-Reset
Robert Thatcher argumentiert, dass, wenn unterschiedliche funktionale Systeme zusammen arbeiten, diese “phase locked” geschieht, also in Verschaltung. Kohärenz ist die Messung der “phase locked” Aktivität. Phase-locked Areale produzieren relativ hohe Amplituden und Synchronizität der EEG Aktivität. Wenn es zu einer Veränderung der kognitiven Aufgabe kommt, kommt es zu einer Veränderung der  dazu benötigten Neuronen. Diese Veränderung (this shift) beinhaltet Kortex-Thalamus-Kortex Verbindungen. Der ‘Shift’ wird eine andere Gruppe von Neuronen aktivieren, die dann Phase-Locked werden. Während dieses Wechsels, genannt ‘Phase-Shift’ (oder ‘phase-reset’), fällt die Amplitude des EEG und es entsteht eine Asynchronizität.
In diesem Buch benutzen wir zur Vereinfachung den Ausdruck ‘Netzwerk’ um eine Gruppe teilweise voneinander entfernterr kortikaler Areale zu benennen, die funktionell verbunden und aufeinander bezogen arbeiten. Thatcher merkt an, dass Phase Shift und Phase Lock in der Koordination großer Mengen von Neuronen in funktionalen Einheiten und “Hubs” die Variationen des EEG verursachen. (Thatcher, 2012, p 329).




Kortikale Konnektivität
Module, Hubs
und Knoten maximieren die Effizienz



Robert Thatcher hat angemerkt, dass das Gehirn sich in relative kleinen Untergruppen von Modulen oder Hubs organisiert, die Kluster von Neuronen repräsentieren, die innerhalb des Klusters eine hohe Konnektivität aufweisen und spärliche Konnektivität zu entfernteren Regionen. Das heißt, dass es in Klustern weniger Verbindungen zu weiter entfernten Neuronen für einzelne Neuronn gibt, wodurch die Effizienz des Gehirns deutlich gesteigert wird. (Buzsaki, 2006; Thatcher, 2012, p305).

In der täglichen klinischen Arbeit benutzen wir selten komplexe Bezeichnungen für Netzwerke wie funktionale Module, (Archard et al., 2006; Hagmann et al., 2008; Thatcher, 2012) oder Knoten, obwohl andere ein Netzwerk oft eine miteinander durch „Links“ verbundene Zahl von Knoten nennen. (Bullmore, Ed & Olaf Sporns, 2012; Thatcher 2012). Für uns Neurofeedbacktherapeuten ist es entscheidend zu verstehen, dass man, wenn man einen Effekt an einem zentralen Punkt innerhalb eines funktionalen neuronalen Netzwerkes erzielt,  mit gut begründeter Wahrscheinlichkeit das gesamte funktionale Netzwerk beeinflusst, selbst wenn sich einige Teile dieses Netzwerks in entfernteren Arealen des Kortex befinden. Wir haben diese Tatsache benutzt, um den positiven Effekt von Neurofeedback über FCz auf  das affektive und das exekutive Netzwerk  bei Menschen mit autistischen Störungen zu erklären. (Thompson and Thompson, 2010).

Nichtsdestotrotz werden wir, weil der Leser in der Literatur auf die Bezeichnungen Module, Hub, und Knoten stoßen wird, diese Ausdrücke kurz in Diagrammen darstellen und erklären. Dazu haben wir Informationen aus den Publikationen der Arbeit von Patric Hagmann, Leila Cammoun, Xavier Gigandet, Reto Meuli, Christopher J. Honey, Van J. Wedeen, and Olaf Sporns (July, 2008) verwendet. Es handelte sich um eine großangelegte kooperative Gemeinschaftsleistung der Universität von Lausanne (Schweiz), der Universität von Indiana, sowie der Harvard Mediacal School aus den USA. Wir empfehlen dem Leser, den Originaltext hinzuzuziegen, wenn Interesse an Wissensvertiefung besteht. Die Autoren erstellten eine umfassende Analyse der kortikalen Konnektivität. Sie stellten fest: “Die neuronalen Aktivitätsmuster des menschlichen Gehirns werden von zugrundeliegenden strukturellen Verbindungen geformt, die ein dichtes Netzwerk von Faserwegen, die alle Regionen des zerebralen Kortex verbinden, bilden.” Die Autoren benutzen Techniken der Diffusionsbildgebung, die die nichtinvasive Erfassung der Faserwege erlaubte. Sie konstruierten Verbindungskarten, die die gesamte kortikale Oberfläche erfassten.
Computergestützte Analysen des komplexen Netzwerks des Gehirns zeigten Regionen des Kortex, die hochvernetzt und äußerst zentral sind. Diese Areale bilden einen strukturellen Kern des menschlichen Gehirns. Die Autoren führten aus, dass Schlüsselkomponenten dieses Kerns Teile des posterioren, medialen Kortex umfassen, die immer dann aktiviert sind, wenn das Gehirn nicht mit kognitiv zu bewältigenden Aufgaben beschäftigt ist. Wir haben das das Default Netzwerk genannt. Die Autoren ergänzten, dass sie, weil sie daran interessiert waren, wie Gehirnstrukturen mit Gehirnfunktionen zusammen hängen, sie Hirnaktivitätsmuster der selben Teilnehmergruppe aufnahmen und dabei sahen, dass Muster struktureller Verbindungen und funktionale Interaktionen zwischen Hirnregionen signifikant korrelierten. Zusammenfassend sagten sie: „Ausgehend von den Ergebnissen unserer Analysen kommen wir zu dem Schluss, dass der strukturelle Kern der Gehirns wahrscheinlich eine zentrale Rolle dabei spielt, Informationen von funktional getrennten Hirnregionen zu integrieren.“



















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Hagmann et al. (2008). “Mapping the Structural Core of Human Cerebral Cortex.” ( frei online verfügbar).

Abkürzungen dienen der Verdeutlichung der „Regions of Interest“
Die gezeigten Regionen sind diejenigen, die die größte Konnektivität zwischen jedem Paar der regions of interest besitzen. Das Diagramm zeigt also bedeutende Netzwerke struktureller Konnektivität über das gesamte Gehirn. Die 66 kortikalen Regionen sind gekennzeichnet durch zweiteilige Label: ein Präfix das die kortikale Hemissphäre “r” oder “l” kennzeichnet (rechts/links) sowie einen von 33 Zielorten die weiter unten in alphabetischer Reihenfolge gelistet sind. BSTS (Bank des superior temporalen Sulcus), CAC (caudaler anteriorer cingulärer Kortex), CMF (caudaler mittlerer Frontalkortex, CUN (Cuneus), ENT (entorhinal Kortex), FP (Frontallappen, FUS (Fusiform Gyrus), IP (inferiorer Parietalkortex), IT (inferiorer Temporalkortex), ISTC (Isthmus des cingulären Kortex), LOCC (lateral occipitaler Kortex), LOF (lateral orbitofrontaler Kortex), LING (lingual Gyrus), MOF (medial orbitofrontaler Kortex), MT (mittelerer Temporalkortex), PARC (paracentral Läppchen), PARH (parahippokampaler Kortex), POPE (Pars Opercularis), PORB (Pars Orbitalis), PTRI (Pars Triangularis), PCAL (pericalcarine Kortex), PSTC (postzentraler Gyrus), PC (posterior cingulärer Kortex), PREC (prezentraler Gyrus), PCUN (Precuneus), RAC (rostral anteriorer cingulärer Kortex), RMF (rostral mittlerer frontal Kortex), SF (superiorer Frontalkortex), SP (superiorer Parietalkortex), ST (superiorer Temporalkortex), SMAR (Supramarginal Gyrus), TP (Temporale Pole), and TT  (transversaler Temporalkortex).









Hubs (Knotenpunkte)
The Konnektor ‘Hubs’ besitzen eine überdurchschnittliche Stärke und einen größeren Anteil an cross-module Konnektivität; sie sind als vollgelbe Kreise dargestellt. Neben „Hubs“ (Provincial hubs) besitzen eine überdurchschnittliche Stärke, sie sind gelb eingekreist. In ihrer Analyse der Konnektivität zwischen Kortexarealen ragen sechs Areale hervor. Vier kontra lateral gelegene Module wurden lokalisiert in frontalen und temporal-parientalen Arealen jeweils einer Hemisphäre. Die beiden übrigen Module umfassen Regionen des bilateralen medialen Kortex, einer zentriert auf dem posterioren Kortex cingularis und der andere zentriert auf dem Precuneus und dem Kortex Pericalcarinus.





Diagram from: Ed Bullmore & Olaf Sporns (2012)
The economy of brain network organization, Nature Reviews Neuroscience

(Functional Module) Funktionale Module


Ein ‘funktionales Modul’ (Achard et al., 2006; Hagmann et al., 2008; Thatcher, 2012) besteht aus verbundenen Knoten. Ein Node (Knoten) ist eine große Gruppe oder ein Kluster von Neuronen mit hoher innerer Verschaltung. Ein Hub oder Knotenpunkt ist die zentrale Schlüssel Verbindung einer Gruppe von Knoten. Ein neuronales Netzwerk besteht aus einer Anzahl von Knoten/Modulen mit gemeinsamer Funktion, die durch Verschaltungen verbunden sind (Sporns, 2011). Ein neuronales Netzwerk kann also in sich verschaltete Module umfassen. Es ist ein wenig wie die Verbindung zwischen Flughäfen. Es gibt Verbindungen zu regionalen Flughäfen (nodes/Knoten) und es gibt Verbindungen zu internationalen Flughäfen (Hubs/Knotenpunkte)). Um eine weite Entfernung zu überbrücken, muss man einen lokalen Airport mit einem Regionalen verbinden, um den nächstgelegenen internatinalen Flughafen im nächsten Knotenpunkt zu erreichen. Interessanterweise hat ein deutscher Neurowissenschaftler namens Poppel vor einigen Jahren festgestellt, dass jeweils zwei Neuronen niemals mit mehr als drei Synapsen verbunden sein können, was in den Kategorien von Verbindungen durch Knoten und Knotenpunkte Sinn macht. „Phase Shift und Phase Lock bestehen aus der Koordination großer Neuronenmengen in funktionalen Modulen, die Knoten und Knotenpunkte beinhalten und das ist es, was laut Robert Thatcher das EEG Muster bestimmt (Thatcher, 2012, p329).

Wie bereits erwähnt stellte Thatcher fest, dass das Gehirn in relativ kleine Untergruppen von Modulen mit HUBS organisiert ist, die Kluster von in NODES organisierten miteinander eng verschalteten Neuronen und nur wenig ausgeprägter  Konnektivität mit entfernteren Regionen beinhalten. Er betont, dass das auf die Verbindungen der langen Wege einzelnen Neuronen wenig Einfluss hat, aber die Effizienz des Gehirns maximiert. (Thatcher 2012, p305; Buzsaki, 2006).





Kapitel VIII

Hirnfunktionen der Hirnlappen, Internationale 10-20 Ableitungspunkteund Brodmann Areale




Einleitung


Dieser Abschnitt handelt von den Hirnregionen, weil das Wissen über deren Funktion das Wissen ist, mit dem die meisten Neurofeedbackanwender in ihr Arbeitsgebiet einsteigen. Die Abschnitte über den Gyrus Cingularis und die Frontal- Temporal- und Parietallappen werden immer mit einem generalisierten Überblick über ihre wichtigsten Funktionen  beginnen, ehe sie die in dieser Region liegenden Brodmann Areale näher beschreiben.  

Man sollte sich daran erinnern, dass sich die Funktionen einer großen Zahl unterschiedlicher Brodmann Areale  überschneiden. Aus dem bisher Vermittelten weiß der Leser, dass Areale mit gleicher Funktion in Netzwerken verbunden sind. Die Zusammenfassung hat den Sinn, dem Leser zu ermöglichen detailliert die Funktionen einzelner Brodmann Areale, Netzwerke und Hirnlappen zu wissen, ohne unentwegt vor- oder zurück blättern zu müssen.



Neurofeedback (NFB) Anwender, die mit einem oder mehreren EEG Kanälen an Oberflächenableitungspositionen arbeiten, benutzen normalerweise die Elektrodenplatzierungen des internationalen 10/20 Systems, das für die neurologische Arbeit entwickelt wurde. Deshalb wird ein Abschnitt die Brodmann Areale nach ihrer Lage in den Hirnlappen ordnen, sie aber auch in Bezug setzen zu den 10/20 Positionen, beginnend bei denen über dem Frontallappen.

Einige Anwender praktizieren LORETA Z-score NFB; diese werden die Liste der Brodmann Areale in Bezug auf die primären Funktionen jedes von ihnen sicher hilfreich finden. Diesem Abschnitt folgen Zusammenfassungen über die wichtigen funktionalen Netzwerke und einer Auflistung der Brodmann Areale, die den stärksten Bezug zu den Funktionen jedes dieser Netzwerke haben.

Vorschläge, wie man diesen Abschnitt für sich am Besten nutzt
Dieses Kapitel wurde geschrieben, um NFB Anwender mit einer brauchbaren Anleitung für ein sinnvolles Training zu versorgen. Nach einem 19 Kanal Assessment mit LORETA gestützter Identifikation der Quellen auffälliger Hirnaktivität, wird der Anwender  wissen, dass einige 10/20 Positionen (und, mit LORETA gemessen, sicher Brodmann Areale) seines Klienten außerhalb der Normen der Database liegen. Wir glauben, dass der Anwender das Handbuch dazu nutzen kann, die betroffenen Brodmann Areale oder 10/20 Positionen und deren Funktionen rasch nachzuschlagen, wenn sie außerhalb der Normen der Datenbank liegen, um so auf einen Blick zu erkennen, welche Netzwerke und Funktionen bei dem Klienten am Stärksten betroffen sind, in Bezug auf die von ihm geschilderten Hauptsymptome. Das sollte zu begründbaren und sinnvollen Entscheidungen über die zu wählenden Elektrodenpositionen oder, für LORETA NFB, über die wichtigsten Parameter (Amplitude, Kohärenz, Phase etc.) und Regionen für ein gezieltes Training führen.
In der Absicht sowohl Unterstützung für Oberflächen Neurofeedback und für LORETA NFB zu geben, wurden die folgenden funktionalen Areale so oft wie möglich in Bezug zum internationalen 10/20 System gesetzt und zwar deshalb, weil die meisten NFB Anwender Oberflächen NFB praktizieren und erheblich weniger Therapeuten das Wissen, die Erfahrung und die Ausrüstung besitzen, ein LORETA Z‑score NFB Training durchführen zu können.

Denken sie daran: Funktionen der Brodmann Areale überlappen sich.
Behalten sie bitte immer im Gedächtnis, dass die unten aufgeführten Funktionen einzelner Brodmann Areale nur Hervorhebungen sind, die eine Herangehensweise erleichtern und dass tatsächlich jede Funktion einer großen Anzahl verschiedener Areale bedarf, die als Netzwerk zusammen arbeiten, um diese Funktion zu erstellen. Mehr noch, Brodmann Areale sind nicht bei jedem Menschen gleich und genau so angeordnet wie es die Diagramme darstellen. Ein Brodmann Areal könnte in ein anderes herüber reichen, und manchmal reicht es auch über einen Gyrus hinaus.


Wir sind nun endlich wieder bei den Brodmann Arealen

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In Ansehung der enormen Bedeutung der Frontallappen für die Symptome vieler mit Neurofeedback zu therapierenden Klienten ist die Einleitung zu den Funktionen des Frontallappens umfangreicher als die Einleitungen zu anderen kortikalen Regionen. Es folgt ein genereller Übeblick über einige Funktionen, die von den Frontallappen generiert werden. Die meisten dieser Funktionen können durch ein Neurofeedbacktraining beeinflusst werden. Weil sich die Funktionen des Frontallappens mit einem Bezug zu Brodmann Arealen hier zu einem sehr großen Teil überlappen, wird in diesem Abschnitt zuerst generalisiert von den Funktionen der Frontallappen gesprochen, ehe spezifische Funktionen einzelner Brodmann Areale diskutiert werden.

Die Bezeichnungen rechts oder links in Bezug auf Lokalisation werden ab jetzt ersetzt durch die Begriffe: Dominante Hemisphäre (DH) und Nichtdominante Hemisphäre  (NDH). Bei den meisten Menschen (gewöhnlicherweise Rechtshänder) ist die linke auch die DH (dominante Hemisphäre). Aber auch bei vielen Linkshändern und bei den meisten Beidhändern ist die dominante Hemisphäre (DH) ebenfalls links. Bei den meisten Menschen ist die rechte Hemissphäre tatsächlich die NDH (Nicht Dominante Hemisphäre) und Sprache sowie verbale Funktionen liegen bei Ihnen in der DH (Dominanten Hemisphäre), also links.

Der präfrontale Kortex umfasst ungefähr ein Drittel des menschlichen Neokortex. An der seitlichen Oberfläche entspricht er dem superioren, mittleren und inferioren Gyrus frontalis, anterior zur prämotorischen Rinde (BA 6) Die präfrontale Region umfasst die Brodmann Areale 8, 9, 10, 11, 44, 45, 46 und 47. An der medialen Oberfläche beinhaltet sie den anterioren Gyrus Cinguli. Das mediale präfrontale Areal umfasst die Brodmann Areale 24, 32 sowie die Bas 8, 9, 10, 11, 12. An der orbital/inferioren Oberfläche umfangen die Frontallappen die Brodmann Areale 10, 11, 47, sowie einen Teil von BA 13 (Augustine, 2008, pp 356, 357).

Darstellung aus Gray’s Anatomy (public domain) die eine seitliche Sicht des präfrontalen Kortex zeigt, inferiore, mittlere und superiore Gyri mit einem roten Rechteck um die posteriore Grenze am Sulcus Präzentralis.

Der Präfrontale Kortex besitzt bedeutende Verbindungen zum anterioren Kortex Cingularis (ACC). Der ACC ist eine zentrale Struktur des exekutiven Netzwerks und er ist verbunden mit allen funktional bezogenen Strukturen, inklusive des dorsolateralen Präfrontal Kortex. Die Frontallappen sind von äußester Bedeutung für alle exekutiven Funktionen wie die Evaluation einkommender Stimuli, die Planung angemessener, sowie die Unterdrückung unangemessener Reaktionen.  (Knezevic, 2010).

Definition der exekutiven Funktionen
Die exekutiven Funktionen sind eine der Schlüsselfunktionen der Frontallappen. Allgemeinhin werden diese Funktionen verstanden als die umfassende Fähigkeit Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Entscheidungsfähigkeit und Auswahl von Handlungsplänen, logisches Denken (deduktiv und induktiv) Sequenzierung; Evaluierung und Selbstkorrektur der Outputs zu kontrollieren; und auch als die Fähigkeit verbal und nonverbal, motorisch sowie sozial im Hinblick auf das Erreichen definierter Ziele zu reagieren.
Obwohl die Frontallappen von entscheidender Bedeutung für alle exekutiven Aufgaben sind, inklusive der willentlichen Aufmerksamkeitssteuerung, der Unterdückung unangemessenen und/oder ungewünschten Verhaltens, der Handlungsplanung und Entscheidungsfindung, besitzen diese Hirnareale noch viele andere wichtige Funktionen.
Sie spielen eine Rolle:
·         bei der Aufrechterhaltung des Arousals.
·         bei der zeitlichen Sequenzierung komplexer Einheiten wie z.B. bei zusammengesetzten Sätzen (hauptsächlich ist das eine Fähigkeit der dominanten Hemisphäre. (DH).
·         bei der Handschrift (Exner Areal in der DH).
·         bei der Artikulation (Broca Areal: DH BAs 44, 45).
·         bei frontalen Spiegelneuronen (Spiegelneuronen wurden zuerst bei Affen beobachtet und zwar im linken Operculum (F5) in der Nähe des Broca Areals)
·         bei auditiven und verbalen Repräsentationen.
·         bei der Objektbenennung und bei der Worterinnerung (normalerweise in der DH).
·         bei der Repräsentation visueller Vorstellungen, die durch auditiven Input hervorgerufen werden.
·         bei der Buchstaben- und Wortwahrnehmung und Erkennung (mit Input von occipitalen und parietalen Regionen). 
·         bei Repräsentationen von abstrakten Ausdrücken
·         bei der Wahrnehmung komplexer Beziehungen.

Einige Funktionen des Frontallappens der dominanten Hemisphäre (links)
Die dominante Hemisphäre (links) der Frontallappen ist von enormer Wichtigkeit für die Regulation von Sprache und Syntax. Sie ist wichtig für die Aufrechterhaltung und Regulation der Aufmerksamkeit, der Inhibition von Handlungen sowie bei Veränderungen von Reaktionsweisen. Sie ist elementar für analytische und sequentielle Prozesse. Sie ist die Region in der wir inneres Sprachen (innerer Dialog) nutzen, um unser Verhalten zu regulieren. Der Frontallappen der DH ist die Region in der Aufgaben bewältigt werden, die nach Sequenzierung verlangen, wie z.B. sich eine Serie von Zahlen zu merken und wiederzugeben oder in 7er Schritten rückwärts zu zählen. Sie ist an der Regulation von Routinen ebenso beteiligt wie an der Mustererkennung und bei der Entscheidung, was in kniffligen Situationen zu tun ist.
Allgemein wird die dominante linke Hemisphäre oft charakterisiert als emotionsarm, introversiv, als Ort des zielgerichteten Denkens und der Handlungsorientierung. Sie ist unser interner Ort der Kontrolle. Mentale Prozesse tendieren dazu relativ langsam und hintereinander abzulaufen, wenn sie konkret, bedacht und geordnet sind. Der dominante Neurotransmitter ist das Dopamin. Einige Leser werden in dieser Beschreibung, in ihrer extremsten Auslegung, Muster erkennen, die wir bei einigen unserer Klienten mit diagnostiziertem Aspergersynrom finden. Andererseits müssen wir zugeben, dass wir alle zunehmend in diese Richtung tendieren, wenn wir älter werden, dass wir also Funktionen, die man der rechten Hirnhälfte zuspricht, verlieren.

Verletzungen des Frontallappens
Allgemein kann man sagen, dass Patienten mit einer Beschädigung der Frontallappen eine Abnahme der Spontanmimik zeigen und dass sie einen geringeren Wortschatz als zuvor benutzen. Diese Patienten haben Probleme mit der Flexibilität, beim Lösen von Problemen, bei der Aufmerksamkeitsspanne und dem Gedächtnis. Außerdem scheinen Verletzungen des Frontallappens eher einen Einfluss auf das divergente als das convergente Denken zu haben. Das kann dazu führen, dass der Betreffende unmotiviert oder faul erscheint, initiativlos und unflexibel, unfähig alternative Lösungswege oder Strategien für seine Probleme zu suchen und zu finden. Abseits von diesen Defiziten finden wir in der Regel nur geringe Veränderungen in Ergebnissen von IQ Tests, was eventuell der Tatsache geschuldet ist, dass IQ Tests in der Regel eher Wert auf convergentes als divergentes Denken legen. Selbstverständlich wird jeder Patient spezifische Schwierigkeiten haben, die einen Bezug zu seiner Verletzung aufweisen.

Einige Patienten mit Verletzungen in der dominanten linken Hemisphäre werden größere Probleme in verbalen Arealen zeigen, apathisch wirken, sowie depressive und rechtsseitige motorische Defizite, die sich teilweise auf die Feinmotorik beziehen, zeigen. Andererseits können Patienten, die größeren Schäden auf der rechten, nichtdominanten Hemisphäre haben, größere Probleme bei nonverbalen Fähigkeiten haben und sie zeigen oft einen Mangel an sozialen Umgangsformen, indem sie sich takt- und distanzlos geben und sie haben linksseitige motorische Defizite.
In jedem Fall finden wir in unterschiedlichemI Ausmaß Symptome, die mit der Fähigkeit zur Problemlösung, Spontanität, Urteilskraft, Impulskontrolle und sowohl sexuellem als auch sozialem Verhalten einhergehen. Nahestehende Personen bescheinigen den Patienten oft Persönlichkeitsveränderungen. Die Patienten zeigen sich oft unfähig zur korrekten Interpretation der Reaktionen des sozialen Umfelds. Sie können wenig Compliance zeigen oder riskantes Verhalten (Thatcher 2012). Sie leiden an Perserveration (Unaufhörliche Wiederholen von Handlungen, Gedanken und Ausführungen nachdem der auslösende Stimulus lange beendet ist.) Die Orientierung im Raum kann beeinträchtigt und die Stimmung betroffen sein. Die aktivierte dominante linke Frontalregion wird mit postivem Denken, die Aktivierung der rechten nichtdominanten Frontralregion eher mit negativem Denken und vermeidenden Verhalten assoziiert. (Davidson, 1995, 1998). Verletzungen der linksseitigen Frontalregion führen also möglicherweise zur Depression.


Deduktive und Induktive Schlüsse
Seit man weiß, das Begründen und das Ziehen von Schlussfolgerungen eine Hauptaktivität der Frontallappen ist, gilt diese Tatsache als ein vieldiskutiertes Beispiel dafür, wie complex und verschachtelt die Hirnfunktionen im Kortex ablaufen.Wir werden erfahren, wie viele Areale daran beteiligt sind, obwohl es der frontale Kortex ist, der die Hauptrolle spielt.

Der linke/dominante Frontallappenspielt eine entscheidende Rolle für cognitive Leistungen, die wir allgemein als Argumentationsfähigkeit bezeichnen. Argumentieren ist ein kognitiver Prozess, der des Sammelns  Bewertensun von Elementen bestehender Informationen verlangt. Argumente oder Standpunkte setzen voraus, dass eine oder mehr Prämissen den Boden liefern für die Begründung von gültigen Schlüssen. Diese Schlüsse können deduktiv oder induktiv sein.
Deduktive Argumentewerden gewichtet nach ihrer Gültigkeit. Gültigkeit ist ein Ergebnis der Beziehung zwischen Prämissen und Schlüssen und beinhaltet die Voraussetzung, dass die Prämissen ausreichende Begründungen für die daraus gezogenen Schlüsse bieten: zum Beispiel: Alle Menschen sind sterblich. Sokrates ist ein Mensch, also ist Sokrates sterblich. Bei deduktiven Schlüssen ist die Schlussfolgerung immer dann wahr, wenn die Prämissen, egal, wie sie lauten, wahr sind. Deduktive Schlüsse verlangen also nach Beweisen, um zu validen Schlüssen zu gelangen.

Induktive Argumente sind hingegen niemals automatisch gültig. Um plausibel und begründet zu sein, müssen sie bewiesen werden. Die Voraussetzungen enthalten nur eingeschränkte Gründe für einen akzeptablen Schluss:  Beispiel: Sokrates ist ein Mann, Sokrates ist sterblich, also sind alle Menschen sterblich. Der Schluss kann in diesem Falle auch falsch sein. Die Prämissen für ein induktives, logisches Argument verlangen nach einem gewissen Grad an Unterstützung (induktive Möglichkeit) für ihren Schluss. Die Prämissen zeigen also eine mögliche WahrhBegründung basiert wäre beispielsweise: Alle Krähen sind schwar. Alle Krähen sind Vögel. Also sind alle Vögel Schwarz. Induktive Schlüsse schließen also von gegebenen Fakten auf generelle Prinzipien. Sie werden also generell konstruiert als generalisierte Schlüsse aus beobachteten Einzelfällen. Aus diesem Grunde widersprechen sie oft deduktiven Schlüssen.

Anatomische Hintergründe zur Fähigkeit des Schlussfolgerns
Anamtomisch betrachtet aktivieren sowohl Induktion als auch Deduktion das gleiche linke frontal-temporale System. Die Induktion unterscheidet sich  von der Deduktion durch die höhere Aktivierung des medialen dorsalen Präfrontalkortex (BAs 8 und 9). Die Induktion könnte zudem eine stärkere Beteiligung der rechten Hemissphäre aufweisen. Deduktion scheint eine größere Abhängigkeit von bekannten Mustern und absoluten Beweisen zu verlangen, was eine Funktion der linken Hemisphäre ist. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie komplex  Netzwerke für Schussfolgerungen arbeiten, folgen hier einige Details aus den Untersuchungen von Goel und Kollegen (2004).

Deduktive Schlüsse (verglichen mit der Baseline) werden assoziiert mit Aktivierungen im linken Cerebellum, und dem bilateralen inferioren Gyrus Occipitalis (BA 18), linken inferioren Gyrus temporalis und Gyrus Occipitalis (BAs 37/19), linken,left middle temporal gyrus (BA 39), right superior parietal lobule (BA 7), bilateral mid mittleren Gyrus frontalis (BA 6), dem bilateralen Putamen, und dem linken inferioren Gyrus frontalis (BA 44, Broca’s area) (paraphrasiert nach Goel et al., 2004).  

Induktive Schlüsse (in Bezug zur Baseline) aaktivieren das gleiche Netzwerk ctivates abe rechten Gyrus lingualis (BA 18), dem rechten mittleren Gyrus occipitalis (BA 18), dem bilateralen superioren Parietallappen (BA 7), dem linken inferioren Parietallappen (BA 40), dem rechten mittleren Gyrus frontalis (BA 6), dem Putamen, und dem linken, mittleren Gyrus frontalis(BAs 8/9/45). Diese sehr komplexen Lokalisationen belegen, dass ein einzelnes Brodmann Areal niemals alleine handeln kann!

In der obigen detaillierten Analyse, erscheint Deduktion mit einer größeren linksseitigen (dominanten Hemisphäre) Aktivierung einherzugehen,  während Induktion eher der rechten/nichtdominanten Hemissphäre zukommt. Schlussfolgern ist aber definitiv ein Attribut der dominanten Hemisphäre. Nur diese ist in der Lage schlüssige Beziehungen zu erkennen (induktives Schließen). Es kommt aber zu einer größeren Aktivierung bei der Deduktion als bei Induktion. Umgekehrt zeigt der linke dorsolaterale (BA 9) Präfrontalkortex (zusammen mit dem rechten superioren Gyrus occipitalis, BA 19) eine größere Aktivierung bei der Induktion.



Kompetenz in Sachen Neurofeedback: Klaus Nagel

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Klaus Nagels neue Seite, MIND SHOP


Claudius Nagel
Mind-Shop

Amselweg 14
D - 55743 Idar-Oberstein
Deutschland
Telefon: +49 (0)6781 450770
Telefax: +49 (0)6781 450771
Email: 


Klaus Nagel, der Mastermind hinter allem, was Neurotherapie angeht, hat wahrscheinlich alle, die mit NFB arbeiten schon kennen gelernt. Ob Brain Wave Entrainment, Biofeedbackgeräte, esoterische Magnetfeldtherapien. Bei Klaus Nagel findet sich das faszinierende Universum der Neurotechniken, die durchaus weit über die Grenzen des wissenschaftlich gesicherten reichen können, um dann wieder streng geprüft allen medizinischen  Kriterien standzuhalten. Wer ist dieser Mann, wer ist diese Frau, die seit Jahren im Mind Shop die Träume der Neuro-Jünger anregen und befriedigen. In Kürze wird Herr Nagel höchstpersönlich auf dieser Seite Näheres bekannt geben, in meiner Serien: Der Standpunkt der Experten. In dieser Serie will ich es den holländischen Kollegen nachmachen, die alle US Experten interviewten. Wir wollen wissen, wie die Besten des Feldes die Situation der Neurotherapie und deren Zukunft in Deutschland einschätzen.
Der unvergleichliche Thomas Feiner, der unglaubliche Dr. Kowalski, der freakige Dr. Krombholz, der großartige Verkäufer Ralph Warnke, Michael Förster, Dörte Klein, Frau Dr. Schneider etc. etc. Wer etwas zum Thema zu sagen hat, kann sich melden. Ich werde ihm hier ein Forum geben.

Euer 
Heinz-Werner Bähr

Thompson: Probleme und Funktionen des Frontallappens

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Die nichtdominante (gewöhnlicherweise rechte) cerebrale Hemisphäre
Der rechte frontale Kortex ist beteiligt an der Regulation der Aufmerksamkeit. Die rechte frontale Hemisphäre, das anteriore Cingulum und parietale Regionen in Verbindung mit cholinerger Aktivität des basalen Vorderhirns (Nukleus Basalis von Maynert und der Substantia Innominata) sind wichtig für anhaltende Aufmerksamkeitsleistungen (Sarter et al., 2001). Diese Hemisphäre ist ebenfalls von Bedeutung für die Inhibition alter Gewohnheiten.  Die Nichtdominante Hemisphäre ist am Verstehen von Metaphern beteiligt. Autobiographischer Sinn für das frühere Selbst könnte ebenfalls hauptsächlich in der rechten Nicht Dominanten Hemisphäre entstehen, trotz der Tatsache, dass die Fähigkeit zur verbalen Erinnerung vermutlich in der dominanten Hemisphäre liegt, mit einer besonderen Beteiligung der Funktionen des Frontallappens bei der Erinnerung an aufzufindende Gegenstände.

Meistens wird das Auffinden von Gegenständen vom dorsal medialen Präfrontalkortex geregelt; (DMPC und linker PFC) in Verbindung mit dem Hippocampus (Northrop, 2006) und den anterolateralen Temporallappen (wir werden im Kapitel über den Temorallappen Verbiundungen des Fasciculus Unicinate kennen lernen, die diese Regionen mit dem orbitalen Frontalkortex verbinden) [OFC]). Forscher wie Seger (2004) betonen, dass es zahlreiche Studien gibt, die die Prädominanz des rechten temporalen Kortex (RTC) und des rechten präfrontalen Kortex (RPC) (sowie den rechten Fasciculus Uncinate) spwohl für das autobiographische Gedächtnis und das Selbst der Vergangenheit belegen (Damasio, 1999, 2003) aber auch für das Erkennen des eigenen Gesichts inmitten des Gsichtes anderer Menschen (medialer AC und LPC).



Darstellung, die den Uncinate Fasciculus zeigt, aus Gray’s Anatomy (1918) (public domain). Diese Grafik illustriert das Corpus Callosum, das die linke und die rechte Hemisphäre verbindet und Fasciculi, die Areale innerhalb der Hemisphären verbinden. Diese myelinisirten Fasern beinhalten exzitatorische und inhibitorische Fasern, obwohl lange gesagt wurde, dass sie hauptsächlich exzitatorisch seien.



Gedächtnis
Erinnerungen an erlebte Ereignisse besitzen sensorische und perzeptuelle Komponenten und sind deswegen, teilweise gespeichert im occipitalen Kortex und bezogenen Netzwerken. Andererseits werden Erinnerungen an vorgestellte oder imaginierte ereignisse frontal gespeichert, weil sie Imaginationen beinhalten, die vom Frontalkortex generiert werden. Wenn das Gedächtnis älterer Menschen abnimmt, dann ist es in der Regel das episodische Gedächnis mit der Aufnahme neuer Ereignisse, dass zuerst nachlässt. Dabei kann das Gedächtnis an alte Erinnerungen, die zum größten Teil autobiographisch sind, intakt bleiben.

Das Einprägen neuer Eindrücke
Am ersten Gedächtnisverlust im fortschreitenden Alter sind Netzwerke des rechten Parietalbereichs (Cuneus, Precuneus) und linkseitigee temporalen Regionen , die für das Encodieren spezifisch neuer Eindrücke zuständig sind, zusammen mit dem Hippocampus beteiligt.

Zusätzlich wurde beobachtet, dass der rechte Präfrontale Kortex einen deutlichen Anstieg sowohl im Alpha und im Beta Bereich während ärgerlichen ebenso wie bei negative Erinnerungen, die eigene Erfahrungen betreffen, zeigt. (Cannon, 2012).

Andere Funktionen der Nichtdominanten (rechten) Hemisphäre
Die rechtslateralen Einige kortikale Areale sind heteromodal. Sie sind nicht auf eine einzelne motorische oder sensorische Funktionen beschränkt, sondern erhalten konvergente Informationen aus verschiedenen sensorischen und motorischen Hirnarealen. Heteromodale Assoziationsareale im Frontal-, Temporal- und Parietallappen integrieren den sensorischen Input, die motorischen Rückmeldungen und andere Informationen mit instinktiven und erworbenen Gedächtnisinhalten. Diese Integration ermöglicht Lernen und die Generierung von Gedanken, Ausdruck und Verhalten.frontlen Areale sind heteromodal (im Gegensatz zu den linkslateralen Regionen, die eher Modalitätsspezifische Assoziationen zeigen. Der rechte Frontallappen integriert sensorische Informationen aus vielen sensorischen Kanälen. Er synthetisiert Informationen aus mehreren auseianderliegenden krtikalen Arealen, wie eine Flotte von Flugzeugen  gegen eine Flotte von Taxis (linke Hemisphäre) (Goldberg, 2001). Zusätzlich finden wir mehr weiße Substanz in der rechten Hemisphäre, die also mehr Spindelzellen enthalten (Spindelzellen sowie Kandelaber-Zellen. Bei diesen handelt es sich um Interneurone, welche vor allem die Pyramidenzellen hemmen und damit modulierenden Einfluss auf die Signalweitergabe ausüben.)  Diese Spindelzellen  übermitteln Informationen von entfernten Arealen.

Die rechte Hemisphäre erfasst Neuheiten. Sie konvertiert diese Neuheiten wahrscheinlich zu Gewohnheitsmustern oder Routinen, die dann ein Teil der Funktionen der linken Hemisphäre werden. Die Suche nach Neuem wird angeregt von  innerer Unzufriedenheit. Neues zu suchen scheint eher vom Noradrenalin als vom Dopamin angestoßen zu werden und wird in Verbindung gesehen mit Rastlosigkeit und hyperaktiv ausprobierendem Verhalten, das mit zunehmendem Alter nachlässt. Wenn die Menschen altern, veränderte sich ihre dominante Hirnhemisphäre von rechts nach links, sowohl kognitiv als auch emotional.
Generell kann man sagen, der verbale IQ ist normalerweise eher der linken, dominanten Hemisphäre zuzusprechen (DH), während der Leistungs IQ eher zur Funktion der rechten Hirnhälfte gehört. Leistungs IQ Tests bestehen oft aus Aufgaben, bei denen die Bearbeitungszeit eine Rolle spielt. Die Geschwindigkeit, in der diese Tests bearbeitet werden, nimmt mit zunehmendem Alter ab. Das ist einer der Gründe, warum es Altersnormen bei IQ Tests gibt. (Bei Kindern nimmt die Geschwindigkeit mit zunehmendem Alter zu, zeilweise weil immer mehr Nervenfasern myelinisert werden.) Rechtshirndominanz wird allgemein mit Abgelenktheit, Stimulussuchendem Verhalten, der ewigen Suche nach Neuerungen und Veränderungen, starker emotionaler Beteiligung bei Handlungen, expressivem und extrovertiertem Handeln in Verbindung gebracht. Es könnte eine Tendenz dazu bestehen, sich von Äußerem kontrollieren zu lassen und man findet oft eine Tendenz zu Hysterie, Impulsivität und auch zu manischem Verhalten.

Die Reizverarbeitung ist oft schnell und simultan in Übereinstimmung mit den holistischen, an der GESTALT einer Handlung orientierten Neigungen der NDH (Nicht dominanten Hemisphäre). Der dominante Neurotransmitter ist das Noradrenalin, das assoziiert wird mit der Beschleunigung von Aktivität und Serotonin, das lange mit dem Abbremsen von Aktivität asoziiert wurde (Tucker, 1984). Aber es ist auch wahr, dass gesunkende Serotonin Level mit Inflexibilität dem Beharren auf vertrauten Mustern zusammenhängen wie sind in Zwangstörungen gefunden werden: (OCD).

Zusätzlich existieren eine Unzahl anderer Funktionen die eine überwiegende Aktivität der nichtdominanten rechten Hemisphäre zeien. Sie umfassen:

  • Gestaltwahrnehmung
  • Paralleles Verarbeiten
  • Achten auf räumliche Beziehungen
  • Repräsentation von geometrischen Formen
  • Sprach Intonation, Musikalität und Vokallauten
  • Zeigen von Emotionen
  • Orientierung im Raum
  • Ganzheitliche Wahrnehmung
  • Ragieren auf neue Situationen
  • Intuition
  • Eureka-Erlebnisse der Selbsterkenntnis

Läsionen in der rechten präfrontalen Region können jede dieser Funktionen beeinträchtigen. Der Patient kann konstruktionelle Apraxie zeigten (Unfähigkeit zum Kopieren von Zeichnungen oder zur Arbeit mit Objekten, um Muster oder Designs zu gstalten) Es können Probleme beim Erlernen eines Labyrinths auftreten oder bei nonverbalen visuellen Erinnerungen. Psychiatrische Syndrome, wie manisches Verhalten, können beobachtet werden.

Zusätzliches zu Läsionen des Frontallappens
Bei ausgeprägten Läsionen reagiert der Patient nicht mehr auf Anweisungen oder Reize áus der Umgebung oder er reagiert nur noch auf irrelevante Stimuli. Es liegen manchmal Echolalie oder gar der Verlust der bewussten Sprache vor. Schreibunfähigkeit oder Agraphie ist zu beobachten, der Patient erscheint also, um es generell zu sagen, konfus.





Der orbitale Frontalkortex und seine Verbindungen zu den Temporallappen

Das basale Vorderhirnareal ist beteiligt an der Regulation von Schlaf und Wachheit. Die erstellung von Konzepten ist auch eine Funktion dieser Areale der hemisphären. Der orbitofronatle Kortex ist von entscheidender Bedeutung sowohl für auf Bewertungen gestütztes Verhalten und das Lernen o Nutzen zu erwarten ist. Wir haben bereits angemerkt, dass der orbitale Frontalkortex am Verstehen des Eindrucks des eigenen Verhaltens auf andere Menschen beteiligt sein könnte.Der Patient, der an einer Läsionhj dieses Areals leidet könnte emotional labil sein und eine eingeschränkte Impulskontrolle zeigen. Mangelnde Kontrolle von Wut, unangemessenes Lahen, Schreien, oder unangemessenes Sexualverhalten werden beobachtet. Tatsächlich gibt es aber leichte Unterschiede  zwischen Beeinträchtigungen der linken oder der rechten Hemisphäre. Impulsivität, zum Beispiel, wird eher mit Dysfunktionen im orbitalen Präfrontakortex der NDH (rechts) zusammenhängen. Wir werden aber beide Areale in größerer Tiefe im Kapitel über Brodmann Areal 11 diskutieren.

Inferiore/Basale Areale der dominanten Hemisphäre(links)
Die orbital/basale Oberfläche des Frontallappens ist über den uncinante Fasciculus mit den Temporallappe verbunden. Strukturen zwischen den temporalen Polen und der orbitalen Oberfläche, die durch den Uncinate Fasciculus verbunden werden umfassen Funktionen der linken Hemisphäre die Assoziatione mit genereller Intelligenz, verbales und visuelles Gedächntnis sowie exekutive Leistungen umfassen. Beschädigungen des Uncinate Fasciculus auf der linken Seite führen zu sozialer Angst und zu Symptomen der schizoiden Persönlichkeitsstörung. Diese Funktionen können den Verbindungen zum limbischen System geschuldet sein.

Connections of the Uncinate Fasciculus
The uncinate fasciculus connects the entorhinal-uncus area, amygdala, and hippocampal region in the temporal lobes with frontal areas and, in particular, the orbitofrontal cortex and orbital-medial frontal cortex. The left uncinatefasciculus can relate to proficiency in both declarative and auditory-verbal memory (Mabbott, et al., 2009).  


Diagramm aus Gray’s Anatomie, die den Uncus des Parahippocampal Gyrus zeigt.
Inferiore Ansicht aus Gray’s Anatomy 1918. Um den Uncus darzustellen.

Verbindungen des Uncinate Fasciculus der rechten, nichtdominanten Hemisphäre
Gleiche Areale der rechten Seite können andere Funktionen ausüben. Der rechte Temporalkortex (RTC) und der rechte Präfrontal Kortex (RPC) sind verbunden durch den rechten Uncinate Fasciculus. Wie bereirechten Seite das autobiographische Gedächtnis und der Gedächtnisses für das frühere Selbst (Damasio, 1999) sowie das Erkennen des eigenen Gesichts unter anderen Gesichtern. Die letztere Funktion beteiligt auch den medialen Aspekt des ACC sowie den dominanten (linken) Parietalkortex (LPC).

Defizite in den Verbidnungen des Uncinate Fasciculus beider Hemisphären können mit Symptomen zusammenhängen, die wir im autistischen Spektum vorfinden.



verbesserte Version Frontallappen

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Darstellung, die den Fasciculus Uncinatus zeigt, aus Gray’s Anatomy (1918) (public domain). Diese Grafik illustriert das Corpus Callosum, das die linke und die rechte Hemisphäre verbindet und Fasciculi, die Areale innerhalb der Hemisphären verbinden. Diese myelinisirten Fasern beinhalten exzitatorische und inhibitorische Fasern, obwohl lange gesagt wurde, dass sie hauptsächlich exzitatorisch seien.



Gedächtnis
Erinnerungen an erlebte Ereignisse besitzen sensorische und perzeptuelle Komponenten und sind deswegen, teilweise gespeichert im Kortex occipitalis und den darauf bezogenen Netzwerken. Andererseits werden Erinnerungen an vorgestellte oder imaginierte Ereignisse frontal gespeichert, weil sie Imaginationen beinhalten, die vom Frontalkortex generiert werden. Wenn das Gedächtnis älterer Menschen abnimmt, dann ist es in der Regel das episodische Gedächtnis mit der Aufnahme neuer Ereignisse, das zuerst nachlässt. Dabei kann das Gedächtnis an alte Erinnerungen, die zum größten Teil autobiographisch sind, intakt bleiben.

Das Einprägen neuer Eindrücke
Am ersten Gedächtnisverlust im fortschreitenden Alter sind Netzwerke des rechten Parietalbereichs (Cuneus, Precuneus) und linksseitige temporale Regionen , die für das Enkodieren spezifisch neuer Eindrücke zuständig sind, zusammen mit dem Hippocampus beteiligt.

Zusätzlich wurde beobachtet, dass der rechte Kortex präfrontalis einen deutlichen Anstieg sowohl im Alpha und im Beta Bereich während ärgerlichen und bei negative Erinnerungen, die eigene Erfahrungen betreffen, zeigt. (Cannon, 2012).


Andere Funktionen der Nichtdominanten (rechten) Hemisphäre
Die rechtslateralen Einige kortikale Areale sind heteromodal. Sie sind nicht auf eine einzelne motorische oder sensorische Funktionen beschränkt, sondern erhalten konvergente Informationen aus verschiedenen sensorischen und motorischen Hirnarealen. Heteromodale Assoziationsareale im Frontal-, Temporal- und Parietallappen integrieren den sensorischen Input, die motorischen Rückmeldungen und andere Informationen mit instinktiven und erworbenen Gedächtnisinhalten. Diese Integration ermöglicht Lernen und die Generierung von Gedanken, Ausdruck und Verhalten.frontlen Areale sind heteromodal (im Gegensatz zu den linkslateralen Regionen, die eher Modalitätsspezifische Assoziationen zeigen. Der rechte Frontallappen integriert sensorische Informationen aus vielen sensorischen Kanälen. Er synthetisiert Informationen aus mehreren auseianderliegenden krtikalen Arealen, wie eine Flotte von Flugzeugen  gegen eine Flotte von Taxis (linke Hemisphäre) (Goldberg, 2001). Zusätzlich finden wir mehr weiße Substanz in der rechten Hemisphäre, die also mehr Spindelzellen enthalten (Spindelzellen sowie Kandelaber-Zellen. Bei diesen handelt es sich um Interneurone, welche vor allem die Pyramidenzellen hemmen und damit modulierenden Einfluss auf die Signalweitergabe ausüben.)  Diese Spindelzellen  übermitteln Informationen von entfernten Arealen.

Die rechte Hemisphäre erfasst Neuheiten. Sie konvertiert diese Neuheiten wahrscheinlich zu Gewohnheitsmustern oder Routinen, die dann ein Teil der Funktionen der linken Hemisphäre werden. Die Suche nach Neuem wird angeregt von der innerer Unzufriedenheit. Neues zu suchen scheint eher vom Noradrenalin als vom Dopamin angestoßen zu werden und wird in Verbindung gesehen mit Rastlosigkeit und hyperaktiv ausprobierendem Verhalten, das mit zunehmendem Alter nachlässt. Wenn die Menschen altern, verändert sich ihre dominante Hemisphäre von rechts nach links, sowohl kognitiv als auch emotional.
Generell kann man sagen, der verbale IQ ist normalerweise eher der linken, dominanten Hemisphäre zuzusprechen (DH), während der Leistungs IQ eher zur Funktion der rechten Hirnhälfte gehört. Leistungs IQ Tests bestehen oft aus Aufgaben, bei denen die Bearbeitungszeit eine Rolle spielt. Die Geschwindigkeit, in der diese Tests bearbeitet werden, nimmt mit zunehmendem Alter ab. Das ist einer der Gründe, warum es Altersnormen bei IQ Tests gibt. (Bei Kindern nimmt die Geschwindigkeit mit zunehmendem Alter zu, zeilweise weil immer mehr Nervenfasern myelinisert werden.) Rechtshirndominanz wird allgemein mit Abgelenktheit, Stimulussuchendem Verhalten, der ewigen Suche nach Neuerungen und Veränderungen, starker emotionaler Beteiligung bei Handlungen, expressivem und extrovertiertem Handeln in Verbindung gebracht. Es könnte eine Tendenz dazu bestehen, sich von Äußerem kontrollieren zu lassen und man findet oft eine Tendenz zu Hysterie, Impulsivität und auch zu manischem Verhalten.

Die Reizverarbeitung ist oft schnell und simultan in Übereinstimmung mit den holistischen, an der GESTALT einer Handlung orientierten Neigungen der NDH (Nicht dominanten Hemisphäre). Der dominante Neurotransmitter ist das Noradrenalin, das assoziiert wird mit der Beschleunigung von Aktivität und Serotonin, das lange mit dem Abbremsen von Aktivität assoziiert wurde (Tucker, 1984). Aber es ist auch wahr, dass gesunkene Serotonin Level mit Inflexibilität und dem Beharren auf vertrauten Mustern zusammenhängen wie sind in Zwangsstörungen gefunden werden: (OCD).

Zusätzlich existieren eine Unzahl anderer Funktionen die eine überwiegende Aktivität der nichtdominanten rechten Hemisphäre zeien. Sie umfassen:

  • Gestaltwahrnehmung
  • Paralleles Verarbeiten
  • Achten auf räumliche Beziehungen
  • Repräsentation von geometrischen Formen
  • Sprach Intonation, Musikalität und Vokallauten
  • Zeigen von Emotionen
  • Orientierung im Raum
  • Ganzheitliche Wahrnehmung
  • Ragieren auf neue Situationen
  • Intuition
  • Eureka-Erlebnisse der Selbsterkenntnis

Läsionen in der rechten präfrontalen Region können jede dieser Funktionen beeinträchtigen. Der Patient kann konstruktionelle Apraxie zeigten (Unfähigkeit zum Kopieren von Zeichnungen oder zur Arbeit mit Objekten, um Muster oder Designs zu gestalten) Es können Probleme beim Zurechtfinden in eines Labyrinths auftreten oder bei nonverbalen visuellen Erinnerungen. Psychiatrische Syndrome, wie manisches Verhalten, können beobachtet werden.

Zusätzliches zu Läsionen des Frontallappens
Bei ausgeprägten Läsionen reagiert der Patient nicht mehr auf Anweisungen oder Reize áus der Umgebung oder er reagiert nur noch auf irrelevante Stimuli. Es liegen manchmal Echolalie oder gar der Verlust der bewussten Sprache vor. Schreibunfähigkeit oder Agraphie ist zu beobachten, der Patient erscheint also, um es generell zu sagen, konfus.





Der orbitale Frontalkortex und seine Verbindungen zu den Temporallappen

Das basale Vorderhirnareal ist beteiligt an der Regulation von Schlaf und Wachheit. Die Erstellung von Konzepten ist auch eine Funktion dieser Areale beider Hemisphären. Der Kortex orbitofrontalis orbitofrontaler CortexOrbitallappen, Abk. OFCorbitofrontal cortex, das Großhirnrindengebiet des Menschen, das sich direkt über der Augenhöhle (Orbita) vorne im Schädel befindet ist von entscheidender Bedeutung sowohl für auf Einschätzung des Nutzens gestütztes Verhalten und das Lernen wo Nutzen zu erwarten ist. Wir haben bereits angemerkt, dass der Kortex orbitofrontalis am Verstehen der Wirkung des eigenen Verhaltens auf die Reaktion andere Menschen beteiligt sein könnte.Ein Patient, der an einer Läsion dieses Areals leidet, könnte emotional labil sein und eine eingeschränkte Impulskontrolle zeigen. Mangelnde Kontrolle von Wut, unangemessenes Lachen, Schreien, oder unangemessenes Sexualverhalten werden beobachtet. Tatsächlich gibt es aber leichte Unterschiede  zwischen Beeinträchtigungen der linken oder der rechten Hemisphäre. Impulsivität, zum Beispiel, wird eher mit Dysfunktionen im orbitalen Kortex präfrontalis der NDH (rechts) zusammenhängen. Wir werden aber beide Areale in größerer Tiefe im Kapitel über Brodmann Areal 11 diskutieren.

Inferiore/Basale Areale der dominanten Hemisphäre(links)
Die orbital/basale Oberfläche des Frontallappens ist über den Fasciculus uncinatus mit den Temporallappen verbunden. Strukturen zwischen den temporalen Polen Polus temporalis (Temporalpol), Ende des Temporallappensund der orbitalen Oberfläche, die durch den Fasciculus uncinatus verbunden werden, umfassen Funktionen der linken Hemisphäre die mit genereller Intelligenz, verbalem und visuellem Gedächtnis sowie exekutiven Leistungen zusammenhängen. Beschädigungen des Fasciculus uncinatus auf der linken Seite führen zu sozialer Angst und zu Symptomen der schizoiden Persönlichkeitsstörung. Diese Funktionen können deren Verbindungen zum limbischen System geschuldet sein.
Verbindungen des Fasciculus Uncinatus
Der Fasciculus uncinatus Der Fasciculus uncinatus ist die Assoziationsbahn des Telencephalon (Großhirn). Er verbindet den Frontallappen mit dem Temporallappen.  verbindet die Area entorhinalis-Uncus ArealUncus (lateinisch ‚Haken‘) heißt das an der Oberfläche des Temporallappens sichtbare hakenförmig nach hinten umgebogene Vorderende des Gyrus parahippocampalis bzw. dessen Fortsetzung. Der Spalt zwischen dem Hinterende des Uncus und dem darunterliegenden Gyrus parahippocampalis heißt Sulcus unci, Amygdala und die Formatio hippocampi in den Temporallappen mit frontalen Arealen und, teilweise, den orbitofrontalen Kortex und orbital-medial Kortex. Der linke Fasciculus uncinatus kann einen Bezug zu Wissen im deklarativem und auditiv-verbalem Gedächtnis haben. (Mabbott, et al., 2009).  

Diagramm aus Gray’s Anatomie, die den Uncus des Parahippocampal Gyrus zeigt.
Inferiore Ansicht aus Gray’s Anatomy 1918. Um den Uncus darzustellen.

Verbindungen des Fasciculus uncinatus der rechten, nichtdominanten Hemisphäre
Gleiche Areale können rechtslateral andere Funktionen ausüben als in der dominanten Hemisphäre. Der rechte Temporallappenrinde (RTC) und der rechte Kortex präfrontalis (RPC) sind verbunden durch den rechten Fasciculus uncinatus. Wie bereits gesagt, umfassten die Funktionen der rechten Seite das autobiographische Gedächtnis und des Gedächtnisses für das frühere Selbst (Damasio, 1999) sowie das Erkennen des eigenen Gesichts unter anderen Gesichtern. Die letztere Funktion beteiligt auch den medialen Aspekt des ACC sowie den Kortex parietalis (LPC) der linken Hemisphäre (DH).

Defizite in den Verbindungen des Fasciculus uncinatus beider Hemisphären können mit Symptomen zusammenhängen, die wir im autistischen Spektum vorfinden.



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BA 8



BA 8 liegt im exekutiven Kortex innerhalb des präfrontalen Assoziationskortex. Wie bereits früher betont, ist BA 8 an deduktiven und induktiven Schlüssen beteiligt, am Beobachten, Planen, Kalkulieren, am Erlernen von Abläufen, am Arbeitsgedächtnis, an der Aussprache dem Erlernen von Sprache, sie ist aktiv beim Übersetzen, bei der Formulierung von Sätzen und auch bei der Produktion von Unsicherheit. Sie spielt ebenfalls eine wichtige Rolle beim Wiederaufrufen von Erinnerungen. Sie beinhaltet die frontalen Augenfelder und hat ihren Anteil an horizontalen sakkadischen Augenfolgebewegungen. Sie ist ein Schlüsselareal exekutiver Aufmerksamkeit (zum Teil visuospatial, also räumlich visuell und visuomotorisch), der Selbstbeobachtung und der exekutiven Verhaltenskontrolle. Diese Region ist darüber hinaus in der Produktion eines Selbstbildes von Bedeutung. Möglicherweise auf Grund eines Affekts auf dieses Areal konnte gezeigt werden, dass LORETA Z-score NFB das auf dieses Areal zielt, die exekutive Aufmerksamkeit deutlich erhöht. (Cannon, Congedo & Lubar, 2007, 2009). BA 8 ist aber auch am motorischen Lernen und an Metaphorik beteiligt.

Läsionen dieses Areals können zu tonischen Abweichungen der Augenbewegung zur Läsionsseite führen. Zusammen mit anderen BAs im prämotorischen Assoziationskortex können Läsionen motorische Handlungspläne und Koordination von komplexen Bewegungsmustern  beeinträchtigen, begleitet von einem beeinträchtigten Arbeitsgedächtnis, exekutiven Aufmerksamkeitsproblemen und einigen anderen Aspekten, die das Planen und Begründen betreffen. (Denken wir an die bereits früher erwähnten Ausführungen zum induktiven und deduktiven Schließen) Weil BA 8 in der dominanten Hemisphäre sich mit dem Broca Areal überlappt, gibt es bei Schäden dieser Region Effekte auf  Sprache und Sprachproduktion bis hin zur Unfähigkeit mit dem Sprechen zu beginnen. Gelegentlich wird auch von Problemen bei der Antizipation von Schmerz und von Problemen bei motorischen Aspekten der Vorstellungskraft berichtet ebenso wie von Problemen des Lippenlesens.

FP1-F3, FP2-F4: BAs 9 und 10

Funktionen der Brodmann Areale in der Region zwischen Fp1 und F3 sowie zwischen Fp2 und F4: Die diagramme zeigen nur eine laterale Sicht der linken Hemisphäre und einen midsagittalen Schnitt der rechten Hemisphäre, dabei folgen sie dem bisherigen Muster der  Diagramme dieses Buches. Man kann auf die entsprechenden Seiten der gegenüberliegenden Hemisphäre schließen und im Gedächtnis behalten, dass die Elektroden auf der Kopfoberfläche sitzen und nicht auf der Hirnregion selbst und dass sie deshalb individuelle Unterschiede zwischen Individuen und Aspekten der Hirnregion oftmals ausgleichen.








Superior Frontal: BA 9



Rechte, Nichtdominante Hemisphäre
Brodmann Areal 9 in der rechten Hemisphäre kann durch Neurofeedback beeinflusst werden, dass das rechte superior frontale Aral zwischen FP2 und F4 anzielen soll. Das ist ein Aral, dass oftals dorsolateraler Präfrontalkortex bezeichnet wird (DLPFC). Zusammen mit den BAs 45, 46, und dem superioren Teil von BA 47, umfasst es große Teile des lateralen Aspekts des superioren Gyrus frontalis und des mittleren Gyrus frontalis. Wie dem Leser beim Betrachten der Diagramme rasch klar werden wird, handelt es sich nicht um eine präzise zu definierende Region, weil sie eine große Zahl von Brodmann Arealen umfasst. Sie ist verbunden mit Teilen der Areale 8,10,44 und zu einem noch größeren Teil von BA 11 und anderen Arealen. Dieses Areal ist äußerst bedeutsam für die meisten exekutiven Funktionen.

Grafiken aus Gray’s Anatomy

Dieses exekutive Aral ist das Areal der Planung motorischer Sequenzen und der Organisation. Es ist beteiligt an der Integration sensorischer und mnemonischer Information und an der Kategorisierung von Daten. Diese Region besitzt auch eine Schlüsselfunktion in Netzwerken, die am Arbeitsgedächtnis beteiligt sind. Darüberhinaus ist sie an Netzwerken beteiligt, die die Interpretation der emotionalen Situation anderer Menschen ermöglichen, in der Empathie und der Fähigkeit zu verzeihen. Schlussfolgerungen sind eine sehr anspruchsvolle exekutive Funktionen, an der diese Region beteiligt ist. Schwierigkeiten mit Metaphern sind bekannte Probleme nach Läsionen des rechten DLFC (dorsolateralen Kortex präfrontalis). Ein Beispiel für eine solche Metapher könnte zum Beispiel sein: „Er ist morgens ein übles Muffel.“ Ein Asperger Patient hat Probleme diese Metapher zu verstehen. Einem solchen Patienten würde es erheblich leichter fallen, wenn man sagte: „ Er ist morgens übel gelaunt.“ Der rechte Kortex präfrontalis ist an der Worterinnerung beteiligt und, in Verbindung mit dem Operculum parietalis und dem Precuenus an der Interpretation von Metaphern. (G. Bottini, R. Corcoran, R. Sterzi, E. Paulesu, P. Schenone, P. Scarpa, R.S.J. Frackowiak, and D. Frith, 1994). Robert Sapolsky(2010) stellte fest, das das Verstehen von Symbolen, Metaphern, Analogien, Parabeln, Synecdochen und Sprachfiguren auch die Einbeziehung der Insula, des Gyrus angularis und des anteriorem Gyru cinguli verlangt (ACC). Der ACC ist ja bekanntlich Teil des Netzwerks für Überachung und subjektive Bewertung von Stimuli. (später erwähnt auch im Hinblick auf Schmerz) und auch er ist ein bedeutender Teil im Prozess des Verstehens von Metaphern. Tatsächlich beansprucht das Verstehen von Metaphern viele Hirnregionen, nicht nur eine einzelne.
Die rechten frontalen Hirnareale sind also nicht ganz unwichtig für Menschen, die Zeichensprache benutzen. Zusätzlich sind diese Areale auch an der Entdeckung von Neuerungen beteiligt.

BA 9 Beide Hemisphären
Läsionen dieser Areale führen zu Schwierigkeiten bei den meisten exekutiven Funktionen. Diese Funktionen umfassen das abstrakte Denken und das Arbeitsgedächtnis, wie das Enkodieren von und Wiedererinnern an Funktionen. Zum größten Teil sind das in der dominanten Hemisphäre verbale und sprachliche Funktionen, während es in der nichtdominanten Hemisphäre räumlich visuelle Informationen sind
Generell kann man dieses Areal des präfrontalen Assoziationskortex als einen Teil des exekutiven Kortex betrachten. Er ist beteiligt am Kurzzeit- und am Arbeitsgedächtnis und bei arithmetischen Berechnungen. Ebenfalls von Bedeutung ist er für die Fehlerentdeckung und in der Produktion von flüssiger Sprache. Es handelt sich um eines der Areale die daran beteiligt sind Intentionen zu verstehen und Verhalten zu regulieren. In Verbindung mit dem Gyru cingularis kann BA 9 auch in der Bereitschaft zur Sexualitäteine Rolle spielen.

In der dominanten Hemisphäre ist dieses Areal am Sprachfluss inklusive der Satzkonstruktion und der Wortstammerkennung beteiligt.  Es ist am Verstehen von Idiomen und der Kategorisierung von Begriffen beteiligt.

Viele Aspekte der kognitiven Exekutivfunktionen können durch Standardtests überprüft werden, wie den HAWIK (Hamburger Wechsel Intelligenztest) oder den CFT 20 R, um nur zwei zu nennen. Es ist wichtig einen oder mehrere dieser kognitiven Tests durchzuführen. Absolut notwendig ist das bei Menschen mit Lernschwierigkeiten und bei Menschen, die eine Gehirnerschütterung in der Vorgeschichte haben, auch in der zurück liegenden Vergangenheit, weil die Resultate unsere Therapiestrategie leiten und uns eine Möglichkeit geben, Fortschritte des Patienten zu überwachen. Wir haben Standardtests als Teil des Assessment vor Beginn des Training eingeführt, die wir nach 40 Behandlungen wiederholen. Es kann sehr hilfreich sein, wenn man mittels objektiven Messungen den Erfolg des Trainings demonstriert. Zusätzlich lassen wir uns persönliche Erfahrungen berichten und haben Fragebögen von Zeit zu Zeit ausfüllen zu lassen, die den Therapieverlauf dokumentieren. Man könnte auch online Tests benutzen, wenn man sich Zeit und Arbeit sparen möchte. Diese sind über CNS vital sign seine Division von Pearsons käuflich oder in Deutschland über Thomas Feiner, in München, der ein preiswertes Tool entwickelt hat. Die Testzentrale verfügt über alle Arten von kognitiven, psychotherapeutischen oder allgemeinen Leistungstests.

Eine weitere wichtige Funktion dieses kortikalen Areals ist es die Aufmerksamkeit und die Interpretation emotionaler oder situativer Auslösereize zu überwachen Obwohl diese Funktionen eher in der nichtdominanten Hemisphäre liegen, sind sie Teil BEIDER Hemisphären. In fMRIExperimenten fanden Goldberg et. al. (2006) Hinweise darauf, dass der superior Gyrus frontalis, wenn er mit dem sensorischen System arbeitet an der Selbstwahrnehmung beteiligt ist.
Der rechte, nichtdominante Kortex präfrontalis wird mit kognitiven Funktionen assoziiert, die das Arbeitsgedächtnis, das episodische Gedächtnis, die Sprachüberwachung und das Gestalten von motorischen Handlungsplänen umfassen. (McLeod et al., 1998). Aber auch hier muss man sagen, dass diese Funktionen Funktionen beider Hemisphären sind. Man sollte das im Auge behalten, wenn man eine Kathode des tDCS (trancranial direct current stimulation) über diesem Areal platziert. Die Kathode kann zu einer abnehmenden Aktivität dieses Areal führen und sie wird häufig über dem rechten Areal platziert, während man die Anode links anbringt. Obwohl der Autor (Michael Thompson) keine persönliche Erfahrung mit diesem Verfahren hat, und auch keine Berichte über negative Erfahrung mit dem Platzieren von Kathode und Anode in der Literatur gefunden hat, ist es theoretisch möglich, dass man auch negative Effekte erzielt. Man wird die Therapie und deren Folgen also sehr genau im Auge behalten müssen und im Zweifelsfall eine andere Platzierung der Kathode wählen müssen.

Linke, dominante Hemisphäre, superior frontal: BA 9
Brodmann Aral 9 im linken superioren Gyrus frontalis, zwischen fP1 und FP2 steuert die Aufmerksamkeit für logische Informationen und für Details. Es ist auch an der Organisation von Reaktionen beteiligt. Es arbeitet wie ein Dirigent. Es handelt sich gemeinsam mit den BAs 46 und 6 um ein Schlüsselareal für Phonologie mit dem Brodmann Areal 37 zusammen um ein Schlüsselareal für Semantik. Es kann an der Interpretation von Idiomen beteiligt sein wie: Es regnet Katzen und Hunde.“ Patienten aus dem Spektrum des Asperger Autismus haben, wie bereits erwähnt, Problem mit Anspielungen oder Sprachbildern, weil sie dazu neigen, alles wörtlich zu verstehen.Sie sind irritiert von Sprachwendungen und Phrasierungen, die nach sprachlicher Interpretation verlangen.
Der superior Gyrus frontalis ist aber auch für so nette Dinge wie das Lachen zuständig (Fried et al., 1998). Fried entdeckte, bei dem Versuch die Quellen für epileptische Anfälle bei einem 16 jährigen Mädchen zu finden, dass die Stimulation eines Gebiets von 2 Quadratzentimetern auf dem linken superioren Gyrus frontalis zu anhaltendem Gelächter führte.Fried und seine Kollegen entdeckten, dass eine Steigerung der Stimulation dieser Region zu einer Zunahme der Intensität und der Dauer des Gelächters führten. Bei niedriger Spannung war nur ein Lächeln zu beobachten, während eine Spannungsverstärkung  ein heftiges Lachen auslöste. Das Lachen wurde begleitet von einem Stoppen von allen Aktionen, die Handbewegungen oder die Sprache betrafen. (Fried, 1998). Die Patientin, AK, berichtete, dass ihr Gelächter von einem Gefühl der Heiterkeit begleitet wurde. Sie habe die Heiterkeit irgendeinem Umstand der Umgebung zugesprochen

Frontallappen des Gehirns, Neurofeedback

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In Ansehung der enormen Bedeutung der Frontallappen für die Symptome vieler mit Neurofeedback zu therapierenden Klienten ist die Einleitung zu den Funktionen des Frontallappens umfangreicher als die Einleitungen zu anderen kortikalen Regionen. Es folgt ein genereller Übeblick über einige Funktionen, die von den Frontallappen generiert werden. Die meisten dieser Funktionen können durch ein Neurofeedbacktraining beeinflusst werden. Weil sich die Funktionen des Frontallappens mit einem Bezug zu Brodmann Arealen hier zu einem sehr großen Teil überlappen, wird in diesem Abschnitt zuerst generalisiert von den Funktionen der Frontallappen gesprochen, ehe spezifische Funktionen einzelner Brodmann Areale diskutiert werden.

Die Bezeichnungen rechts oder links in Bezug auf Lokalisation werden ab jetzt ersetzt durch die Begriffe: Dominante Hemisphäre (DH) und Nichtdominante Hemisphäre  (NDH). Bei den meisten Menschen (gewöhnlicherweise Rechtshänder) ist die linke auch die DH (dominante Hemisphäre). Aber auch bei vielen Linkshändern und bei den meisten Beidhändern ist die dominante Hemisphäre (DH) ebenfalls links. Bei den meisten Menschen ist die rechte Hemisphäre tatsächlich die NDH (Nicht Dominante Hemisphäre) und Sprache sowie verbale Funktionen liegen bei Ihnen in der DH (Dominanten Hemisphäre), also links.

Der präfrontale Kortex umfasst ungefähr ein Drittel des menschlichen Neokortex. An der seitlichen Oberfläche entspricht er dem superioren, mittleren und inferioren Gyrus frontalis, anterior zur prämotorischen Rinde (BA 6) Die präfrontale Region umfasst die Brodmann Areale 8, 9, 10, 11, 44, 45, 46 und 47. An der medialen Oberfläche beinhaltet sie den anterioren Gyrus Cinguli. Das mediale präfrontale Areal umfasst die Brodmann Areale 24, 32 sowie die Bas 8, 9, 10, 11, 12. An der orbital/inferioren Oberfläche umfangen die Frontallappen die Brodmann Areale 10, 11, 47, sowie einen Teil von BA 13 (Augustine, 2008, pp 356, 357).

Darstellung aus Gray’s Anatomy (public domain) die eine seitliche Sicht des präfrontalen Kortex zeigt, inferiore, mittlere und superiore Gyri mit einem roten Rechteck um die posteriore Grenze am Sulcus Präzentralis.

Der Präfrontale Kortex besitzt bedeutende Verbindungen zum anterioren Kortex Cingularis (ACC). Der ACC ist eine zentrale Struktur des exekutiven Netzwerks und er ist verbunden mit allen funktional bezogenen Strukturen, inklusive des dorsolateralen Präfrontal Kortex. Die Frontallappen sind von äußester Bedeutung für alle exekutiven Funktionen wie die Evaluation einkommender Stimuli, die Planung angemessener, sowie die Unterdrückung unangemessener Reaktionen.  (Knezevic, 2010).

Definition der exekutiven Funktionen
Die exekutiven Funktionen sind eine der Schlüsselfunktionen der Frontallappen. Allgemeinhin werden diese Funktionen verstanden als die umfassende Fähigkeit Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Entscheidungsfähigkeit und Auswahl von Handlungsplänen, logisches Denken (deduktiv und induktiv) Sequenzierung; Evaluierung und Selbstkorrektur der Outputs zu kontrollieren; und auch als die Fähigkeit verbal und nonverbal, motorisch sowie sozial im Hinblick auf das Erreichen definierter Ziele zu reagieren.
Obwohl die Frontallappen von entscheidender Bedeutung für alle exekutiven Aufgaben sind, inklusive der willentlichen Aufmerksamkeitssteuerung, der Unterdrückung unangemessenen und/oder ungewünschten Verhaltens, der Handlungsplanung und Entscheidungsfindung, besitzen diese Hirnareale noch viele andere wichtige Funktionen.
Sie spielen eine Rolle:
·         bei der Aufrechterhaltung des Arousals.
·         bei der zeitlichen Sequenzierung komplexer Einheiten wie z.B. bei zusammengesetzten Sätzen (hauptsächlich ist das eine Fähigkeit der dominanten Hemisphäre. (DH).
·         bei der Handschrift (Exner Areal in der DH).
·         bei der Artikulation (Broca Areal: DH BAs 44, 45).
·         bei frontalen Spiegelneuronen (Spiegelneuronen wurden zuerst bei Affen beobachtet und zwar im linken Operculum (F5) in der Nähe des Broca Areals)
·         bei auditiven und verbalen Repräsentationen.
·         bei der Objektbenennung und bei der Worterinnerung (normalerweise in der DH).
·         bei der Repräsentation visueller Vorstellungen, die durch auditiven Input hervorgerufen werden.
·         bei der Buchstaben- und Wortwahrnehmung und Erkennung (mit Input von occipitalen und parietalen Regionen). 
·         bei Repräsentationen von abstrakten Ausdrücken
·         bei der Wahrnehmung komplexer Beziehungen.

Einige Funktionen des Frontallappens der dominanten Hemisphäre (links)
Die dominante Hemisphäre (links) der Frontallappen ist von enormer Wichtigkeit für die Regulation von Sprache und Syntax. Sie ist wichtig für die Aufrechterhaltung und Regulation der Aufmerksamkeit, der Inhibition von Handlungen sowie bei Veränderungen von Reaktionsweisen. Sie ist elementar für analytische und sequentielle Prozesse. Sie ist die Region in der wir inneres Sprachen (innerer Dialog) nutzen, um unser Verhalten zu regulieren. Der Frontallappen der DH ist die Region in der Aufgaben bewältigt werden, die nach Sequenzierung verlangen, wie z.B. sich eine Serie von Zahlen zu merken und wiederzugeben oder in 7er Schritten rückwärts zu zählen. Sie ist an der Regulation von Routinen ebenso beteiligt wie an der Mustererkennung und bei der Entscheidung, was in kniffligen Situationen zu tun ist.
Allgemein wird die dominante linke Hemisphäre oft charakterisiert als emotionsarm, introversiv, als Ort des zielgerichteten Denkens und der Handlungsorientierung. Sie ist unser interner Ort der Kontrolle. Mentale Prozesse tendieren dazu relativ langsam und hintereinander abzulaufen, wenn sie konkret, bedacht und geordnet sind. Der dominante Neurotransmitter ist das Dopamin. Einige Leser werden in dieser Beschreibung, in ihrer extremsten Auslegung, Muster erkennen, die wir bei einigen unserer Klienten mit diagnostiziertem Aspergersynrom finden. Andererseits müssen wir zugeben, dass wir alle zunehmend in diese Richtung tendieren, wenn wir älter werden, dass wir also Funktionen, die man der rechten Hirnhälfte zuspricht, verlieren.

Verletzungen des Frontallappens
Allgemein kann man sagen, dass Patienten mit einer Beschädigung der Frontallappen eine Abnahme der Spontanmimik zeigen und dass sie einen geringeren Wortschatz als zuvor benutzen. Diese Patienten haben Probleme mit der Flexibilität, beim Lösen von Problemen, bei der Aufmerksamkeitsspanne und dem Gedächtnis. Außerdem scheinen Verletzungen des Frontallappens eher einen Einfluss auf das divergente als das konvergente Denken zu haben. Das kann dazu führen, dass der Betreffende unmotiviert oder faul erscheint, initiativ los und unflexibel, unfähig alternative Lösungswege oder Strategien für seine Probleme zu suchen und zu finden. Abseits von diesen Defiziten finden wir in der Regel nur geringe Veränderungen in Ergebnissen von IQ Tests, was eventuell der Tatsache geschuldet ist, dass IQ Tests in der Regel eher Wert auf konvergentes als divergentes Denken legen. Selbstverständlich wird jeder Patient spezifische Schwierigkeiten haben, die einen Bezug zu seiner Verletzung aufweisen.

Einige Patienten mit Verletzungen in der dominanten linken Hemisphäre werden größere Probleme in verbalen Arealen zeigen, apathisch wirken, sowie depressive und rechtsseitige motorische Defizite, die sich teilweise auf die Feinmotorik beziehen, zeigen. Andererseits können Patienten, die größeren Schäden auf der rechten, nichtdominanten Hemisphäre haben, größere Probleme bei nonverbalen Fähigkeiten haben und sie zeigen oft einen Mangel an sozialen Umgangsformen, indem sie sich takt- und distanzlos geben und sie haben linksseitige motorische Defizite.
In jedem Fall finden wir in unterschiedlichem Ausmaß Symptome, die mit der Fähigkeit zur Problemlösung, Spontanität, Urteilskraft, Impulskontrolle und sowohl sexuellem als auch sozialem Verhalten einhergehen. Nahe-stehende Personen bescheinigen den Patienten oft Persönlichkeitsveränderungen. Die Patienten zeigen sich oft unfähig zur korrekten Interpretation der Reaktionen des sozialen Umfelds. Sie können wenig Compliance zeigen oder riskantes Verhalten (Thatcher 2012). Sie leiden an Perserveration (Unaufhörliche Wiederholen von Handlungen, Gedanken und Ausführungen nachdem der auslösende Stimulus lange beendet ist.) Die Orientierung im Raum kann beeinträchtigt und die Stimmung betroffen sein. Die aktivierte dominante linke Frontalregion wird mit positivem Denken, die Aktivierung der rechten nichtdominanten Frontralregion eher mit negativem Denken und vermeidenden Verhalten assoziiert. (Davidson, 1995, 1998). Verletzungen der linksseitigen Frontalregion führen also möglicherweise zur Depression.


Deduktive und Induktive Schlüsse
Seit man weiß, das Begründen und das Ziehen von Schlussfolgerungen eine Hauptaktivität der Frontallappen ist, gilt diese Tatsache als ein vieldiskutiertes Beispiel dafür, wie komplex und verschachtelt die Hirnfunktionen im Kortex ablaufen.Wir werden erfahren, wie viele Areale daran beteiligt sind, obwohl es der frontale Kortex ist, der die Hauptrolle spielt.

Der linke/dominante Frontallappenspielt eine entscheidende Rolle für kognitive Leistungen, die wir allgemein als Argumentationsfähigkeit bezeichnen. Argumentieren ist ein kognitiver Prozess, der des Sammelns  Bewertens von Elementen bestehender Informationen verlangt. Argumente oder Standpunkte setzen voraus, dass eine oder mehr Prämissen den Boden liefern für die Begründung von gültigen Schlüssen. Diese Schlüsse können deduktiv oder induktiv sein.
Deduktive Argumentewerden gewichtet nach ihrer Gültigkeit. Gültigkeit ist ein Ergebnis der Beziehung zwischen Prämissen und Schlüssen und beinhaltet die Voraussetzung, dass die Prämissen ausreichende Begründungen für die daraus gezogenen Schlüsse bieten: zum Beispiel: Alle Menschen sind sterblich. Sokrates ist ein Mensch, also ist Sokrates sterblich. Bei deduktiven Schlüssen ist die Schlussfolgerung immer dann wahr, wenn die Prämissen, egal, wie sie lauten, wahr sind. Deduktive Schlüsse verlangen also nach Beweisen, um zu validen Schlüssen zu gelangen.

Induktive Argumente sind hingegen niemals automatisch gültig. Um plausibel und begründet zu sein, müssen sie bewiesen werden. Die Voraussetzungen enthalten nur eingeschränkte Gründe für einen akzeptablen Schluss:  Beispiel: Sokrates ist ein Mann, Sokrates ist sterblich, also sind alle Menschen sterblich. Der Schluss kann in diesem Falle auch falsch sein. Die Prämissen für ein induktives, logisches Argument verlangen nach einem gewissen Grad an Unterstützung (induktive Möglichkeit) für ihren Schluss. Die Prämissen zeigen also eine mögliche Begründung, beispielsweise: Alle Krähen sind schwarz. Alle Krähen sind Vögel. Also sind alle Vögel Schwarz. Induktive Schlüsse schließen also von gegebenen Fakten auf generelle Prinzipien. Sie werden also als generalisierte Schlüsse aus beobachteten Einzelfällen konstruiert. Aus diesem Grunde widersprechen sie oft deduktiven Schlüssen.

Anatomische Hintergründe zur Fähigkeit des Schlussfolgerns
Anamtomisch betrachtet aktivieren sowohl Induktion als auch Deduktion das gleiche linke frontal-temporale System. Die Induktion unterscheidet sich  von der Deduktion durch die höhere Aktivierung des medialen dorsalen Präfrontalkortex (BAs 8 und 9). Die Induktion könnte zudem eine stärkere Beteiligung der rechten Hemisphäre aufweisen. Deduktion scheint eine größere Abhängigkeit von bekannten Mustern und absoluten Beweisen zu verlangen, was eine Funktion der linken Hemisphäre ist. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie komplex  Netzwerke für Schussfolgerungen arbeiten, folgen hier einige Details aus den Untersuchungen von Goel und Kollegen (2004).

Deduktive Schlüsse (verglichen mit der Baseline) werden assoziiert mit Aktivierungen im linken Cerebellum, und dem bilateralen inferioren Gyrus Occipitalis (BA 18), linken inferioren Gyrus temporalis und Gyrus Occipitalis (BAs 37/19), linken Gyrus temporalis (BA 39), dem mittleren Gyrus frontalis (BA 6), dem bilateralen Putamen, und dem linken inferioren Gyrus frontalis (BA 44, Broca’s area) (paraphrasiert nach Goel et al., 2004).  

Induktive Schlüsse (in Bezug zur Baseline) aktivieren das gleiche Netzwerk, den rechten Gyrus lingualis (BA 18), dem rechten mittleren Gyrus occipitalis (BA 18), dem bilateralen superioren Parietallappen (BA 7), dem linken inferioren Parietallappen (BA 40), dem rechten mittleren Gyrus frontalis (BA 6), dem Putamen, und dem linken, mittleren Gyrus frontalis(BAs 8/9/45). Diese sehr komplexen Lokalisationen belegen, dass ein einzelnes Brodmann Areal niemals alleine handeln kann!

In der obigen detaillierten Analyse, erscheint Deduktion mit einer größeren linksseitigen (dominanten Hemisphäre) Aktivierung einherzugehen,  während Induktion eher der rechten/nichtdominanten Hemissphäre zukommt. Schlussfolgern ist aber definitiv ein Attribut der dominanten Hemisphäre. Nur diese ist in der Lage schlüssige Beziehungen zu erkennen (induktives Schließen). Es kommt aber zu einer größeren Aktivierung bei der Deduktion als bei Induktion. Umgekehrt zeigt der linke dorsolaterale (BA 9) Präfrontalkortex (zusammen mit dem rechten superioren Gyrus occipitalis, BA 19) eine größere Aktivierung bei der Induktion. Es gibt verschiedene mögliche Gründe für die größere Beteiligung des Broca Areals (BA44) an der Deduktion. Das Broca Areal ist Bestandteil der phonologischen Schleife des Arbeitsgedächtnisses und deduktives Schließen oder Argumentieren verlangt nach einer größeren Beteiligung des Arbeitsgedächtnisses als das inductive Schließen. Das Broca Areal ist außerdem beteiligt an logischer Strukturierung der Syntax (dem Ordnen von Wörtern). Gesteigerte Aktivität im Broca Areal während des deduktiven Schließens könnte eine Folge der größeren Beanspruchung syntaktischer Fähigkeiten sein und eine größere Beteiligung des Arbeitsgedächtnisses verlangen.
Andererseits verlangen induktive Schlüsse eher nach Sensitivität für Hintergrundwissen als für logische Ableitungn. Die angehobene Aktivität im linken dorsolateralen Kortex präfrontalis könnte also dem Zugriff auf Wortwissen bei der Generierung und Evaluation von Hypothesen geschuldet sein, (Goel et al., 2004; Grafman, 2002) die die Basis der induktiven Schlussfolgerung bilden. 

Zusammenfassend aktivieren induktives und deduktives Schließen sowohl den linken und den rechten präfrontalen Kortex, beide Formen des Argumentierens beteiligen den linken präfrontalen Kortex, wegen dessen Beteiligung an syntaktischen Prozessen und an Prozessen des Arbeitsgedächtnisses. Deduktion führt zu höherer Aktivierung im Broca Areal, während Induktion größere Aktivierung im linken dosolateralen Präfrontalkortex nach sich zieht, weil dieser beteiligt ist, am Zugriff auf Wortwissen und dessen Bewertung.
Das Wichtige an diesen Beobachtungen für unsere Arbeit mit Neurofeedback ist, dass beide Arten des Argumentierens extrem überlappende Netzwerke aus kortikalen Arealen erfordern. Im ADD Centre benutzen wir ein Kanal Neurofeedback um diese Netzwerke zu aktivieren, WÄHREND der Klient kognitive Aufgaben mittels angemessener Strategien lösen muss. Wir glauben, dass wir, indem wir in das Training verschiedene kognitive Aufgaben einflechten, das zur Lösung dieser Aufgaben nötige Netzwerk optimieren, hauptsächlich im Hinblick auf Aufmerksamkeit, Fokussierung und die spezifische kognitiv erforderliche Funktion, die zum Lösen dieser Aufgabe nötig ist. Unsere Verbindung von Neurofeedback- mit Biofeedbacktraining garantiert, dass das bei dem Klienten in einem ruhigen, relaxten Zustand vor sich geht. Publizierte Ergebnisse einer langen Serie von Fallstudien über Patienten, die an ADHS litten (n=111) und solchen aus dem autistischen Spektrum (n=159), die die Verbesserungen der akademischen, intellektuellen und die Verbesserung des Verhaltens dieser Klienten dokumentierten, belegen die Effektivität dieses Vorgehens (Thompson & Thompson, 1998, 2010). Die Hinzufügung von anodaler transkranialer direkter Stimulation (tDCS) wenige Minuten vor dem Beginn des eigentlichen Neurofeedbacktrainings, könnten möglicherweise zusätzliche Vorteile, etwa in Form rascherer Resultate, bieten.

Die nichtdominante (gewöhnlicherweise rechte) cerebrale Hemisphäre
Der rechte frontale Kortex ist beteiligt an der Regulation der Aufmerksamkeit. Die rechte frontale Hemisphäre, das anteriore Cingulum und parietale Regionen in Verbindung mit cholinerger Aktivität des basalen Vorderhirns (Nukleus Basalis von Maynert und der Substantia Innominata) sind wichtig für anhaltende Aufmerksamkeitsleistungen (Sarter et al., 2001). Diese Hemisphäre ist ebenfalls von Bedeutung für die Inhibition alter Gewohnheiten.  Die Nichtdominante Hemisphäre ist am Verstehen von Metaphern beteiligt. Autobiographischer Sinn für das frühere Selbst könnte ebenfalls hauptsächlich in der rechten Nicht Dominanten Hemisphäre entstehen, trotz der Tatsache, dass die Fähigkeit zur verbalen Erinnerung vermutlich in der dominanten Hemisphäre liegt, mit einer besonderen Beteiligung der Funktionen des Frontallappens bei der Erinnerung an aufzufindende Gegenstände.

Meistens wird das Auffinden von Gegenständen vom dorsal medialen Präfrontalkortex geregelt; (DMPC und linker PFC) in Verbindung mit dem Hippocampus (Northrop, 2006) und den anterolateralen Temporallappen (wir werden im Kapitel über den Temorallappen Verbindungen des Fasciculus Unicinate kennen lernen, die diese Regionen mit dem orbitalen Frontalkortex verbinden) [OFC]). Forscher wie Seger (2004) betonen, dass es zahlreiche Studien gibt, die die Prädominanz des rechten temporalen Kortex (RTC) und des rechten präfrontalen Kortex (RPC) (sowie den rechten Fasciculus Uncinate) spwohl für das autobiographische Gedächtnis und das Selbst der Vergangenheit belegen (Damasio, 1999, 2003) aber auch für das Erkennen des eigenen Gesichts inmitten des Gsichtes anderer Menschen (medialer AC und LPC).




Darstellung, die den Uncinate Fasciculus zeigt, aus Gray’s Anatomy (1918) (public domain). Diese Grafik illustriert das Corpus Callosum, das die linke und die rechte Hemisphäre verbindet und Fasciculi, die Areale innerhalb der Hemisphären verbinden. Diese myelinisierten Fasern beinhalten exzitatorische und inhibitorische Fasern, obwohl lange gesagt wurde, dass sie hauptsächlich exzitatorisch seien.



Gedächtnis
Erinnerungen an erlebte Ereignisse besitzen sensorische und perzeptuelle Komponenten und sind deswegen, teilweise gespeichert im occipitalen Kortex und bezogenen Netzwerken. Andererseits werden Erinnerungen an vorgestellte oder imaginierte Ereignisse frontal gespeichert, weil sie Imaginationen beinhalten, die vom Frontalkortex generiert werden. Wenn das Gedächtnis älterer Menschen abnimmt, dann ist es in der Regel das episodische Gedächtnis mit der Aufnahme neuer Ereignisse, dass zuerst nachlässt. Dabei kann das Gedächtnis an alte Erinnerungen, die zum größten Teil autobiographisch sind, intakt bleiben.

Das Einprägen neuer Eindrücke
Am ersten Gedächtnisverlust im fortschreitenden Alter sind Netzwerke des rechten Parietalbereichs (Cuneus, Precuneus) und linkseitigee temporalen Regionen , die für das Encodieren spezifisch neuer Eindrücke zuständig sind, zusammen mit dem Hippocampus beteiligt.

Zusätzlich wurde beobachtet, dass der rechte Präfrontale Kortex einen deutlichen Anstieg sowohl im Alpha und im Beta Bereich während ärgerlichen ebenso wie bei negative Erinnerungen, die eigene Erfahrungen betreffen, zeigt. (Cannon, 2012).


Andere Funktionen der Nichtdominanten (rechten) Hemisphäre
Die rechtslateralen Einige kortikale Areale sind heteromodal. Sie sind nicht auf eine einzelne motorische oder sensorische Funktionen beschränkt, sondern erhalten konvergente Informationen aus verschiedenen sensorischen und motorischen Hirnarealen. Heteromodale Assoziationsareale im Frontal-, Temporal- und Parietallappen integrieren den sensorischen Input, die motorischen Rückmeldungen und andere Informationen mit instinktiven und erworbenen Gedächtnisinhalten. Diese Integration ermöglicht Lernen und die Generierung von Gedanken, Ausdruck und Verhalten.frontlen Areale sind heteromodal (im Gegensatz zu den linkslateralen Regionen, die eher Modalitätsspezifische Assoziationen zeigen. Der rechte Frontallappen integriert sensorische Informationen aus vielen sensorischen Kanälen. Er synthetisiert Informationen aus mehreren auseinanderliegenden kortikalen Arealen, wie eine Flotte von Flugzeugen  gegen eine Flotte von Taxis (linke Hemisphäre) (Goldberg, 2001). Zusätzlich finden wir mehr weiße Substanz in der rechten Hemisphäre, die also mehr Spindelzellen enthalten (Spindelzellen sowie Kandelaber-Zellen. Bei diesen handelt es sich um Interneurone, welche vor allem die Pyramidenzellen hemmen und damit modulierenden Einfluss auf die Signalweitergabe ausüben.)  Diese Spindelzellen  übermitteln Informationen von entfernten Arealen.

Die rechte Hemisphäre erfasst Neuheiten. Sie konvertiert diese Neuheiten wahrscheinlich zu Gewohnheitsmustern oder Routinen, die dann ein Teil der Funktionen der linken Hemisphäre werden. Die Suche nach Neuem wird angeregt von  innerer Unzufriedenheit. Neues zu suchen scheint eher vom Noradrenalin als vom Dopamin angestoßen zu werden und wird in Verbindung gesehen mit Rastlosigkeit und hyperaktiv ausprobierendem Verhalten, das mit zunehmendem Alter nachlässt. Wenn die Menschen altern, veränderte sich ihre dominante Hirnhemisphäre von rechts nach links, sowohl kognitiv als auch emotional.
Generell kann man sagen, der verbale IQ ist normalerweise eher der linken, dominanten Hemisphäre zuzusprechen (DH), während der Leistungs IQ eher zur Funktion der rechten Hirnhälfte gehört. Leistungs IQ Tests bestehen oft aus Aufgaben, bei denen die Bearbeitungszeit eine Rolle spielt. Die Geschwindigkeit, in der diese Tests bearbeitet werden, nimmt mit zunehmendem Alter ab. Das ist einer der Gründe, warum es Altersnormen bei IQ Tests gibt. (Bei Kindern nimmt die Geschwindigkeit mit zunehmendem Alter zu, teilweise weil immer mehr Nervenfasern myelinisiert werden.) Rechtshirndominanz wird allgemein mit Abgelenktheit, Stimulussuchendem Verhalten, der ewigen Suche nach Neuerungen und Veränderungen, starker emotionaler Beteiligung bei Handlungen, expressivem und extrovertiertem Handeln in Verbindung gebracht. Es könnte eine Tendenz dazu bestehen, sich von Äußerem kontrollieren zu lassen und man findet oft eine Tendenz zu Hysterie, Impulsivität und auch zu manischem Verhalten.

Die Reizverarbeitung ist oft schnell und simultan in Übereinstimmung mit den holistischen, an der GESTALT einer Handlung orientierten Neigungen der NDH (Nicht dominanten Hemisphäre). Der dominante Neurotransmitter ist das Noradrenalin, das assoziiert wird mit der Beschleunigung von Aktivität und Serotonin, das lange mit dem Abbremsen von Aktivität assoziiert wurde (Tucker, 1984). Aber es ist auch wahr, dass gesunkende Serotonin Level mit Inflexibilität dem Beharren auf vertrauten Mustern zusammenhängen wie sind in Zwangsstörungen gefunden werden: (OCD).

Zusätzlich existieren eine Unzahl anderer Funktionen die eine überwiegende Aktivität der nichtdominanten rechten Hemisphäre zeigen. Sie umfassen:

  • Gestaltwahrnehmung
  • Paralleles Verarbeiten
  • Achten auf räumliche Beziehungen
  • Repräsentation von geometrischen Formen
  • Sprach Intonation, Musikalität und Vokallauten
  • Zeigen von Emotionen
  • Orientierung im Raum
  • Ganzheitliche Wahrnehmung
  • Ragieren auf neue Situationen
  • Intuition
  • Eureka-Erlebnisse der Selbsterkenntnis

Läsionen in der rechten präfrontalen Region können jede dieser Funktionen beeinträchtigen. Der Patient kann konstruktionelle Apraxie zeigten (Unfähigkeit zum Kopieren von Zeichnungen oder zur Arbeit mit Objekten, um Muster oder Designs zu gestalten) Es können Probleme beim Erlernen eines Labyrinths auftreten oder bei nonverbalen visuellen Erinnerungen. Psychiatrische Syndrome, wie manisches Verhalten, können beobachtet werden.

Zusätzliches zu Läsionen des Frontallappens
Bei ausgeprägten Läsionen reagiert der Patient nicht mehr auf Anweisungen oder Reize áus der Umgebung oder er reagiert nur noch auf irrelevante Stimuli. Es liegen manchmal Echolalie oder gar der Verlust der bewussten Sprache vor. Schreibunfähigkeit oder Agraphie ist zu beobachten, der Patient erscheint also, um es generell zu sagen, konfus.





Der orbitale Frontalkortex und seine Verbindungen zu den Temporallappen

Das basale Vorderhirnareal ist beteiligt an der Regulation von Schlaf und Wachheit. Die Erstellung von Konzepten ist auch eine Funktion dieser Areale beider Hemisphären. Der orbitofrontale Kortex orbitofrontaler CortexOrbitallappen, Abk. OFCorbitofrontal cortex, das Großhirnrindengebiet des Menschen, das sich direkt über der Augenhöhle (Orbita) vorne im Schädel befindet ist von entscheidender Bedeutung sowohl für auf Einschätzung des Nutzens gestütztes Verhalten und das Lernen wo Nutzen zu erwarten ist. Wir haben bereits angemerkt, dass der Orbitofrontalkortex am Verstehen der Wirkung des eigenen Verhaltens auf die Reaktion andere Menschen beteiligt sein könnte.Ein Patient, der an einer Läsion dieses Areals leidet, könnte emotional labil sein und eine eingeschränkte Impulskontrolle zeigen. Mangelnde Kontrolle von Wut, unangemessenes Lachen, Schreien, oder unangemessenes Sexualverhalten werden beobachtet. Tatsächlich gibt es aber leichte Unterschiede  zwischen Beeinträchtigungen der linken oder der rechten Hemisphäre. Impulsivität, zum Beispiel, wird eher mit Dysfunktionen im orbitalen Präfrontalkortex der NDH (rechts) zusammenhängen. Wir werden aber beide Areale in größerer Tiefe im Kapitel über Brodmann Areal 11 diskutieren.

Inferiore/Basale Areale der dominanten Hemisphäre(links)
Die orbital/basale Oberfläche des Frontallappens ist über den Fasciculus uncinatus mit den Temporallappen verbunden. Strukturen zwischen den temporalen Polen Polus temporalis (Temporalpol), Ende des Temporallappensund der orbitalen Oberfläche, die durch den Fasciculus uncinatus verbunden werden, umfassen Funktionen der linken Hemisphäre die mit genereller Intelligenz, verbalem und visuellem Gedächtnis sowie exekutiven Leistungen zusammenhängen. Beschädigungen des Fasciculus uncinatus auf der linken Seite führen zu sozialer Angst und zu Symptomen der schizoiden Persönlichkeitsstörung. Diese Funktionen können deren Verbindungen zum limbischen System geschuldet sein.
Verbindungen des Fasciculus Uncinatus
Der Fasciculus uncinatus Der Fasciculus uncinatus ist die Assoziationsbahn des Telencephalon (Großhirn). Er verbindet den Frontallappen mit dem Temporallappen.  verbindet die Area entorhinalis-Uncus Areal Uncus (lateinisch ‚Haken‘) heißt das an der Oberfläche des Temporallappens sichtbare hakenförmig nach hinten umgebogene Vorderende des Gyrus parahippocampalis bzw. dessen Fortsetzung. Der Spalt zwischen dem Hinterende des Uncus und dem darunterliegenden Gyrus parahippocampalis heißt Sulcus uncib, Amygdala und die Formatio hippocampi in den Temporallappen mit frontalen Arealen und, teilweise, den orbitofrontalen Kortex und orbital-medial Kortex. Der linke Fasciculus uncinatus kann einen Bezug zu Wissen im deklarativem und auditiv-verbalem Gedächtnis haben. (Mabbott, et al., 2009).   

Diagramm aus Gray’s Anatomie, die den Uncus des Parahippocampal Gyrus zeigt.
Inferiore Ansicht aus Gray’s Anatomy 1918. Um den Uncus darzustellen.

Verbindungen des Fasciculus uncinatus der rechten, nichtdominanten Hemisphäre
Gleiche Areale können rechtslateral andere Funktionen ausüben als in der dominanten Hemisphäre. Der rechte Temporallappenrinde (RTC) und der rechte Kortex präfrontalis (RPC) sind verbunden durch den rechten Fasciculus uncinatus. Wie bereits gesagt, umfassten die Funktionen der rechten Seite das autobiographische Gedächtnis und des Gedächtnisses für das frühere Selbst (Damasio, 1999) sowie das Erkennen des eigenen Gesichts unter anderen Gesichtern. Die letztere Funktion beteiligt auch den medialen Aspekt des ACC sowie den Kortex parietalis (LPC) der linken Hemisphäre (DH).

Defizite in den Verbindungen des Fasciculus uncinatus beider Hemisphären können mit Symptomen zusammenhängen, die wir im autistischen Spektum vorfinden.




BA 8


BA 8 liegt im exekutiven Kortex innerhalb des präfrontalen Assoziationskortex. Wie bereits früher betont, ist BA 8 an deduktiven und induktiven Schlüssen beteiligt, am Beobachten, Planen, Kalkulieren, am Erlernen von Abläufen, am Arbeitsgedächtnis, an der Aussprache dem Erlernen von Sprache, sie ist aktiv beim Übersetzen, bei der Formulierung von Sätzen und auch bei der Produktion von Unsicherheit. Sie spielt ebenfalls eine wichtige Rolle beim Wiederaufrufen von Erinnerungen. Sie beinhaltet die frontalen Augenfelder und hat ihren Anteil an horizontalen sakkadischen Augenfolgebewegungen. Sie ist ein Schlüsselareal exekutiver Aufmerksamkeit (zum Teil visuospatial, also räumlich visuell und visuomotorisch,), der Selbstbeobachtung und der exekutiven Verhaltenskontrolle. Diese Region ist darüber hinaus in der Produktion eines Selbstbildes von Bedeutung. Möglicherweise auf Grund eines Affekts auf dieses Areal konnte gezeigt werden, dass LORETA Z-score NFB das auf dieses Areal zielt, die exekutive Aufmerksamkeit deutlich erhöht. (Cannon, Congedo & Lubar, 2007, 2009). BA 8 ist aber auch am motorischen Lernen und an Metaphorik beteiligt.

Läsionen dieses Areals können zu tonischen Abweichungen der Augenbewegung zur Läsionsseite führen. Zusammen mit anderen BAs im prämotorischen Assoziationskortex können Läsionen motorische Handlungspläne und Koordination von komplexen Bewegungsmustern  beeinträchtigen, begleitet von einem beeinträchtigten Arbeitsgedächntnis, exekutiven Aufmerksamkeitsproblemen und einigen anderen Aspekten, die das Planen und Begründen betreffen. (Denken wir an die bereits früher erwähnten Ausführungen zum induktiven und deduktiven Schließen) Weil BA 8 in der dominanten Hemisphäre sich mit dem Broca Areal überlappt, gibt es bei Schäden dieser Region Effekte auf  Sprache und Sprachproduktion bis hin zur Unfähigkeit mit dem Sprechen zu beginnen. Gelegentlich wird auch von Problemen bei der Antizipation von Schmerz und von Problemen bei motorischen Aspekten der Vorstellungskraft berichtet ebenso wie von Problemen des Lippenlesens.

FP1-F3, FP2-F4: BAs 9 und 10

Funktionen der Brodmann Areale in der Region zwischen Fp1 und F3 sowie zwischen Fp2 und F4: Die Diagramme zeigen nur eine laterale Sicht der linken Hemisphäre und einen midsagittalen Schnitt der rechten Hemisphäre, dabei folgen sie dem bisherigen Muster der  Diagramme dieses Buches. Man kann auf die entsprechenden Seiten der gegenüberliegenden Hemisphäre schließen und im Gedächtnis behalten, dass die Elektroden auf der Kopfoberfläche sitzen und nicht auf der Hirnregion selbst und dass sie deshalb individuelle Unterschiede zwischen Individuen und Aspekten der Hirnregion oftmals ausgleichen.








Superior Frontal: BA 9


Rechte, Nichtdominante Hemisphäre
Brodmann Areal 9 in der rechten Hemisphäre kann durch Neurofeedback beeinflusst werden, dass das rechte superior-frontale Aral zwischen FP2 und F4 anzielen soll. Das ist ein Aral, dass oftmals dorsolateraler Kortex präfrontalis bezeichnet wird (DLPFC). Zusammen mit den BAs 45, 46, und dem superioren Teil von BA 47, umfasst es große Teile des lateralen Aspekts des superioren Gyrus frontalis und des mittleren Gyrus frontalis. Wie dem Leser beim Betrachten der Diagramme rasch klar werden wird, handelt es sich nicht um eine präzise zu definierende Region, weil sie eine große Zahl von Brodmann Arealen umfasst. Sie ist verbunden mit Teilen der Areale 8,10,44 und zu einem noch größeren Teil von BA 11 und anderen Arealen. Dieses Areal ist äußerst bedeutsam für die meisten exekutiven Funktionen.

Grafiken aus Gray’s Anatomy

Dieses exekutive Aral ist das Areal der Planung motorischer Sequenzen und der Organisation. Es ist beteiligt an der Integration sensorischer und mnemonischer Information und an der Kategorisierung von Daten. Diese Region besitzt auch eine Schlüsselfunktion in Netzwerken, die am Arbeitsgedächtnis beteiligt sind. Darüber hinaus ist sie an Netzwerken beteiligt, die die Interpretation der emotionalen Situation anderer Menschen ermöglichen, in der Empathie und der Fähigkeit zu verzeihen. Schlussfolgerungen sind eine sehr anspruchsvolle exekutive Funktionen, an der diese Region beteiligt ist. Schwierigkeiten mit Metaphern sind bekannte Probleme nach Läsionen des rechten DLFC (dorsolateraler Kortex präfrontalis). Ein Beispiel für eine solche Metapher könnte zum Beispiel sein: „Er ist morgens ein übles Muffel.“ Ein Asperger Patient hat Probleme diese Metapher zu verstehen. Einem solchen Patienten würde es erheblich leichter fallen, wenn man sagte: „ Er ist morgens übel gelaunt.“ Der rechte Kortex präfrontalis ist an der Worterinnerung beteiligt und, in Verbindung mit dem Operculum parietalis und dem Precuneus an der Interpretation von Metaphern. (G. Bottini, R. Corcoran, R. Sterzi, E. Paulesu, P. Schenone, P. Scarpa, R.S.J. Frackowiak, and D. Frith, 1994). Robert Sapolsky(2010) stellte fest, dass das Verstehen von Symbolen, Metaphern, Analogien, Parabeln, Synekdochen und Sprachfiguren auch die Einbeziehung der Insula, des Gyrus angularis und des anteriorem Gyrus cinguli verlangt (ACC). Der ACC ist ja bekanntlich Teil des Netzwerks für Überwachung und subjektive Bewertung von Stimuli. (Spatter erwähnte, das gelte auch im Hinblick auf Schmerz) und auch er ist ein bedeutender Teil im Prozess des Verstehens von Metaphern. Tatsächlich beansprucht das Verstehen von Metaphern viele Hirnregionen, nicht nur eine einzelne.
Die rechten frontalen Hirnareale sind also nicht ganz unwichtig für Menschen, die Zeichensprache benutzen. Zusätzlich sind diese Areale auch an der Entdeckung von Neuerungen beteiligt.

BA 9 Beide Hemisphären
Läsionen dieser Areale führen zu Schwierigkeiten bei den meisten exekutiven Funktionen. Diese Funktionen umfassen das abstrakte Denken und das Arbeitsgedächtnis, wie das Enkodieren und Wiedererinnern von Funktionen. Zum größten Teil sind das in der dominanten Hemisphäre verbale und sprachliche Funktionen, während es in der nichtdominante Hemisphäre räumlich visuelle Informationen sind
Generell kann man dieses Areal des präfrontalen Assoziationskortex als einen Teil des exekutiven Kortex betrachten. Er ist beteiligt am Kurzzeit- und am Arbeitsgedächtnis und bei arithmetischen Berechnungen. Ebenfalls von Bedeutung ist er für die Fehlerentdeckung und in der Produktion von flüssiger Sprache. Es handelt sich um eines der Areale die daran beteiligt sind, Intentionen zu verstehen und Verhalten zu regulieren. In Verbindung mit dem Gyrus cingularis kann BA 9 auch im sexuellen Verlangeneine Rolle spielen.

In der dominanten Hemisphäre ist dieses Areal am Sprachfluss inklusive der Satzbildung und der Wortstammerkennung sowie am Verstehen von Idiomen und der Kategorisierung von Begriffen beteiligt.

Viele Aspekte der kognitiven Exekutivfunktionen können durch Standardtests überprüft werden, wie den HAWIK (Hamburger Wechsel Intelligenztest) oder den CFT 20 R, um nur zwei zu nennen. Es ist wichtig einen oder mehrere dieser kognitiven Tests durchzuführen. Absolut notwendig ist das bei Menschen mit Lernschwierigkeiten und bei Menschen, die eine Gehirnerschütterung in der Vorgeschichte haben, auch in der zurück liegenden Vergangenheit, weil die Resultate unsere therapeutische Strategie leiten können und die Ergebnisse der Tests uns eine Möglichkeit geben, ie Fortschritte des Patienten zu überwachen. Im ADD Zentrum haben wir Standardtests als Teil der Beurteilung (Assessment) vor Beginn der Therapie eingeführt, Die Tests werden nach 40 Behandlungen wiederholt. Es kann sehr hilfreich sein, wenn man mittels objektiven Messungen den Erfolg des Trainings demonstriert. Zusätzlich lassen wir uns persönliche Erfahrungen berichten und haben Fragebögen, die wir von Zeit zu Zeit ausfüllen lassen, um den Therapieverlauf zu dokumentieren. Man könnte zur Dokumentation auch Online Tests benutzen, wenn man sich Zeit und Arbeit sparen möchte. Diese sind über z.B. über CNS vital signs, eine Division von Pearsons, käuflich (oder in Deutschland bspw. über Thomas Feiner, in München, der mit CAPITO ein preiswertes Tool entwickelt hat, kognitive Leistung zu messen. Die Testzentrale verfügt ebenfalls über alle Arten von kognitiven, psychotherapeutischen oder allgemeinen Leistungstests.)

Weitere wichtige Funktionen dieses kortikalen Areals  sind die Aufmerksamkeit sowie die Überwachung und Interpretation emotionaler oder situativer Auslösereize. Obwohl diese Funktionen eher in der nichtdominanten Hemisphäre liegen, sind an ihnen BEIDE Hemisphären beteiligt. In fMRIExperimenten fanden Goldberg et. al. (2006) Hinweise darauf, dass der superiore Gyrus frontalis, gemeinsam mit den sensorischen Systemen an der Selbstwahrnehmung beteiligt ist.
Der rechte, nichtdominante Kortex präfrontalis wird mit kognitiven Funktionen assoziiert, die das Arbeitsgedächtnis, das episodische Gedächtnis, die Sprachüberwachung und das Gestalten von motorischen Handlungsplänen umfassen. (McLeod et al., 1998). Aber auch hier muss man sagen, dass dies Funktionen  beider Hemisphären sind. Man sollte das im Auge behalten, wenn man eine Kathode des tDCS (trancranial direct current stimulation) über diesem Areal platziert. Die Kathode kann zu einer abnehmenden Aktivität dieses Areal führen und sie wird häufig über dem rechten Areal platziert, während man die Anode links anbringt. Obwohl der Autor (Michael Thompson) keine persönliche Erfahrung mit diesem Verfahren hat, und auch keine Berichte über negative Erfahrung mit dem Platzieren von Kathode und Anode in der Literatur gefunden hat, ist es theoretisch möglich, dass man auch negative Effekte erzielt. Man wird die Therapie und deren Folgen also sehr genau im Auge behalten müssen und im Zweifelsfall eine andere Platzierung der Kathode wählen müssen.

Linke, dominante Hemisphäre, superior frontal: BA 9
Brodmann Aral 9 im linken superioren Gyrus frontalis, zwischen FP1 und FP2 steuert die Aufmerksamkeit für logische Informationen und für Details. Es ist auch am Auslösen von Reaktionen beteiligt. Dabei arbeitet es wie ein Dirigent. Gemeinsam mit den BAs 46 und 6 handelt es sich um ein Schlüsselareal für Phonologie und im Zusammenspiel mit Brodmann Areal 37 um ein Schlüsselareal für Semantik. BA 9 kann an der Interpretation von Idiomen beteiligt sein wie: Es gießt in Strömen.“ Patienten aus dem Spektrum des Asperger Autismus haben, wie bereits erwähnt, Problem mit Anspielungen oder Sprachbildern, weil sie dazu neigen, alles wörtlich zu verstehen. Sie sind irritiert von Sprachwendungen und Phrasierungen, die nach sprachlicher Interpretation verlangen.
Der superior Gyrus frontalis ist aber auch für das Lachen zuständig (Fried et al., 1998). Fried entdeckte, bei dem Versuch die Quellen für epileptische Anfälle bei einem 16 jährigen Mädchen zu finden, das die Stimulation eines Gebiets von 2 Quadratzentimetern auf dem linken superioren Gyrus frontalis zu anhaltendem Gelächter führt. Fried und seine Kollegen entdeckten, dass eine Steigerung der Stimulation dieser Region zu einer Zunahme der Intensität und der Dauer des Gelächters führten. Bei niedriger Spannung war nur ein Lächeln zu beobachten, während eine Spannungsverstärkung  ein heftiges Lachen auslöste. Das Lachen wurde begleitet von einem Stoppen von allen Aktionen, die Handbewegungen oder die Sprache betrafen. (Fried, 1998). Die Patientin, AK, berichtete, dass sein Gelächter von einem Gefühl der Heiterkeit begleitet wurde. Sie habe die Heiterkeit irgendeinem umstand der Umgebung zugesprochen, nicht der Stimulation.



Fp1, FP2 





Funktionen mit Bezug zu den Brodmann Arealen umFp1 undFp2: BAs 10 und11

Fp1, linkes präfrontales Areal:  BAs 10 und 11 (zur weiterführenden Betrachtungen verweise ich auf den Abschnitt über orbitale frontale Regionen um BA 11)
                                     BA 10                                                        BA 11
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Der mittlere Gyrus frontalis besitzt eine fundamentale Bedeutung für das Gedächtnis und der Kontrolle von Erinnerungen. Brodmann Areal 10 ist auch am Arbeitsgedächtnis beteiligt, inklusive der Enkodierung Wachrufung verschütteter Erinnerungen. Der Neurofeedbacktherapeut sollte wissen, dass es sich bei Gedächtnisleistungen um Netzwerkfunktionen handelt, aber auch dass er an Cz einen Anstieg der Aktivität zwischen 5,5 Hz und 6,5 Hz beobachten wird, wenn sein Klient Erinnerungen enkodiert. Anfänger im NFB sollten einmal ihr eigenes EEG Spektrum beobachten oder aufzeichnen, während sie sich auf die Lösung mathematischer Aufgaben konzentrieren und dabei altes Wissen wachrufen. Eventuell sind sie ebenso überrascht , wie der Autor, als er seine gemittelte 5,5 Hz Amplitude, gemessen an FCz, sehr hoch im Vergleich  zu den anderen Frequenzen des Spektrums ansteigen sah, während er versuchte ein mathematisches Problem gedanklich zu lösen.
Die BAs 10 und 11 sind Schlüsselareale für exekutive Funktionen, inklusive der Planung und der Bewertungvon komplexem, zielgerichtetem Verhalten. (der so genannten exekutiven Verhaltenskontrolle). Diese Areale sind essentiell für das Verstehen von Komplexität von Bildern, Texten oder Verhalten. Sie sind beteiligt an anspruchsvollen kognitiven Aufgaben, inklusive der der Bewertung anderer Menschen. Diese Areale sind allgemein wichtig für Kategorisierungen und speziell für semantische Kategorisierungen. Sie haben Anteil an der Fähigkeit, eigene Handlungsabsichten zu verändern, sie sind also beteiligt am Schwenken des eigenen mentalen Settings. Probleme in diesen Regionen können sich als Neigung zu vorschnellen, impulsiven Entscheidungen zeigen.
Wenn diese Areale nicht normal funktionieren, findet man auch Probleme beim Abstrahieren. Abstraktion ist die Fähigkeit, eine generelle Charakteristik eines Dinges oder einer Situation zu erkennen. Um ein Beispiel zu geben ist die Beobachtung, das Maria lacht, eine Situationsbeschreibung, während die Folgerung, Maria lacht, also ist sie fröhlich, deutlich abstrakter ist, weil diese Erkenntnis vom einen Schluss vom Gegenständlichen zum Allgemeineren verlangte. Diese Brodmann Areale sind dementsprechend auch von Bedeutung für das Finden von Analogien (dem Finden von Ähnlichem, in Situationen oder Dingen). Diese Areale sind aber auch beteiligt an Netzwerken mit Bezug zu Entscheidungen, die emotionale Inhalte betreffen.
Wie zuvor detailliert beschrieben, ist das gesamte dominante (linke) frontale Areal wichtig in Netzwerken der Sprachverarbeitung. Das umfasst sowohl verbale Strategien, als auch syntaktische Reihung, Satzbildung und, eventuell deutlicher ausgeprägt in der Nicht dominanten Hemisphäre, das Verstehen von Metaphern.
Interessanterweise ist es möglich, dass dieses Areal diverse Funktionen umfasst, die die Wahrnehmung für die Stimulation der Barorezeptoren und das Auftreten schmerzhafte Temperaturreize umfasst. Die Brodmann Areale 10 und 11 des Kortex präfrontalis sind mit dem Brodmann Areal 46 funktionell verbunden, hauptsächlich auf der linken Seite. Sie sind beteiligt an exekutiven kognitiven Funktionen wie dem Arbeitsgedächtnis und der Fähigkeit, zu planen, zu reflektieren, zu entscheiden, mentale Settings zu verändern, zu reagieren und Reaktionen zu verstehen und gegebenenfalls anzupassen, sowie an der Modulation und Steuerung von Impulsivität. Diese Areale sind aber auch an den höchsten kognitiven Leistungen beteiligt, die das Analysieren und Beurteilen komplexer Probleme und die richtigen Schlussfolgerung daraus umfassen.
Das Entdecken und Verarbeiten von Fehlern geschieht in diesen Regionen unter Beteiligung des Gyrus Cinguli. Das EEG kann mit der Komplexität der kognitiven Aktivität korrelieren. (Kurova et al., 2007). Ein Instrument wie der Wechsler Intelligenztest kann uns dabei helfen, einige dieser kognitiven Funktionen zu beurteilen.
 Die dominante (linke) zerebrale Hemisphäre um FP1, (Brodmann Areale 10,11 und 46) ist an der verbalen analytischen Wahrnehmung und dem Anpassungsverhalten beteiligt.Richard Davidsons Arbeit über Emotionen zeigte, dass linksseitige frontale Aktivierung mit positiven Gedanken und angemessenem Verhalten einhergeht. In der dominanten Hemisphäre sind sowohl das anteriore Cingulum als auch der dorsal-mediale Kortex präfrontalis wichtig für die Funktionen der Theory of Mind(Amodio & Frith, 2006).Theory of Mind (ToM) oder „Native Theorie“ ist ein Begriff aus der Psychologie und den Kognitionswissenschaften. Er bezeichnet die Fähigkeit, eine Annahme über Bewusstseinsvorgänge in anderen Personen vorzunehmen und diese in der eigenen Person zu erkennen – d.h. Gefühle, Bedürfnisse, Ideen, Absichten, Erwartungen und Meinungen bei anderen zu vermuten. (Wikipedia)
Rechenaufgaben und numerische Verarbeitung werden ebenfalls in diesem Areal verarbeitet.
Fp2, die rechte, Nicht dominante Hemisphäre
Die BAs 11, 10 und 46 sind an vielen High Level Funktionen, die in den Zeilen über die dominante Hemisphäre beschrieben wurden, beteiligt. Die rechtslateralen Areale (nichtdominante Hemisphäre) unterscheidet sich dadurch, dass bei Fehlfunktionen Überaktivität des Verhaltens auftritt, das mit Irritabilität, Impulsivität und Taktlosigkeit einhergeht. Es zeigt sich auch manchmal manisches Verhalten. Einige Patienten leiden unter Panikattacken oder zeigen Vermeidungsverhalten. Davidson stellte fest, dass die Aktivierung rechter präfrontaler Regionen mit negativen Gedanken und sozialem Rückzugs- und Vermeidungsverhalten einhergehen.Diese Areale verfügen über wichtige Verbindungen zur Amygdala. Das rechte präfrontale Areal, um BA 10, ist auch an der Inhibition von Handlungen beteiligt. Wie  bereits erähnt inhibitiert der mediale Aspekt des Kortex präfrontalis den zentralen Nukleus der Amygdala. (Thayer, 2012).

BA 10, NDH
Brodmann Areal 10 im rechten Kortex präfrontalis ist an Aspekten des Aufrufens alter Erinnerungen inklusive räumlicher Erinnerungen, am Arbeitsgedächtnis, an Rechenaufgaben und an der Aufmerksamkeit beteiligt. Weiterhin ist es Teil von Netzwerken der Emotionserkennung und des Verstehens von Metaphern, sowie der Beurteilung von Chancen und Risiken einer Handlung. In der Nichtdominanten Hemisphäre kann gesteigerte Aktivierung zu unerwünschten Emotionen führen, zu Vermeidungsverhalten und Angst. Gesteigerte Aktivität kann mit gesteigerter Aktvierung im anteriorem Cingulum, dem posteriorem Cingulum und dem Cuneus, aber auch mit gesteigerter Aktivierung der Insula und der Achse Amygdala-Hypothalamus-Hypophyse, Nebennierenrinde einhergehen. BA 10 reagiert auf die Stimulation der Barorezeptoren und spielt eine Rolle in der Regulation des autonomen Nervensystems. Das Wissen darum ist wichtig, um die Effekte des HRV Trainings zu verstehen.



 

 

 

F3: BAs 46 (8, 9)

                               BA 46                                       BA 8                           BA 9



Wie schon gesagt umfassen die mit BA 46 assoziierten Funktionen (unter Beteiligung der Bas 8 und9), die alle im dorsolateralen Kortex präfrontalis liegen, Funktionen der Urteilskraft der Planung, der Beobachtung, der Überarbeitung und der Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit. Dazu kommen Funktionen des Arbeitsgedächtnisses, der Unterdrückung unerwünschter Reaktionen und des episodischen Gedächtnisses.  Alles diese Funktionen sind Teil der Netzwerke, die wir bereits eingehend beschrieben haben.
BAs 46, 8, 9, Dominante Hemisphäre
Funktionen mit Bezug zu den BAs 46, 8, 9 in der Dominanten (linken) Hemisphärein unterhalb von F3 umfassen den Bereich des Problemlösung, der Ablaufplanung, des logischen Denekns (extrem ausgeprägt bei Aspergern) und den Bereich des deduktiven Schließens oder Ableitens. Aktivierung des linken Frontallappens ist, wie bereits gesagt, auch mit positivem Denken und angepasstem Verhalten assoziiert.(Davidson, 1995).

F4: BAs 46, 8, 9, Nicht dominante Hemisphäre

Die Funktionen mit Bezug zu BA 46 (Bas8 und9) in der Nichtdominanten rechten h
Hemisphäre umfassen also das Erschließen der Gestalt und des Kontextes von Informationen und Situationen. Vor Kurzem ging man noch davon aus, dass induktiv kreatives Denken eine Aufgabe der rechten Hemisphäre sei. Inzwischen weiß man, dass sowohl Deduktion als auch Induction auch von Regionen der linken Hemisphäre ermöglicht werden. Wichtig, in diesem Zusammenhang, ist der Schwenk den das Denken im Verlauf der Lebensspanne nimmt, vom eher rechtslateral dominierten kreativen, an Neuem orientierten Denken zum konkreten, konservativen, nüchternen, linkslateral domninierten Denken des Alters. Die erhöhte rechtslaterale Aktivität des Frontallappens wurde mit eher negativen Emotionen und Vermeidungsverhalten in Zusammenhang gebracht. Die rechte Hemisphäre ist am metaphorischenDenken und am Kurzzeitgedächtnis für Objekte im Raum, an der Vigilanz und sowohl an der selektiven als auch an der anhaltenden Aufmerksamkeit beteiligt.





Frontal Cortex

Lateral and Medial views

F5: BAs 44 und 45




F5 – F7;  BAs 44, 45
                        BA 44                                                      BA 45




BA 44, Dominante Hemisphäre
Brodmann Areal 44 wird Pars Opercularis genannt. Es bedeckt einen Teil der Insula. Dieses Areal wurde bereits in seiner Bedeutung für deduktives Schließen erwähnt. Die Brodmann Areale 45 (Pars Triangularis) zusammen mit den BAs 44 und 46, besitzen außer ihrer Bedeutung als Teil des Broca  Areals Neuronen, diezum System der Spiegelneuronen Bezug haben (MNS). Vom MNS wird gesagt, es ei an der Fähigkeit zur Imitation von Bewegungen beteiligt und eventuell auch in der Nachahmung angemessenen sozialen Verhaltens. Es ist aber vor allem wichtig für das Interpretieren und Verstehen der Handlungen anderer Menschen.
Obwohl mentale Rotation (Unter Mentaler Rotation versteht man die Fähigkeit zwei- oder dreidimensionale Objekte im Geiste zu drehen. Die Leistungsfähigkeit wird durch den so genannten Mentalen Rotationstest (Kürzel MRT) bestimmt. Wikipedia) die parietalen Regionen der nichtdominanten Hemisphäre inclusive des Gyrus angularis aktiviert, ist auch das BA 45 beteiligt. Bedeutende MNS Areale der linken Hemisphäre (und die entsprechenden Areale der rechten Seite) umfassen frontal das Gebiet um den Ableitungspunkt F5, die temporalen Pole, die temporo-parietale Verbindung und Aktivitäten in der anterioren Insula sowie dem anterioren Gyrus cinguli. Jedes dieser Areale besitzt Mirror Funktionen die einen Bezug zu der frontalen Hirnregion besitzen. Spiegelneurone besitzen starke Verbindungen zum limbischen System inklusive des anteroren Cingulum (AC).(Iacoboni & Dapretto, 2006). Cingulum und insuläre Cortices besitzen Spiegelneurone.(Ramachandran & Oberman, 2006).
FMRI Bilder zeigen die MNS Aktivität bei Empathie und zwischenmenschlicher Kompetenz. (Dapretto, Davies, Pfeifer, Scott, Sigman, Bookheimer & Iacoboni,  2006; Pfeifer, Iacaboni, Mazziatta & Dapretto, 2005). Kinder mit Störungen aus dem autistischen Spektrum (ASD) zeigen eine reduzierte Aktivität der MNS Regionen während der Aufgabe, Bilder von Gesichtsausdrücken verschiedener emotionaler Zustände zu deuten. (Dapretto et al., 2006). Im ADD Centre zeigten sich in dieser Hirnregion bei allen autistischen Kindern mindestens 2 Standardabweichungen (> 2SD) Differenz zu Normalpopulation. (Thompson & Thompson, 2010b). Man findet in der Regel bei Kindern aus dem autistischen spectrum eine Verminderung der grauen Substanz in den BAs 44 and 45.
BAs 44, 45, DH
Der dominante frontale Kortex (links Hemisphäre) unterhalb von F5 umfasst die Brodmann Areale 44 und 45. Dieses Areal ist das berühmte Broca Areal. Ein Areal, das aktiv ist, bei allen Sprachfunktionen, inklusive der semantischen, phonetischen,kategorisierenden, artikulativen und Sprachverstehenden Funktionen. Aber auch die Auswahl der wichtigeren sprachinformation bei unterschiedlichen Quellen, bei der Zuordnung von Graphem zu Phonem, bei grammatikalischer Herleitung und selbst bei der Herstellung des Sprachflusses ist diese Region aktiv.
Paul Broca
Paul Broca (1824 – 1880) war ein französischer Arzt und Anthropologe, der den ersten Beweis für die Lokalisierbarkeit von Hirnfunktionen erbrachte.
Paul Broca (1824 – 1880)
Brocas Forschungsergebnisse wurden 1861 veröffentlicht und basierten auf Funden in der Autopsie eines Mannes, der seine sprachlichen Fähigkeiten verloren hatte. Broca bestätigte seine Entdeckung mit dutzenden Autopsien anderer verstorbener Patienten mit den gleichen oder ähnlichen Symptomen.

Anteriore Insula und Sprache
Interessanterweise könnte die anteriore Insula ebenfalls an den motorischen Sprachfunktionen beteiligt sein. Diese Region ist wichtig für das Verarbeiten sequentieller Töne und für die Flexion von Wörtern. BA 44 der dominanten Hemisphäre besitzt Spiegelneurone, die für Empathie und für das Verstehen der Reaktionen anderer Menschen entscheidend sind. Diese Areale besitzen aber auch Funktionen der Spiegelneurone die mit der expressiven Sprache zu tun haben. Die Spiegelneurone könnten auch eine Bedeutung für das “innere” Sprechen haben und in der inneren Wiederholung von Informationen. Die Region ist Teil des Netzwerks für das Arbeitsgedächtnis und hat Bedeutung für episodisches, syntaktisches, semantisches und deklaratives Erinnern. BA 45, der Pars triangularis, hat eine Funktion für die kognitive Kontrolle des Gedächnisses. Es handelt sich um ein Schlüsselareal für die selektive Sprachwahrnehmung. Es ist wichtig für Zeichensprache. Zum lauten Lesen muss geschriebene Sprache dekodiert und richtig betont werden und auch das ist eine Funktion des broca Areals. Die Bedeutung für deduktive Schlüsse (dominante Hemisphäre) und induktive Schlüsse (nichtdominante Hemisphäre) wurde berits besprochen.
BAs 44, 45, NDH
In der nichtdominanten Hemisphäre sind die BAs 44 und 45 beteiligt an Stimmlage und Prosodie. Gemeinsam mit dem Gyrus supramarginalis und dem Gyrus angularis an der parieto-temporo Verbindung, könnte dieses Areal in der Wahrnehmung von Nuancen, Betonung und Intonation von Sprache beteiligt sein, obwohl diese frontalen Regionen eher an der Sprachproduktion (emotionale Bedeutung in die  Sprache zu legen) beteiligt sind und die parietalen Regionen eher am Sprachverständnis (Interpretation der Tonlage). Es handelt sich um einen Anteil des zum Satzverständnis und der Grammatik aktivierten Netzwerks. Diese Brodmann Areale sind an der Generierung von Melodien und der Freude an der Musik beteiligt. Aber auch mathematische Berechnungen und das Ordnen von Daten wird hier generiert. Diese Areale sind aber auch an Netzwerken, die Handlungen inhibitieren beteiligt. Wichtig ist auch die Bedeutung für die Wortbildung und das Arbeitsgedächtnis inklusive des syntaktischen Arbeitsgedächtnisses, des episodischen und deklarativen Gedächtnisses, am Verstehen von Wörtern und dem Wiedererkennen von Gesichtern. Erwähnenswert ist noch die Bedeutung für Arithmetik und Musikverständnis. In Verbindung mit der dominanten Hemisphäre besitzt diese Region Bedeutung für induktive Begründungen oder Schlüsse.

Wenn in diesen Arealen der nicht dominanten Hemisphäre Dysfunktionen bestehen, zeigt der Patient eventuell eine motorische Aprosodie, bei der die Stimme monoton oder die Betonung emotional unangepasst an die Situation erscheint, obwohl der Patient offenbar die Emotionen anderer perfekt versteht. Kliniker, die mit Menschen arbeiten, die am Asperger Syndrom leiden werden es sicher wenig überraschend finden, dass LORETA Analysen des 19 Kanal EEGs oft Auffälligkeiten in den Brodmann Arealen 44 und 45 der nicht dominanten Hemisphäre entdecken, die die Quelle der abweichenden Aktivität im EEG sind. Patienten mit Symptomen des Asperger Syndroms sprechen oft monoton und scheinbar ohne emotionalen Ausdruck. Diese monotone Sprechweise wird aber auch beibehalten, wenn sie emotional reagieren und das z.B. in Biofeedbackmessungen zeigen. Dieser Mangel an emotionalem Ausdruck in der Stimmlage eines Patienten wird aber auch bei Menschen nach einem Schlaganfall in dieser Region beobachtet: Neurologen nennen das eine motorische Aprosodie.

Es ist mir wichtig, noch einmal darauf hinzuweisen, dass der intefriore Kortex frontalis der nicht dominanten Hemisphäre, der die Bas 44 und 45 umfasst, in seiner Bedeutung für die Inhibition von Verhalten erkannt wurde. (Aron, 2004).



                          BA 45                                                    BA 46


F7    (und die Region zwischen Fp1, F3, and F7):    BAs (38), 44, 45, 46, (47), DH

F8    (und die Region zwischen Fp2, F4 and F8):     BAs (38), 44, 45, 46, (47), NDH




F7 (und die Region zwischen Fp1, F3, and F7): BAs (38), 44, 45, 46, (47), DH

NFB an F7 kann die Brodmann Areale 38, 44, 45, 46, und 47 der linken Seite beeinflussen. Im Großen und Ganzen kann man an die Funktionen denken, die ich im Kapitel über den dorsolateralen Kortex präfrontalis beschriebe habe, besonders an das EXEKUTIVE System, dass durch ein Training an F7 beeinflusst wird. Das umfasst das visuelle und auditive Arbeitsgedächtnis, die selective Aufmerksamkeit, das Wortgedächtnis und alle Funktionen mit Bezug zum Broca Aral inclusive der flüssigen sprache, lexikalischen Funktionen, Phonemen, Grmmatik, Kategorisierung, Syntax. Diese Areale sind beteiligt am episodischen, deklarativen und dem Arbeitsgedächtnis Es handelt sich um Schlüsselfunktionen der meisten Aspekte der exekutiven Funktionen.

F8 (und die Region zwischen Fp2, F4 und F8): BAs (38), 44, 45, 46, (47), NDH

Training an F8 kann die Brodmann Areale 38, 44, 45, 46 und 47 der rechten Seite beeinflussen. Auch hier kann man sich im Großen und Ganzen an die Funktionen erinnern, die ich beim Kapitel über die dem Broca Areal gegenüberliegenden Regionen der rechten Hemisphäre aufgezählt haben. Diese umfassen räumlich visuelles Arbeitsgedächtnis, anhaltende Aufmerksamkeit, Prosodie, das Erfassen der GESTALT von etwas und das bewusste Verarbeiten von Informationen zur Gesichtserkennung und von Informationen bezüglich des Erkennens von Emotionen. Das Erkennen einer GESTALT meint das intuitive Erfassen der Ganzheit oder Struktur eines Dinges, einer Person oder einer Handlung Informationen kann ebenfalls diese Region zugeordnet werden. Das Areal zwischen F8 und T8 (früher T4 genannt) liegt oftmals außerhalb der Normen der Datenbank in den seltenen Fällen, in denen eine labile Gefühlslage mit plötzlichen Stimmungswechseln wie Jähzorn und Impulsivität auftritt. Der Rechte Kortex präfrontalis is beteiligt an Angst im Zusammenhang mit psychischem Stress und der ventro-laterale Kortex präfrontalis ist wahrscheinlich an der Aktivierung der Freisetzung von Kortisol beteiligt. (Wang et al., 2005).

Dieses Kortexareal bsitzt starke Verbindungen zum medialen Kortex präfrontalis, zur Insula und zum anterioren Cingulum, alles Areale die an der Steigerung der Kortisolfreisetzung als Stressantwort beteiligt sind. Obwohl der ventro-laterale Kortex präfrontalis keine besonders aktiven Verbindungen zum Hippocampus besitzt, trifft das aber auf die anderen Regionen zu. Funktionen mit Bezug zu diesen Strukturen, die verbunden werden durch den Fasciculus Uncinate können durch NFB über dem Aral zwischen F10 und T8 beeinflusst werden. Das kann die autonetische Selbstwahrnehmung betreffen, die die Fähigkeit des Wiedererlebens verschütteter ereignisse der Vergangenheit, die als andauernde Entität sein Verhalten beeinflussen, betreffen. (Levine et al., 1998).

Ärger und Zorn, sind hauptsächlich vom affektiven Netzwerk und der Stressachse bestimmt unter Beteiligung sowohl der linken als auch der rechten ventralen präfrontalen Areale. Einige Forscher haben gezeigt, dass die Absicht oder Motivation bei unangemessenem Ärger eine Annäherungsreaktion an die Zielsetzung mit negativer Valenz zu sein scheint. Dieser Zustand wird mit höherer linkslateraler anteriorer Aktivierung in Zusammenhang gebracht. Das legt nahe, dass die anteriore Asymmetrie in Bezug auf Emotionen eher als eine Funktion der motivationalen Richtungsfindung betrachtet werden muss, als eine Größe in Bezug auf den Affekt. (Harmon-Jones et al., 1998). Das klingt etwas anders, als es im Alpha Asymmetrie Protokoll von Peter Rosenfeld, das von Elas Baehr, basierend auf der Arbeit von Richrd Davidson ausgearbeitet wurde (Rosenfeld, 1996, 1997), (Davidson, 1995, 1998) das die linkslaterale Aktivierung mit zielgerichtetem Verhalten und positiver Stimmung in Zusammenhang brachte. Die Lehre für Praktiker aus diesem Widerspruch ist fundamental. In unserer klinischen Praxis ist eine sorgfältige klinische Analyse und ein sorgfältiges Auswerten des EEG von größter Bedeutung und man sollte sich nie auf ein vorgefertigtes Protokoll verlassen. Man sollte den Ergebnissen der eigenen Tests und Befragungen folgen, um einen individuellen Therapieplan für seinen Klienten auszuarbeiten.

Pionier der Neurotherapie Fred Warnke. 2007 belegte ich, warum das Verfahren wirksam sein musste

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Seit dem Jahr 2001 arbeite ich in meiner lerntherapeutischen Praxis N.I.B. nach dem Warnke Verfahren. Im Laufe der letzten Jahre entwickelte sich das Verfahren ständig weiter. Aus den verschiedensten Fachdisziplinen flossen Erkenntnisse unter dem Dach der Firma MediTECH zusammen und wurden von Praktikern zu einem hocheffizienten Instrument zur Therapie von Lernstörungen bei Kindern und Erwachsenen gestaltet, das in der Befund und der Therapie äußerst effektiv ist.
Es ist im deutschen Raum ungewöhnlich, dass eine medizinische Geräte herstellende und vertreibende Firma wie die Firma MediTECH gleichzeitig eigene Therapeuten zur Therapie und Befund der „Lernstörungen“ ausbildet, zu deren Überwindung die eigenen Produkte entwickelt werden. Diesem Umstand wird man in Deutschland mit einem gewissen Misstrauen begegnen, zumal das vom charismatischen Firmengründer Fred Warnke und seinen engagierten Mitarbeitern entwickelte Therapieverfahren zur Therapie von LRS und Rechenschwäche bzw. Dyskalkulie in der Fachwelt nicht unumstritten ist. Ich hoffe, dass es mir im Verlauf dieses Buches gelingen wird, dieses Misstrauen zu zerstreuen.
Die Bekanntheit des Verfahrens ist wohl dem Forschergeist und der Kreativität von Fred Warnke und dem Geschäftssinn und großen organisatorischen Talent seines Sohnes Ralph Warnke zu verdanken, der die Firma MediTECH gründete.
Fred Warnke hat die Theorie eines umfassenden Automatisierungsdefizits als Ursache der bei 15% aller Kinder beobachtbaren Auffälligkeiten im Erwerb der Schriftsprache und der Lesekompetenz als einer der ersten im deutschen Sprachraum diskutiert. Dass es im angelsächsischen Sprachraum Vorläufer gibt, wird dieses Buch noch einmal belegen.
Ich habe von 1998 bis 2001 auf konventioneller Grundlage Lernförderung betrieben, wobei die Erfolge in bestimmten Fällen unbefriedigend und dürftig waren. Gerade das Regeltraining, das Waldemar von Suchodoletz in seinem Ratgeber LRS für unverzichtbar hält, erwies sich in der Praxis doch als unzureichend. Mein erster Besuch bei der Firma MediTECH in Hannover, die damals noch wenige zweitägige Seminare veranstaltete, in denen die Warnke Methode zur Therapie von LRS vorgestellt wurde, war für mich der Einstieg in eine völlig neue Betrachtungsweise der
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Ursachen für die Auffälligkeiten bei Kindern mit LRS oder Rechenschwierigkeiten - im Folgenden kurz als Lernstörungen bezeichnet -.
Für den Logopäden oder den Ergotherapeuten waren manche der im Vortrag von Fred Warnke erwähnten „Ursachen“ der Lernstörungen bei Kindern weniger erstaunlich als für jemanden, der „nur“ eine geisteswissenschaftliche Ausbildung erhalten hat. Wie die meisten anderen Absolventen der Grundseminare fühlte ich mich von der nicht zu ordnenden Informationsfülle verwirrt, war mir aber sicher, nie wieder so „naiv“ weiterarbeiten zu können wie zuvor.

Von da an durchlief und durchlitt ich mit meiner kleinen Lerntherapeutische Praxis N.I.B. alle Krisen und Fortschritte die ein neues, recht unbekanntes Verfahren mit sich bringt. Eine gigantische Menge an theoretischem Rüstzeug war zu erarbeiten, während in der Praxis einfach nur gute, erfolgreiche Arbeit von zum größten Teil selbst zahlenden Eltern erwartet wurde. Ich besuchte weitere Seminare, erwarb all die notwendigen und GUTEN Geräte der Firma MediTECH, das gesamte Trainingsmaterial, und ich war einer der ersten, der sich zu dem von der MediTECH geschaffenen speziellen Ausbildungsgang zum „Zertifizierten Lerntrainer nach Warnke“ anmeldete.
Was mich an dem Warnke Verfahren anzog war der Forschergeist und die Offenheit für neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der Erforschung der Ursachen von Lernstörungen, die alle Mitlehrenden und -lernenden auszeichnen. Auch gefiel mir die faire und freundliche Art des Umgangs zwischen allen Mitarbeitenden des großen „Projekts“, das auch die Kooperationspartner umfasst. In der täglichen Arbeit kam es teilweise zu ernüchternden Momenten, die mich aber niemals an der grundsätzlichen Richtigkeit der Methode zweifeln ließen. Die Studien, die anders als die Tewes Studie, dem Warnke Verfahren die Wirksamkeit absprachen (sie werden im weiteren Verlauf aufgezeigt werden), belegten nur, dass eine Beschränkung auf Teilbereiche des Trainings wirkungslos ist. Das Verfahren war und ist noch im Entstehen und immer neue Teilbereiche wurden und werden hinzugefügt. Das Fußen auf einem tragfähigen theoretischen Modell ermöglicht eine weite Aufspreizung der Methoden. Durch Neurofeedback und HEG Feedback ereicht das Training eine in Deutschland bisher nicht bekannte Tiefe. Der Zulauf an Kunden für
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meine Praxis wuchs mit den Erfolgen, die sich gerade auch bei Kindern mit Sprach- und Verhaltensaufälligkeiten zeigten. Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist gut, weil diese in der Regel sofort erkennen, dass mit ihren Kindern umfassender gearbeitet wird als in anderen Therapien. Eben diesen umfassenderen Ansatz haben die meisten Eltern dort, woher sie zu uns kommen, in der Regel vermisst.
Inzwischen ist mit dem Warnke Verfahren ein so gutes, praktikables Therapiekonzept zur Behandlung aller Formen von Lernstörungen entstanden, dass zu den grundlegenden Büchern Fred Warnkes ein Buch benötigt wird, in dem der gegenwärtige Stand des Verfahrens, die Ausbildung und die notwendige Praxisausstattung für den neuen nach Warnke arbeitenden Therapeuten beschrieben werden.
Was ist eine zentrale Fehlhörigkeit, wie sieht die normale LRS Befundung aus, welche Intelligenztests gibt es und wer darf sie durchführen? Eine Reihe von Fragen soll dieses Buch beantworten. Gleichzeitig werde ich versuchen, dem interessierten Kreis zusätzliche Informationen zu vermitteln über Kritiker des Verfahrens und Begründung, bzw. Widerlegungen von deren Kritik.
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Kapitel eins:
Warum eine neuartige Therapie für Kinder mit LRS oder Dyskakulie notwendig ist!
Die Fähigkeit zu sprechen scheint das primäre Kennzeichen des Menschen zu sein. Die Entwicklung des Menschen ist auch eine Entwicklung seiner Sprache. Dabei wird das Sprechen nicht explizit gelernt. Das Sprechen-Lernen ist Bestandteil der natürlichen Entwicklung des Menschen, weil Sprechen lernen auch Beziehungslernen ist und weil überdauernde Gemeinschaft von Menschen ohne verbalen Informationsaustausch nicht denkbar ist. Es gibt rudimentäre Sprachen bekanntlich auch im Tierreich, aber die komplexe Sprache des Menschen, die das Entstehen seiner Kulturen und Staaten bedingte, die nicht wie bei den Staaten bildenden Ameisen oder Bienen auf instinktiver Basis stehen, ist eine spezifisch menschliche Eigenschaft. Dabei ist das Erlernen der Sprache selber ein implizites Lernen am Vorbild, ein Spiel aus Versuch und Irrtum. Das Kind, das zuvor durch angeborene Reflexmuster in den Stand erhoben wurde, sich selbstständig weiter zu entwickeln, erarbeitet sich zuerst motorische Routinen, die später höhere kognitive und koordinative Prozesse ermöglichten. Die immer wieder ähnliche Folge von Entwicklungsschritten zeigt schon, dass ein genetisches Programm die Reihenfolge der Entwicklung zum „frei“ handelnden und planenden Menschen steuert. Etwa zum gleichen Zeitpunkt an dem dem Kind das freie aufrechte Bewegen im Raum möglich wird, beginnt für dieses auch das Erschließen der Sprachwelt, die die spezifisch menschliche Kommunikationswelt ist und in deren Raum sich das Kind bald ebenso sicher bewegt wie in seiner Umgebung. Dabei ist die Entwicklung gekennzeichnet durch bestimmte Episoden, oder Zeitfenster, in denen das Erlernen spezieller Fähigkeiten leichter möglich ist, als zu anderen Zeiten. Dazu gehört das Erlernen der Sprache. Das zweijährige Kind ist in der Lage, eine beliebige Sprache, die in seinem Umfeld gesprochen wird, zu erlernen. Aus der gewaltigen Fülle der möglichen Frequenzen werden diejenigen als Engramme im Gehirn gespeichert, die das Kind regelmäßig zu hören bekommt. So kommt es zu einem mehr oder weniger vollkommenen Abbild des umgebenden Sprachraums, das in neuronalen Strukturen, auf die das Kind Zeit seines Lebens
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zurückgreifen kann, manifestiert ist. Schon früh ist der Großteil der umgebenden Lautwelt internalisiert und wird durch Imitation automatisiert, bis aus dem Wort Taktor der Traktor und aus dem vernuschelten Wussbrot das Wurstbrot geworden ist. Das Anwachsen der sprachlichen Fähigkeiten des Kindes wird begleitet von einem Anwachsen des sozialen Kontakts, der wiederum Verhaltensmodifikationen bewirkt und durch Konfrontation eine Internalisierung bestimmter Lebensregeln verursacht, die dem allgemeinen kulturellen Umfeld, aber auch dem spezielleren des bestimmten familiären Milieus entsprechen, in dem sich das Kind wieder findet. Alle früh eingeprägten Muster sind in der Regel auch im Erwachsenenleben noch gut nachweisbar und es kostet unendlich viel Mühe, automatisierte Strukturen zu überwinden, die ja den Stängel bilden, auf dem sich die Blüte des „freien“, erwachsenen Menschseins später entfaltet.
Das Sprechen wird ähnlich automatisiert wie die übrigen koordinierten Abläufe. Automatisierung von zugrunde liegenden Fähigkeiten ist immer die Grundlage für die Möglichkeit und Kompetenz weitere Entwicklungsschritte zu machen, die ihrerseits automatisiert werden, bis die Grundlagen gelegt sind, Neues zu Erlernen.
Erst wenn die Motorik völlig automatisiert ist, bewegt sich das Kind sicher im Raum, erst wenn die Sprache automatisiert ist, sind dem Kind komplexere soziale Handlungen möglich. Man kann die kindliche Entwicklung also recht gut als ein Emporsteigen über verschiedene Ebenen gelegter Automatisierungen beschreiben, die sich als neuronale Routinen im Gehirn manifestieren. Die Freiheit des erwachsenen Menschen, mit Genuss zu lesen, oder mit Leichtigkeit zu schreiben, ja, seine Fähigkeit, eigene Wünsche zu erkennen und realistische Lebenspläne zu erstellen, verlangen nach einer gut gelegten Basis an automatisierten Grundlagen. Das Sitzen, das Stehen, das Ziel gerichtete Greifen, unendlich viele Funktionen, die dem Erwachsenen wie selbstverständlich erscheinen, wurden einst vom Kind, das er war, eingeübt und automatisiert. Eine Gehirnerkrankung, die zu neuronalen Ausfällen führt, und damit Automatisierungen löscht, bringt augenblicklich wieder zum Bewusstsein, dass es keine selbstverständliche Freiheit gibt, über ein gut abgestimmtes Kompositum an Fähigkeiten zu verfügen.
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Wenn man sich die Unzahl der automatisierten Voraussetzungen zu Bewusstsein bringt, die erforderlich sind, um hochkomplexe Tätigkeiten wie das Lesen und Schreiben auszuüben, ist es nicht mehr so sehr verwunderlich, dass etwa 15% der Kinder eines Jahrgangs durch große Probleme beim Erlernen des Schreibens, Lesens oder Rechnens auffallen. Fast immer findet man bei Kindern, die in der Schule Schwierigkeiten haben, Probleme im motorischen oder im sprachlichen Bereich, seien es Dyspraxien, Haltungsprobleme, Balancierprobleme oder Sprachstörungen. Solche Entwicklungsprobleme werden in der Regel vom dafür ausgebildeten Ergotherapeuten oder vom Logopäden angegangen und durch ein geeignetes Therapieprogramm überwunden. Dabei geht man in der Ätiologie der beobachteten Probleme weit zurück in die frühesten Anfänge der kindlichen Entwicklung. Mit einem geeigneten Trainingsprogramm werden basale Strukturen im neuronalen Netz reaktiviert oder neu aufgebaut. Dabei ist die These der Plastizität, also der Lernfähigkeit des Gehirns, die in der jüngeren Gehirnforschung als unbestreitbar dargelegt wird, immer schon vorausgesetzt. Der Praktiker weiß, dass selbst bei schwer gestörten Kindern und Erwachsenen Therapieerfolge durch Training basaler Funktionen möglich sind.
Das Feld von Störungsbildern, das die Ergotherapeuten und Logopäden im Auge haben, ist allerdings sehr groß: der alte, der kranke, der verunfallte Mensch, sie alle werden durch diese Therapeuten betreut.
LRS Kinder und Kinder mit Dyskalkulien gehören NEBENBEI zum Kreis der ergotherapeutischen oder logopädischen Klienten, sind doch deren Probleme selten auf die reinen Schulprobleme einzugrenzen: unruhiges Sitzen, falsche Stifthaltung, auffallende Motorik, Sprachstörungen bis hin zu Dyslalien sind in der Regel begleitende Faktoren, die eine medizinische Therapie durchaus sinnvoll erscheinen lassen. Auf der anderen Seite sind die betroffenen Kinder selbstverständlich eingebunden in das gesellschaftliche Ausbildungssystem Schule, das von allen Kindern unmittelbar Fortschritte auf den „Leistungsebenen“, dem Lesen und Schreiben, verlangt. Betroffene Kinder sitzen mit oftmals dreißig anderen Kindern in Klassen, in denen eine überforderte Lehrkraft sich bemüht, den unterschiedliche Leistungsmöglichkeiten aller
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Kinder und den standardisierten Leistungsanforderungen des Lehrplans gerecht zu werden. Bestimmte Kinder, die dem Leistungsstand der Klasse partout nicht entsprechen können, gelangen in eine separate Schulförderung, in der in der Regel Rechtschreibregeln gelehrt werden. Im Turnunterricht versucht man durch die Integration psychomotorischer Übungen Entwicklungsschübe zu geben.
Der LRS Erlass, zumindest der in NRW, erlaubt es dem Lehrer, das lese-rechtschreibschwache Kind aus der Bewertung der Rechtschreibleistungen herauszunehmen.
Kinder, die trotz schulischer und außerschulischer Förderung nicht genügend Fortschritte machen, verlassen die Regelschule und werden in Sonderschulen von speziell ausgebildeten Pädagogen betreut, die im Idealfall eine günstige Entwicklung einleiten. Viele Kinder aber sind, aus auf den ersten Blick unerfindlichen Gründen, nicht in der Lage, den Leistungsanforderungen des Schulsystems zu entsprechen, trotz offensichtlich normaler Intelligenz und trotz anfänglich großer Bemühungen.

Die eingeleitete außerschulische Förderung wird teilweise von diversen Nachhilfeinstituten vorgenommen, die miteinander um diesen Markt konkurrieren, teilweise von speziellen pädagogischen oder psychotherapeutischen Einrichtungen, auf der anderen Seite aber, wie bereits erwähnt, von Logopäden oder Ergotherapeuten.
Eine speziell auf LRS und Dyskalkulie ausgerichtete medizinische Therapie, die wie ergotherapeutische oder logopädische Therapien die beobachteten Lernprobleme mancher Kinder physiologisch erklärt und die ein spezielles Trainingsprogramm entwickelt, um die Ursachen dieser Störungen zu behandeln, ist sicher eine Notwendigkeit, war aber bis jetzt in Deutschland nicht bekannt. Mit der Warnke Therapie, die von speziell ausgebildeten Therapeuten durchgeführt wird, ist ein solches Instrument, das sich speziell den Problemen von Kindern mit Lernstörungen widmet, entstanden
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2 Kapitel:
Lese – Rechtschreibschwäche und deren konventionelle Befund und Therapie
„Lese-Rechtschreibschwäche bezeichnet Störungen, deren Hauptmerkmal eine ausgeprägte Beeinträchtigung der Entwicklung der Lese- und Rechtschreibfähigkeit ist, die nicht durch eine allgemeine intellektuelle Behinderung oder durch inadäquate schulische Betreuung erklärt werden kann.“
(Prof. Andreas Warnke „Legasthenie und Hirnfunktion, Hans Huber Verlag Bern, 1990)) lautet die offizielle Definition für Lese- Rechtschreibschwäche. Diese Definition zeigt schon, dass man zur Beschreibung der Störungsbildes nur auf Teilbereiche der Symptomatik schaut.
Dementsprechend wird die LRS in der Regel durch einen genormten Rechtschreibtest ermittelt, zum Beispiel die diversen DRT, in denen vom Kind einzelne Wörter geschrieben werden müssen, die anschließend vom Therapeuten anhand einer Schablone ausgewertet werden. Die Tests ermöglichen eine Befund der Fehlerarten und weisen den Leistungen des Kindes eine Prozentrangstufe zu, die den Therapiebedarf benennt.
Zweites Testinstrument ist in der Regel ein Lesetest, z.B. der Zürcher Lesetest, (Dieser kann bei der Testzentrale www. Testzentrale de. zum Preis von 48,50 € gekauft werden) der eine Einschätzung der Leseleistung im Vergleich zu einer Normgruppe ermöglicht.
Beliebt ist auch die Durchführung eines Intelligenztests (Durchführung nur durch Sonderpädagogen oder Psychotherapeuten) wie z.B. den Hamburger Wechsler Intelligenz Test (Hawik) oder die Kaufmann Assessment Battery for children (die so genannte K-ABC), die in der Regel aus einzelnen Untertests bestehen wie:
- Skala einzelheitlichen Denkens
1: Handbewegungen 2: Zahlennachsprechen 3: Wortreihe
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- Skala ganzheitliche Denkens
1: Zauberfenster
2: Wiedererkennung von Gesichtern 3: Gestalterschließen
4: Dreiecke
5: Bildhaftes Ergänzen
6: Räumliches Gedächtnis
7: Fotoserie

- Fertigkeitenskala
1: Wortschatz
2: Gesichter und Orte 3: Rechnen
4: Rätsel
5: Lesen-Buchstabieren 6: Lesen-Verstehen

Dabei werden bei ähnlich wie beim erweiterten Prüfablauf nach Warnke/Scholz u.a. auch das auditorische und visuelle Kurzzeitgedächtnis, die visuell-motorische Koordination und das Langzeitgedächtnis geprüft.
Als geeignete Förderung gilt „der Unterrichtsinhalt schlechthin z.B. Lesen und Mathematik.“ (Erläuterungen zur K-ABC) Die Möglichkeit einer direkten Beeinflussung von z.B. der Merkfähigkeit wird verneint! Andererseits gelten Förderungen des Sehens- Hörens und der Motorik als durchaus geeignete Maßnahmen zum Verbessern schlechter Ergebnisse bei Teilbereichen, die wir auch in unserem Testablauf prüfen. Von der psychotherapeutischen oder sonderpädagogischen Seite dürfte das Warnke Verfahren daher zweifellos auf die größte Zustimmung stoßen.
Die Ergebnisse der Intelligenztests sollen den sonderpädagogischen Förderungsbedarf bestimmen, werden in der Praxis von den Schulleitungen aber oft als unveränderliches Merkmal eines Kindes gesehen, dass weiteren Förderbedarf im Regelschulsystem erübrigt. Die wenigsten Pädagogen wissen um den vorläufigen Charakter der Ergebnisse von Intelligentests, die zum großen Teil von
Nach einem Neurofeedback- training sind die im Intelligenztest ereichten Ergebnisse der Kinder nachgewiesener maßen deutlich verbessert. Das gilt zweifellos auch für ein Training nach Warnke. Ich möchte das Beispiel einer Zweitklässlerin anfügen, die in unsere Praxis mit den desolaten Ergebnissen eines Intelligenztests kam (K-ABC), die aber inzwischen mit gutem Erfolg eine Realschule besucht. Den Fall habe ich im Anhang dokumentiert
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(Stundensatz dieser Einrichtungen im Bonner Raum etwa 75 €. Die Eingangstests werden in den pädagogischen Einrichtungen mit 160 € bis 200 € berechnet. Ebenso die Intelligenztests. Berechnet wird von den pädagogischen Einrichtungen ein Jahrespreis, der in 12 Monatsraten zu zahlen ist. Therapiedauer ist in der Regel 24 Monate. Die erstellten Gutachten beinhalten eigentlich immer einen Hinweis auf die Unverzichtbarkeit einer langen Förderung, um dem Kind eine normale Entwicklung zu ermöglichen. Der Druck auf die Eltern, auch sehr teure Therapien mit fraglicher Erfolgaussicht zu beginnen, wird durch diese Diagnosen oftmals bewusst erhöht. Naturgemäß sind die Eltern der Kinder, die nach einer solchen Therapie zu uns kommen, mit dem Erfolg dieser Therapien nicht zufrieden. In den allermeisten Fällen findet keine Einzelförderung statt. Dyskalkulie Therapien scheinen allgemein erfolgreicher zu sein. Dort wird in der Regel der Zahlbegriff, aufbauend bei fast null, noch einmal vermittelt.
trainierbaren Defiziten verursacht werden, die keine endgültige Aussage über einen scheinbaren Fixwert, wie die Intelligenz eines Menschen, ermöglichen.
Wird kein Sonderpädagogischer Förderungsbedarf festgestellt, wird das Kind in den privaten pädagogischen Therapieeinrichtungen gefördert. Auch die Therapie der Rechtschreibprobleme richtet sich in vielen Instituten nach der Art der gemachten Fehler. Trainiert wird die Rechtschreibung und das Lesen, nicht aber zugrunde liegende Fertigkeiten, die zum Erwerb der Lese- und Rechtschreibfertigkeiten notwendig sind. Oftmals werden auditive und visuelle Trainings integriert.

Zur Sinnhaftigkeit eines rein Symptom bezogenen Vorgehens zur Therapie von Lese-Rechtschreibproblemen schreiben (Stein/Talcott/Witton: in „The sensomotoric basis developmental dyslexia“):
“In fact we found that even after accounting for age and IQ, subject’s sensitivity to visual motion and to auditory frequency and amplitude modulation together account for a significant proportion of the variance in reading skills. In other words the quality of teaching a child receives, or the amount of access to books or other social and cultural influences may play a less significant part in their reading development than used to be thought. Instead individual differences in the brains ability to carry out her basic physiological processes may be crucial. This does not mean that teaching is not important – only that their influence depends greatly on a child’s basic perceptual capacities.”
Mit anderen Worten: eventuell ist ein Lese- und Rechtschreibtraining nicht ausreichend zur Therapie der beschriebenen Probleme, weil es die Ursachen der Störung nicht beseitigt.
Das führt zu der Frage, was denn Ursachen für Lese- Rechtschreibprobleme und Probleme beim Rechnen sein könnten. Hierzu gibt es eine unendliche Menge von wissenschaftlichen Studien, die sich teilweise widersprechen, die aber letztendlich eine eindeutige Tendenz haben und eine recht gute Ätiologie der Lernstörungen ermöglichen. Waldemar von Suchodoletz und die
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von ihm zusammengeführten Autoren, bleiben im Ratgeber LRS allen an den Ursachen orientierten Therapieansätzen gegenüber skeptisch. Dazu zählen die Autoren das NLP, die Edu-Kinesthetik, das Ordnungsschwellentraining, das Hochtontraining, das Training nach Tomatis, das Low-Level Training, das Lateral-Training, das Blicksteuerungstraining, die Psychomotorik usw. Im Ratgeber LRS werden solche Therapien alternative Behandlungsmethoden genannt, im Gegensatz zu lerntherapeutisch begründeten Verfahren. Inwieweit die Skepsis der Autoren begründet ist wird im weiteren Verlauf zu diskutieren sein.
Die Skepsis mancher Autoren mag dem Begriff Ursache gelten, der im medizinischen Bereich eine wesentlich präzisere Definition als im psychotherapeutischen Bereich ermöglicht. Die Herleitung eines physiologischen Krankheitsbildes aus bestimmten Ursachen ist in vielen Fällen möglich, während die psychotherapeutische Befund mit wesentlich größeren Ungenauigkeiten und Unwägbarkeiten behaftet ist, da die zu beobachtende Symptomatik durch mancherlei zusammenkommende Ereignisse verursacht sein kann. Wenn wir die Ursachen von Lernstörungen (LRS, Dyskalkulie, Rechenschwäche) bestimmen wollen, haben wir es mit einer großen Vielfalt von Einflussgrößen auf das Kind zu tun, die alle einen gewissen Anteil an der Ausformung des Störungsbildes haben können. Das Kind ist eingebunden in ein bestimmtes familiäres und soziales Umfeld, es hat eine ganz eigene Geschichte, in der es Entwicklung verzögernde Ereignisse gegeben haben mag: Umzüge vor Schulbeginn, der Verlust von Freunden, Eltern, Großeltern. Eine Unzahl von seelischen Einflussgrößen kann am Entstehen der Schulprobleme mitgewirkt haben, die in der Anamnese zum Testablauf nach Warnke selbstverständlich ermittelt werden – und es sollte erwähnt werden, dass im Rahmen der Ausbildung zum „Zertifizierten Lerntrainer nach Warnke“ pädagogische Fragestellungen selbstverständlich ihren angemessenen Platz haben.
Trotzdem zeigen sich in einer gezielten Befundung nach dem „Erweiterten Prüfablauf“, EPA, (Warnke/Scholz, MediTECH 2003), immer wiederkehrende Auffälligkeiten des Hörens, des Sehens und der Motorik, die fast allen Kindern, die große Schwierigkeiten haben, das Lesen, Schreiben oder Rechnen zu lernen, gemeinsam sind. Diese Beobachtungen ziehen sich aber
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auch durch alle neueren Forschungsergebnisse über das Phänomen der Dyskalkulie und LRS.
Der deutsche Begriff Ursache impliziert einen notwendigen kausalen Zusammenhang zwischen zwei Erscheinungen, die einander zeitlich folgen. Bei der Beurteilung der Ursachen von Lese-Rechtschreibstörungen ist eines der Probleme sicher, dass man nicht zwangsläufig sagen kann, diese bestimmten Ausgangsbedingungen haben diese bestimmte Folge. Es ist nicht undenkbar, dass ein Kind Lese-Rechtschreibprobleme hat, das keine phonologischen Defizite aufweist. Wir haben es eher mit Beobachtungen zu tun, die einen begründeten Verdacht aufwerfen, dass die Phänomene Dyskalkulie und LRS nicht isoliert auftreten sondern in Begleitung anderer spezifischer Phänomene.

Auch legen bestimmte Gehirnerkrankungen, die ähnliche Probleme in der Sprachverarbeitung des Patienten nach sich ziehen, die auch bei von Lernstörungen beeinträchtigten Kindern beobachtet werden, nahe, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen bestimmten Störungen der Gehirnfunktion und dem Entstehen der Lernstörungen gibt, die also ebenso therapierbar sein sollten wie andere neurologische Erkrankungen auch.
Im Übrigen gilt:
„Das Verstehen der Ursachen von LRS würde es ermöglichen, Schwierigkeiten des Kindes sein Potential zu entfalten, früh zu entdecken und zu therapieren.“ (LRS in Children, Fawcett 1994)
Es spricht tatsächlich sehr wenig gegen die Etablierung eines Trainings- und Therapieprogramms, das versucht, die Ursachen der Lernstörungen zu beseitigen. Das gilt insbesondere deswegen, weil die herkömmlichen Methoden des lerntherapeutisch begründeten Verfahrens, auch nach den Aussagen von deren größten Befürwortern, äußerst langwierig und wenig erfolgreich sind.

Im Ratgeber LRS, dessen Herausgeber Waldemar von Suchodoletz ist, wird in sehr inhaltsarmen Formulierungen aufgezählt, welche lerntheoretisch begründeten Interventionen seiner Meinung nach Erfolge versprechen.
- stufenweiser Aufbau der Lernschritte
- schrittweises Vorgehen – Entdecken, Aneignen

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  • -  Verbalisieren, Verinnerlichen, Automatisieren.
  • -  Unterstützung der Selbstregulation und Anleitung zu planvollem
    Handeln
  • -  Gliederung, Akzentsetzung und Sinnverbindung des Lernstoffs
  • -  Förderung intrinsischer Lernmotivation
  • -  aktives Üben, systematisches Wiederholen, massierte Übungen
  • -  Lernen durch Nachahmung
  • -  Unterstützung einer positiven Haltung zur Lernsituation und zu
den eigenen Fähigkeiten
- unmittelbare Rückmeldungen über den Erfolg.

(Schulte-Körne 2001)
Die schließlich empfohlenen Therapien (z.B. Trainingsprogramme von Kossow, Scheerer Neumann, Mannhaupt) werden sehr abstrakt beschrieben. Konkretes Handeln in der Therapie wird nicht deutlich. Zur Therapie nach Mannhaupt heißt es: „Ziel der Intervention ist...die Kinder bewusst erfahren zu lassen, dass sie, um die Struktur eines geschriebenen Wortes zu entdecken, zu großen Teilen auf die Sprechweise dieses Wortes zurückgreifen können. ...die Frage ist dann, ob die Kinder nach Aneignung dieser primären Abstraktion der Schrift in der Lage sind, dies in anderen Bereichen der Schriftspracherfahrungen einzusetzen und ...einen Anschluss an den Unterricht ihrer Klassen zu erreichen.“ Und weiter: „Gegenstand der Intervention ist die Kontrollhandlung als solche. Erst wenn es zur Verinnerlichung der Handlungen kommt, tritt die Bewältigung der gegenständlichen Aufgabe in den Vordergrund...“???
Es bleibt als Empfehlung oft ein Regeltraining wie das Marburger Rechtschreibtraining von Schulte-Körner übrig.
Dass ein Regeltraining sinnlos ist, beweisen aber doch die Förderbemühungen der Schulen, in denen die betreffenden Kinder unablässig Regeln trainieren, OHNE dass große Fortschritte erzielt werden.

Manfred Spitzer betont, dass das Gehirn als neuronales Netzwerk eine Regelextraktionsmaschine ist, die aus der eigenen Funktion heraus Regelmäßigkeiten erkennt und sich an diesen orientiert. (Lernen, Gehirnforschung und die Schule des Lebens, Spitzer 2007). Das Erkennen von Regelmäßigkeiten funktioniert aber nur, wenn tatsächlich ungebrochene Regelmäßigkeit da ist. Da die deutsche Schriftsprache aber sehr viele Ausnahmen von Regeln
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kennt, ist gar KEINE Regelmäßigkeit vorhanden, denn eine nicht vollständige Regelmäßigkeit bedeutet für das Gehirn KEINE Regelmäßigkeit. Die Folge des Regeltrainings sind Kinder, die ebenso verwirrt sind wie die Lehrkraft, die dem Kind immer wieder Ausnahmen zur vermittelten Regel erläutert.
Da die von Suchodoletz und seinen Autoren empfohlenen Therapien, wie die Autoren zugeben, äußerst langwierig und wenig erfolgreich sind, ist das Aufgreifen der Ergebnisse der weltweiten Forschung über die Ursachen der Lernstörungen sicher in jedem Falle eine äußerst wertvolle und nützliche Sache und eine Therapie, die sich an den gewonnene Erkenntnisse orientiert, ist, selbst wenn sie noch unvollständig wäre, sicher um vieles sinnvoller als ein Beharren auf einem unbefriedigenden Status Quo.
Dazu Critchley (1979): „The lack of explanation leads some to deny the existence of the condition itself“.
Damit gilt: auch wenn der deutsche Begriff Ursache den entdeckten Phänomenen, die eine LRS in der Regel begleiten, eventuell nicht gerecht wird, ist Fred Warnke doch auf dem Stand des modernen Wissens, wenn er zwölf vermeintliche Ursachen der LRS angibt.
  1. 1:  Winkelfehlsichtigkeit Dr. Pestalozzi, CH
  2. 2:  Unscharfes Sakkaden Prof. Breitmeyer USA
  3. 3:  Blicktüchtigkeit, Prof. Fischer, Freiburg
  4. 4:  Synchrones Finger Tapping , Prof Wolff USA
  5. 5:  Balancier Probleme, Dr. Fawcett, GB
  6. 6:  Motorische Reaktionszeit, Prof. Nicholson GB
  7. 7:  Phonematische Diskrimination, Prof. Talall, USA
  8. 8:  Ordnungsschwelle, Prof. Kegel, München
  9. 9:  Auditive Mustererkennung, Prof. Musiek, USA
  10. 10:  Zugriff auf Wortschatz, Prof. Shaywitz, USA
  11. 11:  Kurzzeit Merkfähigkeit, Prof, Mottier, CH
  12. 12:  Tonhöhendiskriminierung, Prof. Holopainen, SF
Warnke kommt zu dem Schluss, dass ein allgemeines Automatisierungsdefizit diesen Problemen zu Grunde liegt, das durch ein gut ausgearbeitetes Training aufgearbeitet werden kann.
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Die Befundung besteht aus einem standardisierten Testablauf, dem EPA, in dem bestimmte Funktionen des Sehens, des Hörens und der Motorik begutachtet werden.
Die Therapie richtet sich nach dem festgestellten Störungsbild.

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3 Kapitel:
Warnkes Automatisierungsmodell und unsere Erfahrungen damit
Automatisierung bedeutet, dass komplexe Prozesse der Informationsverarbeitung unbewusst gesteuert und Teilbereiche auf untergeordnete Ebenen verlagert werden, wodurch Kapazitäten frei werden. Wie eingangs erwähnt, ist Automatisierung die Grundlage für alle höheren Prozesse.
Zur These der fehlenden Automatisierung schreiben Roderich und Nicholson in Dyslexia, Theory and Good Practise
„We therefore formulated and tested the automatization deficit hypothesis – that dyslexic children have problems becoming automatic at any skill, irrespective of whether it is unrelated to language...Rather to our surprise, and precisely as predict by the hypothesis we did establish that the dyslectic children whom we tested showed problems in balance, especially if they where prevented from concentration on balancing by having to do another task at he same time. We considered it particularly interesting that phonological skills are BUILT UP over several years. We then published the results, arguing that automatization deficit could provide a broader framework for dyslexian research, integrating the phonological deficits within mainstream theories of learning.”
“As first pointed out by Mildes (1979, 1993) developmental dyslexics is not just a language or literacy problem. Most dyslexic children have other difficulties in addition to unstable vision leading to orthography weakness and difficulties with sequencing sounds leading to phonological problems. They tend to have problems with focusing visual and auditory attention. They tend to have poor sequencing in general so that they find it difficult to recite the days of the week or the month of the year in the right order, particularly backwards. Moreover they tend to be uncoordinated and clumsy. Many showed mixed handedness and left/right confusions, indicating incomplete establishment of cerebral domination.” (ebenda)
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“LRS Kinder haben Schwächen in der Aufmerksamkeits- und Aktivitätsregulation, Schwierigkeiten beim Balancieren mit geschlossenen Augen“ (Priebs, Warnke)
Automatisierungsdefizite verlangen die Hinwendung eines Teils der Aufmerksamkeit auf untergeordnete Prozesse. Dieser Teil der Aufmerksamkeit fehlt dann bei der Bewältigung einer anderen, komplexeren Aufgabe
In unserer 5-jährigen Tätigkeit als Therapeuten, die ausschließlich nach Warnke therapieren und diagnostizieren, stellten wir fest, dass kein einziges Kind (von mehr als zweihundert) nicht an einem diagnostizierbaren Automatisierungsdefizit gelitten hätte. Die Therapie der beobachteten Defizite, die im weiteren Verlauf noch eingehender beschrieben werden, und der Erfolg unserer Therapie waren hingegen anfänglich nicht sehr eindrucksvoll, was sicher auch daran lag, dass die von Warnke vorgeschlagenen Therapieschritte nur vor einem stabilen theoretischen Hintergrund des Therapeuten effektiv anwendbar sind. Eine zu breit gestreute Methodik, die sich nicht eng an der Befundung orientierte, zeigte wenig Wirkung. Eines der Probleme bei den Studien z.B. (Berwanger, 2002) die zu negativen Ergebnissen kamen, was den Erfolg eines Low-Level-Trainings angeht, war sicherlich, dass in den Studien nur winzigste Teilbereiche getestet wurden, weil das Verfahren erheblich komplexer ist, als es vermittelt wird. Meines Erachtens liegt immer noch ein Missverhältnis vor zwischen der Komplexität des theoretischen Hintergrunds und der Begründung für die Reihenfolge der verschiedenen Therapieschritte, die auf das jeweilige Kind abgestimmt werden müssen, und dem was nach außen in Broschüren oder Workshops kommuniziert wird. Eventuell unterschätzt Fred Warnke die Komplexität und Fülle seiner theoretischen Kenntnisse. Die naive Verfahrensweise, die Berwanger für ihre Studie 2002 wählte, lässt, wenn man nicht annimmt, dass das Ergebnis gewollt war, befürchten, dass Frau Berwanger, der MediTECH Werbung folgend, die Beschränkung auf marginale Teilbereiche einer hochkomplexen Therapie in ihrer isolierten Wirkung auf die Probleme lese-rechtschreibschwacher Kinder zu testen versuchte, was zu einem negativen Ergebnis führen musste. Ein reines Brain Boy Training, wie es von Tewes in einer Studie (2003) als tauglich zum Training der Low-Level Funktionen erkannt wurde, und dem er auch einen Transfer auf die
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Leistungsebene, also eine Verbesserung der Rechtschreibleistungen, attestierte, führte in unserer Praxis eventuell deshalb nicht zu dem beschriebenen Erfolg, weil wir uns nicht genau an Warnkes Empfehlung hielten alle acht Low-Level Funktionen zu trainieren. Während Warnke und die Firma MediTECH das Verfahren immer weiter ausbauten und präzisierten, variierten wir in der NIB Troisdorf die vielen Möglichkeiten, die die Therapie bietet, in einem beständigen Prozess von Versuch und Irrtum, bis zufrieden stellende Ergebnisse der Therapie die Regel waren. Im Zuge des Zuwachses an Erfahrung und Wissen näherten wir uns wieder den Vorstellungen und Überlegungen Fred Warnkes an, die wir zuvor nicht völlig durchdrungen hatten, weil das vermittelte Verfahren eben doch nicht so einfach in der Anwendung ist, wie es die Workshops nahe legten. Insofern war die Schaffung einer speziellen Ausbildung zum „Zertifizierte Lerntrainer nach Warnke“ eine Notwendigkeit, die aber eventuell noch nicht ausreicht, einen angemessenen Transfer von Wissen zu gewährleisten, der meines Erachtens notwendig ist, um die Therapie wirklich sinnvoll ausführen zu können. Gerade weil der EPA ein sehr gutes Instrument ist, um Defizite bei der neurophysiologischen Entwicklung von Kindern aufzudecken, kann beobachtet werden, dass viele einander ähnliche Störungsbilder existieren, die nur von sehr vielseitig ausgebildeten Therapeuten in ein überschaubares Feld möglicher Entwicklungsdefizite eingeordnet werden können. Nur wenn man eine präzise Befundung vorgenommen hat und die Entwicklungsdefizite gezielt angeht, sind gute Erfolge der Therapie zu verzeichnen. Dann wird allerdings schnell deutlich, dass der gewählte Blickwinkel richtig und notwendig und dass nur auf diesem Wege den vielschichtigen Problemen der betroffenen Kindern beizukommen ist. Eine Studie, die das Verfahren in seiner ganzen Komplexität, einschließlich Neurofeedback und HEG Feedback testet, wird zweifellos zu einem überwältigend guten Ergebnis kommen.
Für mich war es ein langwieriger Prozess, von der gewohnten lerntheoretischen Arbeitsweise ins quasi medizinische Fach zu wechseln. Bei der Warnke Therapie handelt es sich im Grunde um ein medizinisches Therapieverfahren, das bestimmten ergotherapeutischen Therapien ähnelt. Auch der Erweiterte
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Prüfablauf Warnkes (EPA), das spezifische Befundungsinstrument des Warnke Therapeuten, ähnelt den gezielten Beobachtungen nach Ayres. Eben deswegen befürchten wir, dass ergotherapeutische Praxen den Möglichkeiten des Verfahrens nicht gerecht werden könnten, weil die Elemente des Verfahrens, die einander ergänzen, von diesen nur als eine Therapiemöglichkeit unter vielen anderen gesehen werden, und dass sie deswegen nur teilweise eingesetzt werden, und wir vermuten weiterhin, dass es in logopädischen Praxen ebenso geht, weil das Warnke Verfahren mit bestimmten anderen, den Logopäden vertrauten Theorien, in einen Topf geworfen wird. Von der Pädagogik kommende Therapeuten werden das Verfahren eventuell nicht völlig akzeptieren, weil es Ihnen zu medizinisch vorkommt und man wird, wie wir es in unserer Praxis anfänglich hielten, immer neue Teilbereiche eines medizinischen Verfahrens in bestehende pädagogische Therapiekonzepte einflechten, was den Erfolg der Therapien immer beeinträchtigt.
Die umstrittene Befund nach Warnke lautet: ZENTRALE AUTOMATISIERUNGSSTÖRUNGEN. Dieser Befund ist in der Fachwelt noch wenig bekannt. Ein Konkurrent der Firma MediTECH verstieg sich in einem Rundbrief an HNO Ärzte zu der Behauptung, es handele sich bei diesem Befund um eine Art Betrug.
Meiner Meinung nach sollten Warnke-Therapeuten das Störungsbild, das das lerngestörte Kind (LRS, Rechenschwäche, Dyskalkulie) zeigt, ausschließlich durch die Brille der eigenen Therapie betrachten, deren Befundung und Methodik auf erheblich breiterer Grundlage ruhen, als es die MediTECH nach außen bisweilen kommuniziert.
Fazit:
Ein ernsthaftes therapeutisches Vorgehen nach dem Erweiterten- Warnke-Verfahren bietet sehr viele Möglichkeiten, die beobachteten Auffälligkeiten von Kindern mit Lernstörungen effektiv zu therapieren. Dabei ist die Therapie gut begründet. Die Begründungen für die einzelnen Teilelemente werden im folgenden Kapitel diskutiert werden.
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Hören
Während die Thesen von Fred Warnke am Besten in seinen eigenen Büchern: Der Takt des Gehirns“ und „Was Hänschen nicht hört...“ nachgelesen werden sollten, werden wir noch ein paar Belege für Ursachen der LRS sammeln, die die von Warnke vorgeschlagenen und diskutieren Therapieschritte noch einmal erläutern.
Catt’s und Siegel schrieben (1996): „Now is the right time to redefine dyslexia to reflect the central role of phonological processes in its aetiology (of dyslexia)”
Demgegenüber kommen Steinhagen, Guteweit (1971), Watson, Miller (1993) und Suchodoletz, Alberti (2002) zu dem Schluss dass LRS Kinder keine generellen Defizite im Bereich der auditiven Wahrnehmung aufweisen. Strehlow fand 2002 keinen Effekt eines auditiven Trainings auf die Leseleistung. Professor Talall betonte aber (2001), dass bei lese- rechtschreibschwachen Kindern kein Defizit in der auditiven Wahrnehmung, wohl aber in der Zeitverarbeitung bestehe.

„The acoustic cues that distinguish letter sounds are changes in frequency and changes in amplitude. For instance the only difference between the sounds of the band a is a decrease composed with an increase respectively during the first 40 to 50 ms in the frequency of the second and third formants of the speech sounds...what we have found is that dyslexics and poor readers in general are significantly worse than good readers at detecting frequency modulation of a 500Hz tone...”
Lundberg und Hoyen (Dyslexia and phonology, Fawcett 2001)
“Lack of phonological awareness is related to failure in learning to read and write. This association is in fact one of the most robust findings in development at cognitive psychology and it has been replicated over and over again across several languages, ages and tasks used to assess phonological awareness.”
Das Training der phonologischen Bewusstheit dürfte heute partiell in keiner LRS Therapie fehlen. Oftmals ist es in Computerprogrammen zur Therapie der LRS integriert. Ein
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auditives Training von Teilelementen, das nicht in ein umfassenderes Trainingsprogramm von Wahrnehmungs- und motorischen Funktionen eingebunden ist, dürfte aber ebenso wenig von Erfolg gekrönt sein wie das Brain Boy Training weniger Funktionen in Berwangers Studie (2002)
Cramer (1997) berichtet über eine Verbesserung im Rechtschreibtest bei 10 Kindern nach einem auditiven Training, ebenso Hesse et al. (2001), oder Tewes et al. (2003) Die Kritiker bemängeln das Einflechten von metalingustischen und metakognitiven Elementen in die Testanordnungen. Dazu ist anzumerken, dass wohl keine Therapie sich auf eine völlige Einseitigkeit beschränken wird, womit die Kritik hinfällig ist.
Dass auditive Fähigkeiten trainierbar sind, belegen Studien von Michalski und Tewes (2001) und von Suchodoletz und Alberti (2002). Dass die Verbesserung der phonologischen Bewusstheit zu eine Transfer auf die Leistungsebene führt, belegt eine Studie von (Kujala et al., 2001): 24 Kinder im Alter von 7 Jahren wurden 7 Wochen trainiert an zwei Tagen in der Woche. Trainierte Aufgabe: Tonhöhe, Tondauer, Lautstärke. Das Ergebnis war eine Verbesserung der Lesegenauigkeit und der Lesegeschwindigkeit. Der Transfer auf die Rechtschreibleistung wurde nicht überprüft. Der Lernerfolg war auch im EEG sichtbar.
In der Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie von April 1995 schreibt R. Schydlo. „In jüngster Zeit wurden durch Hirnschnitte (Rosen, Galaburda) und Bild gebende Verfahren die Befunde von Paula Talall und unsere eigenen klinischen Befunde bestätigt, bei denen wir u.a. festgestellt hatten, dass bei Patienten mit ausgeprägter Legasthenie in ca. 70% der Fälle zentrale auditive Wahrnehmungsstörungen vorlagen. Die Kinder wiesen in der Regel Sprachentwicklungsverzögerungen, Sprachverständnis- merkfähigkeits- und Aufmerksamkeitsstörungen auf. Sie entwickelten in der Schulzeit nicht nur LRS Schwierigkeiten sondern auch andere Schulprobleme, die sich wiederum in unterschiedlichen psychischen und psychosomatischen Reaktionen äußerten.“
Zur phonologischen Bewusstheit schrieb Lundberg (1998), dass bei einem Training auch Vorteile zum Erwerb der Schriftsprache zu erwarten sind
Eine Arbeitsgruppe der Universität Würzburg (Küspert/Schneider, 2001) trainierte Kinder mit Lauschspielen, Silben, Anlauten und

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Phonemen. Das Ergebnis: Die trainierten Kinder waren der Kontrollgruppe im Lesen und Rechtschreiben SIGNIFIKANT überlegen.
Wie aber kommt es zu den auditiven Problemen bei betroffenen Kindern?
Stein und Talcott vermuteten: „The wide-ranging manifestations of this syndrome together with strong evidence for its genetic basis suggest that it is probably a by-product of a much more fundamental neurodevelopmental syndrome. We believe that it may result from impaired development of magnocellular neurones throughout the brain perhaps as a consequence of immunological attack. (Galaburda, Livingstone, 1993; Stein and Walsh, 1997; Stein and Talcott, 1999).”
Die Autoren waren der Meinung, dass physiologische Ursachen zur Entwicklung der LRS führen, die einer genetischen Disposition zu verdanken sind.
Merzenich, Talall et al. führen 1996 an:

„At this age >5 when the brain is still extremely plastic, we know that perceptual training can greatly improve these functions”
Eine Untersuchung mit 7 sprachentwicklungsgestörten Kindern zwischen 5 und 9 Jahren ergab, dass nach tägliche Training (Silben, Wörter, Sätze), die hinsichtlich des Frequenzverlaufs gedehnt und in der Lautstärke modifiziert wurden, Verbesserungen in der Tondiskrimination und der Phonemdifferenzierung erreicht wurden. Die Förderung im Umgang mit der Lautstruktur der gespeicherten Sprache schaffte also die spezifischen Voraussetzungen dafür, dass den Risikokindern der schwierige Schritt zum Lesen und Schreiben deutlich erleichtert werden konnte. (Schneider et al. 1999)
Das Warnke Verfahren beinhaltet bekanntermaßen im auditiven Trainingsteil das so genannte Low-Level Training, also ein Training unterhalb der phonologischen Ebene, das im Grunde ein Training der Zeitverarbeitung ist.
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Mies kommt 2001 zu dem Schluss, dass ein Ordnungsschwellentraining nach Warnke „zwingende Notwendigkeit“ ist, „...Erstklässler sollten Ihre Ordnungsschwelle auf Werte von 30 Millisekunden trainieren.“
Was aber ist die Ordnungsschwelle?
Vor Jahren fand ich in einer Bücherei ein Buch mit dem Titel „Über die Entstehung der Welt im Gehirn“ Autor war der Gehirnforscher Ernst Pöppel.
Ernst Pöppel erwähnte in diesem Buch den „Takt des Gehirns“, eine messbare Zeitspanne von etwa drei Sekunden, die das Jetzt bedeuten. Das für den Hirnforscher zu erklärende Phänomen ist die Synchronizität verschiedener biologischer Prozesse im menschlichen Gehirn. Pöppel benannte die Fusionsschwelle, die Ordnungsschwelle, die Ereigniskettenbildung bis hin zum subjektiven Jetzt und der folgenden Antizipation. Fusionsschwelle (2ms) ist die Schwelle, die es ermöglicht, zwei Reize als getrennt wahrnehmen zu können, Ordnungsschwelle (20ms) ist die Schwelle, in der zwei Reize noch in ihrer zeitlichen Ordnung angegeben werden können. Die Schwelle also, an der der Mensch noch sagen kann, dieses Ereignis war vorher, dieses danach. Die Ereigniskettenbildung (100-500ms) ist der Bereich in der zeitliche Abfolgen, die sich über mehrere Laute erstrecken, in ihrer korrekten zeitlichen Folge wiedergegeben werden können. Im subjektiven Jetzt (ca. 2-3 Sekunden) werden z.B. prosodische Muster des Intonationsverlaufs wahrgenommen. Da man sich das Gehirn als getaktet vorstellen kann, liegt der Gedanke nahe, mentale und körperliche Leistung zu steigern, indem man die Geschwindigkeit trainiert, in der das Kind Ordnung in Wahrnehmungen bringen kann. Dass ein solches Training möglich ist, belegte die Studie von Tewes (2003), der in seiner Studie überprüfte, ob ein Low-Level Training mit dem Brain Boy der Firma MediTECH die Ordnungsschwelle, die bei lese- rechtschreibschwachen Kindern oftmals höher liegt als bei anderen Kindern, senken kann. Die Studie bestätigte das. Wie man den obigen Ausführungen über die Ereigniskettenbildung und das subjektive Jetzt entnehmen kann, hat eine Verbesserung der Ordnungsschwelle einen Einfluss auf höhere Ebenen der Sprachbildung, bis hin zur Antizipation, die als zeitliche

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Organisation zukünftiger Handlungen definiert ist, (Pöppel, 1978) und die notwendig ist, um das Gehörte in Geschriebenes umzusetzen. Obwohl Warnke die Indikation für das Brain Boy Training nicht so weit steckt, zeigt die praktische Erfahrung, dass das Training mit dem Brain Boy auch zu Verbesserungen im motorischen Bereich der Kinder führt und dass es einen Einfluss auf die allgemeine kognitive Leistungsfähigkeit hat, die zu Verbesserungen der Konzentration und damit zu Verhaltensverbesserungen (höhere Konzentrationsfähigkeit, größere geistige Beweglichkeit) der Kinder führen kann. Wenn man dem Gehirn eine holographische Struktur attestiert, wie es manche Neurofeedbacktherapeuten tun, wenn man also davon ausgeht, dass man niemals singuläre Funktionen im Gehirn trainiert ohne andere Funktionen mit zu trainieren, dann sollte ein Training der basalen Wahrnehmungsfunktionen auch zu einer allgemeinen Steigerung der Leistungsfähigkeit von Hirnfunktionen führen können. Ich vermute, dass das Brain Boy Training einem Training der Beta Frequenzen über dem auditiven Cortex und einem SMR Training entspricht, wie sie von Neurofeedbacktherapeuten erfolgreich angewendet werden.
Zu dem Thema auch Pöppel in: “Time perception, Handbook of sensory Physiologie“, oder Pöppel: “A hierarchical model of temporal perception in cognitive science“, oder Steinbüchel: (1987) „Therapie der zeitlichen Verarbeitung akustischer Reize in aphasischen Patienten“ (Dissertation Uni München), dann auch Steinbüchel: „Befund und Training der zeitlichen Verarbeitung von Hörreizen bei Grundschülern mit LRS.“
„Dyslexic children suffer not only...from a deficit in phonological processing but also in central processing speed.” Die Kinder leiden an einem: „sensory deficit (flicker, motion sensivity, rapid auditory discrimination), bad balance, phonological problems, problems
with working memory speed. (Wolf and Bowers, 1999).
Das Training Warnkes umfasst 8 Low-Level Funktionen, die alle trainiert werden müssen.
Die 1: visuelle Ordnungsschwelle

2. auditive Ordnungsschwelle 3: Richtungshören
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4: Tonhöhenunterscheidung
5: Augen Hand Koordination als Finger Tapping 6: Wahl-Reaktionszeit
7: Mustererkennung
8: Mustererkennung langer Töne

Zu 1 und 2 heißt es bei Fred Warnke:
Visuelle, auditive Ordnungsschwelle
„Schon in den frühen achtziger Jahren hat Prof. Ernst Pöppel...grundlegende Untersuchungen zur Ordnungsschwelle vorgestellt...Sein Kollege Professor Kegel...hat den Zusammenhang zwischen der Ordnungsschwelle und der sprachlichen Kompetenz des Menschen erforscht...Nur wenn unser Gehirn in der Lage ist, diese Zeitabstände einzuhalten...können wir Sprache mühelos wahrnehmen und verstehen.“ (Fred Warnke, Information für Eltern, 2006)

Zu 3: Richtungshören
„Für die meisten Menschen ist es selbstverständlich, dass sie auch mit geschlossenen Augen die Richtung eines herannahenden Autos wahrnehmen oder sich inmitten vieler sprechender Menschen auf den jeweiligen Sprecher konzentrieren können. In der Schulklasse ist diese Fähigkeit von besonderer Wichtigkeit. Der weitgehend unvermeidliche Geräuschpegel in ruhigen deutschen Schulklassen liegt bei etwa 50 dB(A), in lebhafteren Klassen eher bei 60 dB(A). Je besser sich ein Schüler auf die Richtung der Stimme des Lehrers oder des gerade antwortenden Mitschülers konzentrieren kann, die sein Ohr nur mit 60 ... 65 dB(A) erreichen, desto leichter fällt es ihm, dem Unterrichtsgeschehen zu folgen, ohne sich durch diese Störgeräusche ablenken zu lassen.
Wenn aber ein Schüler...diese Fähigkeit...nur unzureichend besitzt, wird er durch diese Störgeräusche...so abgelenkt, dass er einen Teil der...Informationen nicht versteht und das Unverstandene aus dem Zusammenhang ergänzen muss. Diese Schüler gelten dann als unaufmerksam oder leicht ablenkbar. Professor Jens Blauert hat dieses Phänomen gründlich beschrieben und als wesentliche Voraussetzung...die genaue Auswertung der Laufzeitunterschiede zwischen den beiden Ohren

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dargestellt...Diese Laufzeitunterschiede werden von unserer zentralen Hörverarbeitung automatisch ausgewertet. Bei sprachauffälligen Kindern ist diese Fähigkeit oft beeinträchtigt.“ (ebenda)
Zu 4:
Tonhöhenunterscheidung
„Um Sprache zu verstehen muss der Mensch „Sprechlautstärke, Sprechrhythmus, Sprechmelodie und Sprechgeschwindigkeit...hören und beherrschen...Wichtigste Voraussetzung für eine „effiziente“ Prosodie ist natürlich die Fähigkeit, diese kleinen Tonhöhenunterschiede in der eigenen Sprache überhaupt wahrzunehmen...Erfreulicherweise lässt sich auch diese Fähigkeit trainieren. Eine umfängliche Studie des Professor Meyer von der...weist unter anderem beispielsweise nach, dass 67% der getesteten Musiker, die ein Streichinstrument spielten, noch Tonintervalle von 0,4% voneinander unterscheiden konnten...Diese Werte hatten sie als Kinder gewiss noch nicht besessen, sondern erst durch Übung erreicht.“ (ebenda)

Zu 5:
Synchrones Finger-Tapping
„Unter dem synchronen Finger Tapping verstehen wir die Fähigkeit, zu einer Folge von raschen Links-Rechts-Klicks zeitgleich abwechselnd mit den Fingern zu klopfen. Sie ist höchstwahrscheinlich ein Maß effizienter Koordination der beiden Hirnhälften. In mehreren Untersuchungen hat Prof. P.H. Wolff von der Universität Harvard an Schülern unterschiedlichen Alters bestätigt gefunden, dass LRS Kinder im Vergleich zu der Kontrollgruppe gutschreibender Kinder erheblich größere Schwierigkeiten hatten, wirklich synchron zu eine regelmäßigen Links-Rechts-Muster von Klicks im Kopfhörer mit den Fingern beider Hände einen gleich bleibenden Klopfrhythmus aufrechtzuerhalten. Er führt dies auf eine mangelhafte Koordination zwischen den beiden Hirnhälften der LRS Kinder zurück“ „Ausgehend von diesen Ergebnissen begründete Wolff seine Vermutung, dass die motorischen Defizite bei der Synchronisierung zwischen linker und rechter Hand die Folge einer Störung der interhemisphärischen Kooperation bei diesen Jungen mit Leseschwäche seien, ferner nahm er an, dass auch die

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Leseprobleme dieser Kinder die Folge einer Entwicklungsverzögerung der interhemisphärischen Kooperation seien.“ (ebenda)
Zu 6:
Wahl-Reaktionszeit
„Den Nachweis, dass bei derartigen Wahl-Reaktions-Aufgaben die auditiv-motorischen Zeiten der LRS Kinder deutlich denen der Kontrollgruppe unterlegen waren, verdanken wir wieder Professor Nicolson und seinem Team....Dieses letzte Ergebnis legt nahe, dass wenigstens zwei Faktoren zu der Langsamkeit von LRS Kindern beiragen: Ein allgemeines Defizit, das sich in einer langsameren Reizklassifizierung zeigt, und ein linguistisches Defizit, das sich in einer langsameren lexikalischen Zugriffsgeschwindigkeit zeigt.
Das bestätigt weiter die Auffassung, dass LRS Kinder grundsätzlich ein breit angelegtes Automatisierungsdefizit aufweisen, das sich um so gravierender auswirkt, je komplexer und in einander vernetzt die Abfolge von Aufgaben wird, von denen jede Einzelne automatisiert sein müsste.“(ebenda)

Zu 7a
„Der amerikanische Neurowissenschaftler Professor Frank E. Musiek hat in längeren Versuchsreihen...herausgefunden, dass Probleme bei Versuchspersonen, diese Aufgabe zu bewältigen, in engem Zusammenhang mit deren sprachlicher Kompetenz standen.“ (ebenda)
Zu 7b
„Der oben erwähnte Neurowissenschaftler Musiek hat einen weitere Test entwickelt, bei dem er seinen Versuchspersonen rasche Folgen von jeweils drei aufeinander folgenden Tönen gleicher Tonhöhe, aber unterschiedlicher Dauer vorspielte...Musiek fand heraus, dass die Ergebnisse seiner zahlreichen Versuchspersonen auch bei diesem Test wiederum in engem Zusammenhang mit deren sprachlicher Kompetenz standen.“(ebenda)
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Trainiert werden diese Funktionen mit dem so genannten Brain Boy Universal Professional, kurz BUP. Ein tägliches häusliches Training mit dem Bruni, dem kleinen Schwestergerät, das die Eltern der Kinder zum Preis von 180 € bei der Firma MediTECH kaufen sollten, wird empfohlen.
Jeder Trainingslauf wird zwei Mal durchgeführt, wobei im ersten Lauf der visuelle Kanal zugeschaltet wird, so dass der schnellere Sinneskanal den langsameren trainiert.
Kritiker:
Berwanger kritisiert 2002, dass der erhoffte Transfereffekt auf Fähigkeiten im Bereich der Laut- und Schriftsprache ausblieb.
„Ein Training der Zeitverarbeitung hatte keinen Einfluss auf die Fähigkeit, Laute, die sich nur hinsichtlich ihrer zeitlichen Charakteristika voneinander unterscheiden, zu differenzieren.... Auch konnte weder im Bereich der Sprachproduktion noch des Sprachverständnisses eine Verbesserung in Sprachtests nachgewiesen werden...Auch hinsichtlich des Ziels des Trainings konnten keine positiven Effekte beobachtet werden.“ (Berwanger, 2002)
Außerdem wiesen nicht alle Kinder mit LRS erhöhte Ordnungsschwellenwerte auf.
Die Studien von Tewes hingegen kamen zu einem anderen Schluss:

„Empirisch wurde nachgewiesen, dass ein Zusammenhang zwischen Lernstörungen und grundlegenden Funktionen der Zeit- und Frequenzauflösung im Hören, im Sehen und in der Motorik bestehen.“ (Prof. Tewes et al.: Automatisierungsstörungen als Ursache von Lernproblemen, Forum Logopädie 1/2003)
„Zu Beginn der Studie wurden u.a. die Rechtschreibleistungen der Kinder mit dem DRT-3 ermittelt. Die Ergebnisse der drei Gruppen nach dem Training auf der Lese-Rechtschreibebene: Die Fehlerzahl...reduzierte sich, allein mit Low-Level-Training um 6.63 Fehler...“ (Werbebroschüre MediTECH, 2007)
Professor Ptok, der den Einfluss einer gestörten Low-Level-Ebene auf höhere Ebenen der Sprachverarbeitung erforscht und bestätigt,
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hat, laut Werbebroschüre der Firma MediTECH, Kinder, die an Low-Level-Defiziten litten, Herrn Hesse für eine Studie in einer stationären Intensivtherapie zugeführt. Die Trainingsergebnisse zeigten eine signifikante Verbesserung auch der hierarchisch höher angesiedelten Funktionen in Entwicklungs-, Aufmerksamkeits-, und Rechtschreibtests.
Trotz dieser und anderer positiver Ergebnisse, die ein reines Low- Level-Training erzielte und trotz der häufigen positiven Rückmeldung anderer nach Warnke arbeitender Therapeuten, möchte ich Frau Berwanger insoweit zustimmen, dass nicht jedes Kind, das in den letzten Jahren zu uns kam, erhöhte Ordnungsschwellenwerte hatte, allerdings hatte jedes Kind mit erhöhten Ordnungsschwellenwerten deutliche Anzeichen einer LRS, Dyskalkulie oder Sprachstörung, so dass man sagen kann, es gibt kein Kind, dass bei deutlich überhöhten Ordnungsschwellenwerten nicht auffällig wäre, andererseits hat nicht jedes Kind, das in der Rechtschreibung oder beim Lesen auffällig ist, erhöhte Ordnungsschwellenwerte.
Wenn ich bei einem achtjährigen Kind eine Ordnungsschwelle von über 200ms messe, ist das Kind motorisch meist ebenso auffällig wie sprachlich. Eine Studie soll das demnächst belegen.
Es gibt also eine ganz klare Indikation zum Einsatz des Brain Boy. Immer wenn erhöhte Ordnungsschwellenwerte gemessen werden ist das ein Indikator für ein Automatisierungsdefizit bei dem betreffenden Kind, das durch keine andere vergleichbare Therapie ähnlich gut überwunden werden könnte. Sprachauffällige Kinder mit Ordnungsschwellenwerten um die 200 ms sind von keinem noch so guten Logopäden zu therapieren, es sei denn, er bediente sich der Methoden des Wanke Verfahrens, denn es gibt zur Zeit kein anderes Hilfsmittel, mit dem solche Probleme trainiert werden können. Dass ein solches Training sich nicht allein auf ein Brain- Boy-Training beschränken wird, dürfte klar sein.

Fast jedes Kind mit Lernstörungen profitierte vom Brain Boy Training. Eine Verbesserung der Werte ergibt eine deutliche Verbesserung in der Auffassungsgabe der Kinder, in der Reaktionszeit und im Verhalten. Einen direkten Einfluss eines reinen Brain-Boy-Trainings auf die Rechtschreibleistung von Kindern halte ich, trotz der Studie von Tewes, für unmöglich. Warnke erläutert ja, dass auf Grund vorgeburtlicher Einflüsse oder unzureichender Hörbilanz in den ersten Lebensjahren das Anlegen
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gestaltfester innerer Repräsentationen oder Engramme bei den betreffenden Kindern verzögert oder behindert gewesen seien, wodurch das Kind lautsprachlich auffällig wurde und Kraft seiner Intelligenz einen kompensatorischen Lautsprach-Aufbau auf der Ganzwortbasis entwickelt habe. Auf Grund dieses mehr oder weniger unauffälligen Problems sei ihm die automatisierte Verknüpfung von Graphemen und Phonemen erschwert und es lese auf Ganzwortbasis. Dadurch entwickele es kein inneres visuelles Lexikon sondern sei gezwungen auf der auditiven Ebene zu buchstabieren. Ein Automatisierungstraining mit dem Brain-Boy helfe dem Kind diese basalen Probleme zu überwinden und es werde Lesestrategie und phonologisches Bewusstsein verändern und eine bessere Rechtschreibung erlernen. Es muss in jedem Falle ein Lateral Training, ein Merktraining und ein Visualisierungstraining ergänzend dazu kommen. Außerdem müssen Diktate geübt werden, ein motorisches Training sollte nicht fehlen und es sollte als ergänzendes Aufmerksamkeitstraining ein HEG oder Neurofeedbacktraining dazu kommen. Trotzdem ist das Brain-Boy-Training ein wichtiger Bestandteil der Therapie, denn OHNE Brain-Boy-Training sind nach unserer Erfahrung Fortschritte in der Rechtschreibung, beim Lesen und beim Rechnen kaum zu erreichen.
Nachdem wir nun einige Auszüge aus wissenschaftlichen Publikationen über den Zusammenhang zwischen auditiven Problemen und LRS gelesen haben und einen kleinen Teil von Warnkes Vorschlägen, diesen zu begegnen kennen, können wir Herrn von Suchodoletz und seinen Autoren des Ratgeber LRS nicht mehr bedenkenlos zustimmen, wenn er eine entsprechende Ursachentherapie ablehnt.
Natürlich wird ein reines Low-Level-Training nach Warnke die Probleme der betroffenen Kinder ebenso wenig beheben wie etwa ein reines Blicksteuerungstraining, wie es Professor Fischer von der Universität Freiburg entwickelte. Suchodoletz kritisiert an den positiv verlaufenen Studien von Tewes (2003) oder Kujala (2001), dass die Studien Elemente enthielten, die zusätzlich zum positiven Ergebnis beigetragen habe könnten.
In der Praxis wird kein Therapeut ein isoliertes Blicksteuerungstraining oder ein isoliertes Low-Level-Training
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anbieten, sondern solche Elemente in ein umfassenderes Trainingsprogramm einbauen. Tatsächlich ist die spezielle, von Warnke entwickelte, Methode zur Therapie von Lese- Rechtschreibstörungen ein Kompositum verschiedener Trainingseinheiten, die gezielt die in einer präzisen Befundung beobachteten Defizite des Kindes im Bereich des Sehens, Hörens und der Motorik trainieren. Im Verlaufe einer solchen Therapie werden selbstverständlich auch Übungen zum Transfer auf die Leistungsebene Bestandteil sein.
Es kann als erwiesen gelten, dass lese-rechtschreibschwache Probleme mit auditiven Problemen und Problemen der Zeitverarbeitung gemeinsam auftreten. Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass insbesondere ein Problem der zeitlichen Verarbeitung von auditiven Reizen den Problemen lese- rechtschreibschwacher Kinder zugrunde liegen könnten, was den Einsatz eines Trainingsgerätes wie z.B. den Brain Boy der Firma MediTECH nahe legt.
Kurzzeitmerkfähigkeit
Während die gesprochene Sprache Element des Menschseins überhaupt ist und ebenso sicher und genetisch vorbestimmt erlernt wird, wie das Gehen oder Aufrecht Stehen, ist die Schriftsprache ein vergleichsweise junges Ausdrucksmittel der Menschheit, das offenbar eine größere Abstraktionsfähigkeit verlangt, als es den frühen Menschen möglich war. Insbesondere die von den Griechen entwickelte Lautschrift verlangt eine große Analyse- und Synthesefähigkeit, die nicht ursprünglich zum Repertoire der menschlichen Fähigkeiten gezählt haben kann. Jedem gesprochenen Laut ein Zeichen zuzuordnen und das gesprochene und flüchtige Lautgebilde in ein Zeichensystem bannen, das das zeitliche Überdauern von Nachrichten in ihrem Lautcharakter möglich macht, erfordert ein Höchstmaß an intellektueller Durchdringung eines quasi natürlichen Prozesses, des Sprechens. Dass eine solche Kulturtechnik mit der Zeit wie selbstverständlich von vielen Menschen beherrscht wird, ist ein erheblich jüngeres Phänomen, dass man die Schriftsprache standardisiert und eine einheitliche Schreibweise verlangt, ist allerneuesten Datums.
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Nun allerdings wird nicht mehr nur die Lautanalyse verlangt und das Umsetzen in erlernte Lautzeichen sondern auch das in Verbindung Bringen mit einem gespeicherten allseits anerkannten Wortbild - und das bei einem Wortschatz, der einige tausend Wortbilder beinhaltet. -
Eine Sprache erlernt fast jeder Mensch auf natürliche Weise, selbst das taubstumme Kind entwickelt unter anderen taubstummen Kindern eine grammatikalisch ausgeformte Sprache. Dass die Sprache bei manchen Kindern deutlich gestört ist, ist durch anatomische Besonderheiten oder frühkindliche Hörstörungen sowie Beeinträchtigungen des auditiven Zentrums im Gehirn wohl hinreichend zu erklären, dass solche Kinder auch erhebliche Probleme haben, die Schriftsprache zu erlernen, liegt allein schon daran, dass zu den im Schulunterricht vermittelten Graphemen nicht ausreichend gespeicherte Engramme von Lauten vorhanden sind. Dass aber die zeitliche Verarbeitung von auditiven oder visuellen Signalen bei manchen Kindern verlangsamt ist, die nur wenige andere Symptome zeigen, die aber auf Grund dieser verlangsamten Reizverarbeitung Probleme haben, die Schriftsprache zu erlernen, ist eine neuere Theorie, die auf messbaren und nachweisbaren Phänomenen fußt. Probleme bei der zeitlichen Verarbeitung von Reizen beeinträchtigen die Geschwindigkeit und Exaktheit der Lautanalyse ebenso wie das Festhalten von auditiven Signalen im Kurzzeitgedächtnis wodurch die Sinnentnahme von Texten und die Umwandlung dieses gehörten Textes in einen geschriebenen Text, der gespeicherte Wortbildern entsprechen und der grammatikalisch richtig und leserlich geschrieben sein soll, erschwert wird. Wenn keine völlige Automatisierung in dieser Kette von abzurufenden kognitiven und physiologischen Handlungen erreicht ist, muss dieser Prozess scheitern.
Dazu Snowling (1987)
„If poor readers are worse at detecting frequency change, they should be worse at phonological analysis. Proficient readers can read pseudo nonsense words, such as tegwop even though they are totally novel, because they can sound on the letters one by one. But anybody with poor phonological skills who cannot retrieve letter sounds quickly and accurately is going to be slower and make more
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errors, when attempting to read nonwords, thus this nonsense word reading best is a very good measure of phonological ability”
Ergänzend können wir sagen, dass die Probleme beim Lesen von sinnlosen Wörtern, die bei fast allen lese-rechtschreibschwachen Kindern zu beobachten sind, eine Folge einer durchgehenden Automatisierungsproblems sind, das sich zuerst in der erhöhten Ordnungsschwelle zeigt, die dazu führt, dass die Lautanalyse bis in höhere sprachliche Ebenen beeinträchtig ist.
Jorm et al (1984) testete die Gedächtnisfähigkeit von 5 jährigen Schulbeginnern. Die Kurzzeitmerkfähigkeit zeigte sich als Merkmal, wer wie gut in der Schule wird, unabhängig von anderen Größen wie dem IQ oder der Lesefähigkeit.
Mann und Liebermann kamen 1984 zu dem gleichen Ergebnis. Ellis behauptete 1991, dass die mangelhafte Lesefähigkeit das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtige. Frick (1984) und Rack (1985) behaupteten, dass Wissen und Buchstaben die Basis für die Erinnerung sind. Studien von Badeley (1966) und Conrad (1964) mit sich reimenden und nicht reimenden Phonemen ergaben, dass phonologische Phoneme im inneren Kurzzeitgedächtnis länger gespeichert werden als ungeordnete. Anfänglich dachte man, lese- rechtschreibschwache Kinder benutzten keinen phonologischen Code, doch beim Vergleich mit jüngeren Kindern, die normal lasen, zeigten sich keine Unterschiede. „Auch LRS Kinder merken sich Reime besser, aber sie sind nicht so effizient wie andere Kinder.“(ebenda)
In der Praxis zeigt sich, dass das Lesen das Kurzzeitgedächtnis für sinnfreie Wörter nicht verbessert. Kinder, die Schulprobleme haben, fallen dadurch auf, dass sie sich maximal drei sinnfreie Silben merken können. Wenn das Kind sich nur drei sinnfreie Silben merken kann, hat es mit großer Sicherheit deutliche Schulprobleme. Wie oben angemerkt ist die zeitliche Verarbeitung von auditiven Signalen bei betreffenden Kindern verlangsamt, was das Problem der schlechten Kurzzeitmerkfähigkeit sinnfreier Laute deutlich erklärt. Offensichtlich ist aber diese beeinträchtigte Kurzzeitmerkfähigkeit zumindest ein Indiz für eine Beeinträchtigung der weiteren Sprachverarbeitung. Informationen werden nicht adäquat ausgewertet, die Adaption gelingt nicht und
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das Umwandeln von Sprache in Schriftsprache gelingt nicht. Eine Merkfähigkeit von 5 sinnfreien Silben ist dagegen fast schon ein Garant für gute Schulleistungen. Da ein geeignetes Training, wie es Warnke vorschlägt, die Kurzzeitmerkfähigkeit deutlich verbessert, ist die Behauptung, das Lesen sei für eine solche Verbesserung nötig, widerlegt. Im Gegenteil wird sich ein solchermaßen beeinträchtigtes Kind eben wegen dieser durchgängigen Problematik leseunwillig zeigen. Erst die Verbesserung der Voraussetzungen führt zu Fortschritten beim Lesen.
Frith vermutete 1985, dass lese-rechtschreibschwachen Kindern der Sprung vom logographischen zum alphabetischen Lesen auf Grund ihrer Probleme, Phoneme zu erkennen und zu rhythmisieren nicht gelingt. Ehris Modell zum Leseerwerb ist ein Dreischrittmodell, zuerst das visualisierte Lesen, dann das phonematische Lesen, dann das phonematische Landkartenlesen.
In der ersten Phase machen die Kinder Gebrauch von „Visual features of words“, in der zweiten von phonetischen Hinweisen, um sich Wortbedeutungen zu erschließen.
Lundberg et al zeigten, dass ein Training der phonologischen Bewusstheit die Lesefähigkeit beeinflusst. Hatcher, Hulme und Ellis fanden größere Fortschritte bei Kindern, die Lesen und phonologische Bewusstheit trainierten.

Aus der Sicht Warnkes beeinträchtigt die Low-Level Problematik die Kurzzeitmerkfähigkeit und die phonematische Diskrimination von Lauten. Nachdem nun also ein Low-Level Training die erste Phase des Trainings einleitet, folgt ein Training der Kurzzeitmerkfähigkeit mit sinnfreien Silben.
Dieses Training erfolgt in der Regel mit dem Lateral-Trainer, einem von Warnke entwickelten technischen Hilfsmittel.
Dieses bietet Kindern über Kopfhörer Musik oder Sprache an, die zwischen dem rechten und linken Ohr hin und her wandert. Die Kinder hören zuerst einen Text, der vom einen Ohr zum anderen wandert, dann lesen sie ihn entschleunigt, also sehr langsam, begleitet von der Therapeutenstimme, ins Mikrofon. Im Kopfhörer wandert die Stimme des Kindes gegenläufig zur Therapeutenstimme von Ohr zu Ohr. Im dritten Durchgang liest das Kind zeitgleich zur CD Stimme, die ebenfalls im Kopfhörer als akustisches Gegenbild zur eigenen Stimme zu hören ist und mit dieser immer wieder die Seite tauscht.

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„Das Lateral Training geht von den Erkenntnissen aus, dass Wörter interhemisphärischen Netzwerken entsprechen, die über das Corpus callosum zusammen gehalten werden“ (Pulvermüller-F, Neurobiologische Wortverarbeitung, Naturwissenschaften 82 (1995) 279-287.
Die Werbebroschüre der Firma MediTECH merkt dazu an: „Ferner ist das Corpus callosum bei LRS-Kindern häufig sowohl in seinem Querschnitt (Hynd-GW et.al. Dyslexia and corpus callosum Morphology, Arch-Neurol 1995 Jan; 52(1): 32-38) als auch in seiner Funktion (Summerfield-V, „Processing of Tactile Stimuli and Implications for der Reading Disabled“, Neuropsychiologia. 1993 Sep; 31 (9), S. 965-976) beeinträchtigt, und kann somit seinen Aufgaben der Koordination und Synchronisation beider Hirnhälften oft nur ungenügend gerecht werden. Beim Lateral Training des Corpus callosum wird eine Modellstimme in Kunstkopf- Stereofonie ständig abwechselnd beiden Ohren zugeführt. Das synchron mit dieser Modellstimme lesende oder singende Kind kann seine eigene Stimme stets von der entgegen gesetzten Seite hören und sie so mit der Modellstimme (Hörbeispiele auf der CD. Einsicht in das Warnke Verfahren“, MediTECH-Verlag, (20019, ISBN 3-932659-15-5) gut vergleichen.
Waldemar von Suchodoletz schreibt dazu:
„Als Einsatzgebiete werden neben der Lese-Rechtschreib-Störung auch Sprach-, Stimm- und Sprechstörungen, auditive- und/oder visuelle Verarbeitungsdefizite, Schwierigkeiten in der Grob-, Fein- und Graphomotorik, Gleichgewichtsprobleme, Autismus, sonstige Lernstörungen und psychosomatische Beschwerden genannt. Das Training wird überwiegend durch Logopäden, Sonderpädagogen, Ergotherapeuten und Psychologen angeboten.“
Zur Beruhigung des Herrn von Suchodoletz werden wir bemerken, dass die „Zertifizierten Lerntrainer nach Warnke“ als wissenschaftlich arbeitende Menschen, sich hüten werden, Ihre Hilfsmittel über den vorgesehenen Einsatzzweck hinaus zu mystifizieren. Das Lateral Training ist innerhalb des Warnke Verfahrens Element und Hilfsmittel des Lesetrainings und Hörtrainings. Es ist fester Bestandteil der Therapie, ohne allein schon Therapie zu sein. Der wunderbare Lateral Trainer der Firma MediTECH ist ein äußerst zuverlässiges Hilfsmittel, mit dem der gute Therapeut einem Kind ermöglich, seine eigene Stimme während des Lesevorgangs an der akustischen „Krücke“ der

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mitlesenden Therapeutenstimme zu stützen. Der dritte Trainingsdurchlauf, in dem das Kind allein zur CD Stimme liest, ist eine Therapie zur Synchronizität zwischen Gehörtem und Gesprochenem, es ist Multitasking Training und seine Wirkung kann gesteigert werden durch die Tonhöhenveredlung, die durch einfaches Zuschalten möglich ist. Dem schlecht hörenden Kind wird so oftmals erstmalig ermöglicht, bisher nicht gehörte Phoneme deutlich wahrzunehmen. Insofern kann, ergänzend zu andere Therapieformen, der Einsatz eines solchen wunderbaren Hilfsmittels durchaus ausprobiert werden. Warum sollte ein Therapeut nicht versuchen, einen Autisten über einen durch Tonhöhenveredlung besser wahrnehmbar gemachten Text zu erreichen? Es gibt viele andere Methoden, die weniger elegant sein dürften und die von bemühten Spezialisten trotzdem einmal versucht wurden.
Streit (1997) erfasste Effekte des auditiven Hemisphären- Koordinationstrainings auf die Unbehaglichkeitsschwelle und das Verhalten bei hyperkinetischen Kindern. Klicpera und Gasperger Klicpera (1996) behaupteten, dass ein solches Training zu keiner bedeutsamen Verminderung von Lese- bzw. Rechtschreibfehlern führte. Lediglich die Lesegeschwindigkeit der Kinder habe sich erhöht.
Hansen-Ketels(1997) berichtete über positive Veränderungen im Lern- und Arbeitsverhalten.
In der Studie von Tewes war es in Kombination mit dem Low- Level- Training sehr wirkungsvoll.

Suchodoletz kommt zu dem Schluss, die „Effektivität derartiger Übungen aufgrund aussagefähiger Studien...solle abgewartet werden.“ (Suchodoletz, Ratgeber LRS, (2003).
Eigene Erfahrungen in den letzten 5 Jahren bestätigen, dass das Lateral-Training, eingesetzt als Teilelement des Warnke Verfahrens, zu einer erheblichen Verbesserung der Lesefähigkeit aller betroffenen Kinder führte, während eine Verbesserung der Rechtschreibleistung durch Low-Level und Lateraltraining allein nicht beobachtet werden konnte.
Das Lateraltraining ist aber innerhalb des Warnke Verfahrens nur Bestandteil eines umfassenderen Lateraltrainings, das die Motorik und das Lesen umfasst. Tatsächlich meinen wir sagen zu können, dass es eine bestimmte Art von Lateralitätsproblemen gibt, die bei
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Kindern zu dem Gefühl führen: „Karussell“ zu fahren. Kinder berichten über plötzlich auftretende Verwirrtheitszustände und Kontrollverluste: „Plötzlich weiß ich nicht mehr wo ich bin.“ Während solche Aussagen an die Beschreibungen von Davis erinnern, der eine andere Wahrnehmungsweise anführt, die den Problemen der betroffenen Kinder zugrunde liegen, müssen wir, ganz im Gleise der übrigen, wissenschaftlichen Erklärungen für das Zustandekommen von Lernstörungen doch vermuten, dass ein Automatisierungsdefizit besonderer Art vorliegt, das diese Gruppe betroffener Kinder von anderen unterscheidet.
Oftmals ist das Kreuzen der Mittellinie erschwert. Liegende Achten werden nicht ordentlich zu Papier gebracht. Das Stehen auf dem Wippbrett links/rechts ist nicht möglich, Überkreuzbewegungen sind nicht möglich, rhythmisierende Bewegungen sind nicht möglich, Multitasking Handlungen sind erschwert. Solche Kinder sind oft hypoton und haben eventuell zusätzlich Sehprobleme.
Es liegt bei solchen Kindern kein generelles Rechtschreibproblem vor, aber sehr wohl ein partielles, das zeitweise auftritt. Auch werden gelesene Texte nicht gut verstanden, Silben nicht gut behalten. Rechnen klappt oft sehr gut. Aber nicht bei gleichzeitig durchgeführten Bewegungen.
Wir haben hier einen ganzen Strauß voller Probleme, die auf eine unzureichende Hemisphärenkoordination hindeuten.
Dennison schreibt 1997: Ein homolateraler Mensch (Ein Mensch bei dem die Zusammenarbeit der Hirnhälften nicht gut funktioniert.) ist begrenzt auf eine „einseitige“ Denkweise. Er hat zu einem gegebenen Zeitpunkt jeweils zu einer Gehirnhemisphäre Zugang“ „Das Abblocken der rechten Gehirnhälfte beeinträchtigt Lesen und Schreiben.“ (Dennison, 1994) „Da es den Text nur mit dem rechten Auge aufnimmt, aktiviert es entsprechend nur die linke Gehirnhälfte und seine analytische Leistung. Die Fähigkeit der rechten Gehirnhälfte, Wörter als Ganzes zu erkennen, liegt dadurch weitgehend brach. Dem Kind gelingt das Lesen zwar, aber nur langsam und mit großer Mühe. Würde das Kind hingegen nur mit seinem linken Auge lesen, wird es vermutlich darauf angewiesen sein, zu erraten, ob es sich um ein Haus oder eine Maus handelt. Die rechte Gehirnhälfte, die durch das Wahrnehmen des linken Auges aktiviert wird, begnügt sich nämlich mit einem Gesamteindruck des Wortes und findet die genauen Einzelheiten nicht weiter interessant.“(Innecken 2000)

Linke Hemisphäre
-Erzeugung rasch wechselnder Bewegungsmuster bei feinmotorischen Aufgaben
- Erzeugung rasch wechselnder Bewegungsmuster für das Sprechen
- Verarbeitung rasch wechselnder auditiver Muster
- Verarbeitung serieller Muster, Merkmale werden in Teile zerlegt und wieder zusammengesetzt

- Sprachdominanz, dh. Fähigkeit zur semantischen Unterscheidung
Rechte Hemisphäre
-Verarbeitung von Informationen, um raum- zeitliche Muster und Beziehungen zu erkennen - Verarbeitung gleichzeitiger, also parallel ablaufender Informationen (synthetische Wahrnehmung im Gegensatz zur analytischen der linken Hemisphäre
(Springer und Deutsch 1987)
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Die beiden Gehirnhälften, die sich ja spezialisieren müssen, die aber koordinieren über das Corpus callosum und die Commissura anterior*, die Nervenbänder, die die Hirnareale vernetzen, haben durchaus unterschiedliche Aufgaben und Funktionen. Während die linke Gehirnhälfte als der analytische Teil für Sprachproduktion, Logik und Ordnung quasi die männliche Seite repräsentiert, ist die rechte Gehirnhälfte als die musischere, ganzheitlichere, soziale Kompetenz beherrschende Gehirnhälfte sozusagen der weibliche Teil. Die Ehe zwischen beiden Teilen des Gehirns erfolgt über das Corpus callosum und die anderen erwähnten Nervenverbindungen. Wie in jeder guten Ehe sollten beide Partner Teilaufgaben übernehmen und Zuständigkeiten entwickeln, im konkreten Handeln aber zusammen arbeiten und sich nicht gegenseitig störend beeinflussen.
Eben das ist aber vermutlich die Ursache der plötzlich auftretenden Verwirrung mancher Kinder. Es kommt zu einem Fehler in der Handlungsplanung und Handlungsdurchführung.
„Der Balken ist nicht nur ein einfaches Transportsystem sensorischer Informationen, sondern er hat auch die Funktion, der jeweils anderen Hemisphäre die erarbeiteten Erkenntnisse mitzuteilen (Springer und Deutsch 1987, Eccles 1987)

Der Hirnforscher Ernst Gschwend schreibt in seinem Buch: „Neurophysiologische Grundlagen der Hirnleistungsstörung, 2000) „Das Sprachsystem stellt...ein Doppelsystem dar...Für das Sprachverständnis hat sich beim Rechtshänder streng linksseitig eine rezeptive Neuronenpopulation – der sprachakustische Rezeptivanteil – ausdifferenziert, der die über das akustische Wahrnehmungssystem doppelseitig ins Globalsystem eingelaufenen akustische Sprachmuster aus dem Globalsystem herauskopiert und mit gleichartige Wortengrammen im Gedächtnis ergänzt. An das Globalsystem zurückgegeben werden, die ergänzten Muster in ihrer Bedeutung verstanden... Es entstehen die akustisch-sensomotorischen Sprechpläne...Hinzu kommt eine musische Komponente für die Prosodie und zumeist auch eine emotionale. Nun reagiert der viel weiter vorne, präzentral liegende Sprachexpressivanteil, indem er ...in die Phoneme aufgliedert und an die extrapyramidalen und pyramidalen Motoneurone beider Hemisphären (für die andere Seite über den Balken) weitergibt.“ Über das Schriftsystem schreibt der gleiche Autor: „Also besteht auch dieses System aus 2 RK- Einheiten (einer schriftvisuellen und
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Verbindung zwischen den Hemisphären auch über Augenkreuzung, homolateral, doppelt gekreuzte Fasern im Stammhirn, Verbindungen des Hippocampus

einer sensomotorischen) sowie aus einem expressiven Anteil, die beim Rechtshänder ebenfalls linksseitig angelegt sind.“ (ebenda) Der Neurowissenschaftler bestätigt also die notwendige Zusammenarbeit von Hirnarealen, die oftmals zur Realisation komplexer Aufgaben schnell zusammenarbeiten müssen. So ist das Sprachzentrum bei den meisten Menschen linksseitig organisiert, der prosodische Anteil, also die Sprechmelodie liegt aber contralateral rechts.
„Wie es beim Rechtshänder auf der linken Seite zwei verbale Kommunikationssysteme gibt (Sprache und Schrift), so gibt es, spiegelbildlich dazu auf der rechten Seite betont, zwei nonverbale Kommunikationssysteme, und zwar ein
- akustisch musisches (Musik) und ein
- visuell- musisches (Malerei, Bildhauerei, Architektur)“

(Gschwend, ebenda)
Natürlich ist eine solche Simplifizierung der Organisation von komplexen neuronalen Vorgängen nur ein Hilfsmittel. Tatsächlich kommt die Hirnforschung immer mehr zu dem Schluss, den der aufmerksame, sich selbst und sein Verhalten beobachtende Mensch, lange schon gezogen hatte. Die komplexen Vorgänge beim Sprechen, Lesen und Rechnen sind zwar in bestimmten Populationen von Neuronen lokalisierbar, doch werden immer auch andere Bereiche des Gehirns bei Vorgängen des Lesens, Schreibens oder Sprechens aktiviert. So z.B. beim Lesen auch okkzipitale Regionen, die dem Sehen zugeordnet werden. Entscheidend dürfte also neben der gut automatisierten Zusammenarbeit der Hirnhälften generell die schnelle, also gut automatisierte Verbindung verschiedener Hirnareale sein. Wie aber kommt es zu einer schnelleren Verbindung der Hirnareale? Durch Training. Jede Form der regelmäßigen Aktivierung bestimmter neuronaler Verbindungen führt über eine Myelinsierung zu stabileren und schnelleren Nervenverbindungen. Vielleicht ist eben dieser Prozess das, was wir Automatisierung nennen.
Als Hauptursache von Störungen nennt Gschwend
- organische Schäden, die zumeist schon vor der Geburt entstehen
- Fehlansprechbarkeiten in der Wechselbeziehung zwischen dem Globalsystem und den Teilsystemen (Psychopathien)
- zu viel Bahnung (Erethismus)
- zu viel Hemmung (Autismus)
- ungünstige Umwelteinwirkung (Neurosen und Psychosomatosen)

Myelinisierung:
Nervenfasern können von isolierenden Myelinscheiden umgeben sein oder nicht. Sind sie es nicht, leiten sie Aktionspotentiale mit maximal 3 Metern pro Sekunde, also recht langsam...Die Isolierung von Nervenfasern mit Myelin führt zur Zuname der Geschwindigkeit der Nervenleitung auf bis zu 110 Meter pro Sekunde. (Spitzer 2007)
Myelinisierung kennzeichnet Entwicklung: Neugeborenes: Nur primäre sensorischen und motorische Areale myelinisiert,
danach: sekundäre Areale,
in der Pubertät erst die Bahnen zum Frontalhirn.
Durch Training kommt es zu neuer Myelinisierung (ebenda)
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- schwache Veranlagung und Entwicklungsrückstand
Tatsächlich werden in der Praxis zwei grundlegende Probleme bei betroffenen Kindern eine erste Klassifizierung der Probleme gestatten:
Entweder zu viel Hemmung oder zu viel Aktivierung. Das eine Kind ist hyperkinetisch, hyperton und eventuell hyperaktiv, das andere energiearm, hypoton, langsam und in der Aufmerksamkeit gestört.

In jedem Falle ist ein kreuzlaterales Training, wie Dennison es vorschlägt, und wie Warnke es in Gestalt des Lateraltrainers für das auditive System entwickelt hat, fester Bestandteil des Warnke Verfahrens.
In einer Effektivitätsstudie überprüften Klicpera und Gasteiger- Klicpera (1996) ein komplexes Trainingsprogramm, das neben edu- kinestetischen Übungen ein auditives Training und ein Lesetraining beinhaltete. Nach dem Training hatte sich die Lesegeschwindigkeit verbessert. Cammisa überprüfte 1994 den Einfluss von kinesiologischem Training auf Kinder und stellte eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit fest. Khalsa berichtete 1988 über positive Effekte der Lateralitätsbahnung auf die Grobmotorik. Eine Pilotstudie von Donczik (1994) stellte Wirkungen eines Lateralitätstrainings auf die Lernfähigkeit, die kognitive Geschwindigkeit, das Gedächtnis, sowohl das verbal-auditive, als auch das visuelle fest.
Suchodoletz merkt an, dass Kinder, denen der Balken fehlt oder denen er durchtrennt wurde weder Lese-Rechtschreib-Störungen noch andere Lernstörungen aufwiesen. Dem möchte ich hinzufügen, dass eines der von uns behandelten Kinder eben an einer solchen Anomalie von Geburt an leidet, ohne deshalb im Bereich des Lesens oder Schreibens auffällig zu sein. Das bedeutet aber nur, dass das Gehirn, speziell in jungen Jahren, eine enorme Plastizität besitzt, die es erlaubt, benötigte Funktionen zu verlagern. Entscheidend dürfte die Bahnung sein, die es verschiedenen Hirnarealen erlaubt, schnell zusammen zu arbeiten. Diese aber, und das ist fast schon eine Binsenweisheit, ist durch Training zu beeinflussen, wobei es nicht schaden kann, die normale Reihenfolge der Entwicklungsschritte zu kennen, da Automatisierungen, wie bereits erwähnt, aufeinander aufbauen, was eventuell mit einer bestimmten Richtung der Vernetzung zu
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tun hat. Wenn bestimmte neuronale Vernetzungen gelegt sind, so dass Routinen abrufbar sind, die quasi reflexhaftes Handeln ermöglichen, wird eventuell auf diesem Netz aufbauend neue Vernetzung betrieben, so dass Grundlagen zu allen höheren Tätigkeiten als manifeste Netzwerke im Gehirn beschrieben werden können. Die Existenz von genialen Wissenschaftlern, deren neuronale Netzwerke teilweise nicht mehr funktionieren, (Steven Hawkins) lässt vermuten, dass das Gesamtsystem flexibler ist, als man erwartet. Trotzdem ist es bei den Kindern, über die wir hier berichten, auffällig, das bestimmte basale Funktionen wie etwa die Blicksteuerung, die Tonusreglation, das Gleichgewicht, das auditive Wahrnehmungssystem usw. nicht wie bei anderen Kindern funktionieren.
Da bestimmte Funktionen wie etwa die Blicksteuerung und die Tonusregulation mit dem vestibulären System zusammenhängen das in dieser Konstellation mit Sicherheit das frühere, also zugrunde liegende System darstellt, ist es nicht weiter verwunderlich, dass fast alle mit Lernstörungen befassten Autoren ein Training der Motorik, mit dem Ziel, basale Wahrnehmungssysteme wie das vestibuläre System zu aktivieren, vorschlagen. In gewisser Hinsicht zählt auch das motorische Lateralitätstraining zu diesen sinnvollen Übungen. Beobachtet wird ja, dass Kinder, die an Lernstörungen leiden, fast immer Probleme haben, kreuzlaterale Übungen durch zu führen. Als Warnke Therapeuten arbeiten wir viel mit dem Wippbrett, bei dem diese Kinder oftmals große Schwierigkeiten beim Stehen auf der Wippe haben, wenn diese eine Ausbalancierung zwischen links und rechts verlangt. Auch werden Probleme beim Malen liegender Achten beobachtet, bei denen der Übergang von der einen steuernden Hemisphäre zur anderen offensichtlich manchen Kindern nicht gelingt. Auch das Malen von Schlaufen, bei dem das Kind mittig vor dem Blatt sitzen bleiben muss, zeigt, dass Schwierigkeiten bei den Übergängen zwischen links und rechts und umgekehrt eher die Regel als die Ausnahme bei von Lernstörungen betroffenen Kindern sind. Dass weitere motorische Probleme zu beobachten sind, soll hier nicht verschwiegen werden.
Trotzdem ist eine besondere Gruppe von lerngestörten Kindern auffällig, über die weiter oben bereits berichtet wurde. Dieses spezielle Störungsbild, das ich partielle Verwirrtheit nennen würde, geht immer einher mit starken Lateralitätsproblemen, die
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verschwinden, wenn ein ausgeprägtes Lateraltraining begonnen wird: Überkreuzbewegungen, Malen liegender Achten, Warnkes Lateraltraining, aber auch eine Therapie der Restreaktionen oder persistierenden frühkindliche Reflexe, die Winfried Scholz, aber auch Dr. Gündel, der letztere in Anlehnung an Sally Goddard und andere, für das Warnke Verfahren entwickelt haben, wobei ich interessierten Lesern das äußerst überzeugende Buch: Neuromotorische Regulationsstörungen im Kindesalter von Wolfgang Gündel und Elke Reiter empfehlen will, das über die MediTECH bezogen werden kann. Ein den Eltern fast immer ausgehändigtes Trainingsprogramm ist das FLEXI Programm von Winfried Scholz, in dem Übungen zur Therapie der gleichen Störungen vorgestellt werden. Das FLEXI Programm wird für kaum mehr als 10 € über die Firma MediTECH vertrieben.
Ein Training für lerngestörte Kinder (Lese-Rechtschreibschwäche, Rechenschwäche, Legasthenie) muss immer ein solches motorisches Training enthalten.
Zum psychomotorischen Training schreibt Suchodoletz: „In einer kontrollierten Studie wurde der Effekt des psychomotorischen Trainings auf die Rechtschreibleistung, Motorik, emotionale Stabilität und soziale Integration überprüft...In beiden Therapiegruppen wurde sowohl eine Verbesserung der Rechtschreibleistung als auch der motorischen Fähigkeiten erreicht.“ Er kommt er zu dem Schluss, dass psychomotorische Übungen als Ergänzung zu einem LRS Training sinnvoll sind.

Wir ergänzen: Die Übungen der Greizer Programms zur Integration der persistierenden frühkindlichen Reflexe, das Dr. Gündel et al. entwickelt haben und in ihrem oben erwähnten Buch vorstellen, sollte in einem umfassenden Trainingsprogramm nach Warnke nicht fehlen. Leider ist es für den Therapeuten oftmals nicht leicht, eine Turnhalle anzumieten. Im Normalfall bleibt die Therapie also auf die mehr oder weniger engen Praxisräume beschränkt. SI Therapeuten verfügen in der Regel über Übungsräume und viele Materialien. Der Warnke Therapeut aber muss sich mit Lateral Trainer, Wippbrett, Karussell, Balken, Walze u.ä. begnügen. Eine Beschränkung der räumlichen Möglichkeiten muss aber nicht zu einem Mangel in der Therapie führen. Das Wippbrett Programm und das Flexi Programm von Winfried Scholz ermöglichen die Integration der notwendigen psychomotorischen Übungen in den Rahmen der Warnke-Therapie, wobei Teilbereiche des Trainings
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an die Eltern zu delegieren sind. Eine tägliche Gymnastik, wie sie Gündel ergänzend vorschlägt, oder wie sie Scholz als gut häuslich durchführbares Übungsprogramm entwickelt hat, gehört bei uns immer zu den Trainingsvorschlägen, die den Eltern nach der Befund zugehen.
Visuelle Probleme:
Stein/Talcott und Witton führen die LRS zum großen Teil auf visuelle Probleme betroffener Kinder zurück.
„Reading problems are a consequence of impairment development of a system of large neurons in the brain (magnocells) that is responsible for timing sensory and motor events, and we will argue that their proper development is essential for reading...this leads to the possibility of a very simple treatment. If an important problem is that the two eyes images tend to cross over each other and thus confuse the child then simple blanking one eye when reading should help.”
Die Autoren beschreiben, dass Kindern mit Leseproblemen auf Grund einer anatomischen Besonderheit das geordnete Erkennen von visuellen Eindrücken nicht gelingt, wodurch das Lesen erschwert wird. Durch das Abdecken eines Auges konnte dieses Problem überwunden werden. Professor Fischer von der Universität Freiburg hat die erheblichen Probleme von lese- rechtschreibschwachen Kindern bei der Blicksteuerung festgestellt. Insbesondere sind Probleme bei den Anti Sakkaden zu beobachten, die von der Steuerung des Blicks im Frontalhirn ausgehen. Professor Fischer hat ein Blicksteuerungstrainingsgerät entwickelt, das vom Blicklabor Freiburg an Therapeuten verliehen wird. Das Überprüfen der Blicksteuerung ist auch Bestandteil des Warnke Verfahrens, wobei Warnke aber auch die Probleme der Blicksteuerung als Folge von Automatisierungsdefiziten bezeichnet. In der Praxis haben wir mit der von Warnke entwickelten Lateralbrille getestet, inwieweit die Lesefähigkeit differiert, wenn ein Auge, wie in den Ausführungen von Stein/Talcott vorgeschlagen wurde, abgedunkelt wird. Tatsächlich waren Effekte erkennbar. Die Autoren machten eine physiologische
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Besonderheit bei den betreffenden Kindern als Ursache aus, was eine Therapie erschweren würde.
Dass visuelle Probleme mit den persistierenden Reflexen zusammenhängen können, ist wohl erwiesen. So führt der tonische Labyrinthreflex, der normalerweise etwa vier Monate nach der Geburt zurückgebildet wird, bei seinem Fortbestehen zu visuomotorischen Dysfunktionen, die Dr. Gündel als Probleme in der Raumwahrnehmung und Figur-Grundwahrnehmung beschreibt. Tatsächlich haben Kinder, bei denen in der Befundung ein persistierender TLR festgestellt wurde, fast immer Sehprobleme.
„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei einer Persistenz eines TLR Entwicklungsschwierigkeiten in der Gleichgewichtsregulation zu verzeichnen sind (Ayres 1984, Kesper/Hottinger 1994, Goddard 2000) Dies hat wiederum erheblichen Einfluss auf die Propriozeption...Außerdem treten okulomotorische Fehlfunktionen auf, die den Heranwachsenden teilweise enorme Probleme in der Raum-, Zeit- und auch in der Formwahrnehmung bescheren.“ Gündel, Reiter in Neuromotorische Regulationsstörungen im Kindesalter, MediTECH 2007)
Ebenso beeinflusst der persistierende ATNR, der Asymmetrische Tonische Nackenreflex, das Sehen, führt er doch zu „visuomotorischen Mängeln beim Verfolgen eines Gegenstandes über die Gesichtsmitte hinaus (Augensprünge).“ (ebenda)
Der STNR (Symmetrische Tonische Nackenreflex) vervollständigt die persistierenden Nackenreflexe, die als Ursache von Sehproblemen in Frage kommen könnten. Hierzu heißt es bei Gündel „Ungenaues Fokussieren bei häufig wechselnden Sehentfernungen.“ (ebenda)
Wie bereits erwähnt lassen sich aber nicht alle visuellen Probleme bei von Lernstörungen betroffenen Kindern auf vordergründige motorische Probleme zurückführen. Stein, Talcott und Witton beschreiben, dass Kindern mit Leseproblemen auf Grund einer anatomischen Besonderheit das gesteuerte Erkennen von visuellen Eindrücken nicht gelingt, wodurch ihnen das Lesen erschwert wird.
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„Using these random dot kinematograms we have shown that two thirds of dyslexics have higher than normal threshold for perceiving coherent motion- they have reduced magnocellular sensitivity (Cornelissen et al.1994; Talcott et al. 1998, 2000a,b)
Zur Abgrenzung von phonologischen Ursachen für LRS erklären sie (ebenda):
“Visual motion sensitivity correlates highest of all with this orthographic task and with spelling ability. In fact we have shown that visual motion sensitivity can by itself account for over a fifth of the variance in children’s literary skill. Furthermore after statistically controlling for covariance between orthographic and phonological skill, we found that visual motion sensitivity continued to account for unique variance in orthographic skill that phonological ability could not account for. In other words these results provide strong evidence that visual motion sensitivity plays an important role in determining how well children can develop the visual skills required for reading”
Das magnozellulare System sorgt nach Meinung der Autoren gewöhnlich für eine Unterdrückung unwillkürlicher Augenbewegungen.
„In dyslexics this wobble during attempts to fixate is much more marked (Eden et al. 1994)
Die Fixationsprobleme, die ausgelöst werden von Schwächen der magnozellularen Systems, gelten den Autoren als bedeutende Ursache für Leseprobleme. Zwischen den Sakkaden fixieren sich die Augen immer wieder auf das zu lesende Wort. Das die Augenbewegungen unterdrückende, Bewegungssignal der Retina, das über das magnozellulare System läuft, fehlt, und es kommt zu unerwünschten Augenbewegungen. Das Kind hat das Gefühl, die Buchstaben „wandern“. Eine gute Rückmeldung über Augenbewegungen würde diesen Effekt verhindern.
Die Arbeitsgruppe um Professor Fischer bestätigt diese Ausführungen. Sie fand Häufungen unwillkürlicher Augenbewegungen (Ausführung von Anti Sakkaden) die bei 20- 50% aller LRS Kinder beobachtet wurden.
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Als Ursachen für Störungen in der Blicksteuerung werden von Professor Fischer et al. (1998) Dysfunktionen des Stirnhirns angenommen, von Nicholson et al. (1999) Defizite der Kleinhirnfunktion.
Trainiert wird die Blickmotorik durch Computerprogramme (bei uns durch den Blicksteuerungstrainer der Medienwerkstatt Mühlacker)
Nach dem Training zeigten LRS-Kinder in Studien (Fischer, Hartnegg, 2000) etwa die gleichen Leistungen wie unauffällige Kinder.

Fischer (2001) und Wert (2001) berichten über Therapieerfolge bei zwanzig Kindern. Bei fast jedem zweiten Kind wurde innerhalb einer halben Stunde durch Training der Blicksteuerung eine erhebliche Verbesserung der Leseleistung erreicht.
Das Computerprogramm Audilex der finnischen Forschergruppe um Professor Kujala, das zum Preis von ca. 50 € im Internet angeboten wird, trainiert eine Kombination von Blicksteuerungs- und phonologischen Aufgaben. In der Praxis hat sich dieses Programm als Ergänzung und Abwechslung zum Low-Level- Training gut bewährt.
Da das Blicksteuerungstraining zu Erfolgen führt, scheinen die beobachteten Besonderheiten im magnozellularen System nicht unbeeinflussbar zu sein.
Die Winkelfehlsichtigkeit oder das latente Schielen werden ebenfalls als Mitursachen der LRS diskutiert. Dabei werden als Ursache der Instabilität der binokularen Fusion ebenfalls Defizite im magnozellularen visuellen System angenommen (Stein et al. 2000), Suchodoletz 1999)
Wenn die Sehachsen geringfügig voneinander abweichen, wird durch eine Veränderung der Spannung der Augenmuskulatur die Fehlstellung automatisch korrigiert, sobald beide Augen ein Objekt gemeinsam fixieren.
„Seltener wird die Korrektur nicht durch einen Ausgleich über eine Veränderung der Anspannung der Augenmuskulatur vorgenommen, sondern durch eine Verschmelzung der unterschiedlichen Seheindrücke zu einem Bild durch visuelle
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Verarbeitungsprozesse im Gehirn.“ (Suchodoletz, Ratgeber LRS, 2003)
„Nach Auffassung der Befürworter eines Trainings des beidäugigen Sehens zur Behandlung einer LRS geht eine motorische Fusion mit verstärkter Anstrengung einher und führe zu schneller Ermüdung beim Lesen, zu Augenreiben und Kopfschmerzen. Die Anstrengung sei den Kindern anzumerken, da sie beim Lesen die Augen reiben, blinzeln, die Stirn runzeln, helles Licht vermeiden und feinmotorischen Anforderungen (Schreiben, Basteln, Malen) aus dem Weg gehen. Die Korrektur eines latenten Schielens durch sensorische Fusion führe zu einer subjektiven Sehunruhe...zu Doppelbildern, Problemen beim räumliche Sehen...Kinder lesen nur mühsam, verlieren schnell die Zeile...gehen sehr nah an den Lesetext heran, halten den Kopf schief, können keinen Ball fangen usw.“ (Suchodoletz, ebenda)
Im erweiterten Prüfablauf testen Warnke Therapeuten ob ein Verdacht einer solchen Störung vorliegt. Bei einem Verdacht werden die Kinder zu einem geeigneten Augenoptiker oder zu einem Augenarzt, der die Korrektur der Winkelfehlsichtigkeit nicht per se ablehnt, überwiesen.
Tatsächlich gibt es Berichte über gute Erfolge nach der Korrektur durch eine so genannte Prismenbrille.
Suchodoletz merkt an, dass die Korrektur der Winkelfehlsichtigkeit durch eine Prismenbrille eventuell nicht unproblematisch ist: „Bei einer Winkelfehlsichtigkeit besteht nach Prismenbrillenverordnung die Gefahr, dass das Gehirn den alten Fehlwinkel, an den es sich gewöhnt hatte, wieder einstellt. Dadurch nimmt der Schielwinkel im Laufe der Zeit zu und die Prismenstärke muss ständig nach oben korrigiert werden (Schäfer 1998) ...der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands warnt deshalb nachdrücklich vor einer Prismenbrilleverordnung zur Behandlung einer Lese-Rechtschreib- Störung.“
Wir merken an, dass uns nicht ganz wohl war, bei den drastischen Maßnahmen zur Korrektur der Winkelfehlsichtigkeit, bis hin zu Operationen, die von der Therapeutin, zu der wir die Kinder anfänglich zur Abklärung überwiesen (Augenoptikerin), in Einzelfällen eingeleitet wurden. Insbesondere der Fall eines
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„Bei der zentralen Fehlhörigkeit handelt es sich um eine Hörstörung, die durch Funktionsstörungen der zentralen Hörbahn und der primären Hirnrinde verursacht wird. Die Betroffenen fallen bei den üblichen Hörtests nicht auf, da die Form der Hörstörung nicht mit einem Hörverlust einhergeht, sondern die Hörqualität beeintrrächtigt. Eine erhebliche Empfindlichkeit gegenüber Störgeräuschen, eine Erhöhung der Unterschiedlichkeitsschwellen hinsichtlich des Schallpegels und der Tonhöhe, eine gestörte zeitliche Verarbeitungskapazität des Gehörs und eingeschränktes Richtungshören sind Symptome einer zentralen Fehlhörigkeit. Je nach Schwere können bei Kindern ein geringes Zuhörvermögen, Sprachverständnisschwierigkeiten und Schwächen beim Differenzieren von Lauten oder andere Formen von auditiven Wahrnehmungsstörungen verursacht werden. Oft gehen bei Kindern mit schwerer zentraler Fehlhörigkeit Entwicklungsstörungen der Laut- und Schriftsprache einher“
(Wurm-Dinse Krankenhaus Geresheim, Düsseldorf, in Kinder-Jugendpsychatrie 1995)
Klienten, der recht gut lesen und schreiben konnte, dessen Mutter aber eine Überprüfung des Sehwinkels wünschte, woraufhin eine so stark ausgeprägte Winkelfehlsichtigkeit diagnostiziert wurde, dass der 14- jährige Junge operiert wurde, obwohl keine eindeutigen Symptome bestanden hatten, bereitete Unbehagen. Dieser Einzelfall beeinflusste mich dahin, dass ich zur Abklärung eine Augenärztin suchte, die meines Erachtens recht differenziert mit der Thematik umgeht. Die operative Korrektur verlief aber unproblematisch und mein Klient steht heute vor dem Realschulabschluss. Es ist mir auch kein konkreter Fall bekannt, in dem eine Prismenbrille zu Schäden geführt hätte. Manche Kinder berichten über Verbesserungen für Ihre Lebensqualität durch die Prismenbrille. Andere ziehen die Brille erst gar nicht an, weil das Tragen ihnen unangenehm ist, oder weil sie keine Verbesserung bemerken. In diesem Bereich kann der Warnke Therapeut nur beratend tätig sein. Unsere Aufgabe ist es, bei den Kindern, die unter Lernstörungen leiden, fehlende Automatisierungen aufbauen. Sobald die beobachteten Probleme in einem Fachgebiet liegen, in dem andere Therapeuten zu Hause sind, sollten wir uns nicht scheuen, zu delegieren. So ist es allgemein üblich unter Therapeuten und zu der Ausgestaltung des Warnke Verfahrens als ganz eigene Therapieform gehört die deutliche Abgrenzung gegen andere Therapieformen, die ihre ganz eigene Störungsproblematik mit ihren Methoden bearbeiten und in deren Kompetenzen wir nicht hineinregieren können und wollen.
Es soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass auch die oftmals unterschätzten Mittelohrentzündungen zu visuellen Problemen führen können. Wir beziehen uns auf einen Artikel von Andreas Fischer in Ergotherapie, Zeitschrift für angewandte Wissenschaft (2000)
„Schon in der Gruppe der Kinder mit mindestens einem leichten Verlauf (einer Mittelohrentzündung) stieg der Mittelwert der Scores der Augenverfolgungsbewegung auf 6 an (hohe Scores = viel Auffälligkeiten, qualitativ schlechtere Bewegung)“
Dass die Mittelohrentzündungen auch zu Problemen der auditiven Wahrnehmung führen und das Entstehen einer zentrale auditiven Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung (zentrale Fehlhörigkeit) begünstigen, ist für Warnke Therapeuten selbstverständlich und soll hier, der Vollständigkeit halber, nur kurz erwähnt werden.
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Das KiSS Syndrom wird wie die Winkelfehlsichtigkeit als Verdachtsbefund ausgesprochen und an Fachärzte delegiert. In Köln ist Doktor Biedermann, als der bekannteste Experte auf diesem Gebiet, dafür Ansprechpartner. Wir haben aber auch andere Adressen.
Die ganze Bandbreite der motorischen Auffälligkeiten und Probleme, die zur Ausbildung von Lernstörungen führen, kann hier nicht mehr im Einzelnen aufgeführt werden. Es seien die Bücher von Ayres, Goddard, Kespers und Gündel angeführt, die hierzu die notwendigen Informationen bieten.
Dazu Gschwend (2000)
„Die Körpermotorik steuert die Bewegung des Körpers im Raum. ...Über die Reflexmotorik entwickelte sich die Extrapyramidalmotorik mit Kleinhirnmodifikation und schließlich die dreiteilige kortikale Sensomotorik mit der Pyramidenbahn. Das Auftreten und Wieder – Verschwinden motorischer Möglichkeiten bilden Zeitmarken der Entwicklung. Die Störungen wiederum sind für die einzelnen Systeme charakteristisch und wirken sich bei der Entwicklung für die nächsthöhere Stufe negativ aus.“

„Zwischen dem motorischen Cortex im Gehirn und dem Bereich für formales Denken im Stirnlappen bestehen neurale Verbindungen. Das deutet abermals auf die Bedeutung von Bewegung bei Denkprozessen hin....Immer wenn wir gezielte Bewegungen ausführen, wird das Gehirn aktiviert und Lernen fällt leichter...Das heißt, Lernen muss mit allen Sinnen geschehen.“ (Dorothea Beigel in „Flügel und Wurzeln“ 2003)
„Lernen ist an motorische Funktionen gebunden, wobei in diesem Prozess umweltbedingte Informationen aufgenommen und im Zentralen-Nerven-System (ZNS) verarbeitet werden. Man bezeichnet diesen Prozess als einen sensomotorischen Vorgang, in dem Informationen, Eindrücke und Erlebnisse als erfahrungsbedingte, individuelle Gedächtnisinhalte gespeichert werden. Gleichzeitig stehen diese Lernprozesse im unmittelbaren Kontext mit den entsprechenden kulturellen bzw. psychosozialen Faktoren, in die die kindliche Entwicklung eingebettet ist. Die
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„KiSS ist die Abkürzung für Kopfgelenk – induzierte Symmetrie – Störung. Dabei handelt es sich um eine Fehlstellung der oberen Halswirbelsäule (HWS) Die Fehlstellung wird meistens durch Druck auf den Kopf des Babys bei der Geburt ausgelöst, häufig bei Kaiserschnitten, Mehrlingsgeburten, Zangengeburten sowie beim Einsatz der Saugglocke.
Ein unerkanntes KiSSsyndrom kann im Schulalter zu Kopfschmerzen, Müdigkeit, schlechten schulischen Leistungen, Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität führen. Verursacht werden die Folgen durch persistierende frühkindliche Reflexe, die durch KiSS ausgelöst werden. Symptome:
- Kind schreit
Schiefhaltung des Kopfes
- Einseitige Schlafposition
- Asymmetrien des Gesichts oder Hinterkopfs
- Asymmetrie der Lidabstände beider Augen
- Kind hat Probleme den Kopf selbst zu halten.
- Auffälligkeiten beim Stillen
- Neigung zur Überstreckung
- Schluckbeschwerden
- Häufiges Spucken, Erbrechen
- Schlafstörungen
- Kein Krabbeln
- Frühes Laufen lernen
- Hohe Berührungsempfindlichkeit im Nacken
- Asymmetrische Bewegung der Arme und Beine
- Tonusregulationsstörung der Extremitäten und des Rumpfes
- Hüftgelenke mit Unreife
- Fehlstellung der Füße.“

quantitative und qualitative sensomotorische Reifung ist in den ersten Lebensjahren am intensivsten. Sie bildet den Grundstein für das weitere (auch akademische) Lernen. (Neuromotorische Regulationsstörungen im Kindesalter, Gündel/Reiter, 2007)
„Bei stark automatisierten Handlungen...sind die BG (Basalganglien) besonders aktiv; sie überwachen die korrekte Auswahl der für die erfolgreiche Bewegung notwendigen Parameter...Besonders gilt dies für die...Gesichts- und Mundmotorik und – über eine besondere Schleife verschaltet – für die Blickmotorik.
Durch die Verbindungen zwischen den Assoziationsfeldern und dem Nucleus Kaudatus...sind die Basalganglien beteiligt an der Kontrolle der Motivation, der Wahl von Strategien und an kognitiven Leistungen.“ (Neurogene Entwicklungsstörungen, Leander Pflüger, 1991)
Selbstverständlich darf in einem Automatisierungstraining nach Warnke der motorische Bereich nicht zu kurz kommen. Wie bereits erwähnt und angeführt haben wir speziell in diesem Bereich innerhalb des Warnke Verfahrens hervorragende Lehrkräfte zur Verfügung, deren Wissen im Rahmen der Ausbildung zum Zertifizierten Lerntrainer vermittelt wird.
Teilelement der Therapie sind aber auch Bestandteile des NLP, (Neurolinguistisches Programmieren). Dazu Suchodoletz in seinem Ratgeber LRS (2003):
„ Neurolinguistisches Programmieren in der LRS Therapie ist eine Mischung aus psychotherapeutischen Ansätzen und Vermittlung von Lernstrategien. Die psychotherapeutischen Anteile haben das Ziel, Selbstsicherheit beim Schreiben zu vermitteln und das Kind zu befähigen, Schreibfehler ohne Abwertung der eigenen Persönlichkeit zu verarbeiten. Die Lernstrategien sind recht einseitig ausgerichtet...Sie beruhen auf dem Einprägen von Wortbildern als Ganzes unter Vermeidung der Lautanalyse. Im Gegensatz zum Englischen werden im Deutschen viele Wörter, zumindest in Teilen, lautgetreu geschrieben. (- etwas mehr als die Hälfte! –)...auditive Strategien und orthografische Regeln werden kaum als Hilfe eingesetzt...NLP kann zur Behandlung nicht empfohlen werden.“

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Es ist hier in Kürze gesagt, was das NLP zur Behandlung von LRS Kindern an Methodik liefert. Ich möchte nicht mehr auf die Kritik von Waldemar von Suchodoletz eingehen, die nach dem, was wir jetzt wissen, nur noch als ignorant beschrieben werden kann. Dass ein Regeltraining wesentlich angreifbarer ist, als ein „alternatives“ umfassendes Automatisierungstraining wie es Warnke vorschlägt, will ich hier nicht mehr begründen. Innerhalb des Warnke Verfahrens hat die Methode des Visualisierens von Wörtern ihren angemessenen Platz. Durch Automatisierungsdefizite im Bereich des Hörens gelingt den betroffenen Kindern die Zuordnung von Graphem und Phonem nicht. Es kommt zur Auswahl einer anderen Lesestrategie (Auslassen des phonematischen Lesens). Dadurch wird das Entstehen eines inneren Lexikons der Wortbilder erschwert. Durch Verweis auf die dem Kind kaum mögliche Lautanalyse zur Anwendung der vermittelten Regeln wird das durch mangelhafte Automatisierung sowieso schon stark verlangsamt arbeitende Kind zu einer ihm nicht möglichen Strategie verleitet, die ihm die Aufgabe zusätzlich erschwert. Deshalb dauern die konventionellen Therapien so lange und deshalb kommen immer mehr Eltern zu uns.
Wir bauen die basalen Fähigkeiten des Kindes im Bereich des Sehens, des Hörens und der Motorik auf und gleichen den Mangel an inneren abrufbaren Wortbildern aus, indem wir, ganz mit den NLP Therapeuten einverstanden, deren Visualisierungsstrategien als letztes Teilelement einer umfassenden Therapie aller betroffenen Bereiche einfügen.
Abschließend kommen wir auf Warnkes Theorie zurück, dass ein allgemeines Automatisierungsdefizit den Lernproblemen mancher Kinder zugrunde liegt, das durch ein geeignetes Training überwunden werden kann, und wir werden, nach der Fülle der erwähnten Erkenntnisse, zugeben müssen, dass ein solches Training in jedem Fall Sinn macht und wir werden aus der Erfahrung berichten, dass das Automatisierungstraining als geeignete Therapie genutzt werden kann.
Das Verfahren kann nur in der Summe der durchgeführten Schritte beurteilt werden.
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Alle Therapiemaßnahmen gelten den im erweiterten Prüfablauf, dem speziell für das Warnke Verfahren entwickelten Test von Automatisierungen des Sehens, Hörens und der Motorik, entdeckten Defiziten eines Kindes.
Das speziell auf das Kind abgestimmte Trainingsprogramm führt in der Regel zu einer deutlichen Verbesserung der Probleme des Lesens, Schreibens und Rechnens.
Das Verfahren ist somit den konventionellen Fördermethoden, die allein die Symptome der Lese-Rechtschreibprobleme oder Rechenprobleme behandeln weit überlegen.

Es handelt sich um eine medizinisch, physiologisches Therapie, die eine Lücke füllt, die Logopädie und Ergotherapie nicht ausfüllen.
Die Hinzunahme eines speziellen Ausbildungsganges für Lerntrainer nach Warnke wird diesem Umstand gerecht.
Dass das Verfahren sich noch weiter entwickeln muss und dass die Dynamik und Wachheit aller beteiligten Menschen erhalten bleiben müssen, ist selbstverständlich. Es wird weitere Ergänzungen geben. Insbesondere durch das Neurofeedback wird deutlich, was das Verfahren wirklich ist, denn alle therapierten Probleme sind letztendlich Probleme der Reizverarbeitung.

Die Zukunft wird aber zeigen, dass das isolierte Angehen physiologischer Auffälligkeiten zu einem Ende kommt. Die Manifestation und Einbettung aller physiologischen Reaktionen im Gehirn ist eine Binsenweisheit, doch im Zuge der neueren Erkenntnisse der Gehirnforschung, die durch erweiterte technische Möglichkeiten immer weiter verfeinert werden, werden Therapien möglich, die direkt mit dem Gehirn arbeiten.
Das Neurofeedback, aber erst recht das LENS Verfahren, bei dem Gehirnströme umgewandelt werden in Licht- und Tonimpulse, die leicht zeitlich verzögert (um keinen epileptischen Anfall auszulösen) dem Klienten vorgespielt werden und die zu noch fantastisch anmutenden Therapieerfolgen vieler Krankheiten führten, geben erste Hinweise für das, was noch kommen mag. Wer nicht bereit ist, auf diesem Wege mit zu gehen, wird bald schon im Abseits stehen. 

Immer noch frontale Regionen, 45/46/11

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F7    (und die Region zwischen Fp1, F3, and F7):    BAs (38), 44, 45, 46, (47), DH

F8    (und die Region zwischen Fp2, F4 and F8):     BAs (38), 44, 45, 46, (47), NDH




F7 (und die Region zwischen Fp1, F3, and F7): BAs (38), 44, 45, 46, (47), DH

NFB an F7 kann die Brodmann Areale 38, 44, 45, 46, und 47 der linken Seite beeinflussen. Im Großen und Ganzen kann man an die Funktionen denken, die ich im Kapitel über den dorsolateralen Kortex präfrontalis beschriebe habe, besonders an das EXEKUTIVE System, dass durch ein Training an F7 beeinflusst wird. Das umfasst das visuelle und auditive Arbeitsgedächtnis, die selektive Aufmerksamkeit, das Wortgedächtnis und alle Funktionen mit Bezug zum Broca Aral inklusive der flüssigen Sprache, lexikalischen Funktionen, Phonemen, Grammatik, Kategorisierung, Syntax. Diese Areale sind beteiligt am episodischen, deklarativen und dem Arbeitsgedächtnis Es handelt sich um Schlüsselfunktionen der meisten Aspekte der exekutiven Funktionen.

F8 (und die Region zwischen Fp2, F4 und F8): BAs (38), 44, 45, 46, (47), NDH

Training an F8 kann die Brodmann Areale 38, 44, 45, 46 und 47 der rechten Seite beeinflussen. Auch hier kann man sich im Großen und Ganzen an die Funktionen erinnern, die ich beim Kapitel über die dem Broca Areal gegenüberliegenden Regionen der rechten Hemisphäre aufgezählt haben. Diese umfassen räumlich visuelles Arbeitsgedächtnis, anhaltende Aufmerksamkeit, Prosodie, das Erfassen der GESTALT von etwas und das bewusste Verarbeiten von Informationen zur Gesichtserkennung und von Informationen bezüglich des Erkennens von Emotionen. Das Erkennen einer GESTALT meint das intuitive Erfassen der Ganzheit oder Struktur eines Dinges, einer Person oder einer Handlung Informationen kann ebenfalls diese Region zugeordnet werden. Das Areal zwischen F8 und T8 (früher T4 genannt) liegt oftmals außerhalb der Normen der Datenbank in den seltenen Fällen, in denen eine labile Gefühlslage mit plötzlichen Stimmungswechseln wie Jähzorn und Impulsivität auftritt. Der Rechte Kortex präfrontalis ist beteiligt an Angst im Zusammenhang mit psychischem Stress und der ventro-laterale Kortex präfrontalis ist wahrscheinlich an der Aktivierung der Freisetzung von Kortisol beteiligt. (Wang et al., 2005).

Dieses Kortexareal besitzt starke Verbindungen zum medialen Kortex präfrontalis, zur Insula und zum anterioren Cingulum, alles Areale die an der Steigerung der Kortisolfreisetzung als Stressantwort beteiligt sind. Obwohl der ventro-laterale Kortex präfrontalis keine besonders aktiven Verbindungen zum Hippocampus besitzt, trifft das aber auf die anderen Regionen zu. Funktionen mit Bezug zu diesen Strukturen, die verbunden werden durch den Fasciculus Uncinate können durch NFB über dem Areal zwischen F10 und T8 beeinflusst werden. Das kann die autonetische Selbstwahrnehmung betreffen, die die Fähigkeit des Wiedererlebens verschütteter Ereignisse der Vergangenheit, die als andauernde Entität sein Verhalten beeinflussen, betreffen. (Levine et al., 1998).
Ärger und Zorn Anger, sind hauptsächlich vom affektiven Netzwerk und der Stressachse bestimmt unter Beteiligung sowohl der linken als auch der rechten ventralen präfrontalen Areale. Einige Forscher haben gezeigt, dass die Absicht oder Motivation bei unangemessenem Ärger eine Annäherungsreaktion an die Zielsetzung mit negativer Valenz zu sein scheint. Dieser Zustand wird mit höherer linkslateraler anteriorer Aktivierung in Zusammenhang gebracht. Das legt nahe, dass die anteriore Asymmetrie in Bezug auf Emotionen eher als eine Funktion der amotivationalen Richtungsfindung betrachtet werden muss, als eine Größe in Bezug auf den Affekt. (Harmon-Jones et al., 1998). Das klingt etwas anders, als es im Alpha Asymmetrie Protokoll von Peter Rosenfeld, das von Elsa Baehr, basierend auf der Arbeit von Richard Davidson ausgearbeitet wurde (Rosenfeld, 1996, 1997), (Davidson, 1995, 1998) das die linkslaterale Aktivierung mit zielgerichtetem Verhalten und positiver Stimmung in Zusammenhang brachte. Die Lehre für Praktiker aus diesem Widerspruch ist fundamental. In unserer klinischen Praxis ist eine sorgfältige klinische Analyse und ein sorgfältiges Auswerten des EEG von größter Bedeutung und man sollte sich nie auf ein vorgefertigtes Protokoll verlassen. Man sollte den Ergebnissen der eigenen Tests und Befragungen folgen, um einen individuellen Therapieplan für seinen Klienten auszuarbeiten.
BA 46
Das Brodmann Areal 46 ist hauptsächlich mit einem Teil des dorsolateralen Kortex präfrontalis verbunden. Der abgekürzt DLPFC genannte Kortex umfasst die lateralen Aspekte der BAs 9, 10, 11, 12, 45, 46, 47. Der DLPFC besitzt eine Schlüsselfunktion bei exekutiven Funktionen wie der Aufrechterhaltung von Aufmerksamkeit und dem Arbeitsgedächtnis. Wie bereits erwähnt, definieren wir exekutive Funktionen als die Fähigkeit zur Wahrnehmung, zur Aufmerksamkeit, zur Differenzierung, zur Entscheidungsfindung, zum Gedächtnis, zur Planung, zur Problemlösung, dem logischen Denkens (induktiv und deduktiv), und des Sequenzierens; sowie die Fähigkeit, eigene Handlungen zu beobachten, einzuschätzen und zu korrigieren; dazu kommt noch das verbale und nonverbale, das motorische und soziale absichtsgeleitete Reagieren um gewollte Ziele zu erreichen.  

Läsionen dieses Areals werden mit dem so genannten dysexekutivenSyndrom in Zusammenhang gebracht. Läsionen des DLPFC beeinträchtigen das Kurzzeitgedächtnis und verursachen Schwierigkeiten bei der Regulation von Reaktionen, sie können auch die Fähigkeit beeinträchtigen zu entscheiden, was relevant ist und was nicht, dazu werden Probleme in der Fähigkeit zur Organisation verursacht. Zusätzlich ist der DLPFC beteiligt am Zeigen von Selbstkontrolle. Der so genannte Tower of London Test (ToL) ist eines der Beispiele für Tests, die dem Anwender dabei helfen können, exekutive Funktionen mit Bezug zu BA 46, vornehmlich der dominanten Hemisphäre, zu testen. Der ToL umfasst zehn Versuche die Positionen von farbigen Ringen auf drei Stiften so anzuordnen, dass sie das vom Testleiter vorgegebene Muster zeigen. Das verlangt vom Probanden vorschnelle Handlungen zu unterdrücken, zu planen, das mentale Setting anzupassen, das Arbeitsgedächtnis einzusetzen, eine Strategie zu entwickeln und dann das Ergebnis der eigenen Handlung zu beobachten und gegebenenfalls zu korrigieren. All diese Funktionen verlangen nach einer guten Funktion des präfrontalen Kortex und zwar in der Nähe von F5 bis hinunter zu F7

F9 und F10; Orbitale Oberfläche

Neurofeeedback an diesen Positionen kann einen Effekt auf die BAs 11, 47, 38 haben. Diese nicht im 19 Kanal Setting vorhandenen Positionen werden teilweise sinnvoll während des Neurofeedbacktrainings um wichtige Funktionen der orbitalen Oberfläche der Frontallappen zu beeinflussen. Diese Funktionen umfassen das  Verstehen der Wirkung des eigenen Verhaltens auf andere.
Die orbital Oberfläche des linken Frontallappens war die Region, die bei einem der bekanntesten Neurofeedbackerzählungen, der Hirnverletzung des Schienenarbeiters, der eine Eisenstang in den Kopf bekam und der anschließend ein völlig verändertes Sozialverhalten zeigte indem er, nach Aussage seines Arztes, ein gewalttätiger, schlecht zu führender Patient wurde, der mit keinem Menschen mehr zurecht kam und der oft in Kämpfe verwickelt wurde. Dieser Mann, Phineas Gage, erlitt eine schwere Verletzung. Allgemein: des linken orbitalen Kortex frontalis. Weniger extreme, aber ähnliche Schwierigkeiten zeigten Athleten und Veteranen, deren entsprechende Hirnregionen von Gehirnerschütterungen beeinträchtigt worden waren.
Die orbitale Oberfläche des Frontallappens besitzt Verbindungen zu den Temporallappen und weiteren Strukturen entlang des Fasciculus Uncinate. Der linke Fasciculus Uncinate umfasst Funktionen mit Bezug zur Fähigkeiten des editorisch-verbalen Gedächtnisses (Mabbott et al., 2009).

Der Rechte Fasciculus Uncinate hingegen ist an der autonoetischen Selbstwahrnehmung beteiligt: das meint, an der Einordnung vergangener Ereignisse in ein Bewusstseinskontinuum der Historie des eigenen Selbst. (Levine et al., 1998). (Synonyme für autonoetisches Bewusstsein sind Selbstwahrnehmung und Selbsterkenntnis.

BA 47


Das Brodmann Areal 47 ist ein Teil des menschlichen Kortex frontalis der von der lateralen Oberfläche des Frontallappens zum ventralen orbitalen Kortex Frontalis reicht. Deshalb ist er an vielen Funktionen beteiligt, die einen Bezug zu deduktivem Schließen, zur Sprache und zu Emotionen haben. Dieses Areal liegt unterhalb von BA 10 und BA 45, und parallel zuBA 11.

Gray’s Anatomy: Orbital Sulci
Public Domain via Wikimedia Commons –
Bei Menschen umgibt es, an der orbitalen Oberfläche, den kaudalen Anteil des Sulcus Orbitalis, von dem es lateral abweicht in den orbitalen Teil des inferioren Gyrus frontalis. Wie bei anderen Arealen dieser Regionen, inklusive der Brodmann Areale 45 und 46, handelt es sich um einen Teil des exekutiven Netzwerks. In der dominanten Hemisphäre ist dieses Areal wichtig für die Kategorisierung und andere Aspekte der Sprache, aber diese Region ist ebenso bedeutsam für das episodische und das Arbeitsgedächtnis. Es handelt sich um eine Schlüsselregion des deduktiven Schließens. Sie ist also wichtig für Schlussfolgerungen. In Verbindung mit anderen kortikalen Arealen hilft es bei der Überwachung von Handlungen und eingehenden Informationen. Diese Region ist immer dann aktiv, wenn jemand während der Ausführung einer Aufgabe im inneren Monolog ist. Gemeinsam mit der Insula könnte diese Region daran beteiligt sein temporal Kohärenz in der Musik zu erkennen. (Cannon, 2012, p160). Diese Regionen sind auch an der Selbstüberwachung beteiligt.

Inferiorer Gyrus frontalis in der DH

Der posteriore mediale Kortex parietalis sowie der linke Kortex präfrontalis (PFC) sind beide beteiligt am Wiederwachrufen vergangener Ereignisse. Der Posteriora Precuneus und der linkslaterale inferiore Kortex Frontalis sind aktiviert während des Wachrufens der Ursachen episodischer Erinnerungen. Der Precuneus und der linke inferior PFC sind wichtig für die Erneuerung von Assoziationen mit Kontextbezug zu Erinnerungen. Die linke ventro laterale frontale Region/frontales Operculum ist beteiligt an der Suche nach Aufgabenrelevanten Informationen (BA 47) und genauer Überprüfung (BAs 44 und 45). Regionen des dorsalen inferioren Gyrus frontalis sind wichtig für das Bewerten von Informationen (BAs 45 und 46) (Lundstrom et al., 2005).

Das semantische Gedächtnis umfasst das Wortwissen, etwa die Wortbedeutung und den richtigen Wortgebrauch und es hat die Funktion, Information zu speichern, wieder wach zu rufen und  zu assoziieren im Zusammenhang mit Stimuli aus der Umgebung. Andererseits hat das Arbeitsgedächtnis die Aufgabe der Kurzzeitspeicherung und Manipulation von Informationen während der Verarbeitung; etwas im lange genug im Gedächtnis zu behalten, um etwas damit anzufangen, etwa eine Telefonnummer solange im Kopf zu behalten, bis sie aufgeschrieben ist. Abschließend ist das episodische Gedächtnis für die Langzeitspeicherung zuständig und für die Wiedererinnerung an gemachte Erfahrungen oder Ereignisse und es erlaubt dem Menschen, über die eigene Vergangenheit nachzudenken. Indem es weit mehr als die Erinnerung an Ereignisse umfasst, ermöglicht das episodische Gedächtnis eine Wahrnehmung der subjektiven Zeit, die man als autonoetisches Bewusstsein kennt; dieses Bewusstsein erlaubt uns Menschen, mental in die Vergangenheit zu reisen und sich an Ereignisse aus der persönlichen Erfahrung rück zu erinnern (Lundstrom, 2005). Episodisches Gedächtnis erlaubt und aktuelles Wissen mit vergangener Erfahrung zu verbinden.
Verbindungen zum Default Network
Verschiedene Areale des Gehirns zeigen während kognitiver Aufgaben eine abgesunkene Aktivität, aber einen Aktivitätsanstieg während so genannter Ruhephasen. Diese Aktivität umfasst Teile des posterioren Kortex Cingularis (PCC) sowie mediale frontale Regionen die auch Teile des medialen Gyrus frontalis (MFG) und  des ventralen anterioren Gyrus Cingularis (vACC) umfassen. Diese Areale sind Teil des Default Mode Netzwerks, das immer dann aktiv wird, während Ruhe und passiven Phasen. Eine Aktivitätsabnahme zeigt sich in einem Anstieg von Theta.
Hippocampales Theta undGedächtnis
Während der Aktivierung des Arbeitsgedächtnisses4 - 7 Hz (manchmal eher in der Nähe von 6 Hz, 5.5 - 6.5 Hz) mag synchronisierte Aktivität ansteigen, die einen Bezug hat zu einer Aktivitätsabnahme im hippocampalen Metabolismus.(Hampson et al., 2006; Uecker, 1997). Diese Frequenz kann an der frontalen Midline gemessen werden. Sie wird manchmal Hippocampales Theta genannt obwohl die Quelle sich von der des Theta Exzess der vom Thalamus stammt unterscheidet, de rein Marker für ein Aufmerksamkeitsdefizit oder eine Hyperaktivitätsstörung ist.

Hampson et al. stellten fest, dass eine Beziehung zwischen der Aktivierung (gemessen während funktionalen Imaginieren) und einer Beteiligung des Hippocampus besteht. Sie erwähnen in einem Beispiel die Deaktivierung im Hippocampus (und anliegenden Regionen) während einer Aufgabe zur Mustererkennung und der virtuellen Navigation durch ein Labyrinth (Astur & Constable, 2004; Astur et al., 2005). Sie merkten an, dass beide Aufgaben nach hippocampaler Beteiligung verlangten, dass dessen Aktivität während der Aufgaben aber sank. Sie kamen zu dem Schluss, dass das Kodieren von Informationen eher durch neuronale Synchronisierung als durch erhöhte Feuerrate geschieht. Dieser frontale Midline Theta Rhythmus reflektiert diese synchronisierte Aktivität und wird assoziiert mit Gedächtnisfunktionen und kognitiven Aktionen. (Gevins et al., 1997; Tesche & Karhu, 2000). Sie setzen das in Bezug zu dem beobachteten Absinken metabolischer Aktivität. (Uecker et al., 1997).

Konnektivität zwischen den Regionen nimmt während dieser Aufgaben zu (Hampson et al., 2006). , mpsons Beobachtungen unterstützen unsere Vermutung, dass wir vorsichtig sein müssen, wenn niedrige Amplituden finden und einen Anstieg synchronisierter Slow Wave Aktivität, die weit unterhalb der Normen aus der Datenbank liegt. Tatsächlich ist es manchmal so, dass wir, bei niedrigen Amplituden besser beraten sind, 6Hz Hippocampales Theta hoch zu trainieren, weil es mit Gedächtnisfunktionen assoziiert ist.
NDH Rechte inferiore FrontalregionBAs 47, 12
Eine weitere Funktion des inferioren Gyrus frontalis (IFG), die beobachtet wurde, stammt von Untersuchungen des rechten lateralen inferioren Gyrus frontalis während Go/NoGo Tasks. Bei solchen Tasks muss der Proband eine vordefinierte Aufgabe NICHT ausführen (beispielsweise einen Knopf nicht drücken, wenn ein Signal ertönt, nachdem auf ein anderes Signal hin gedrückt werden musste) Dieser Task beteiligt das gesamte Areal von BA 47 und BA 12. (Aon et al., 2004; Kringelbach et al., 2005; Menon et al., 2006; Li et al., 2006.)

Anscheinend ist die gleiche Region am Riskovermeidungsverhalten beteiligt: höhere Risikovermeidung hat einen Bezug mit gesteigerter Aktivität im IFG (Christopoulos et al., 2009; Knoch, 2006). Das könnte mit der Inhibition eines Signals zu tun haben, das eine riskantere Handlung einleitet. Die Unterbrechung der Aktivität dieses Areals durch transkraniale Magnet Stimulation (TMS) oder transkraniale Direct Current Stimulation (tDCS) kann zu einer Veränderung des Risikoverhaltens führen, wie Verhaltenstests bewiesen haben. Theoretisch kann eine Dysfunktion dieses Areals zu einem gefährlichen Verhalten führen. Um etwas Positives zu ergänzen, diese Art negatives Verhalten kann durch LORETA NFB herunter trainiert werden.


Puh. Bald ist der frontale Kortex durch. Interessant Alzheimer

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OrbitalFrontal/Inferior Frontal Kortex

Affektives Netzwerk– Emotional/Sozial: BAs 11, 12

BA 11





Der ventral medial-orbitale Kortex frontalis ist gleichzusetzen mit dem ventromedialen Belohnungsnetzwerk (Ongur, 2000). Als Belohnungsnetzwerk ist dieses Areal breiter als die orbitale Oberfläche des Frontallappens und umfasst die Brodmann Areale 10, 11, 12, sowie Areale im Gyrus Cingularis 25, 32, als auch der Insula BA 13. Tatsächlich wird die Bezeichnung ventromedialer Kortex präfrontalis in unterschiedlichen Publikationen unterschiedlich verwendet. In unserem Kapitel werden wir nur die Bas 11 und 12 besprechen.

Brodmann Areal 11 umfasst den orbito-frontalen Assoziationskortex. BA 11 bedeckt den mittleren Teil der ventralen Oberfläche des Frontallappens. Es wird begrenzt an der rostralen und lateralen Aspekten der Hemisphäre durch das frontopolare Areal 10, das orbitale Areal 47 und das trianguläre Areal 45; an der medialen Oberfläche ist es dorsal begrenzt durch das rostrale Areal 12 und kaudal durch das subgenuale Areal 25. Diese Umgebungsareale beeinflussen wahrscheinlich die Aktivität von BA 11 und 12, den orbitalen Kortex frontalis. Diese Region des Kortex ist an der Affektmodulation beteiligt und ist ein integraler Bestandteil des affektiven Netzwerks. Der ventrolaterale Kortex präfrontalis (VLPFC) sowohl der dominanten als auch der nichtdominanten Hemisphäre wird, beispielsweise in Verbindung mit der nichtdominanten Insula, der Amygdala und dem anteriore temporalen Pol (BAs 21, 38) bei subjektiv empfundener Traurigkeit eine größere Aktivität zeigen. 

BA 11 ist aber auch wichtig für soziales und kulturelles Verhalten. Es ist beteiligt an Empathie und, zusammen mit Arealen der rechtslateralen parietotemporalen Junction am Erkennen der wahrscheinlichen Gedanken anderer. Beeinträchtigte Funktionen in den orbitofrontalen Lobes, einem Areal, das Verbindung zu sozialem und kulturellem Verhalten besitzt, wird dazu führen, dass der Betroffene Probleme hat, abstrakte Regeln zu verstehen, Empathie zu zeigen, oder über die Auswirkung eigenen Verhaltens auf die Reaktionen anderer Menschen nachzudenken (Konsequenzen einer Aktion). Aber auch exekutive Funktionen inklusive denen der Selbstdarstellung, des Problemlösens, der Willenskraft und der Fähigkeit etwas zu planen sind eventuell beeinträchtigt. Zusätzlich werden Belohnungen und Konflikte in dieser Region analysiert sowie unerwartete Ergebnisse von Handlungen oder Ereignissen. Läsionen können zu Persönlichkeitsveränderungen führen, die auch enthemmtes Verhalten umfassen wie Fluchen, zwanghafte Spielsucht, Drogen- oder Alkoholabhängigkeit und Sexsucht. Läsionen können auch zu enthemmtem aggressivem Verhalten führen, wie in dem berühmten Fall des Phineas Gage.

Dieses Areal ist auch beteiligt an der Analyse von Dialekten, dem Wortverständnis und in Netzwerken die den nichtdominanten Gyrus Fusiformis beinhalten, das Zuordnen von Namen zu Gesichtern. Wie man aus den erwähnten Funktionen erkennt, gehört diese Region der Frontallappen zu einem höherrangigen kortikalen Assoziationsareal. Es handelt sich um einen bedeutsamen Bestandteil des Default Netzwerks, das immer dann aktiv wird, wenn jemand über sich oder sein Verhältnis zu anderen reflektiert. Es hat eine Schlüsselrolle bei der Erzeugung des Gefühls der Empathie inne, dem objektiven Verstehen der Emotionen anderer Menschen. Zusätzlich verfügt diese Region über rudimentäre Funktionen aus der phylogenetischen Frühzeit der Entwicklung, die das Riechen betreffen. Das zweifellos, weil ein guter Geruchssinn die Überlebenswahrscheinlichkeit bei vielen Spezies sichert. 

BA 12


Brodmann Aral 12 umfängt den größten rostralen Teil der medialen Aspekte der Frontallappen und beinhaltet Areale, die wir eben auch BA 11 zuschrieben. Dieses Areal wird bezeichnet als Teil des paralymbischen Assoziationskortex und ist beteiligt an der Bewertung des Affekts oder der emotionalen Wertigkeit unterschiedlicher Verstärker. Es handelt sich auch hier um einen hochrangigen Bestandteil des Assoziationskortex, der an der Erstellung von Hypothesen, der Diskriminierung nach gleich oder unterschiedlich, der Entschlusskrafft, und der Formulierung von Erwartungen beteiligt ist. Er spielt eine Rolle in der Sensitivität des Belohnungs- und Bestrafungssystem.

Nukleus Basalis von Meynert und Acetylcholin

Der Nukleus Basalis of Meynert (NBM) wird hier besprochen, obwohl er weder in BA 11 noch BA 12 liegt, wegen seiner Beziehung zu exekutiven Funktionen und seinen Verbindungen zu exekutiven Arealen im dorsolateralen Kortex präfrontalis. Zusätzlich verfügt er über Verbindungen zum basalen Vorderhirn und Arealen innerhalb der Temporallappen. Der NBM besteht aus einer diffusen Gruppe von Neuronen innerhalb des basalen Vorderhirns die zu weitgestreuten Arealen des Neokortex projizieren. Der NBM liegt inferior zum Globus pallidus und innerhalb einem Areal das als Substantia Inominata bekannt ist. Der NBM liegt unmittelbar inferior zur Comissura anterior und superior sowie lateral zum anterioren Teil des Hypothalamus. Es ist die Hauptquelle von Acetylcholin im Neokortex (Mesulam & Guela, 1988). Neokortikale cholinerge Innervation stammt prinzipiell vom Nukleus Basalis of Meynert. Es dürfe interessant sein anzumerken, dass der Kortex orbito frontalis zum Nukleus Basalis projiziert und das er deshalb die Möglichkeit besitzt Einfluss zu nehmen auf den cholinergen Input des gesamten Kortex cerebralis (Mesulam, 1988). Das ist wichtig, weil Acetylcholin (ACH) der Schlüssel Neurotransmitter für das Gedächtnis oder Erinnerungsnetzwerk ist.
AnatomischeVerbindungen
Die anderen zum Nukleus Basalis projizierenden Regionen sind inklusive des Hypothalamus, des Nukleus accumbens, der Kortex priformis, des Kortex entorhinalis, der temporalen Pole, der anterioren Insula, der Nuklei septalis und des posterioren Kortex parahippocampalis. Wie bereits erwähnt beeinflussen diese Areale auch den Hypothalamus und das autonome Nervensystem. Der Nukleus Basalis of Meynert und die cholinergen Innervationen des Hippocampus und der Temporallappen sind von entscheidender Bedeutung für das Festhalten von neuen (episodischen) Erinnerungen und man ist der Meinung, dass es sich um die ersten Areale handelt, die von der Alzheimer Erkrankung befallen werden. Das ist möglich, man findet aber auch eine anormale Konnektivität zwischen dem posterioren Cingulum und dem Hippocampus in frühen Stadien der Alzheimer Erkrankung, die bereits mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen einhergeht.  (Zhou et al., 2008).
Alzheimers und Konsorten
Wir erwähnten eben, dass der Nukleus Basalis of Meynert und die cholinergen Innervationen zum Hippocampus und den Temporallappen als erstes von der Alzheimer Erkrankung befallen werden. Man muss aber Faktoren erwähnen, die das Ausmaß und das Fortschreiten der Erkrankung begünstigen. Zwei Faktoren, die Erwähnung finden müssen, wenn man über die Verschlechterung der körperlichen und geistigen Fähigkeiten sprechen will sind Diät und Übungen. Diät und Nahrungsergänzungsmittel sind von größter Bedeutung und das wird im Abschnitt über TBI Interventionen näher erläutert.
Übungen sind eine wichtige Maßnahme, weil bewiesen werden konnte, dass Übungen neurotrophische Faktoren verbessern, etwa die Produktion von Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF) und Glial Cell Neurotrophic Factor (GDNF), die weit im Gehring verbreitet werden und die die Plastizität des Gehirns modulieren durch Anhebungvon neuritic Outgrow und synaptischer Übertragung.  Sie sorgen auch für Schutz von spezifischen nigralen Toxinen (von der substantia nigra).

Diese Toxine beinhalten 6-hydroxydopamine (6-OHDA), das Neuronen zerstört und in Tierversuchen Parkinson Erkrankungen auslöste. Ein weiteres Toxin wird MPTP genannt. MPTP (1-methyl-4-phenyl-1,2,3,6-tetrahydropyridine) ist eine Vorstufe des Neurotoxins MPP+, das anhaltende Symptome der Parkinson Erkrankung hervorruft, indem es dopaminerge Neuronen in der Substantia Nigra zerstört. Es wurde in Tierversuchen benutzt, in denen Parkinson hervorgerufen werden sollte.

In Parkinson Erkrankungen, sind nigrales BDNF und GDNF Abgabe vermindert (Chauhan et al., 2001). Beide Faktoren durchdringen die Blut-Hirn Schranke und ihre Level können im Serum und im Speichel gemessen werden. Im Serum kam es nach Übungen zu einem proportionalen Anstieg dieser neurotropischen Faktoren. Es konnte auch nachgewiesen werden, dass regelmäßiges Training das Risko von leichten kognitiven Beeinträchtigungen, Demenz und Alzheimer reduzierte. (Geda et al., 2010) (Hamer & Chida, 2009). Es konnte demonstriert werden, dass Patienten, die an leichten kognitiven Beeinträchtigungen (MCI) oder Demeunz litten signifikante kognitive Verbesserungen durch Training erzielen konnten im Vergleich zu zufällig ausgewählten eher bewegungsträgen Zeitgenossen. (Baker et al., 2010; Kwak et al., 2008). 

BDNF ist ein neurotrophischer Faktor der erheblich mit der Fähigkeit zu neuroplastischen Veränderungen verbunden ist.(Lisanby et al., 2000), er könnte dazu dienen den neuroplastischen effekt von wiederholter transkranieller Magnetstimulation festzuhalten. (rTMS) (Brunoni et al., 2013).  Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF) die Akkumulationvon AMPA Rezeptoren induzieren könntean Synapsen, an denen sie bisher nicht vorhanden waren.Derα-amino-3-hydroxy-5-methyl-4-isoxazolepropionic acid Rezeptor (AMPA) ist ein Glutamat Rezeptot (Bear, 2004; Cook & Bliss, 2006). Diese Rezeptoren spielen eine Schlüssel Rolle in der long-term potentiation (LTP) an der Synapse und wurden bereits im Neurofeedback Book second edition im Abschnitt über LTP besprochen. Man nimmt an, dass Neurofeedback LTP durch wiederholte starke Aktivierung synaptischer Junctions erhöhen kann und dass das einer der Faktoren für die anhaltenden Effekte des NFB ist.

Orbitofrontaler und Ventromedialer Kortex präfrontalis(VMPC)

Während dieses Buch geschrieben wurde, waren die funktionalen Unterschiede zwischen orbitofrontalen und ventromedialen Arealen des Kortex präfrontalis nicht endgültig entschlüsselt. Man weiß, dass die Areale des Kortex ventromedialis superior zum Kortex orbitofrontalis erheblich weniger mit sozialen Funktionen belegt sind und dass sie eher mit der Regulation von Emotionen in Verbindung stehen. Forschungen in der Neurowissenschaft haben nahegelegt, dass neuronale Netzwerke im ventromedialen Kortex präfrontalis sich sehr schnell in der Adoleszenz und im frühen Erwachsenenalter entwickeln. Diese Areale fungieren mit der Amygdala als Regulatoren der Emotionen. Diese Regulation geht über die Kortisolspiegel. Menschen mit geringem Selbstwertgefühl zeigen hohe Kortisolabgabe bei Aufgaben die sie selber mit Stress in Verbindung brachten. (Cannon, 2012, p70; Holmes & Rahe, 1967; Dedovic et al., 2005, 2009).
Der linke laterale und mediale Kortex orbito frontalis ist hoch aktiviert während Herausforderungen, die das eigene Wissen betreffen. Der Anstieg in der erwarteten Komplexität eines Szenarios ist assoziiert mit einem Anstieg der Aktivität des Kortex orbito frontalis, was uns die spezielle Rolle des ventromedialen Kortex präfrontalis bei der Entscheidung über ein sicheres oder unsicheres Szenario nahelegt. Erwähnt werden muss auch, dass Patienten mit Läsionen im ventromedialen Kortex präfrontalis Schwierigkeiten haben, die zukünftigen Konsequenzen ihrer Handlungen zu überblicken.


Die Rechte Hälfte des ventromedialen Kortex präfrontalis wird assoziiert mit der Regulation des Zusammenspiels von Kognition und Affekt in der Produktion von empathischen Reaktionen. Hedonistische (Belohnung) Reaktionen werden ebenfalls mit demAktivitätslevel des Kortex orbito frontalis assoziiert (Kringelbach et al., 2005). Diese Funktionen legen nahe, dass der ventromediale Kortex präfrontalis daran beteiligt ist die Entscheidungen eines Menschen im Hinblick auf seine Vorlieben zu treffen. Wahrscheinlich spielt diese Region auch eine Schlüsselrolle bei der Konstruktion eines Selbstsinnes. Es handelt sich um eine der Verbindungen zum Default Netzwerk. 

Zentrale Regionen beim Neurofeedback

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Orbitofrontaler und Ventromedialer Kortex präfrontalis(VMPC)

Während dieses Buch geschrieben wurde, waren die funktionalen Unterschiede zwischen orbitofrontalen und ventromedialen Arealen des Kortex präfrontalis nicht endgültig entschlüsselt. Man weiß, dass die Areale des Kortex ventromedialis superior zum Kortex orbitofrontalis erheblich weniger mit sozialen Funktionen belegt sind und dass sie eher mit der Regulation von Emotionen in Verbindung stehen. Forschungen in der Neurowissenschaft haben nahegelegt, dass neuronale Netzwerke im ventromedialen Kortex präfrontalis sich sehr schnell in der Adoleszenz und im frühen Erwachsenenalter entwickeln. Diese Areale fungieren mit der Amygdala als Regulatoren der Emotionen. Diese Regulation geht über die Kortisolspiegel. Menschen mit geringem Selbstwertgefühl zeigen hohe Kortisolabgabe bei Aufgaben die sie selber mit Stress in Verbindung brachten. (Cannon, 2012, p70; Holmes & Rahe, 1967; Dedovic et al., 2005, 2009).
Der linke laterale und mediale Kortex orbito frontalis ist hoch aktiviert während Herausforderungen, die das eigene Wissen betreffen. Der Anstieg in der erwarteten Komplexität eines Szenarios ist assoziiert mit einem Anstieg der Aktivität des Kortex orbito frontalis, was uns die spezielle Rolle des ventromedialen Kortex präfrontalis bei der Entscheidung über ein sicheres oder unsicheres Szenario nahelegt. Erwähnt werden muss auch, dass Patienten mit Läsionen im ventromedialen Kortex präfrontalis Schwierigkeiten haben, die zukünftigen Konsequenzen ihrer Handlungen zu überblicken.

Die Rechte Hälfte des ventromedialen Kortex präfrontalis wird assoziiert mit der Regulation des Zusammenspiels von Kognition und Affekt in der Produktion von empathischen Reaktionen. Hedonistische (Belohnung) Reaktionen werden ebenfalls mit demAktivitätslevel des Kortex orbito frontalis assoziiert (Kringelbach et al., 2005). Diese Funktionen legen nahe, dass der ventromediale Kortex präfrontalis daran beteiligt ist die Entscheidungen eines Menschen im Hinblick auf seine Vorlieben zu treffen. Wahrscheinlich spielt diese Region auch eine Schlüsselrolle bei der Konstruktion eines Selbstsinnes. Es handelt sich um eine der Verbindungen zum Default Netzwerk.

Der ventromediale Kortex präfrontalis generiert tonische Inhibition über GABAergische Projetionen zum zentralen Nukleus der Amygdala. Die Amygdala ist sowohl mit dem autonomen Nervensystem als auch mit dem endokrinen System verbunden. Wenn eine Hypoaktivierung des Kortex präfrontalis besteht, kann das an einer geschwächten inhibitorischen Kontrolle der Amygdala liegen wobei diese unter schwierigen Umständen wie Stress und Unsicherheit aktiv werden kann. (Davidson, 2000; Thayer, 2012, 2006).

Studien über Posttraumatische Belastungsstörungen (PTSD) stützen die Idee, dass der ventromediale Kortex präfrontalis einee wichtige Rolle bei der Reaktivierung vergangener emotionaler Bewusstseinsinhalte und Ereignisse einnimmt und somit die Pathogenese der PTSD aufrecht erhält. Die Behandlung zielt darauf ab, den ventromedialen Kortex präfrontalis zu inhibitieren und dadurch die Symptome der PTSD zu mindern. Es konnte gezeigt werden, dass die rechte Hälfte des ventrolateralen Kortex präfrontalis, die während der Regulation von Emotionen aktiv ist, ebenfalls aktiviert wird, wenn Menschen experimental ein unfaires Angebot gemacht wird. In anderen Experimenten wurden spezielle Defizite im Umlernen und der Entschlussfähigkeit festgestellt, was zu der Hypothese führte, dass der ventromediale Kortex präfrontalis (VMPFC) eine der bedeutendsten Lokalisationen von Dysfunktionen in den Frühstadien der frontopolaren Demenz sein könnte.

Alle diese Regionen verlangen nach weiterer Forschung, aber die Ergebnisse legen dem NFB Therapeuten einige Therapieziele nahe, die ein Neurofeedbacktraining dieser Regionen anvisieren könnte, vornehmlich bei der Nutzung von  LORETA NFB (LNFB).

Eine der nebenbei angemerkten Theorien über die Funktion des VMPFC ist die Theorie von Damasio über die Funktion als somatischer Marker. Gemäß dieser Hypothese spielt der VMPFC eine zentrale Rolle in der Adaption somatischer Marker – emotionaler Assoziationen, oder Assoziationen zwischen mentalen Objekten und viszeralem (Körper) Feedback. – die bei der gewöhnlichen Entscheidungsfindung eine Rolle spielen. Diese Hypothese sieht die Rolle des VMPFC in der Moderation von Emotionen und emotionalen Reaktionen. Läsionen des ventromedialen Kortex präfrontalis werden aber auch assoziiert mit einem Defizit in der Generierung geschlechtsspezifischen Verhaltens. 

Wenn wir NFB mittels Oberflächenelektroden praktizieren, finden wir den VMPFC entfernt von den bekannten Ableitungspunkten. Wir sind aber in der Lage, diese Areale über kortikale Areale zu erreichen, die zu den gleichen Netzwerken gehören. Beispielsweise ist ein Oberflächentraining an Fz und FCz (zwischen Fz und Cz) in der Lage, den anterioren cingulären Kortex und damit das affektive Netzwerk zu beeinflussen. Eine Platzierung der Elektroden entweder an F9 oder F10 kann den lateralen Aspekt der orbitalen Kortex frontalis beeinflussen. Beide Regionen sind anfällig für Muskel- und Augenbewegungsartefakte, die es schwierig machen, dort zu arbeiten, was uns wieder an die theoretisch gegebenen Vorteile des LORETA Z-score NFB (LNFB) zur direkten Beeinflussung tiefer liegender kortikaler Areale erinnert.
In der Nichtdominanten Hemisphäre, dem rechten inferioren Kortex präfrontalis, inklusive der BAs 44, 45, 47, 12 (Aron, 2004), und dem superioren Sulcus frontalis BA 10, wird die Inhibition des Verhaltens generiert. Das ist ein für das NFB wichtige Tatsache, insbesondere bei der Arbeit mit Impulsivitätsstörungen (Aron et al., 2004; Konishi et al., 2005).




 

 


Zentrale Regionen

Cz, C3, C4:   BAs 4, 6, und 1, 2, 3, 5Der sensomotorische Streifen




C3, C4

BAs 1, 2, 3 sind der sensomotorische Kortex
BA 4 ist der primäre motorische Kortex
BA 5 ist der somatosensorische Assoziationskortex
BA 6 ist der prämotorische Kortex
Kurze Erinnerung: für sensorische und motorische Funktionen sorgt die Rechte Hemisphäre für die linke Körperhälfte und umgekehrt.




BA 4


Bei unserer Arbeit mit Neurofeedback benutzen wir zentrale Ableitungspositionen Cz, C3, und C4 um den sensomotorischen Rhythmus 12-15 oder 13-15 Hz zu erhöhen.  Bei Epilepsien sollte gemäß Barry Sterman auf der Seite des fokalen Auslösers der Epilepsie die langsame Aktivität herunter trainiert werden, zumindest, wenn dieser bekannt ist, während man gleichzeitig den sensomotorischen Rhythmus wechselnd an C3 und C4 verstärkt. Dieses Training stabilisert bekanntermaßen den Kortex und macht ihn unempfindlicher gegen Epilepsie. Wenn wir dieser Art NFB praktizieren, üben wir einen Einfluss auf die thalamische Produktion des sensomotorischen Rhythmus aus, obwohl wir bei diesen Frequenzen ebenfalls einen Effekt auf hochfrequentes Alpha haben und auf kortikal generiertes low frequenzy Beta.

Die unmittelbar unterhalb der Elektrode liegende Region ist Brodmann Areal 4, dem primären motorischen Kortex (Cz liegt über dem Teil des Homunculus der mit den unteren Extremitäten verbunden ist und C3 und C4 reflektieren die rechte und die linke Hand), BA 6, der prämotorische Assoziationskortex Integration, die BAs 3-1-2, primär sensorisch und sensomotorische Integration, BA 5 somatosensorischer Assoziationskortex sind beteiligt an der Propriozeption.

Die Funktionen umfassen die Kontrolle willentlicher Bewegungen, das Schlucken, das Blinzeln und so weiter. Die Funktionen können aspekte der Vorstellungskraft umfassen oder der verbalen Enkodierung sowie der motorischen erinnerung. Der motorische Kortex könnte eine Rolle bei der Hyperalgesie spielen, bei de res sich um eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit handelt.

Mu Rhytmen (Gehrinwellen in der Alpha frequenz mit leichzt veränderter Morphologie) können bei manchen Individuen an C3 und C4 aufgezeichnet werden. Erinnern wir uns daran, dass BA4 und die Bas 3-1-2 unter C3 einen Bezug zur rechten und an C4 zur linken Hand haben. Der MU Rhythmus reflektiert motorische Ruhe der Hände; beispielsweise zeigt MU an C3 dass die rechte Hand nicht bewegt wird und das die Person auch nicht vor hat, diese Hand zu bewegen (zum Beispiel sich vorstellt, einen Tennisball zu werfen). Der Mu Rhythmus ist eine normale Variation im EEG, aber er erscheint bei den meisten Menschen nicht.

Wir beobachteten einen Teenager, der einen Schlag auf die linke Kopfseite beim Karatetraining erhalten hatte, der anhaltende Probleme beim Spielen der Trompete und im Französisch Unterricht hatte. Ein 19 Kanal EEG Assessment zeigte hochamplitudige langsame Aktivität an C3 und Hypokohärenz (disconnection) zwischen C3 und allen anderen Messpunkten. Neurofeedback an C3 löste die Probleme.

Läsionen, die durch einen Schlaganfall oder eine transiente Ischämie (TIA) an BA 4 ausgelöst werden, dem motorischen Kortex, können zur Lähmung der kontralateralen Seite des Körpers in Gesicht, Arm, Hand oder Bein führen. Eine Illustration des Homunculus verdeutlicht die Repäsentation motorische Areale im Kortex. Die unten sichtbare Illustration stammt von Wilder Penfield.

Zeichnung von Maya Berenkey
Der kortikale Homunculus ist ein Piktogramm der anatomischen Unterteilung des primären motorischen Kortex und des primären somatosensorischen Kortex.



BAs 1, 2, 3: Primärer somatosensorischer Kortex




                     BA 1, 2, 3                                             BA 1, 2, 3





BA 1
Brodmann Areal 1 ist bedeutend für eine ganze Reihe von Funktionen, inklusive der Lokalisierung von Berührungen, Vibrationen, Temperatur, Propriozeption und Schmerz. Die motorischen Komponenten steuern Hand- und Fingerbewegungen, Bewegungen der Zunge und des Mundes, sowie das Schlucken. Dieses Areal ist Teil der Netzwerke zur Antizipation von Schmerz und anderen Sensationen. 
BA 2
Brodmann Areal 2 könnte an der Agraphesthesia beteiligt sein, einer Schwierigkeit Buchstaben und Zahlen, die auf der Handfläche ausgeführt werden, zu erkennen (nach einer Schädigung parietaler Regionen)

BA 4

Wenn wir uns weiter anterior zu Brodmann Areal 4 bewegen, finden wir Funktionen, die eher mit Sequenzen von Muskelbewegungen zu tun haben: der Hände, der Finger, des Mundes, der Zunge, der Augen, der Augenlider und der Gliedmaßen. Dieses Areal ist an der Atmung beteiligt und an komplexen Körperbewegungen. Der somatosensorische Kortex ist auch beteiligt an willentlichen Bewegungen, der Organiation von Bewegungen und er besitzt Spiegelneuronen. Diese werden aktiv, wenn die Bewegungen anderer Menschen beobachtet werden. Bei Menschen mit Autismus scheinen sie nicht vorhanden zu sein oder besser, die Neuronen um C3 feuern bei autistischen Personen nicht, wenn diese z.B. einen anderen Menschen einen Ball werfen sehen.

In einem Bewegungsnetzwerk hat diese Region bedeutende Verbindungen zum Thalamus, zum Kleinhirn und zum prämotorischen Kortex. Funktionen dieses Netzwerks umfassen die internalisierten Repräsentationen von Handlungen und sie spielen eine Rolle in der Antizipation und dem Verstehen von Aktionen.

BA 3

Inmitten des primären sensomotorischen Kortex, in der Nähe der Repräsentationen des Gesichts auf dem Homunculus und an der Verbindung zwischen somatosensorischem Kortex und motorischem Kortex, reagieren die Zellen von Brodmann Areal 3 auf propriozeptive und visuelle Stimuli, aber auch auf vestibuläre Reize. Viele dieser Neuronen werden durch visuelle Stimuli oder Rotationen des Körpers (auch bei geschlossenen Augen) angeregt, was einleuchtet, wenn man sich vorstellt, dass diese kortikalen Regionen an der Körperwahrnehmung für die Lage im Raum beteiligt sind. (Gray, 2013).

Cerebellum(Kleinhirn)

Dieses Aral wird im Text nicht näher beschrieben, weil es dem NFB Training nicht zugänglich ist. Aber es ist wichtig in den Netzwerken, die der NFB Therapeut beeinflussen kann, und deshalb sollen ein paar kurze Anmerkungen unsere Möglichkeiten erläutern:

Cerebellum ist Latein und meint: kleines Hirn oder Kleinhirn. Es handelt sich um einen Teil des Hinterhirns, der für motorische Bewegungen, Koordination, Balance, das Äquilibrium und den Muskeltonus zuständig ist. Wie der zerebrale Kortex besteht das Cerebellum aus weißer Substanz und einer dünnen äußeren Schicht gefalteter grauer Substanz. Die gefalteten äußeren Lagen des Cerebellum (cerebelarer Kortex) besitzen kleinere und kompaktere Furchen als der zerebrale Kortex. Das Cerebellum besteht aus hunderten von Millionen Neuronen zur Verarbeitung von Informationen. Es vermittelt Informationen zwischen der Körpermuskulatur und den Arealen des zerbralen Kortex, die an der motorischen Kontrolle beteiligt sind.
Das Cerebellum ist an verschiedenen Körperfunktionen beteiligt, inklusive:
  • Koordination der Feinmotorik
  • Balance und Äquilibrium
  • Muskeltonus

Von Bedeutung für einige Patienten ist die Beteiligung des Cerebellums am vestibulären Input zum Kortex. Nach Gehirnerschütterungen haben viele Patienten Probleme mit der Balance und dem sicheren Gang, aber auch bei der Verrichtung alltäglicher Handlungen. Das verstibuläre System und seine kortikalen Verbindungen scheinen bei diesen Patienten gestört zu sein. Eine Untersuchung dieses Systems war ein großer Teil der Diagnostik bei Athleten nach Gehirnerschütterungen, die von der Penn State University entwickelt und durchgeführt wurde. (Thompson & Hagedorn, 2012).

Das vestibuläre Netzwerk begleitet kognitive und sensomotorische Funktionen, inklusive der Bewegungsahrnehmung, der Raum Orientierung, der Kopf und Körperposition im Raum und der visuellen Wahrnehmung bei Bewegung z.B. bei Stürzen. Die vestibulären Informationen stamnmen aus den vestibulären Nuklei im Hirnstamm, ihre Informationen wandern zum Cerebellum, zum Thalamus und zum zerebralen Kortex. Dieses Netzwerk versorgt das Hirn mit Informationen über Schwerkraft und Lage im Raum (oben/unten) Vestibuläre Signale sind von großer Bedeutung für okulomotorische und posturale Reflexe und sie sind die Basis für die bewusste Raumwahrnehmung und das Raumgefühl. Die Pfade zum Kortex ziehen sich durch die ventral posterioren Nuclei des Thalamus zur Sylvian Furche (normalerweise Sulcus lateralis oder Fissura lateralis genannt), zur Insula, dem retroinsularen Kortex, dem frontoparietalen Operculum, dem superioren Gyrus temporalis und dem Kortex cingularis (Lopez, Blanke & Mast, 2012).




Operculum: Frontal – Parietal – Temporal – (Insula)

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. 2015; 9: 114.
Published online 2015 Mar 16. doi:  10.3389/fnhum.2015.00114
PMCID: PMC4360704

Transcranial direct current stimulation modulates efficiency of reading processes

Introduction

Being an efficient reader in today’s society greatly increases an individual’s chances of academic success and subsequent employment potential (; Achieve, ; ACT, ). Yet unlike the acquisition of oral language, learning to read requires years of explicit teaching and effortful practice in order to achieve mastery, with much individual variation in the final level of skill attained. Given the resources put into literacy education, there is a constant desire to optimize the process, and to reduce the gap between good and poor readers.
Neuroscience has been integral to this drive for knowledge. A key task for neuroimaging has been to identify areas of the brain that are important for the reading process. The act of reading comprises multiple subcomponents and the first task of reading in an alphabetic language is learning to link sounds and letters—i.e., decoding. Individuals subsequently gain increasing fluency in decoding, while steadily placing increasing resources into the act of comprehension (Snow et al., ). So far, the act of decoding and its pre-cursor skills have been the most accessible to neuroscientific study. Understanding decoding has also garnered particular attention in the wider research and educational community because unexpected difficulties with this task characterize developmental dyslexia, a specific difficulty with reading of neurobiological origin, which has a phonological deficit at its core (Gabrieli, ; Peterson and Pennington, ). Phonological processing is the ability to reflect upon and manipulate the component sounds of a word; including syllables, as well as phonemes, smaller sound units which often correspond to letters.
Functional imaging studies have converged in the last two decades in identifying a left-hemisphere lateralized reading network that implicates the inferior frontal as well as extensive posterior regions (Turkeltaub et al., ; Martin et al., ). Underactivation of these regions has also been reported in individuals who have persistent reading difficulties such as dyslexia (Rumsey et al., ; Horwitz et al., ; Paulesu et al., ; McCandliss and Noble, ; Hoeft et al., ; Shaywitz et al., ). In addition, research has reported overactivity of the left inferior frontal gyrus in dyslexia (McCandliss and Noble, ; Sandak et al., ), and less commonly, increased activity and connectivity in the right homologous regions, compared to typically-reading controls (Milne et al., ; Finn et al., ). It has been found that successful behavioral intervention targeting the phonological deficit in dyslexia is frequently accompanied by increases in “normalization” of functional activation of cortical and subcortical, predominantly left hemisphere areas thought to be implicated in the early stages of reading (see Barquero et al., , for a review).
This body of knowledge raises intriguing questions. For example, if improved behavioral outcomes consistently correlates with an increase in related cortical activity, would using neuromodulation techniques to increase cortical activity result in parallel behavioral gains? A potential neuromodulation tool to help answer this question is transcranial direct current stimulation (tDCS). tDCS is a safe, noninvasive method of neuromodulation during which a weak direct current is applied via anodal (increasing) and cathodal (decreasing) electrodes strategically placed on the scalp. Modeling studies support the idea that current passes through the skull and changes the excitability of targeted brain areas (Bikson et al., ). Resting membrane potentials of local populations of neurons are modulated, impacting postsynaptic subthreshold membrane de/polarization and thus increasing or decreasing the likelihood that a stimulus of constant strength will cause the neurons to reach their activation threshold (Nitsche et al., ). The amount of current reaching cortical areas directly under tDCS electrodes is significant (Wagner et al., ) and tDCS has been successfully used to elicit functional changes in motor function, mood and language/cognitive function (Nitsche and Paulus, ; Brunoni et al., ). One 10-min session of anodal tDCS results in excitability shifts lasting greater than one hour (Nitsche and Paulus, ), with multiple sessions resulting in longer-lasting shifts (Fregni and Pascual-Leone, ).
tDCS has recently been applied to the domain of reading. In 2012 Turkeltaub et al. applied anodal stimulation to the left posterior temporal cortex (pTC) with concurrent cathodal stimulation at homologous right pTC in a group of typically-reading adults (Turkeltaub et al., ). This was compared to a sham condition in the same individuals, administered on a separate day and counterbalanced for order. After a single 20 min application of tDCS, higher reading scores were reported in the active condition, as compared to sham, as measured by the Test of Word Reading Efficiency (TOWRE; Torgesen et al., ) a standardized, timed, single word reading measure. This pattern did not hold for the whole group, but just in the lower performing subgroup.
Turkeltaub’s study is an important step forward, but also raises many additional questions. Firstly, because the reading measures were only administered post-stimulation, we are making an inference that the active vs. sham performance differences are directly due to the presence or absence of stimulation. Without pre-stimulation reading measures reported, the strength of this inference is diminished. Secondly, by using the right homologous pTC site for the positioning of the reference electrode (which acts to make stimulation to that area cathodal), it becomes difficult to know whether the locus of the effect is due to the anodal stimulation of the left hemisphere or the dual action of anodal stimulation to the left hemisphere and cathodal stimulation of the right hemisphere. Finally, given the complexity of the reading process, it is of interest to see the effect of stimulation on specific subcomponents of reading, to add further nuance to our understanding of the effects of tDCS on this skill. For these reasons, the current study was carried out.
We report here the findings for a group of healthy, typically-reading adults. Stimulation of left hemisphere and right hemisphere temporo-parietal junction was administered on separate days, however in each case, the reference electrode was placed on the contralateral mastoid, so that stimulation effects to bilateral temporo-parietal regions could be observed distinctively.
To allow comparability with the Turkeltaub et al. () study, one of the same measures of single word reading efficiency was employed, the Test of Word Reading Efficiency (TOWRE; Torgesen et al., ).
The “spoonerism” task of phonological processing was also chosen as a primary dependent variable as this is a phonological processing task known to be sensitive to skill variation within adults (McCrory et al., ). In this task individuals are auditorily presented with two words and asked to swap the first sound of each e.g., “Sunny Terrace” would change to “Tunny Serrace”. To examine pre-post performance changes due to tDCS stimulation it is necessary to have multiple parallel sets of stimuli of equivalent difficulty and so these were custom-made for the study (see Methods for details of stimuli construction). Both accuracy and reaction time can be used as outcome variables for the spoonerism task, however to rule out the possibility that post-stimulation changes in reaction time are due to lower level motor/response factors, a non-phonological decision making task with equivalent response demands was created to act as a control task.
Using these tasks, this study set out to determine the impact upon reading and phonological processing of type of tDCS stimulation (anodal vs. cathodal) on homologous brain regions (left vs. right TPJ).
Given the importance of the left TPJ in reading and its subprocesses (Pugh et al., ; Church et al., ), we predicted that we might see similar facilitatory effects of anodal stimulation to the Left TPJ, however given the field’s incomplete understanding of the role of the right hemisphere in speech and literacy processing, this part of the study was exploratory in natu

Das komplette Buch der Thompsons über Netzwerke und Brodmann Areale auf deutsch

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